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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Mit dem Kaiser auf Reisen

irischen Beleuchtung für sämtliche Schiffsräume gehört. Täglich läßt sich Se.
Majestät eine Probe des für die Mannschaft bereiteten Essens bringen und ver¬
sucht dasselbe. Einen Tag ließ Se. Majestät Spritzenprobe abhalten, einen
anderen Klarschiff schlagen.

Se. Majestät blieben auch in Drontheim den Tag über an Bord, mit
Erledigung der Ihm von den Vertretern der einzelnen Ressorts vorgetragenen
Sachen beschäftigt. Zur Mittagstafel war der kaiserliche Konsul Herr Jenssen
zugezogen und zur Abendtafel der Leutnant zur See von Holleben, sowie die
Herren vom "Greif". Bei Tisch erhob sich der General der Kavallerie Graf
Waldersee, um unter Aufzählung der vielen in den Monat Juli fallenden hohen
Geburtstage und für die Hohenzollern ruhmreichen geschichtlichen Ereignisse,
das Wohl Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Adalbert auszubringen. Der
Graf bezeichnete es als ein glückliches Omen, daß der erlauchte Vater des
Geburtstagskindes sich an diesem Tage gerade auf dem Elemente befinde, auf
dem der junge Prinz einst die Hohenzollernflagge hochzuhalten berufen ist. Aus
Anlaß des Festes war über die Topper geflaggt.

Um 7 Uhr abends begaben sich Se. Majestät an Land, um den Dom
von Drontheim zu besichtigen, da es ja um 7 Uhr natürlich noch absolut Heller
Tag ist. Der Dom ist ein uralter Bau, der größtenteils abgebrannt, jetzt nach
dem alten Muster neu aufgebaut wird. Die nahezu fertige eine Hälfte des
Schiffs macht einen großartigen Eindruck und manches schöne Stück der alten
Bildhauerkunst ist, aus den Trümmern gerettet, am Neubau wieder angebracht.
Nach der Dombesichtigung wurde noch eine kurze Fahrt durch die hinter
Drontheim liegende Gegend unternommen, ein im fernen Hintergrund von
höheren Bergen eingefaßtes, hügeliges Alluvialland, das ein herrliches Bild
üppiger Natur und sorgfältiger Bebauung bietet.

Der Kaiser begab sich dann noch nebst Gefolge auf eine Stunde zum
deutschen Konsul, der mit seiner Gattin, einer Mecklenburgerin, und seiner zahl¬
reichen Kinderschar ein hübsches Landhaus in echt norwegischen Stil mit hübscher
und origineller Einrichtung bewohnt.

Nachdem Se. Majestät eine Tasse Tee genommen, kehrte der Monarch
gegen 11 Uhr abends bei vollkommener Helligkeit an Bord seiner Jacht zurück.

Am 15. Juli traf früh abermals ein Kurier aus Berlin ein. Derselbe
brachte eine größere Sendung für Se. Majestät mit, und die Erledigung des¬
selben erforderte viel Arbeit, da der Kurier abends wieder nach Berlin zurück¬
kehren mußte und für die nächsten Tage die kaiserliche Jacht auf telegraphische
Verbindung mit der Heimat beschränkt war. Se. Majestät verließ deshalb das
Schiff bis zur Abreise um 1 Uhr 15 Minuten nicht mehr. Kurz vor der Ab-
reise erschien noch der Konsul, um sich zu verabschieden, und Se. Majestät
übergab demselben 1000 Kronen als Beitrag für den Ausbau des Drontheimer
Domes. Die Fahrt ging nun in schnellem Tempo nordwärts, da Se. Majestät
die Absicht hatte, das Nordkap mit möglichst wenig Zeitverlust zu erreichen.


Grenzboten II 1913 39
Mit dem Kaiser auf Reisen

irischen Beleuchtung für sämtliche Schiffsräume gehört. Täglich läßt sich Se.
Majestät eine Probe des für die Mannschaft bereiteten Essens bringen und ver¬
sucht dasselbe. Einen Tag ließ Se. Majestät Spritzenprobe abhalten, einen
anderen Klarschiff schlagen.

Se. Majestät blieben auch in Drontheim den Tag über an Bord, mit
Erledigung der Ihm von den Vertretern der einzelnen Ressorts vorgetragenen
Sachen beschäftigt. Zur Mittagstafel war der kaiserliche Konsul Herr Jenssen
zugezogen und zur Abendtafel der Leutnant zur See von Holleben, sowie die
Herren vom „Greif". Bei Tisch erhob sich der General der Kavallerie Graf
Waldersee, um unter Aufzählung der vielen in den Monat Juli fallenden hohen
Geburtstage und für die Hohenzollern ruhmreichen geschichtlichen Ereignisse,
das Wohl Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Adalbert auszubringen. Der
Graf bezeichnete es als ein glückliches Omen, daß der erlauchte Vater des
Geburtstagskindes sich an diesem Tage gerade auf dem Elemente befinde, auf
dem der junge Prinz einst die Hohenzollernflagge hochzuhalten berufen ist. Aus
Anlaß des Festes war über die Topper geflaggt.

Um 7 Uhr abends begaben sich Se. Majestät an Land, um den Dom
von Drontheim zu besichtigen, da es ja um 7 Uhr natürlich noch absolut Heller
Tag ist. Der Dom ist ein uralter Bau, der größtenteils abgebrannt, jetzt nach
dem alten Muster neu aufgebaut wird. Die nahezu fertige eine Hälfte des
Schiffs macht einen großartigen Eindruck und manches schöne Stück der alten
Bildhauerkunst ist, aus den Trümmern gerettet, am Neubau wieder angebracht.
Nach der Dombesichtigung wurde noch eine kurze Fahrt durch die hinter
Drontheim liegende Gegend unternommen, ein im fernen Hintergrund von
höheren Bergen eingefaßtes, hügeliges Alluvialland, das ein herrliches Bild
üppiger Natur und sorgfältiger Bebauung bietet.

Der Kaiser begab sich dann noch nebst Gefolge auf eine Stunde zum
deutschen Konsul, der mit seiner Gattin, einer Mecklenburgerin, und seiner zahl¬
reichen Kinderschar ein hübsches Landhaus in echt norwegischen Stil mit hübscher
und origineller Einrichtung bewohnt.

Nachdem Se. Majestät eine Tasse Tee genommen, kehrte der Monarch
gegen 11 Uhr abends bei vollkommener Helligkeit an Bord seiner Jacht zurück.

Am 15. Juli traf früh abermals ein Kurier aus Berlin ein. Derselbe
brachte eine größere Sendung für Se. Majestät mit, und die Erledigung des¬
selben erforderte viel Arbeit, da der Kurier abends wieder nach Berlin zurück¬
kehren mußte und für die nächsten Tage die kaiserliche Jacht auf telegraphische
Verbindung mit der Heimat beschränkt war. Se. Majestät verließ deshalb das
Schiff bis zur Abreise um 1 Uhr 15 Minuten nicht mehr. Kurz vor der Ab-
reise erschien noch der Konsul, um sich zu verabschieden, und Se. Majestät
übergab demselben 1000 Kronen als Beitrag für den Ausbau des Drontheimer
Domes. Die Fahrt ging nun in schnellem Tempo nordwärts, da Se. Majestät
die Absicht hatte, das Nordkap mit möglichst wenig Zeitverlust zu erreichen.


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[0613] Mit dem Kaiser auf Reisen irischen Beleuchtung für sämtliche Schiffsräume gehört. Täglich läßt sich Se. Majestät eine Probe des für die Mannschaft bereiteten Essens bringen und ver¬ sucht dasselbe. Einen Tag ließ Se. Majestät Spritzenprobe abhalten, einen anderen Klarschiff schlagen. Se. Majestät blieben auch in Drontheim den Tag über an Bord, mit Erledigung der Ihm von den Vertretern der einzelnen Ressorts vorgetragenen Sachen beschäftigt. Zur Mittagstafel war der kaiserliche Konsul Herr Jenssen zugezogen und zur Abendtafel der Leutnant zur See von Holleben, sowie die Herren vom „Greif". Bei Tisch erhob sich der General der Kavallerie Graf Waldersee, um unter Aufzählung der vielen in den Monat Juli fallenden hohen Geburtstage und für die Hohenzollern ruhmreichen geschichtlichen Ereignisse, das Wohl Sr. königlichen Hoheit des Prinzen Adalbert auszubringen. Der Graf bezeichnete es als ein glückliches Omen, daß der erlauchte Vater des Geburtstagskindes sich an diesem Tage gerade auf dem Elemente befinde, auf dem der junge Prinz einst die Hohenzollernflagge hochzuhalten berufen ist. Aus Anlaß des Festes war über die Topper geflaggt. Um 7 Uhr abends begaben sich Se. Majestät an Land, um den Dom von Drontheim zu besichtigen, da es ja um 7 Uhr natürlich noch absolut Heller Tag ist. Der Dom ist ein uralter Bau, der größtenteils abgebrannt, jetzt nach dem alten Muster neu aufgebaut wird. Die nahezu fertige eine Hälfte des Schiffs macht einen großartigen Eindruck und manches schöne Stück der alten Bildhauerkunst ist, aus den Trümmern gerettet, am Neubau wieder angebracht. Nach der Dombesichtigung wurde noch eine kurze Fahrt durch die hinter Drontheim liegende Gegend unternommen, ein im fernen Hintergrund von höheren Bergen eingefaßtes, hügeliges Alluvialland, das ein herrliches Bild üppiger Natur und sorgfältiger Bebauung bietet. Der Kaiser begab sich dann noch nebst Gefolge auf eine Stunde zum deutschen Konsul, der mit seiner Gattin, einer Mecklenburgerin, und seiner zahl¬ reichen Kinderschar ein hübsches Landhaus in echt norwegischen Stil mit hübscher und origineller Einrichtung bewohnt. Nachdem Se. Majestät eine Tasse Tee genommen, kehrte der Monarch gegen 11 Uhr abends bei vollkommener Helligkeit an Bord seiner Jacht zurück. Am 15. Juli traf früh abermals ein Kurier aus Berlin ein. Derselbe brachte eine größere Sendung für Se. Majestät mit, und die Erledigung des¬ selben erforderte viel Arbeit, da der Kurier abends wieder nach Berlin zurück¬ kehren mußte und für die nächsten Tage die kaiserliche Jacht auf telegraphische Verbindung mit der Heimat beschränkt war. Se. Majestät verließ deshalb das Schiff bis zur Abreise um 1 Uhr 15 Minuten nicht mehr. Kurz vor der Ab- reise erschien noch der Konsul, um sich zu verabschieden, und Se. Majestät übergab demselben 1000 Kronen als Beitrag für den Ausbau des Drontheimer Domes. Die Fahrt ging nun in schnellem Tempo nordwärts, da Se. Majestät die Absicht hatte, das Nordkap mit möglichst wenig Zeitverlust zu erreichen. Grenzboten II 1913 39

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/613>, abgerufen am 22.12.2024.