Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Führung und Verpflegung der Millionenheere

geschehen. Besonders wichtig ist die Ausnutzung der drahtlosen Telegraphie,
d. h. die Ausrüstung der Stäbe mit fahrbaren Stationen, weil mit ihrer Hilfe auch
diejenigen Stellen schnell in Verbindung miteinander treten können, zwischen denen
wegen der großen Entfernung oder wegen der Bedrohung durch die Gegner oder
durch die feindlich gesinnten Landeseinwohner das Legen von Draht entweder
gar nicht, oder nur nach einem längeren Zeitraum möglich ist.

Genügte früher eine schnelle Verbindung zwischen den einzelnen Kommando¬
stellen wenigstens im Zustande der Ruhe, so muß man jetzt wegen der Ver¬
größerung der Entfernungen eine derartige Verbindung auch während des
Marsches und auf dem Gefechtsfelde verlangen. Auch diese hat sich ermöglichen
lassen. Die eine der bei den Stäben befindlichen Funkenstationen bleibt auch
nach dem Abrücken der Truppen in Tätigkeit, empfängt und befördert Mel¬
dungen und Befehle, die dann durch Personenselbstfahrer und Motorräder
den Truppen und Stäben schnell nachgesandt werden. Sie wird erst dann
abgebaut, wenn die andere an die Spitze vorgezogene Station eingerichtet ist
und ihren Betrieb aufgenommen hat. Auf dem Gesechtsfelde aber findet der
Fernsprecher Verwendung, mit dem die Generalkommandos und Divisionsstäbe
ausgerüstet sind. Die Feldfernsprechabteilungen marschieren ganz vorn bei der
Vorhut. Sowie ein Gefecht begonnen hat und sich sein Verlauf einigermaßen
übersehen läßt, verbinden die Abteilungen die Stäbe miteinander. Bei geschickter
Anordnung und Mitbenutzung des Materials der Telegraphentruppen ist es auch
möglich, eine Verbindung der nebeneinander kämpfenden Korps und der Flügel-
Divisionen fremder Korps herzustellen. Im Zustande der Ruhe dient der Telegraph
zur Verbindung der einzelnen Unterkunftsorte oder Biwaksplätze, der Vorposten usw.

Die richtige und zweckmäßige Ausnutzung dieser verschiedenen technischen
Nachrichten- und Verbindungsmittel verlangt, daß die Anordnungen zu ihrer
Verwendung von einer Stelle und von einer fachtechnisch ausgebildeten und
erfahrenen Persönlichkeit ausgehen. Muß doch in jedem einzelnen Falle genau
erwogen werden, welches Verbindungsmittel vorzugsweise zur Anwendung kommen
soll, an welchen Orten die einzelnen Stationen zu errichten sind, wann der
Betrieb zu eröffnen und wie lange er aufrechtzuerhalten ist. Deshalb werden
neuerdings allen höheren Stäben besondere Verkehrsoffiziere beigegeben, die die
Befehle für die Verwendung der technischen Nachrichtenmittel vorzubereiten und
auszuarbeiten haben. Wenn man so die große Vermehrung der Verkehrstruppen
betrachtet, die in unserer Armee in den letzten Jahren erfolgt ist und die auch
noch fortgesetzt wird, die reichliche Beschaffung und Bereitstellung des besten und
neuesten Materials, das unsere Technik liefert, die zahlreichen Friedensübungen,
die abgehalten werden -- so wird man die Überzeugung gewinnen dürfen, daß
in technischer Hinsicht alles geschieht, um die militärischen Nachrichten- und Ver¬
bindungsmittel auszugestalten. Es wird hierdurch möglich, die großen Räume schnell
zu überbrücken, welche die Millionenheere des Zukunftskrieges einnehmen werden.




Führung und Verpflegung der Millionenheere

geschehen. Besonders wichtig ist die Ausnutzung der drahtlosen Telegraphie,
d. h. die Ausrüstung der Stäbe mit fahrbaren Stationen, weil mit ihrer Hilfe auch
diejenigen Stellen schnell in Verbindung miteinander treten können, zwischen denen
wegen der großen Entfernung oder wegen der Bedrohung durch die Gegner oder
durch die feindlich gesinnten Landeseinwohner das Legen von Draht entweder
gar nicht, oder nur nach einem längeren Zeitraum möglich ist.

Genügte früher eine schnelle Verbindung zwischen den einzelnen Kommando¬
stellen wenigstens im Zustande der Ruhe, so muß man jetzt wegen der Ver¬
größerung der Entfernungen eine derartige Verbindung auch während des
Marsches und auf dem Gefechtsfelde verlangen. Auch diese hat sich ermöglichen
lassen. Die eine der bei den Stäben befindlichen Funkenstationen bleibt auch
nach dem Abrücken der Truppen in Tätigkeit, empfängt und befördert Mel¬
dungen und Befehle, die dann durch Personenselbstfahrer und Motorräder
den Truppen und Stäben schnell nachgesandt werden. Sie wird erst dann
abgebaut, wenn die andere an die Spitze vorgezogene Station eingerichtet ist
und ihren Betrieb aufgenommen hat. Auf dem Gesechtsfelde aber findet der
Fernsprecher Verwendung, mit dem die Generalkommandos und Divisionsstäbe
ausgerüstet sind. Die Feldfernsprechabteilungen marschieren ganz vorn bei der
Vorhut. Sowie ein Gefecht begonnen hat und sich sein Verlauf einigermaßen
übersehen läßt, verbinden die Abteilungen die Stäbe miteinander. Bei geschickter
Anordnung und Mitbenutzung des Materials der Telegraphentruppen ist es auch
möglich, eine Verbindung der nebeneinander kämpfenden Korps und der Flügel-
Divisionen fremder Korps herzustellen. Im Zustande der Ruhe dient der Telegraph
zur Verbindung der einzelnen Unterkunftsorte oder Biwaksplätze, der Vorposten usw.

Die richtige und zweckmäßige Ausnutzung dieser verschiedenen technischen
Nachrichten- und Verbindungsmittel verlangt, daß die Anordnungen zu ihrer
Verwendung von einer Stelle und von einer fachtechnisch ausgebildeten und
erfahrenen Persönlichkeit ausgehen. Muß doch in jedem einzelnen Falle genau
erwogen werden, welches Verbindungsmittel vorzugsweise zur Anwendung kommen
soll, an welchen Orten die einzelnen Stationen zu errichten sind, wann der
Betrieb zu eröffnen und wie lange er aufrechtzuerhalten ist. Deshalb werden
neuerdings allen höheren Stäben besondere Verkehrsoffiziere beigegeben, die die
Befehle für die Verwendung der technischen Nachrichtenmittel vorzubereiten und
auszuarbeiten haben. Wenn man so die große Vermehrung der Verkehrstruppen
betrachtet, die in unserer Armee in den letzten Jahren erfolgt ist und die auch
noch fortgesetzt wird, die reichliche Beschaffung und Bereitstellung des besten und
neuesten Materials, das unsere Technik liefert, die zahlreichen Friedensübungen,
die abgehalten werden — so wird man die Überzeugung gewinnen dürfen, daß
in technischer Hinsicht alles geschieht, um die militärischen Nachrichten- und Ver¬
bindungsmittel auszugestalten. Es wird hierdurch möglich, die großen Räume schnell
zu überbrücken, welche die Millionenheere des Zukunftskrieges einnehmen werden.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0554" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326074"/>
          <fw type="header" place="top"> Führung und Verpflegung der Millionenheere</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2569" prev="#ID_2568"> geschehen. Besonders wichtig ist die Ausnutzung der drahtlosen Telegraphie,<lb/>
d. h. die Ausrüstung der Stäbe mit fahrbaren Stationen, weil mit ihrer Hilfe auch<lb/>
diejenigen Stellen schnell in Verbindung miteinander treten können, zwischen denen<lb/>
wegen der großen Entfernung oder wegen der Bedrohung durch die Gegner oder<lb/>
durch die feindlich gesinnten Landeseinwohner das Legen von Draht entweder<lb/>
gar nicht, oder nur nach einem längeren Zeitraum möglich ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2570"> Genügte früher eine schnelle Verbindung zwischen den einzelnen Kommando¬<lb/>
stellen wenigstens im Zustande der Ruhe, so muß man jetzt wegen der Ver¬<lb/>
größerung der Entfernungen eine derartige Verbindung auch während des<lb/>
Marsches und auf dem Gefechtsfelde verlangen. Auch diese hat sich ermöglichen<lb/>
lassen. Die eine der bei den Stäben befindlichen Funkenstationen bleibt auch<lb/>
nach dem Abrücken der Truppen in Tätigkeit, empfängt und befördert Mel¬<lb/>
dungen und Befehle, die dann durch Personenselbstfahrer und Motorräder<lb/>
den Truppen und Stäben schnell nachgesandt werden. Sie wird erst dann<lb/>
abgebaut, wenn die andere an die Spitze vorgezogene Station eingerichtet ist<lb/>
und ihren Betrieb aufgenommen hat. Auf dem Gesechtsfelde aber findet der<lb/>
Fernsprecher Verwendung, mit dem die Generalkommandos und Divisionsstäbe<lb/>
ausgerüstet sind. Die Feldfernsprechabteilungen marschieren ganz vorn bei der<lb/>
Vorhut. Sowie ein Gefecht begonnen hat und sich sein Verlauf einigermaßen<lb/>
übersehen läßt, verbinden die Abteilungen die Stäbe miteinander. Bei geschickter<lb/>
Anordnung und Mitbenutzung des Materials der Telegraphentruppen ist es auch<lb/>
möglich, eine Verbindung der nebeneinander kämpfenden Korps und der Flügel-<lb/>
Divisionen fremder Korps herzustellen. Im Zustande der Ruhe dient der Telegraph<lb/>
zur Verbindung der einzelnen Unterkunftsorte oder Biwaksplätze, der Vorposten usw.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2571"> Die richtige und zweckmäßige Ausnutzung dieser verschiedenen technischen<lb/>
Nachrichten- und Verbindungsmittel verlangt, daß die Anordnungen zu ihrer<lb/>
Verwendung von einer Stelle und von einer fachtechnisch ausgebildeten und<lb/>
erfahrenen Persönlichkeit ausgehen. Muß doch in jedem einzelnen Falle genau<lb/>
erwogen werden, welches Verbindungsmittel vorzugsweise zur Anwendung kommen<lb/>
soll, an welchen Orten die einzelnen Stationen zu errichten sind, wann der<lb/>
Betrieb zu eröffnen und wie lange er aufrechtzuerhalten ist. Deshalb werden<lb/>
neuerdings allen höheren Stäben besondere Verkehrsoffiziere beigegeben, die die<lb/>
Befehle für die Verwendung der technischen Nachrichtenmittel vorzubereiten und<lb/>
auszuarbeiten haben. Wenn man so die große Vermehrung der Verkehrstruppen<lb/>
betrachtet, die in unserer Armee in den letzten Jahren erfolgt ist und die auch<lb/>
noch fortgesetzt wird, die reichliche Beschaffung und Bereitstellung des besten und<lb/>
neuesten Materials, das unsere Technik liefert, die zahlreichen Friedensübungen,<lb/>
die abgehalten werden &#x2014; so wird man die Überzeugung gewinnen dürfen, daß<lb/>
in technischer Hinsicht alles geschieht, um die militärischen Nachrichten- und Ver¬<lb/>
bindungsmittel auszugestalten. Es wird hierdurch möglich, die großen Räume schnell<lb/>
zu überbrücken, welche die Millionenheere des Zukunftskrieges einnehmen werden.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0554] Führung und Verpflegung der Millionenheere geschehen. Besonders wichtig ist die Ausnutzung der drahtlosen Telegraphie, d. h. die Ausrüstung der Stäbe mit fahrbaren Stationen, weil mit ihrer Hilfe auch diejenigen Stellen schnell in Verbindung miteinander treten können, zwischen denen wegen der großen Entfernung oder wegen der Bedrohung durch die Gegner oder durch die feindlich gesinnten Landeseinwohner das Legen von Draht entweder gar nicht, oder nur nach einem längeren Zeitraum möglich ist. Genügte früher eine schnelle Verbindung zwischen den einzelnen Kommando¬ stellen wenigstens im Zustande der Ruhe, so muß man jetzt wegen der Ver¬ größerung der Entfernungen eine derartige Verbindung auch während des Marsches und auf dem Gefechtsfelde verlangen. Auch diese hat sich ermöglichen lassen. Die eine der bei den Stäben befindlichen Funkenstationen bleibt auch nach dem Abrücken der Truppen in Tätigkeit, empfängt und befördert Mel¬ dungen und Befehle, die dann durch Personenselbstfahrer und Motorräder den Truppen und Stäben schnell nachgesandt werden. Sie wird erst dann abgebaut, wenn die andere an die Spitze vorgezogene Station eingerichtet ist und ihren Betrieb aufgenommen hat. Auf dem Gesechtsfelde aber findet der Fernsprecher Verwendung, mit dem die Generalkommandos und Divisionsstäbe ausgerüstet sind. Die Feldfernsprechabteilungen marschieren ganz vorn bei der Vorhut. Sowie ein Gefecht begonnen hat und sich sein Verlauf einigermaßen übersehen läßt, verbinden die Abteilungen die Stäbe miteinander. Bei geschickter Anordnung und Mitbenutzung des Materials der Telegraphentruppen ist es auch möglich, eine Verbindung der nebeneinander kämpfenden Korps und der Flügel- Divisionen fremder Korps herzustellen. Im Zustande der Ruhe dient der Telegraph zur Verbindung der einzelnen Unterkunftsorte oder Biwaksplätze, der Vorposten usw. Die richtige und zweckmäßige Ausnutzung dieser verschiedenen technischen Nachrichten- und Verbindungsmittel verlangt, daß die Anordnungen zu ihrer Verwendung von einer Stelle und von einer fachtechnisch ausgebildeten und erfahrenen Persönlichkeit ausgehen. Muß doch in jedem einzelnen Falle genau erwogen werden, welches Verbindungsmittel vorzugsweise zur Anwendung kommen soll, an welchen Orten die einzelnen Stationen zu errichten sind, wann der Betrieb zu eröffnen und wie lange er aufrechtzuerhalten ist. Deshalb werden neuerdings allen höheren Stäben besondere Verkehrsoffiziere beigegeben, die die Befehle für die Verwendung der technischen Nachrichtenmittel vorzubereiten und auszuarbeiten haben. Wenn man so die große Vermehrung der Verkehrstruppen betrachtet, die in unserer Armee in den letzten Jahren erfolgt ist und die auch noch fortgesetzt wird, die reichliche Beschaffung und Bereitstellung des besten und neuesten Materials, das unsere Technik liefert, die zahlreichen Friedensübungen, die abgehalten werden — so wird man die Überzeugung gewinnen dürfen, daß in technischer Hinsicht alles geschieht, um die militärischen Nachrichten- und Ver¬ bindungsmittel auszugestalten. Es wird hierdurch möglich, die großen Räume schnell zu überbrücken, welche die Millionenheere des Zukunftskrieges einnehmen werden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/554
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/554>, abgerufen am 27.07.2024.