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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Kolonialer Fortschritt im Jahre 5952

der Gesamtausfuhr, so ergibt sich, daß im übrigen die Ausfuhr gestiegen ist.
Erfreulich ist, daß auch der Anteil des Mutterlandes am Außenhandel der
Kolonien wiederum gewachsen ist. Freilich ist bei den nachfolgenden Zahlen zu
beachten, daß sie nicht das Ergebnis des Jahres 1912, sondern erst des Jahres
1911 darstellen. Die Statistik hinkt leider immer ein Jahr nach.

Die einzelnen Kolonien beteiligen sich an diesem Ergebnis, im Vergleich
zum vorhergegangenen Berichtsjahre, wie folgt:

1910 1911
EinfuhrAusfuhrEinfuhrAusfuhr
Ostafrika......38,7 Mill.20,8 Mill.45,9 Mill.22,6 Mill. Mark
25.6 "19,9 "29.3 "21.2 " .,
Togo........10,8 "7,2 ,.9.6 "9,8 " "
Südwestafrika.....44.3 .,34,7 ,.46.3 "28.6 " "
Deutsch-Neu-Guinea . .6.0 "14,6 "8.1 "12,1 ., .,
3,6 .,3.6 ,.4.0 "4.3 .. ..
Zusammen128,8 Mill.100,8 Mill.142,2 Mill.98,0 Mill. Mark

Von Ostafrika ist nichts besonderes zu berichten. Die Eröffnung der Kili-
mandscharobahn ist uns nichts Neues mehr. Immerhin zeigt die Verkehrs¬
entwicklung auf dieser Bahn, daß in den Gebieten, wo vorzugsweise Europäer
leben und arbeiten, die Aufwärtsbewegung flott vorwärts geht. Lehrreich ist
in dieser Richtung ein Vergleich der Entwicklung des Außenhandels in Tanga
und Dar es Salam mit ihrem verschieden gearteten Hinterland. Dort euro¬
päische Plantagen und deutsche Pflanzer, hier Eingeborenenproduktion. Man
merkt den Unterschied! Nun, der Gouverneurwechsel wird mit der Zeit manches
ändern. Unter dem Regime des Kosmopoliten Rechenberg, mit dem ähnlich
gearteten Staatssekretär Dernburg als Rückhalt, ist der im Vergleich zwischen
Dar-es-Salam und Tanga zutage tretende Entwicklungsgang in der Kolonie
nicht sonderlich gefördert worden, denn deren Ideal war die Negerhandelskolonie
mit möglichst wenigen Europäern. Der neue Gouverneur muß zwar auf diesem
Gebiet auch noch manches zulernen, wie der oben erwähnte Versuch am un¬
tauglichen Objekt, rasch noch die Rechenbergsche Städteordnung unter Dach zu
bringen, zu beweisen scheint. Wir überschätzen zwar keineswegs die Talente
unserer ostafrikanischen Landsleute auf dem Gebiet der Selbstverwaltung, aber
wenn schon auf diesem Gebiet ein Versuch gemacht werden soll, dann soll er
auch ein wirkliches Urteil über die Fähigkeiten der weißen Bevölkerung
ermöglichen I

Südwestafrika war im letzten Jahre wieder einmal das Schmerzenskind.
Zwar die Farmwirtschaft hat sich, soweit dies im Wachsen des Viehbestandes
zum Ausdruck kommt, gut weiterentwickelt. Aber auf dem Gebiete der Diamanten¬
gewinnung hat es, wie wir seinerzeit prophezeiten, dank der Hartnäckigkeit
Dernburgs, der geringen Entschlußfähigkeit und Energie des Gouverneurs, einen
üblen. Rückschlag gegeben. Die Diamantenproduttion ist um fast 4 Mill. Mark
zurückgegangen, well man sich nicht rechtzeitig entschließen konnte, die der nachgerade


Kolonialer Fortschritt im Jahre 5952

der Gesamtausfuhr, so ergibt sich, daß im übrigen die Ausfuhr gestiegen ist.
Erfreulich ist, daß auch der Anteil des Mutterlandes am Außenhandel der
Kolonien wiederum gewachsen ist. Freilich ist bei den nachfolgenden Zahlen zu
beachten, daß sie nicht das Ergebnis des Jahres 1912, sondern erst des Jahres
1911 darstellen. Die Statistik hinkt leider immer ein Jahr nach.

Die einzelnen Kolonien beteiligen sich an diesem Ergebnis, im Vergleich
zum vorhergegangenen Berichtsjahre, wie folgt:

1910 1911
EinfuhrAusfuhrEinfuhrAusfuhr
Ostafrika......38,7 Mill.20,8 Mill.45,9 Mill.22,6 Mill. Mark
25.6 „19,9 „29.3 „21.2 „ .,
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Von Ostafrika ist nichts besonderes zu berichten. Die Eröffnung der Kili-
mandscharobahn ist uns nichts Neues mehr. Immerhin zeigt die Verkehrs¬
entwicklung auf dieser Bahn, daß in den Gebieten, wo vorzugsweise Europäer
leben und arbeiten, die Aufwärtsbewegung flott vorwärts geht. Lehrreich ist
in dieser Richtung ein Vergleich der Entwicklung des Außenhandels in Tanga
und Dar es Salam mit ihrem verschieden gearteten Hinterland. Dort euro¬
päische Plantagen und deutsche Pflanzer, hier Eingeborenenproduktion. Man
merkt den Unterschied! Nun, der Gouverneurwechsel wird mit der Zeit manches
ändern. Unter dem Regime des Kosmopoliten Rechenberg, mit dem ähnlich
gearteten Staatssekretär Dernburg als Rückhalt, ist der im Vergleich zwischen
Dar-es-Salam und Tanga zutage tretende Entwicklungsgang in der Kolonie
nicht sonderlich gefördert worden, denn deren Ideal war die Negerhandelskolonie
mit möglichst wenigen Europäern. Der neue Gouverneur muß zwar auf diesem
Gebiet auch noch manches zulernen, wie der oben erwähnte Versuch am un¬
tauglichen Objekt, rasch noch die Rechenbergsche Städteordnung unter Dach zu
bringen, zu beweisen scheint. Wir überschätzen zwar keineswegs die Talente
unserer ostafrikanischen Landsleute auf dem Gebiet der Selbstverwaltung, aber
wenn schon auf diesem Gebiet ein Versuch gemacht werden soll, dann soll er
auch ein wirkliches Urteil über die Fähigkeiten der weißen Bevölkerung
ermöglichen I

Südwestafrika war im letzten Jahre wieder einmal das Schmerzenskind.
Zwar die Farmwirtschaft hat sich, soweit dies im Wachsen des Viehbestandes
zum Ausdruck kommt, gut weiterentwickelt. Aber auf dem Gebiete der Diamanten¬
gewinnung hat es, wie wir seinerzeit prophezeiten, dank der Hartnäckigkeit
Dernburgs, der geringen Entschlußfähigkeit und Energie des Gouverneurs, einen
üblen. Rückschlag gegeben. Die Diamantenproduttion ist um fast 4 Mill. Mark
zurückgegangen, well man sich nicht rechtzeitig entschließen konnte, die der nachgerade


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[0410] Kolonialer Fortschritt im Jahre 5952 der Gesamtausfuhr, so ergibt sich, daß im übrigen die Ausfuhr gestiegen ist. Erfreulich ist, daß auch der Anteil des Mutterlandes am Außenhandel der Kolonien wiederum gewachsen ist. Freilich ist bei den nachfolgenden Zahlen zu beachten, daß sie nicht das Ergebnis des Jahres 1912, sondern erst des Jahres 1911 darstellen. Die Statistik hinkt leider immer ein Jahr nach. Die einzelnen Kolonien beteiligen sich an diesem Ergebnis, im Vergleich zum vorhergegangenen Berichtsjahre, wie folgt: 1910 1911 EinfuhrAusfuhrEinfuhrAusfuhr Ostafrika......38,7 Mill.20,8 Mill.45,9 Mill.22,6 Mill. Mark 25.6 „19,9 „29.3 „21.2 „ ., Togo........10,8 „7,2 ,.9.6 „9,8 „ „ Südwestafrika.....44.3 .,34,7 ,.46.3 „28.6 „ „ Deutsch-Neu-Guinea . .6.0 „14,6 „8.1 „12,1 ., ., 3,6 .,3.6 ,.4.0 „4.3 .. .. Zusammen128,8 Mill.100,8 Mill.142,2 Mill.98,0 Mill. Mark Von Ostafrika ist nichts besonderes zu berichten. Die Eröffnung der Kili- mandscharobahn ist uns nichts Neues mehr. Immerhin zeigt die Verkehrs¬ entwicklung auf dieser Bahn, daß in den Gebieten, wo vorzugsweise Europäer leben und arbeiten, die Aufwärtsbewegung flott vorwärts geht. Lehrreich ist in dieser Richtung ein Vergleich der Entwicklung des Außenhandels in Tanga und Dar es Salam mit ihrem verschieden gearteten Hinterland. Dort euro¬ päische Plantagen und deutsche Pflanzer, hier Eingeborenenproduktion. Man merkt den Unterschied! Nun, der Gouverneurwechsel wird mit der Zeit manches ändern. Unter dem Regime des Kosmopoliten Rechenberg, mit dem ähnlich gearteten Staatssekretär Dernburg als Rückhalt, ist der im Vergleich zwischen Dar-es-Salam und Tanga zutage tretende Entwicklungsgang in der Kolonie nicht sonderlich gefördert worden, denn deren Ideal war die Negerhandelskolonie mit möglichst wenigen Europäern. Der neue Gouverneur muß zwar auf diesem Gebiet auch noch manches zulernen, wie der oben erwähnte Versuch am un¬ tauglichen Objekt, rasch noch die Rechenbergsche Städteordnung unter Dach zu bringen, zu beweisen scheint. Wir überschätzen zwar keineswegs die Talente unserer ostafrikanischen Landsleute auf dem Gebiet der Selbstverwaltung, aber wenn schon auf diesem Gebiet ein Versuch gemacht werden soll, dann soll er auch ein wirkliches Urteil über die Fähigkeiten der weißen Bevölkerung ermöglichen I Südwestafrika war im letzten Jahre wieder einmal das Schmerzenskind. Zwar die Farmwirtschaft hat sich, soweit dies im Wachsen des Viehbestandes zum Ausdruck kommt, gut weiterentwickelt. Aber auf dem Gebiete der Diamanten¬ gewinnung hat es, wie wir seinerzeit prophezeiten, dank der Hartnäckigkeit Dernburgs, der geringen Entschlußfähigkeit und Energie des Gouverneurs, einen üblen. Rückschlag gegeben. Die Diamantenproduttion ist um fast 4 Mill. Mark zurückgegangen, well man sich nicht rechtzeitig entschließen konnte, die der nachgerade

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/410>, abgerufen am 22.12.2024.