Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.Lin neues Heilverfahren. Politik und Wirtschaft in ereignisreiches und wechselvolles Jahr hat von uns Abschied Länger denn vierzig Jahre hat das Deutsche Reich der Welt Beweise über Grenzboten I 1913 8
Lin neues Heilverfahren. Politik und Wirtschaft in ereignisreiches und wechselvolles Jahr hat von uns Abschied Länger denn vierzig Jahre hat das Deutsche Reich der Welt Beweise über Grenzboten I 1913 8
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0117" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/324987"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341897_324869/figures/grenzboten_341897_324869_324987_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div> <floatingText> <body> <div type="advertisement"> <p> Lin neues Heilverfahren.<lb/> Der bekannte Arzt, Herr Dr. meat. Walser, Cannstatt, veröffentlichte in den Kneipp¬<lb/> blättern (Zeitschrift für arzneilosc Heilmethode und naturgemäße Lebensweise) eine Abhand¬<lb/> lung über: „Die Bedeutung des Sauerstoffs", die mit den Worten schloß: „Die Palme aber<lb/> gebührt der Sauerstoffbehandlung."<lb/> Die Erkenntnis, daß der Sauerstoff ein vorzügliches und durchaus naturgemäßes<lb/> Heilmittel sein müsse, ist zwar so alt wie die Kenntnis vom Sauerstoff selbst. Mehr als<lb/> hundert Jahre vergingen jedoch, ehe man imstande war, in nennenswerter Weise die Nutz¬<lb/> anwendung aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Erst in neuerer Zeit ist es gelungen, Heil¬<lb/> erfolge durch die Sauerstoffbehandlung zu erzielen, die in vielen Fällen als geradezu ver¬<lb/> blüffend bezeichnet werden müssen. Daß dem Sauerstoff eine große Heilkraft innewohnen<lb/> müsse, wird auch dem Laien sehr leicht begreiflich sein, wenn er sich vergegenwärtigt, daß<lb/> Sauerstoff für den Fortbestand des Lebens unerläßlich ist und daß der Mensch ihn nicht<lb/> einmal einige Minuten zu entbehren vermag. Ohne Sauerstoff ist die Grundfunktion alles<lb/> Lebens, nämlich der Stoffwechsel in unserem Organismus, undenkbar. — Unsere Kultur,<lb/> die uns immer weiter von einer natürlichen Lebensweise entfernt, bringt es aber mit sich,<lb/> daß unserem Blute auf dem Wege der Atmung zu wenig Sauerstoff zugeht. Es entwickelt<lb/> sich somit eine gewisse Verarmung des Blutes an Sauerstoff, welche nur allzuoft mit einer<lb/> Überernährung 'in bezug auf unsere tägliche Kost Hand in Hand geht. Es ist leicht ver¬<lb/> ständlich, daß dadurch das Gleichgewicht im Haushalt des menschlichen Organismus bedenklich<lb/> gestört werden muß. Die Störungen äußern sich in der Bildung und Ansammlung von<lb/> Stoffwechselgiften, insbesondere von Harnsäure, die wiederum das große Heer der sogenannten<lb/> Stoffwechselkrankheiten zur Folge haben. Wie durch eine rationelle Sauerstoffkur das ge¬<lb/> störte Gleichgewicht im Organismus hergestellt wird, erläutert in gemeinverständlicher Weise<lb/> die Broschüre „Die Oxydations-Therapie", die jedem Interessenten vom Institut für Sauer¬<lb/> stoff-Heilverfahren, Berlin W. W/K.«, kostenlos zugesandt wird.</p> </div> </body> </floatingText> </div> <div n="1"> <head> Politik und Wirtschaft</head><lb/> <p xml:id="ID_361"> in ereignisreiches und wechselvolles Jahr hat von uns Abschied<lb/> genommen. Ein Jahr voller Unruhe und schwerer Schickungen,<lb/> erfüllt von Krieg und zerstörender Umwälzung, ein Jahr, sür uns<lb/> ebenso reich an glänzenden wirtschaftlichen Erfolgen wie an Ein¬<lb/> bußen und Verlusten; ein Jahr, das uns wenig heitere, aber<lb/> viele schwere und sorgenumdüsterte Stunden beschert und uns kurz vor seinem<lb/> Scheiden noch des Steuermannes beraubt hat, dessen feste Hand, so hofften wir,<lb/> unser Staatsschiff unversehrt durch alle Fährlichkeiten und Klippen lenken sollte.<lb/> So überschreiten wir die Schwelle des neuen Jahres zwar nicht kleinmütig und<lb/> verzagt, aber doch in ernster Stimmung, dessen bewußt, daß uns Gefahren<lb/> umdrohen, und daß wir alle, die Nation im ganzen, wie jeder einzelne für sich,<lb/> bereit sein müssen, das Höchste zu leisten, wenn die Stunde ruft.</p><lb/> <p xml:id="ID_362" next="#ID_363"> Länger denn vierzig Jahre hat das Deutsche Reich der Welt Beweise über<lb/> Beweise seiner unerschütterlichen Friedensliebe gegeben. Glänzend ist in Er¬<lb/> füllung gegangen, was Kaiser Wilhelm der Alte in der Geburtsstunde des neuen<lb/> Reichs für sich und seine Nachfolger an der Kaiserkrone gelobte: „allzeit Mehrer<lb/> des Reichs sein zu wollen, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an<lb/> Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit<lb/> und Gesittung." Mächtig ist seit jenem Tag das Deutsche Reich erstarkt. Es<lb/> hat im Laufe eines Menschenalters einen wirtschaftlichen und politischen Auf¬<lb/> schwung genommen, der in der Weltgeschichte ohne Beispiel dasteht. Eine<lb/> Bevölkerungszunahme von sechzig Prozent, eine Vermehrung des Reichtums und<lb/> Wohlstandes in so rapiden Wachstum, daß der Unterschied gegen die reichen<lb/> Nachbarvölker ausgeglichen ist und der jährliche Zuwachs am Nationalvermögen<lb/> nicht weniger als vier Milliarden Mark beträgt. Dementsprechend eine gesteigerte<lb/> Lebensführung in allen Klassen, eine Vermehrung der Steuer- und Wehrkraft,<lb/> mit der andere Nationen nicht Schritt zu halten vermögen. Das sind Erfolge,<lb/> die eine Nation wohl stolz machen könnten, zumal sie errungen sind lediglich</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1913 8</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0117]
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Lin neues Heilverfahren.
Der bekannte Arzt, Herr Dr. meat. Walser, Cannstatt, veröffentlichte in den Kneipp¬
blättern (Zeitschrift für arzneilosc Heilmethode und naturgemäße Lebensweise) eine Abhand¬
lung über: „Die Bedeutung des Sauerstoffs", die mit den Worten schloß: „Die Palme aber
gebührt der Sauerstoffbehandlung."
Die Erkenntnis, daß der Sauerstoff ein vorzügliches und durchaus naturgemäßes
Heilmittel sein müsse, ist zwar so alt wie die Kenntnis vom Sauerstoff selbst. Mehr als
hundert Jahre vergingen jedoch, ehe man imstande war, in nennenswerter Weise die Nutz¬
anwendung aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Erst in neuerer Zeit ist es gelungen, Heil¬
erfolge durch die Sauerstoffbehandlung zu erzielen, die in vielen Fällen als geradezu ver¬
blüffend bezeichnet werden müssen. Daß dem Sauerstoff eine große Heilkraft innewohnen
müsse, wird auch dem Laien sehr leicht begreiflich sein, wenn er sich vergegenwärtigt, daß
Sauerstoff für den Fortbestand des Lebens unerläßlich ist und daß der Mensch ihn nicht
einmal einige Minuten zu entbehren vermag. Ohne Sauerstoff ist die Grundfunktion alles
Lebens, nämlich der Stoffwechsel in unserem Organismus, undenkbar. — Unsere Kultur,
die uns immer weiter von einer natürlichen Lebensweise entfernt, bringt es aber mit sich,
daß unserem Blute auf dem Wege der Atmung zu wenig Sauerstoff zugeht. Es entwickelt
sich somit eine gewisse Verarmung des Blutes an Sauerstoff, welche nur allzuoft mit einer
Überernährung 'in bezug auf unsere tägliche Kost Hand in Hand geht. Es ist leicht ver¬
ständlich, daß dadurch das Gleichgewicht im Haushalt des menschlichen Organismus bedenklich
gestört werden muß. Die Störungen äußern sich in der Bildung und Ansammlung von
Stoffwechselgiften, insbesondere von Harnsäure, die wiederum das große Heer der sogenannten
Stoffwechselkrankheiten zur Folge haben. Wie durch eine rationelle Sauerstoffkur das ge¬
störte Gleichgewicht im Organismus hergestellt wird, erläutert in gemeinverständlicher Weise
die Broschüre „Die Oxydations-Therapie", die jedem Interessenten vom Institut für Sauer¬
stoff-Heilverfahren, Berlin W. W/K.«, kostenlos zugesandt wird.
Politik und Wirtschaft
in ereignisreiches und wechselvolles Jahr hat von uns Abschied
genommen. Ein Jahr voller Unruhe und schwerer Schickungen,
erfüllt von Krieg und zerstörender Umwälzung, ein Jahr, sür uns
ebenso reich an glänzenden wirtschaftlichen Erfolgen wie an Ein¬
bußen und Verlusten; ein Jahr, das uns wenig heitere, aber
viele schwere und sorgenumdüsterte Stunden beschert und uns kurz vor seinem
Scheiden noch des Steuermannes beraubt hat, dessen feste Hand, so hofften wir,
unser Staatsschiff unversehrt durch alle Fährlichkeiten und Klippen lenken sollte.
So überschreiten wir die Schwelle des neuen Jahres zwar nicht kleinmütig und
verzagt, aber doch in ernster Stimmung, dessen bewußt, daß uns Gefahren
umdrohen, und daß wir alle, die Nation im ganzen, wie jeder einzelne für sich,
bereit sein müssen, das Höchste zu leisten, wenn die Stunde ruft.
Länger denn vierzig Jahre hat das Deutsche Reich der Welt Beweise über
Beweise seiner unerschütterlichen Friedensliebe gegeben. Glänzend ist in Er¬
füllung gegangen, was Kaiser Wilhelm der Alte in der Geburtsstunde des neuen
Reichs für sich und seine Nachfolger an der Kaiserkrone gelobte: „allzeit Mehrer
des Reichs sein zu wollen, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an
Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit
und Gesittung." Mächtig ist seit jenem Tag das Deutsche Reich erstarkt. Es
hat im Laufe eines Menschenalters einen wirtschaftlichen und politischen Auf¬
schwung genommen, der in der Weltgeschichte ohne Beispiel dasteht. Eine
Bevölkerungszunahme von sechzig Prozent, eine Vermehrung des Reichtums und
Wohlstandes in so rapiden Wachstum, daß der Unterschied gegen die reichen
Nachbarvölker ausgeglichen ist und der jährliche Zuwachs am Nationalvermögen
nicht weniger als vier Milliarden Mark beträgt. Dementsprechend eine gesteigerte
Lebensführung in allen Klassen, eine Vermehrung der Steuer- und Wehrkraft,
mit der andere Nationen nicht Schritt zu halten vermögen. Das sind Erfolge,
die eine Nation wohl stolz machen könnten, zumal sie errungen sind lediglich
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