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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Die hamburgische Universitätsvorlage
Professor I)r. Karl Stählin von in

le soeben veröffentlichte Denkschrift: "Errichtung einer Universität
in Hamburg, Antrag des Senats an die Bürgerschaft vom
20. Dezember 1912 betreffend Ausbau des Kolonialinstituts und
des Allgemeinen Vorlesungswesens zu einer Universität" (Ham¬
burg 1912), ist eine Publikation, die alle gebildeten Kreise
Deutschlands aufs höchste interessieren muß.

Schon im Jahre 1847 war der Plan aufgetaucht, durch Ausgestaltung
des seit 1613 bestehenden Akademischen Gymnasiums, das in seiner Blütezeit
eine Mittelstellung zwischen Gymnasium und Universität eingenommen hatte,
eine Universität ins Leben zu rufen. Er wurde einige Jahrzehnte später durch
das Projekt einer Akademie abgelöst. Doch weder das eine noch das andere
kam zur Ausführung, und das Akademische Gymnasium wurde als in seiner
damaligen Gestalt nicht mehr existenzberechtigt 1883 einfach aufgehoben. Dem
längst schon bestehenden Komplex hervorragender wissenschaftlicher Institute,
Museen und Sammlungen war damit der Kern ausgebrochen. Aber gar bald
setzte, wie das der damalige Bürgermeister Kirchenpauer mit untrüglichem Blick
vorhersah, eine Neubildung auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Bestrebungen
ein, der die Zukunft gehören sollte. Ihr Kristallisationspunkt wurde das mit
dem alten Akademischen Gymnasium verknüpfte und seit 1895 reorganisierte
Allgemeine Vorlesungswesen: "eine den lokalen Bedürfnissen Hamburgs tunlichst
angepaßte höhere Bildungsstätte für Erwachsene, die mehr und mehr einen
Hauptfaktor im geistigen Leben unserer Stadt bildet und wohl eine Hochschule
im weiteren, allgemeinen Sinn genannt werden darf" (Verhandlungen zwischen
Senat und Bürgerschaft 1899). Und Jahr für Jahr ging es in der neuesten


Grenzboten I 1913 11


Die hamburgische Universitätsvorlage
Professor I)r. Karl Stählin von in

le soeben veröffentlichte Denkschrift: „Errichtung einer Universität
in Hamburg, Antrag des Senats an die Bürgerschaft vom
20. Dezember 1912 betreffend Ausbau des Kolonialinstituts und
des Allgemeinen Vorlesungswesens zu einer Universität" (Ham¬
burg 1912), ist eine Publikation, die alle gebildeten Kreise
Deutschlands aufs höchste interessieren muß.

Schon im Jahre 1847 war der Plan aufgetaucht, durch Ausgestaltung
des seit 1613 bestehenden Akademischen Gymnasiums, das in seiner Blütezeit
eine Mittelstellung zwischen Gymnasium und Universität eingenommen hatte,
eine Universität ins Leben zu rufen. Er wurde einige Jahrzehnte später durch
das Projekt einer Akademie abgelöst. Doch weder das eine noch das andere
kam zur Ausführung, und das Akademische Gymnasium wurde als in seiner
damaligen Gestalt nicht mehr existenzberechtigt 1883 einfach aufgehoben. Dem
längst schon bestehenden Komplex hervorragender wissenschaftlicher Institute,
Museen und Sammlungen war damit der Kern ausgebrochen. Aber gar bald
setzte, wie das der damalige Bürgermeister Kirchenpauer mit untrüglichem Blick
vorhersah, eine Neubildung auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Bestrebungen
ein, der die Zukunft gehören sollte. Ihr Kristallisationspunkt wurde das mit
dem alten Akademischen Gymnasium verknüpfte und seit 1895 reorganisierte
Allgemeine Vorlesungswesen: „eine den lokalen Bedürfnissen Hamburgs tunlichst
angepaßte höhere Bildungsstätte für Erwachsene, die mehr und mehr einen
Hauptfaktor im geistigen Leben unserer Stadt bildet und wohl eine Hochschule
im weiteren, allgemeinen Sinn genannt werden darf" (Verhandlungen zwischen
Senat und Bürgerschaft 1899). Und Jahr für Jahr ging es in der neuesten


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[0165] [Abbildung] Die hamburgische Universitätsvorlage Professor I)r. Karl Stählin von in le soeben veröffentlichte Denkschrift: „Errichtung einer Universität in Hamburg, Antrag des Senats an die Bürgerschaft vom 20. Dezember 1912 betreffend Ausbau des Kolonialinstituts und des Allgemeinen Vorlesungswesens zu einer Universität" (Ham¬ burg 1912), ist eine Publikation, die alle gebildeten Kreise Deutschlands aufs höchste interessieren muß. Schon im Jahre 1847 war der Plan aufgetaucht, durch Ausgestaltung des seit 1613 bestehenden Akademischen Gymnasiums, das in seiner Blütezeit eine Mittelstellung zwischen Gymnasium und Universität eingenommen hatte, eine Universität ins Leben zu rufen. Er wurde einige Jahrzehnte später durch das Projekt einer Akademie abgelöst. Doch weder das eine noch das andere kam zur Ausführung, und das Akademische Gymnasium wurde als in seiner damaligen Gestalt nicht mehr existenzberechtigt 1883 einfach aufgehoben. Dem längst schon bestehenden Komplex hervorragender wissenschaftlicher Institute, Museen und Sammlungen war damit der Kern ausgebrochen. Aber gar bald setzte, wie das der damalige Bürgermeister Kirchenpauer mit untrüglichem Blick vorhersah, eine Neubildung auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Bestrebungen ein, der die Zukunft gehören sollte. Ihr Kristallisationspunkt wurde das mit dem alten Akademischen Gymnasium verknüpfte und seit 1895 reorganisierte Allgemeine Vorlesungswesen: „eine den lokalen Bedürfnissen Hamburgs tunlichst angepaßte höhere Bildungsstätte für Erwachsene, die mehr und mehr einen Hauptfaktor im geistigen Leben unserer Stadt bildet und wohl eine Hochschule im weiteren, allgemeinen Sinn genannt werden darf" (Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft 1899). Und Jahr für Jahr ging es in der neuesten Grenzboten I 1913 11

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/165>, abgerufen am 01.07.2024.