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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Schlösser und Kirchen, abgeben. Dieser Band
will nicht kunstgeschichtlichen Anschauungsstoff,
sondern ein möglichst geschlossenes Stimmungs¬
bild geben und diesem Zweck paßt sich der
einleitende Text von Dr. Cohn-Wiener ebenso
an, wie die in die Abbildungen aufgenom¬
menen Reproduktionen nach Lancret, Watteau,
Pesne und Menzel; daß die Bauten der
Schinkel-Zeit vielleicht nicht ganz auf die
Kosten kommen, ist begreiflich, wenn es auch
zu bedauern ist, daß in diesen beiden Bänden
die märkischen Bauten aus Zopf-, Empire-
und Biedermeierzeit wenig vertreten sind;
Schloß Freienwalde, Schloß Paretz, Schloß
Tegel, die unter Schinkels Einfluß entstan¬
denen Wohnhäuser in Kottbus z, B,, fehlen.
Aber vielleicht bleibt dies einem weiteren
Bande vorbehalten und die Fülle des Ge¬
botenen ist in den beiden vorliegenden schon
so groß, daß ein Mehr vielleicht verwirrend
wirken würde.

Der billige Preis der sehr schön aus¬
gestatteten Sammlung ermöglicht eine große
Verbreitung und man kann einem Unter¬
nehmen, das in so vornehmer Weise bemüht
ist, dem Deutschen sein Vaterland besser
kennen zu lehren und seine Liebe zur Heimat
dadurch zu vertiefen nur den besten Erfolg
,
Dr. Meyer i Wünschen. n

Aulturgeschichte

Das Zeitalter der Renaissance. I. Serie
Band IV: Alfonso der Erste, Ferrante der
Erste von Neapel. Jena, Eugen Diederichs.
191S.

Die Zeit der italienischen Renaissance
gehört bei uns heute zu den beliebtesten
Epochen der Geschichte, aber leider ist die
Anschauung von ihr, wie von dem meisten,
was populär wird, reichlich oberflächlich und,
ähnlich wie vor Jahrzehnten die Verehrung
für die Antike, zu einem verschwommenen
Sammelsurium von Heldenverehrung, Kunst¬

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begeisterung und Heiterkeit? apostelei geworden.
In diesen Brei unklarer Schwärmerei wuchtet
schwer wie eine eherne Bildsäule, die zur
Warnung dienen mag, die in vorliegendem
Bande veröffentlichte schwermütige Schrift
Tristano Caracciolos "Vom Wechsel des
Schicksals". Zwar kann ich die Bewunderung
für den Schriftsteller als solchen, mag er auch
über seine Zeitgenossen hinausragen, nicht
teilen, es ist nicht eben schwer, das Gegenteil
des allgemein Angenommenen zu beweisen,
aber wie bedeutsam wird diese Schrift als
Dokument für die Kehrseite des heiteren
Glanzes, der zusammengehaltenen Lebens¬
freude der Renaissance, welch ein Knäuel von
Leidenschaft, Tragik und widrigen Verhält¬
nissen! Wie spielerisch nimmt sich dagegen
die graziöse Anekdotensammlung Ant. Becca-
dellis "Aus dem Leben Alfonsos des Ersten"
aus. Beide Schriften geben in der Tat das
seltsame Nebeneinander von Hellem Licht und
düsterem Schatten, das die italienische Re¬
naissance zeigt, vortrefflich wieder. Gleichsam
eine detaillierte Ausführung von Caracciolos
Schrift ist dann die dritte des Neapel ge¬
widmeten Bandes Camillo Porzios, stilistisch
allerdings nicht gerade glänzende, hauptsäch¬
lich des stofflichen Interesses wegen aufge¬
nommene "Verschwörung der Barone gegen
Ferrante den Ersten", während Caracciolos
kurze Abhandlung über König Ferdinand von
Aragon und seine Nachkommen gewissermaßen
vortrefflich an ihrem Platze steht. Die Ein¬
führung des Übersetzers Hermann Hefele, die
eine gedrängte Darstellung der Geschichte
Neapels unter den Anjous und Aragonesen,
sowie kurze Ausführungen über den Huma¬
nismus in Neapel und die literargeschichtliche
Stellung der drei Autoren gibt, ist aus¬
gezeichnet, die Übersetzung, abgesehen von
manchen steifen Wendungen in der dritten,
allerdings schwierig zu verbessernden Schrift
S. gut und lesbar zu nennen.

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Nachdruck sitmtlichcr Aufsähe nur mit ausdritcklichcr Erlaubnis des VcrlaaS gestattet.
Veranlworuiq- der Herausgeber George üleinow in Schöneberg. -- Mann>ir>r>llendungen und Buche werden
erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Friedenau bei Berlin, Hcdwigstr. 1".
Fernsprecher der Schristleitung! Amt Upland LWV, des Verlags- Amt Lüyow KS10.
Verlag! Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in Berlin SV. 11.
Truck! "Der R-ichsbote" G. in. b. H. in Berlin L>V. 11, Defjauer Strnsj- W/Ü7.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Schlösser und Kirchen, abgeben. Dieser Band
will nicht kunstgeschichtlichen Anschauungsstoff,
sondern ein möglichst geschlossenes Stimmungs¬
bild geben und diesem Zweck paßt sich der
einleitende Text von Dr. Cohn-Wiener ebenso
an, wie die in die Abbildungen aufgenom¬
menen Reproduktionen nach Lancret, Watteau,
Pesne und Menzel; daß die Bauten der
Schinkel-Zeit vielleicht nicht ganz auf die
Kosten kommen, ist begreiflich, wenn es auch
zu bedauern ist, daß in diesen beiden Bänden
die märkischen Bauten aus Zopf-, Empire-
und Biedermeierzeit wenig vertreten sind;
Schloß Freienwalde, Schloß Paretz, Schloß
Tegel, die unter Schinkels Einfluß entstan¬
denen Wohnhäuser in Kottbus z, B,, fehlen.
Aber vielleicht bleibt dies einem weiteren
Bande vorbehalten und die Fülle des Ge¬
botenen ist in den beiden vorliegenden schon
so groß, daß ein Mehr vielleicht verwirrend
wirken würde.

Der billige Preis der sehr schön aus¬
gestatteten Sammlung ermöglicht eine große
Verbreitung und man kann einem Unter¬
nehmen, das in so vornehmer Weise bemüht
ist, dem Deutschen sein Vaterland besser
kennen zu lehren und seine Liebe zur Heimat
dadurch zu vertiefen nur den besten Erfolg
,
Dr. Meyer i Wünschen. n

Aulturgeschichte

Das Zeitalter der Renaissance. I. Serie
Band IV: Alfonso der Erste, Ferrante der
Erste von Neapel. Jena, Eugen Diederichs.
191S.

Die Zeit der italienischen Renaissance
gehört bei uns heute zu den beliebtesten
Epochen der Geschichte, aber leider ist die
Anschauung von ihr, wie von dem meisten,
was populär wird, reichlich oberflächlich und,
ähnlich wie vor Jahrzehnten die Verehrung
für die Antike, zu einem verschwommenen
Sammelsurium von Heldenverehrung, Kunst¬

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begeisterung und Heiterkeit? apostelei geworden.
In diesen Brei unklarer Schwärmerei wuchtet
schwer wie eine eherne Bildsäule, die zur
Warnung dienen mag, die in vorliegendem
Bande veröffentlichte schwermütige Schrift
Tristano Caracciolos „Vom Wechsel des
Schicksals". Zwar kann ich die Bewunderung
für den Schriftsteller als solchen, mag er auch
über seine Zeitgenossen hinausragen, nicht
teilen, es ist nicht eben schwer, das Gegenteil
des allgemein Angenommenen zu beweisen,
aber wie bedeutsam wird diese Schrift als
Dokument für die Kehrseite des heiteren
Glanzes, der zusammengehaltenen Lebens¬
freude der Renaissance, welch ein Knäuel von
Leidenschaft, Tragik und widrigen Verhält¬
nissen! Wie spielerisch nimmt sich dagegen
die graziöse Anekdotensammlung Ant. Becca-
dellis „Aus dem Leben Alfonsos des Ersten"
aus. Beide Schriften geben in der Tat das
seltsame Nebeneinander von Hellem Licht und
düsterem Schatten, das die italienische Re¬
naissance zeigt, vortrefflich wieder. Gleichsam
eine detaillierte Ausführung von Caracciolos
Schrift ist dann die dritte des Neapel ge¬
widmeten Bandes Camillo Porzios, stilistisch
allerdings nicht gerade glänzende, hauptsäch¬
lich des stofflichen Interesses wegen aufge¬
nommene „Verschwörung der Barone gegen
Ferrante den Ersten", während Caracciolos
kurze Abhandlung über König Ferdinand von
Aragon und seine Nachkommen gewissermaßen
vortrefflich an ihrem Platze steht. Die Ein¬
führung des Übersetzers Hermann Hefele, die
eine gedrängte Darstellung der Geschichte
Neapels unter den Anjous und Aragonesen,
sowie kurze Ausführungen über den Huma¬
nismus in Neapel und die literargeschichtliche
Stellung der drei Autoren gibt, ist aus¬
gezeichnet, die Übersetzung, abgesehen von
manchen steifen Wendungen in der dritten,
allerdings schwierig zu verbessernden Schrift
S. gut und lesbar zu nennen.

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Nachdruck sitmtlichcr Aufsähe nur mit ausdritcklichcr Erlaubnis des VcrlaaS gestattet.
Veranlworuiq- der Herausgeber George üleinow in Schöneberg. — Mann>ir>r>llendungen und Buche werden
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An den Herausgeber der Grenzboten in Friedenau bei Berlin, Hcdwigstr. 1».
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Truck! „Der R-ichsbote" G. in. b. H. in Berlin L>V. 11, Defjauer Strnsj- W/Ü7.
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[0164] Maßgebliches und Unmaßgebliches Schlösser und Kirchen, abgeben. Dieser Band will nicht kunstgeschichtlichen Anschauungsstoff, sondern ein möglichst geschlossenes Stimmungs¬ bild geben und diesem Zweck paßt sich der einleitende Text von Dr. Cohn-Wiener ebenso an, wie die in die Abbildungen aufgenom¬ menen Reproduktionen nach Lancret, Watteau, Pesne und Menzel; daß die Bauten der Schinkel-Zeit vielleicht nicht ganz auf die Kosten kommen, ist begreiflich, wenn es auch zu bedauern ist, daß in diesen beiden Bänden die märkischen Bauten aus Zopf-, Empire- und Biedermeierzeit wenig vertreten sind; Schloß Freienwalde, Schloß Paretz, Schloß Tegel, die unter Schinkels Einfluß entstan¬ denen Wohnhäuser in Kottbus z, B,, fehlen. Aber vielleicht bleibt dies einem weiteren Bande vorbehalten und die Fülle des Ge¬ botenen ist in den beiden vorliegenden schon so groß, daß ein Mehr vielleicht verwirrend wirken würde. Der billige Preis der sehr schön aus¬ gestatteten Sammlung ermöglicht eine große Verbreitung und man kann einem Unter¬ nehmen, das in so vornehmer Weise bemüht ist, dem Deutschen sein Vaterland besser kennen zu lehren und seine Liebe zur Heimat dadurch zu vertiefen nur den besten Erfolg , Dr. Meyer i Wünschen. n Aulturgeschichte Das Zeitalter der Renaissance. I. Serie Band IV: Alfonso der Erste, Ferrante der Erste von Neapel. Jena, Eugen Diederichs. 191S. Die Zeit der italienischen Renaissance gehört bei uns heute zu den beliebtesten Epochen der Geschichte, aber leider ist die Anschauung von ihr, wie von dem meisten, was populär wird, reichlich oberflächlich und, ähnlich wie vor Jahrzehnten die Verehrung für die Antike, zu einem verschwommenen Sammelsurium von Heldenverehrung, Kunst¬ begeisterung und Heiterkeit? apostelei geworden. In diesen Brei unklarer Schwärmerei wuchtet schwer wie eine eherne Bildsäule, die zur Warnung dienen mag, die in vorliegendem Bande veröffentlichte schwermütige Schrift Tristano Caracciolos „Vom Wechsel des Schicksals". Zwar kann ich die Bewunderung für den Schriftsteller als solchen, mag er auch über seine Zeitgenossen hinausragen, nicht teilen, es ist nicht eben schwer, das Gegenteil des allgemein Angenommenen zu beweisen, aber wie bedeutsam wird diese Schrift als Dokument für die Kehrseite des heiteren Glanzes, der zusammengehaltenen Lebens¬ freude der Renaissance, welch ein Knäuel von Leidenschaft, Tragik und widrigen Verhält¬ nissen! Wie spielerisch nimmt sich dagegen die graziöse Anekdotensammlung Ant. Becca- dellis „Aus dem Leben Alfonsos des Ersten" aus. Beide Schriften geben in der Tat das seltsame Nebeneinander von Hellem Licht und düsterem Schatten, das die italienische Re¬ naissance zeigt, vortrefflich wieder. Gleichsam eine detaillierte Ausführung von Caracciolos Schrift ist dann die dritte des Neapel ge¬ widmeten Bandes Camillo Porzios, stilistisch allerdings nicht gerade glänzende, hauptsäch¬ lich des stofflichen Interesses wegen aufge¬ nommene „Verschwörung der Barone gegen Ferrante den Ersten", während Caracciolos kurze Abhandlung über König Ferdinand von Aragon und seine Nachkommen gewissermaßen vortrefflich an ihrem Platze steht. Die Ein¬ führung des Übersetzers Hermann Hefele, die eine gedrängte Darstellung der Geschichte Neapels unter den Anjous und Aragonesen, sowie kurze Ausführungen über den Huma¬ nismus in Neapel und die literargeschichtliche Stellung der drei Autoren gibt, ist aus¬ gezeichnet, die Übersetzung, abgesehen von manchen steifen Wendungen in der dritten, allerdings schwierig zu verbessernden Schrift S. gut und lesbar zu nennen. Nachdruck sitmtlichcr Aufsähe nur mit ausdritcklichcr Erlaubnis des VcrlaaS gestattet. Veranlworuiq- der Herausgeber George üleinow in Schöneberg. — Mann>ir>r>llendungen und Buche werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzboten in Friedenau bei Berlin, Hcdwigstr. 1». Fernsprecher der Schristleitung! Amt Upland LWV, des Verlags- Amt Lüyow KS10. Verlag! Verlag der Grenzboten G. in. b. H. in Berlin SV. 11. Truck! „Der R-ichsbote" G. in. b. H. in Berlin L>V. 11, Defjauer Strnsj- W/Ü7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/164>, abgerufen am 03.07.2024.