Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.Die Träger der inneren Kolonisation in Preußen Die Ziele dieses ersten gemeinnützigen Kolonisationsunternehmens unserer 1. die Besorgung von Güterankäufen, die Aufteilung von Gütern und 2. die möglichst vorteilhafte Ansehung deutscher Bauern, Handwerker und 3. eine gute Ausstattung der zu bildenden Gemeinden mit gemeinnützigen 4. die Gewährung der Gelegenheit für jeden tüchtigen, sparsamen Arbeiter, Trotz finanziell und technisch guter Durchführung einer Reihe von Kolonien Und in der Tat darf die im Jahre 1903 als eingetragene Genossenschaft Die Träger der inneren Kolonisation in Preußen Die Ziele dieses ersten gemeinnützigen Kolonisationsunternehmens unserer 1. die Besorgung von Güterankäufen, die Aufteilung von Gütern und 2. die möglichst vorteilhafte Ansehung deutscher Bauern, Handwerker und 3. eine gute Ausstattung der zu bildenden Gemeinden mit gemeinnützigen 4. die Gewährung der Gelegenheit für jeden tüchtigen, sparsamen Arbeiter, Trotz finanziell und technisch guter Durchführung einer Reihe von Kolonien Und in der Tat darf die im Jahre 1903 als eingetragene Genossenschaft <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0464" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/325334"/> <fw type="header" place="top"> Die Träger der inneren Kolonisation in Preußen</fw><lb/> <p xml:id="ID_2111"> Die Ziele dieses ersten gemeinnützigen Kolonisationsunternehmens unserer<lb/> Zeit bezeichnete Z2 der Satzungen: Gegenstand des Unternehmens ist die innere<lb/> Kolonisation durch Schaffung lebensfähiger ländlicher Ansiedlungen, besonders<lb/> leistungsfähiger Dorfgemeinden. Zur Erreichung dieses Zieles wird beabsichtigt:</p><lb/> <p xml:id="ID_2112"> 1. die Besorgung von Güterankäufen, die Aufteilung von Gütern und<lb/> Ansehung von Ansiedlern durch festbesoldete Gesellschaftsbeamte, unter Ausschluß<lb/> jedes kapitalistischen Sonderinteresses;</p><lb/> <p xml:id="ID_2113"> 2. die möglichst vorteilhafte Ansehung deutscher Bauern, Handwerker und<lb/> Arbeiter, geeignetenfalls unter Anwendung des Genossenschaftsprinzips;</p><lb/> <p xml:id="ID_2114"> 3. eine gute Ausstattung der zu bildenden Gemeinden mit gemeinnützigen<lb/> Einrichtungen und Dotationen;</p><lb/> <p xml:id="ID_2115"> 4. die Gewährung der Gelegenheit für jeden tüchtigen, sparsamen Arbeiter,<lb/> sich rin bescheidenen Mitteln innerhalb der Kolonie ein eigenes Heimwesen<lb/> zu erwerben.</p><lb/> <p xml:id="ID_2116"> Trotz finanziell und technisch guter Durchführung einer Reihe von Kolonien<lb/> mußte diese Gesellschaft nach einigen Jahren liquidieren, da ihre beschränkten<lb/> Mittel für den bedeutenden Geldbedarf der inneren Kolonisation nicht zureichten.<lb/> Vor allem hatte sich ihre Hoffnung auf Erlangen von staatlichem Ankaufskredit<lb/> nicht erfüllt. Hinzu kam, daß diesem jungen, aufstrebenden Unternehmen die<lb/> festen Stützen in den landwirtschaftlichen Kreisen fehlten. Nur ein wirklicher<lb/> „Agrarier", der bekannte Führer des Bundes der Landwirte, war im Auf¬<lb/> sichtsrate vertreten. Und gerade Freiherr von Wangenheim ist es, der sich stets<lb/> in vorbildlicher Weise innerhalb des Kreises des ostelbischen Grundbesitzes zum<lb/> tatkräftigen Anwalt der inneren Kolonisation gemacht hat. Die Deutsche An-<lb/> siedlungsgesellschaft mußte scheitern, einfach, weil ihr die wesentlichste Voraus¬<lb/> setzung fehlte. Denn auch für die innere Kolonisation gilt der bekannte Satz<lb/> Montecuculis: Geld, nochmals Geld, abermals Geld! Und doch hat dies kurz¬<lb/> lebige Unternehmen, auch abgesehen von seinen Koloniegründungen, etwas<lb/> Bleibendes erzielt: die theoretische Grundlage für die Organisation. „Die<lb/> Deutsche Ansiedlungsgesellschaft", sagte Präsident Metz in seinem Nekrolog für<lb/> sie, — „die einzige Gesellschaft, die sich an der inneren Kolonisation in wirklich<lb/> gemeinnütziger Weise und mit guten Erfolgen beteiligt hat —, ist leider in<lb/> Liquidation getreten; in ähnlichem Sinne wie sie wird jede Gesellschaft, die<lb/> gleiche Ziele erstrebt, zu arbeiten haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_2117" next="#ID_2118"> Und in der Tat darf die im Jahre 1903 als eingetragene Genossenschaft<lb/> in. b. H. gegründete Pommersche Ansiedlungsgesellschaft als Nachfolgerin der<lb/> Deutschen Ansiedlungsgesellschaft bezeichnet werden, deren Verfahren und Grundsätze<lb/> sie im wesentlichen annahm und weiterentwickelte. Der Genossenschaft traten der<lb/> preußische Staat, die Provinz Pommern, sowie zahlreiche Landkreise bei. Der<lb/> größte Teil der Mitglieder bestand aus Großgrundbesitzern. Mit Beginn des<lb/> Jahres 1911 ging die Tätigkeit der Pommerschen Ansiedlungsgesellschaft auf<lb/> die inzwischen begründete Pommersche Läutgesellschaft über. Nach Ansicht der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0464]
Die Träger der inneren Kolonisation in Preußen
Die Ziele dieses ersten gemeinnützigen Kolonisationsunternehmens unserer
Zeit bezeichnete Z2 der Satzungen: Gegenstand des Unternehmens ist die innere
Kolonisation durch Schaffung lebensfähiger ländlicher Ansiedlungen, besonders
leistungsfähiger Dorfgemeinden. Zur Erreichung dieses Zieles wird beabsichtigt:
1. die Besorgung von Güterankäufen, die Aufteilung von Gütern und
Ansehung von Ansiedlern durch festbesoldete Gesellschaftsbeamte, unter Ausschluß
jedes kapitalistischen Sonderinteresses;
2. die möglichst vorteilhafte Ansehung deutscher Bauern, Handwerker und
Arbeiter, geeignetenfalls unter Anwendung des Genossenschaftsprinzips;
3. eine gute Ausstattung der zu bildenden Gemeinden mit gemeinnützigen
Einrichtungen und Dotationen;
4. die Gewährung der Gelegenheit für jeden tüchtigen, sparsamen Arbeiter,
sich rin bescheidenen Mitteln innerhalb der Kolonie ein eigenes Heimwesen
zu erwerben.
Trotz finanziell und technisch guter Durchführung einer Reihe von Kolonien
mußte diese Gesellschaft nach einigen Jahren liquidieren, da ihre beschränkten
Mittel für den bedeutenden Geldbedarf der inneren Kolonisation nicht zureichten.
Vor allem hatte sich ihre Hoffnung auf Erlangen von staatlichem Ankaufskredit
nicht erfüllt. Hinzu kam, daß diesem jungen, aufstrebenden Unternehmen die
festen Stützen in den landwirtschaftlichen Kreisen fehlten. Nur ein wirklicher
„Agrarier", der bekannte Führer des Bundes der Landwirte, war im Auf¬
sichtsrate vertreten. Und gerade Freiherr von Wangenheim ist es, der sich stets
in vorbildlicher Weise innerhalb des Kreises des ostelbischen Grundbesitzes zum
tatkräftigen Anwalt der inneren Kolonisation gemacht hat. Die Deutsche An-
siedlungsgesellschaft mußte scheitern, einfach, weil ihr die wesentlichste Voraus¬
setzung fehlte. Denn auch für die innere Kolonisation gilt der bekannte Satz
Montecuculis: Geld, nochmals Geld, abermals Geld! Und doch hat dies kurz¬
lebige Unternehmen, auch abgesehen von seinen Koloniegründungen, etwas
Bleibendes erzielt: die theoretische Grundlage für die Organisation. „Die
Deutsche Ansiedlungsgesellschaft", sagte Präsident Metz in seinem Nekrolog für
sie, — „die einzige Gesellschaft, die sich an der inneren Kolonisation in wirklich
gemeinnütziger Weise und mit guten Erfolgen beteiligt hat —, ist leider in
Liquidation getreten; in ähnlichem Sinne wie sie wird jede Gesellschaft, die
gleiche Ziele erstrebt, zu arbeiten haben."
Und in der Tat darf die im Jahre 1903 als eingetragene Genossenschaft
in. b. H. gegründete Pommersche Ansiedlungsgesellschaft als Nachfolgerin der
Deutschen Ansiedlungsgesellschaft bezeichnet werden, deren Verfahren und Grundsätze
sie im wesentlichen annahm und weiterentwickelte. Der Genossenschaft traten der
preußische Staat, die Provinz Pommern, sowie zahlreiche Landkreise bei. Der
größte Teil der Mitglieder bestand aus Großgrundbesitzern. Mit Beginn des
Jahres 1911 ging die Tätigkeit der Pommerschen Ansiedlungsgesellschaft auf
die inzwischen begründete Pommersche Läutgesellschaft über. Nach Ansicht der
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