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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr.

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Präludien zu einem Ritt in Persien

zu sein, halte ich es für ratsam, bei derartigen Reisen einige Zigaretten mit¬
zuführen. Das Rauchen erfrischt, regt den Körper an, löscht den Durst, stillt
den Hunger, ohne eine schädliche Nachwirkung zu hinterlassen, wenn es nicht
übertrieben wird.

Dringend anzuraten ist aber, sich impfen zu lassen, bevor man in jenen
Hütten und auf Decken nächtigt, denen selbst der Laie ansieht, daß sie Träger
aller möglichen Krankheitserreger sind.

Und nun zur photographischen Ausrüstung. Hier gilt es mehr als von
den anderen Ausrüstungsgegenständen, daß nur das Beste Erfolg verspricht.
Da die Ansichten darüber, was hier das Zweckdienlichste ist, wohl sehr ver¬
schieden sein werden, so beschränkte ich mich darauf, zu erwähnen, wie ich aus¬
gestattet war, mit der Bemerkung, daß ich mit der Ausrüstung durchaus zufrieden
war. Ich hatte einen 9 : 12 Schlitzverschlußapparat "Argo" von der Firma
C. P, Goerz. Zu ihm gehörte ein Teletubus mit Verlängerungsstück für Fern¬
aufnahmen, der sich hervorragend bewährt und mir gute Dienste geleistet hat.
Trotz der kompliziert scheinenden Konstruktion des Verschlusses hat dieser doch
keinen Augenblick ausgesetzt, obgleich ich den Apparat, wie erwähnt, während
des ganzen Rittes am Sattel getragen habe, wo Verstaubungen und Ver¬
schmutzungen, ja selbst Stöße und kleine Verletzungen ganz unvermeidlich waren.
Die übrigen Bedarfsartikel stammten von der Aktiengesellschaft für Anilinfabri¬
kation und bestanden aus einer größeren Anzahl Chromo-Jsolarplatten, die mit
Tropenemülsion versehen und in Blechschachteln eingelötet waren. Beides ist
dringend nötig. Die Platten erhielten dadurch eine große Widerstandsfähigkeit
gegen Feuchtigkeit und Hitze, so daß durch diese beiden großen Feinde photo¬
graphischer Aufnahmen auch nicht eine Platte verdorben wurde. Wohl aber
litten die Films, soweit sie Verwendung fanden, fast sämtlich unter der Hitze.
Ferner empfiehlt es sich, einige Entwickler- und Fixierpatronen, von der "Agfa"
in Glas verpackt und für den Gebrauch äußerst härtlich zurechtgemacht, mitzu¬
führen, denn man muß zu Anfang und später wenigstens von Zeit zu Zeit
einige Bilder sofort entwickeln, zu Anfang, um die richtige Belichtungszeit zu
finden, denn bei der grellen Sonne sind die Lichtverhältnisse natürlich ganz
andere als hier in Europa, späterhin, um auf Fehler, die der Apparat während
der Reise erlitten haben kann, aufmerksam gemacht zu werden. Sonst kann es
sich ereignen, daß alle Bilder eines kleinen, leicht zu beseitigenden Fehlers wegen
verderben. Die Mitnahme einiger "Agfakapselblitze" für Blitzlichtaufnahmen
hat sich sehr gelohnt. Auch Platten für farbige Aufnahmen fanden Verwendung.
Durch sie konnten wir so manche schöne Beleuchtungseffekte, an denen jenes Land
ja so reich ist, als Erinnerung für spätere Zeiten festhalten.

An Verpflegung konnten wir natürlich nur einige Konserven mitführen, die
den eisernen Bestand bildeten, ein Teil wurde, wie erwähnt, in der Packtasche,
der Nest als Bagage befördert. Im übrigen lebte man von dem, was das Land
bot. In den großen Städten konnte man etwas Fleisch und Brot kaufen,


Präludien zu einem Ritt in Persien

zu sein, halte ich es für ratsam, bei derartigen Reisen einige Zigaretten mit¬
zuführen. Das Rauchen erfrischt, regt den Körper an, löscht den Durst, stillt
den Hunger, ohne eine schädliche Nachwirkung zu hinterlassen, wenn es nicht
übertrieben wird.

Dringend anzuraten ist aber, sich impfen zu lassen, bevor man in jenen
Hütten und auf Decken nächtigt, denen selbst der Laie ansieht, daß sie Träger
aller möglichen Krankheitserreger sind.

Und nun zur photographischen Ausrüstung. Hier gilt es mehr als von
den anderen Ausrüstungsgegenständen, daß nur das Beste Erfolg verspricht.
Da die Ansichten darüber, was hier das Zweckdienlichste ist, wohl sehr ver¬
schieden sein werden, so beschränkte ich mich darauf, zu erwähnen, wie ich aus¬
gestattet war, mit der Bemerkung, daß ich mit der Ausrüstung durchaus zufrieden
war. Ich hatte einen 9 : 12 Schlitzverschlußapparat „Argo" von der Firma
C. P, Goerz. Zu ihm gehörte ein Teletubus mit Verlängerungsstück für Fern¬
aufnahmen, der sich hervorragend bewährt und mir gute Dienste geleistet hat.
Trotz der kompliziert scheinenden Konstruktion des Verschlusses hat dieser doch
keinen Augenblick ausgesetzt, obgleich ich den Apparat, wie erwähnt, während
des ganzen Rittes am Sattel getragen habe, wo Verstaubungen und Ver¬
schmutzungen, ja selbst Stöße und kleine Verletzungen ganz unvermeidlich waren.
Die übrigen Bedarfsartikel stammten von der Aktiengesellschaft für Anilinfabri¬
kation und bestanden aus einer größeren Anzahl Chromo-Jsolarplatten, die mit
Tropenemülsion versehen und in Blechschachteln eingelötet waren. Beides ist
dringend nötig. Die Platten erhielten dadurch eine große Widerstandsfähigkeit
gegen Feuchtigkeit und Hitze, so daß durch diese beiden großen Feinde photo¬
graphischer Aufnahmen auch nicht eine Platte verdorben wurde. Wohl aber
litten die Films, soweit sie Verwendung fanden, fast sämtlich unter der Hitze.
Ferner empfiehlt es sich, einige Entwickler- und Fixierpatronen, von der „Agfa"
in Glas verpackt und für den Gebrauch äußerst härtlich zurechtgemacht, mitzu¬
führen, denn man muß zu Anfang und später wenigstens von Zeit zu Zeit
einige Bilder sofort entwickeln, zu Anfang, um die richtige Belichtungszeit zu
finden, denn bei der grellen Sonne sind die Lichtverhältnisse natürlich ganz
andere als hier in Europa, späterhin, um auf Fehler, die der Apparat während
der Reise erlitten haben kann, aufmerksam gemacht zu werden. Sonst kann es
sich ereignen, daß alle Bilder eines kleinen, leicht zu beseitigenden Fehlers wegen
verderben. Die Mitnahme einiger „Agfakapselblitze" für Blitzlichtaufnahmen
hat sich sehr gelohnt. Auch Platten für farbige Aufnahmen fanden Verwendung.
Durch sie konnten wir so manche schöne Beleuchtungseffekte, an denen jenes Land
ja so reich ist, als Erinnerung für spätere Zeiten festhalten.

An Verpflegung konnten wir natürlich nur einige Konserven mitführen, die
den eisernen Bestand bildeten, ein Teil wurde, wie erwähnt, in der Packtasche,
der Nest als Bagage befördert. Im übrigen lebte man von dem, was das Land
bot. In den großen Städten konnte man etwas Fleisch und Brot kaufen,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_325519/203>, abgerufen am 22.12.2024.