forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den Kräften und Bedürfnissen der Jugend zu halten. Auch hier ist größere Elastizität nötig, als die heutige Organisation sie schaffen kann; auch hier würde eine freie, aber ständig arbeitende Kommission leichter einen wünschenswerten Aus¬ gleich schaffen können.
So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der Althoffschen Ära die führenden Männer beseelt hat. Möge sie keine bloße Episode in der Geschichte unseres Unterrichtswesens bleiben, möge jener Geist unserer Unterrichtsverwaltung nicht wieder abhanden kommen! Mögen sich Männer finden, die sich als wahre Nachfolger derer, die vom Schauplatz der entscheidenden praktischen Arbeit abgetreten sind, fühlen dürfen! Das ist alles,, was wir unserem Staate und seinem Schulwesen wünschen können.
Die "Aunst" des Lichtspieltheaters Professor Dr. Aonrad Lange Von in
Zum Thema "Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende Aufsätze: Vom "Geschmack" der Völker. Von Dr, Warstat. 1912. Heft S. -- Zwischen Kino und Theater. Von Dr. Warstat. 1912. Heft 23. -- Städtische Musterlichtbildbühnen. Bon Dr. Warstat. 1912. Heft 39. -- Kino-Dramaturgie. Von Dr. Goldstein. 1913. Heft Is. -- Schund¬ film und Filmzensur. Von Dr. Hellwig. 1913. Heft 16.
Die Schriftleitung.
s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬ graphen beschnitten werden. Man sollte sie nicht nur literarisch bekämpfen, sondern auch auf dem Wege der Gesetzgebung ein¬ dämmen und beseitigen. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß die so beliebte "Aufklärung des Volkes" ja doch nicht ausreicht. Seit zwanzig Jahren und mehr arbeitet man an der künstlerischen Erziehung der Jugend, der Arbeiter und des mittleren Bürgerstandes. Und das Ergebnis ist. wenn man aufrichtig sein soll, gleich Null. Das heißt, es ist ein absoluter Tiefstand des künstlerischen Urteils festzustellen. Auf dem Gebiete der Malerei haben wir den Futurismus, auf dem des Theaters den Kino. Die Mehrzahl der Menschen ist ästhetisch noch nicht einmal so gebildet, daß sie den Schwindel des Futurismus als solchen durchschaut. Und sie ist mit ihrem Kunstverständnis noch nicht einmal so weit gekommen, daß sie das Unkünstlerische an den so- genannten Dramen im Lichtspieltheater erkennt. Aber freilich, wenn man in der '
33
Die „Kunst" des Lichtspieltheaters
forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den Kräften und Bedürfnissen der Jugend zu halten. Auch hier ist größere Elastizität nötig, als die heutige Organisation sie schaffen kann; auch hier würde eine freie, aber ständig arbeitende Kommission leichter einen wünschenswerten Aus¬ gleich schaffen können.
So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der Althoffschen Ära die führenden Männer beseelt hat. Möge sie keine bloße Episode in der Geschichte unseres Unterrichtswesens bleiben, möge jener Geist unserer Unterrichtsverwaltung nicht wieder abhanden kommen! Mögen sich Männer finden, die sich als wahre Nachfolger derer, die vom Schauplatz der entscheidenden praktischen Arbeit abgetreten sind, fühlen dürfen! Das ist alles,, was wir unserem Staate und seinem Schulwesen wünschen können.
Die „Aunst" des Lichtspieltheaters Professor Dr. Aonrad Lange Von in
Zum Thema „Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende Aufsätze: Vom „Geschmack" der Völker. Von Dr, Warstat. 1912. Heft S. — Zwischen Kino und Theater. Von Dr. Warstat. 1912. Heft 23. — Städtische Musterlichtbildbühnen. Bon Dr. Warstat. 1912. Heft 39. — Kino-Dramaturgie. Von Dr. Goldstein. 1913. Heft Is. — Schund¬ film und Filmzensur. Von Dr. Hellwig. 1913. Heft 16.
Die Schriftleitung.
s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬ graphen beschnitten werden. Man sollte sie nicht nur literarisch bekämpfen, sondern auch auf dem Wege der Gesetzgebung ein¬ dämmen und beseitigen. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß die so beliebte „Aufklärung des Volkes" ja doch nicht ausreicht. Seit zwanzig Jahren und mehr arbeitet man an der künstlerischen Erziehung der Jugend, der Arbeiter und des mittleren Bürgerstandes. Und das Ergebnis ist. wenn man aufrichtig sein soll, gleich Null. Das heißt, es ist ein absoluter Tiefstand des künstlerischen Urteils festzustellen. Auf dem Gebiete der Malerei haben wir den Futurismus, auf dem des Theaters den Kino. Die Mehrzahl der Menschen ist ästhetisch noch nicht einmal so gebildet, daß sie den Schwindel des Futurismus als solchen durchschaut. Und sie ist mit ihrem Kunstverständnis noch nicht einmal so weit gekommen, daß sie das Unkünstlerische an den so- genannten Dramen im Lichtspieltheater erkennt. Aber freilich, wenn man in der '
33
<TEI><text><body><div><divn="1"><pbfacs="#f0519"corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/326039"/><fwtype="header"place="top"> Die „Kunst" des Lichtspieltheaters</fw><lb/><pxml:id="ID_2385"prev="#ID_2384"> forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den<lb/>
Kräften und Bedürfnissen der Jugend zu halten. Auch hier ist größere Elastizität<lb/>
nötig, als die heutige Organisation sie schaffen kann; auch hier würde eine<lb/>
freie, aber ständig arbeitende Kommission leichter einen wünschenswerten Aus¬<lb/>
gleich schaffen können.</p><lb/><pxml:id="ID_2386"> So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der<lb/>
Althoffschen Ära die führenden Männer beseelt hat. Möge sie keine bloße<lb/>
Episode in der Geschichte unseres Unterrichtswesens bleiben, möge jener Geist<lb/>
unserer Unterrichtsverwaltung nicht wieder abhanden kommen! Mögen sich<lb/>
Männer finden, die sich als wahre Nachfolger derer, die vom Schauplatz der<lb/>
entscheidenden praktischen Arbeit abgetreten sind, fühlen dürfen! Das ist alles,,<lb/>
was wir unserem Staate und seinem Schulwesen wünschen können.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></div><divn="1"><head> Die „Aunst" des Lichtspieltheaters<lb/><notetype="byline"> Professor Dr. Aonrad Lange </note> Von in</head><lb/><pxml:id="ID_2387"> Zum Thema „Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende<lb/>
Aufsätze: Vom „Geschmack" der Völker. Von Dr, Warstat. 1912. Heft S.<lb/>— Zwischen Kino und Theater. Von Dr. Warstat. 1912. Heft 23.<lb/>— Städtische Musterlichtbildbühnen. Bon Dr. Warstat. 1912. Heft 39.<lb/>— Kino-Dramaturgie. Von Dr. Goldstein. 1913. Heft Is. — Schund¬<lb/>
film und Filmzensur. Von Dr. Hellwig. 1913. Heft 16.</p><lb/><notetype="byline"> Die Schriftleitung.</note><lb/><pxml:id="ID_2388"next="#ID_2389"> s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬<lb/>
graphen beschnitten werden. Man sollte sie nicht nur literarisch<lb/>
bekämpfen, sondern auch auf dem Wege der Gesetzgebung ein¬<lb/>
dämmen und beseitigen. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß<lb/>
die so beliebte „Aufklärung des Volkes" ja doch nicht ausreicht.<lb/>
Seit zwanzig Jahren und mehr arbeitet man an der künstlerischen Erziehung<lb/>
der Jugend, der Arbeiter und des mittleren Bürgerstandes. Und das Ergebnis<lb/>
ist. wenn man aufrichtig sein soll, gleich Null. Das heißt, es ist ein absoluter<lb/>
Tiefstand des künstlerischen Urteils festzustellen. Auf dem Gebiete der Malerei<lb/>
haben wir den Futurismus, auf dem des Theaters den Kino. Die Mehrzahl<lb/>
der Menschen ist ästhetisch noch nicht einmal so gebildet, daß sie den Schwindel<lb/>
des Futurismus als solchen durchschaut. Und sie ist mit ihrem Kunstverständnis<lb/>
noch nicht einmal so weit gekommen, daß sie das Unkünstlerische an den so-<lb/>
genannten Dramen im Lichtspieltheater erkennt. Aber freilich, wenn man in der<lb/>
'</p><lb/><fwtype="sig"place="bottom"> 33</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[0519]
Die „Kunst" des Lichtspieltheaters
forderungen des praktischen Lebens einerseits und doch auch wieder zu den
Kräften und Bedürfnissen der Jugend zu halten. Auch hier ist größere Elastizität
nötig, als die heutige Organisation sie schaffen kann; auch hier würde eine
freie, aber ständig arbeitende Kommission leichter einen wünschenswerten Aus¬
gleich schaffen können.
So zeigt sich auch in den Einzelheiten jener Geist der Freiheit, der in der
Althoffschen Ära die führenden Männer beseelt hat. Möge sie keine bloße
Episode in der Geschichte unseres Unterrichtswesens bleiben, möge jener Geist
unserer Unterrichtsverwaltung nicht wieder abhanden kommen! Mögen sich
Männer finden, die sich als wahre Nachfolger derer, die vom Schauplatz der
entscheidenden praktischen Arbeit abgetreten sind, fühlen dürfen! Das ist alles,,
was wir unserem Staate und seinem Schulwesen wünschen können.
Die „Aunst" des Lichtspieltheaters
Professor Dr. Aonrad Lange Von in
Zum Thema „Kinematograph" brachten die Grenzboten folgende
Aufsätze: Vom „Geschmack" der Völker. Von Dr, Warstat. 1912. Heft S.
— Zwischen Kino und Theater. Von Dr. Warstat. 1912. Heft 23.
— Städtische Musterlichtbildbühnen. Bon Dr. Warstat. 1912. Heft 39.
— Kino-Dramaturgie. Von Dr. Goldstein. 1913. Heft Is. — Schund¬
film und Filmzensur. Von Dr. Hellwig. 1913. Heft 16.
Die Schriftleitung.
s ist nachgerade höchste Zeit, daß die Auswüchse des Kinemato¬
graphen beschnitten werden. Man sollte sie nicht nur literarisch
bekämpfen, sondern auch auf dem Wege der Gesetzgebung ein¬
dämmen und beseitigen. Denn die Erfahrung hat gelehrt, daß
die so beliebte „Aufklärung des Volkes" ja doch nicht ausreicht.
Seit zwanzig Jahren und mehr arbeitet man an der künstlerischen Erziehung
der Jugend, der Arbeiter und des mittleren Bürgerstandes. Und das Ergebnis
ist. wenn man aufrichtig sein soll, gleich Null. Das heißt, es ist ein absoluter
Tiefstand des künstlerischen Urteils festzustellen. Auf dem Gebiete der Malerei
haben wir den Futurismus, auf dem des Theaters den Kino. Die Mehrzahl
der Menschen ist ästhetisch noch nicht einmal so gebildet, daß sie den Schwindel
des Futurismus als solchen durchschaut. Und sie ist mit ihrem Kunstverständnis
noch nicht einmal so weit gekommen, daß sie das Unkünstlerische an den so-
genannten Dramen im Lichtspieltheater erkennt. Aber freilich, wenn man in der
'
33
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;
Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/519>, abgerufen am 07.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.