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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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ersten Gesamtausgabe veröffentlichten Werkes
auseinander. "Vor allem mußte der end¬
gültige Wortlaut seiner Bücher gesichert
werden. Aus den verschiedenen Handexem¬
plaren, die er bei seinen Vortragsreisen be¬
nutzte und in freien Stunden durchzufeilen
pflegte, waren die vielen Verbesserungen in
vergleichender Sichtung zusammenzutragen;
und aus den noch nicht in Buchform ver¬
öffentlichten Schriften war das Wertvollste
ebenfalls auszusuchen und an Passender Stelle
einzureihen." Die Reihenfolge der Gedichte
ist geblieben, wie sie Liliencron, getreu seiner
Maxime "Variatio cleleetst", angeordnet
hatte. Poggfred, das "kunterbunte", nach und
nach auf neunundzwanzig Gesänge ange¬
wachsene Epos, nimmt seiner Bedeutung
gemäß den ersten Band ein (in teilweise ver¬
änderter Reihung der "Kantusse"); es folgen
zwei Gedichtbände mit den Untertiteln: "Der
Heidegänger" (als bezeichnend aus früherer
Zeit für "Kämpfe und Ziele" wieder ein¬
gesetzt), "Kampf und Spiele", "Nebel und
Sonne", "Bunte Beute", "Gute Nacht";
Band 4 und 5 enthält die Dramen; Band 6
die Romane; Band 7 die Novellen (von
denen die letzten den Titel "Späte Ernte"
bekommen haben); und der 8. Band "Mis-
cellen" bringt neu eine Auswahl Gelegen¬
heitsschriften, meist Rezensionen, "um auch
diesen Arbeiten Liliencrons, denen er selber
wenig Wert beimaß, die aber manchen köst¬
lichen Satz enthalten, die gebührende Be¬
achtung zu sichern; sie haben in den soge¬
nannten jüngstdeutschen Entwicklungsjahren
gute Fürsprecherdienste geleistet."

Was Liliencron uns und insbesondere der
modernen Lyrik bedeutet, erübrigt sich an
dieser Stelle zu sagen. Seien wir stolz
auf dieses würdige Denkmal, das sich der
Meister selbst gesetzt, und wünschen wir ihm,
daß eS in viele Häuser Eingang gewinne.

Als Liliencron seinen sechzigsten Geburts¬
tag feierte, begrüßte ihn sein Freund Falke als

"Hauptmann, General,
der deutschen Lyrik Feldmarschall."

Bleiben wir in diesem Bilde, so nimmt
Gustav Falke in dem Generalstab eine der
ersten Stellen ein. Ihm als einem unserer
Besten gilt eine Ehrung zu seinem sechzigsten
Geburtstag am 13. Januar 1913. In aparten

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Seitenhaut von Prof. Czeschka, der auch die
übrige Ausstattung besorgte, liegen seine
"Gesammelten Dichtungen" in fünf Bänden
im Verlage von Alfred Janssen in Hamburg
vor (16 M., einzeln 3,60 M.). Die Bände,
in denen der Ertrag eines roichen Lebens
aufgegangen ist, wie er bislang in acht
Gedichtbänden aufgespeichert lag, tragen
die Titel "Herddämmerglück", "Tanz
und Andacht", "Der Frühlingsreiter",
"Der Schnitter" und "Erzählende Dich¬
tungen". Mit seinen ersten, in Zeitschriften
veröffentlichten Gedichten gewann er die
Freundschaft Liliencrons, Norddeutscher und
ein Stück Grandseigneur wie er, wenn ihm
auch im Tiefsten das "Herddämmerglück",
der Friede einer glücklichen, beseligenden Ehe,
ein Sichbescheiden und Zurruhekommen die
schönsten seiner Lieder schenkte. Mit seinen
ersten Gedichtbänden "Mynher der Tod" und
"Tanz und Andacht" hat er sich als reifer
Mann seine Stellung in der deutschen Lyrik
geschaffen, die die folgenden Bände nur be¬
festigen, aber nicht mehr merklich verändern
konnten; eine langsam, aber stetig wachsende
Gemeinde Scharte sich um ihn; seine zweite
Vaterstadt Hamburg ehrte sich und ihn Hei
Gelegenheit seines funfzigsten Geburtstages
durch einen jährlichen Ehrensold, und Aus¬
wahlen aus seinen Werken, die eine Perle
an die andere reihen konnten, machten ihn
weiter bekannt. Er ist keiner von denen, die
als "Neutöner" um jeden Preis von sich
reden machen; eine stille Innigkeit und Inner¬
lichkeit wie auf Thomaschen Bildern geht von
ihm aus; wo man heute seinen Namen nennt,
ist man gewiß, daß ein herzwarmes Ver¬
stehen, eine Liebe ohne viele Worte sich ihm
entgegenbringt. Seine Jubelausgabe ist ein
guter Freund in der Familie, und beschenkt
und beglückt; möchte man sich ihrer zum
Dr. S. Weihnachtsfeste gern erinnern.

Berthold Litzmann hat die Gesamtausgabe
der Werke Ernst von Wildenbruchs über¬
nommen und die G. Grotcsche Verlagsbuch¬
handlung in Berlin hat nunmehr die zwei
ersten Bände in die Welt geschickt. Der Plan
der Ausgabe ist die Dramen für sich und die
Romane und Novellen für sich in zwei Reihen
von je neun und sechs Bänden zu ordnen.

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Grenzbnten IV 191262
Maßgebliches und Unmaßgebliches

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ersten Gesamtausgabe veröffentlichten Werkes
auseinander. „Vor allem mußte der end¬
gültige Wortlaut seiner Bücher gesichert
werden. Aus den verschiedenen Handexem¬
plaren, die er bei seinen Vortragsreisen be¬
nutzte und in freien Stunden durchzufeilen
pflegte, waren die vielen Verbesserungen in
vergleichender Sichtung zusammenzutragen;
und aus den noch nicht in Buchform ver¬
öffentlichten Schriften war das Wertvollste
ebenfalls auszusuchen und an Passender Stelle
einzureihen." Die Reihenfolge der Gedichte
ist geblieben, wie sie Liliencron, getreu seiner
Maxime „Variatio cleleetst", angeordnet
hatte. Poggfred, das „kunterbunte", nach und
nach auf neunundzwanzig Gesänge ange¬
wachsene Epos, nimmt seiner Bedeutung
gemäß den ersten Band ein (in teilweise ver¬
änderter Reihung der „Kantusse"); es folgen
zwei Gedichtbände mit den Untertiteln: „Der
Heidegänger" (als bezeichnend aus früherer
Zeit für „Kämpfe und Ziele" wieder ein¬
gesetzt), „Kampf und Spiele", „Nebel und
Sonne", „Bunte Beute", „Gute Nacht";
Band 4 und 5 enthält die Dramen; Band 6
die Romane; Band 7 die Novellen (von
denen die letzten den Titel „Späte Ernte"
bekommen haben); und der 8. Band „Mis-
cellen" bringt neu eine Auswahl Gelegen¬
heitsschriften, meist Rezensionen, „um auch
diesen Arbeiten Liliencrons, denen er selber
wenig Wert beimaß, die aber manchen köst¬
lichen Satz enthalten, die gebührende Be¬
achtung zu sichern; sie haben in den soge¬
nannten jüngstdeutschen Entwicklungsjahren
gute Fürsprecherdienste geleistet."

Was Liliencron uns und insbesondere der
modernen Lyrik bedeutet, erübrigt sich an
dieser Stelle zu sagen. Seien wir stolz
auf dieses würdige Denkmal, das sich der
Meister selbst gesetzt, und wünschen wir ihm,
daß eS in viele Häuser Eingang gewinne.

Als Liliencron seinen sechzigsten Geburts¬
tag feierte, begrüßte ihn sein Freund Falke als

„Hauptmann, General,
der deutschen Lyrik Feldmarschall."

Bleiben wir in diesem Bilde, so nimmt
Gustav Falke in dem Generalstab eine der
ersten Stellen ein. Ihm als einem unserer
Besten gilt eine Ehrung zu seinem sechzigsten
Geburtstag am 13. Januar 1913. In aparten

[Spaltenumbruch]

Seitenhaut von Prof. Czeschka, der auch die
übrige Ausstattung besorgte, liegen seine
„Gesammelten Dichtungen" in fünf Bänden
im Verlage von Alfred Janssen in Hamburg
vor (16 M., einzeln 3,60 M.). Die Bände,
in denen der Ertrag eines roichen Lebens
aufgegangen ist, wie er bislang in acht
Gedichtbänden aufgespeichert lag, tragen
die Titel „Herddämmerglück", „Tanz
und Andacht", „Der Frühlingsreiter",
„Der Schnitter" und „Erzählende Dich¬
tungen". Mit seinen ersten, in Zeitschriften
veröffentlichten Gedichten gewann er die
Freundschaft Liliencrons, Norddeutscher und
ein Stück Grandseigneur wie er, wenn ihm
auch im Tiefsten das „Herddämmerglück",
der Friede einer glücklichen, beseligenden Ehe,
ein Sichbescheiden und Zurruhekommen die
schönsten seiner Lieder schenkte. Mit seinen
ersten Gedichtbänden „Mynher der Tod" und
„Tanz und Andacht" hat er sich als reifer
Mann seine Stellung in der deutschen Lyrik
geschaffen, die die folgenden Bände nur be¬
festigen, aber nicht mehr merklich verändern
konnten; eine langsam, aber stetig wachsende
Gemeinde Scharte sich um ihn; seine zweite
Vaterstadt Hamburg ehrte sich und ihn Hei
Gelegenheit seines funfzigsten Geburtstages
durch einen jährlichen Ehrensold, und Aus¬
wahlen aus seinen Werken, die eine Perle
an die andere reihen konnten, machten ihn
weiter bekannt. Er ist keiner von denen, die
als „Neutöner" um jeden Preis von sich
reden machen; eine stille Innigkeit und Inner¬
lichkeit wie auf Thomaschen Bildern geht von
ihm aus; wo man heute seinen Namen nennt,
ist man gewiß, daß ein herzwarmes Ver¬
stehen, eine Liebe ohne viele Worte sich ihm
entgegenbringt. Seine Jubelausgabe ist ein
guter Freund in der Familie, und beschenkt
und beglückt; möchte man sich ihrer zum
Dr. S. Weihnachtsfeste gern erinnern.

Berthold Litzmann hat die Gesamtausgabe
der Werke Ernst von Wildenbruchs über¬
nommen und die G. Grotcsche Verlagsbuch¬
handlung in Berlin hat nunmehr die zwei
ersten Bände in die Welt geschickt. Der Plan
der Ausgabe ist die Dramen für sich und die
Romane und Novellen für sich in zwei Reihen
von je neun und sechs Bänden zu ordnen.

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Grenzbnten IV 191262
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[0492] Maßgebliches und Unmaßgebliches ersten Gesamtausgabe veröffentlichten Werkes auseinander. „Vor allem mußte der end¬ gültige Wortlaut seiner Bücher gesichert werden. Aus den verschiedenen Handexem¬ plaren, die er bei seinen Vortragsreisen be¬ nutzte und in freien Stunden durchzufeilen pflegte, waren die vielen Verbesserungen in vergleichender Sichtung zusammenzutragen; und aus den noch nicht in Buchform ver¬ öffentlichten Schriften war das Wertvollste ebenfalls auszusuchen und an Passender Stelle einzureihen." Die Reihenfolge der Gedichte ist geblieben, wie sie Liliencron, getreu seiner Maxime „Variatio cleleetst", angeordnet hatte. Poggfred, das „kunterbunte", nach und nach auf neunundzwanzig Gesänge ange¬ wachsene Epos, nimmt seiner Bedeutung gemäß den ersten Band ein (in teilweise ver¬ änderter Reihung der „Kantusse"); es folgen zwei Gedichtbände mit den Untertiteln: „Der Heidegänger" (als bezeichnend aus früherer Zeit für „Kämpfe und Ziele" wieder ein¬ gesetzt), „Kampf und Spiele", „Nebel und Sonne", „Bunte Beute", „Gute Nacht"; Band 4 und 5 enthält die Dramen; Band 6 die Romane; Band 7 die Novellen (von denen die letzten den Titel „Späte Ernte" bekommen haben); und der 8. Band „Mis- cellen" bringt neu eine Auswahl Gelegen¬ heitsschriften, meist Rezensionen, „um auch diesen Arbeiten Liliencrons, denen er selber wenig Wert beimaß, die aber manchen köst¬ lichen Satz enthalten, die gebührende Be¬ achtung zu sichern; sie haben in den soge¬ nannten jüngstdeutschen Entwicklungsjahren gute Fürsprecherdienste geleistet." Was Liliencron uns und insbesondere der modernen Lyrik bedeutet, erübrigt sich an dieser Stelle zu sagen. Seien wir stolz auf dieses würdige Denkmal, das sich der Meister selbst gesetzt, und wünschen wir ihm, daß eS in viele Häuser Eingang gewinne. Als Liliencron seinen sechzigsten Geburts¬ tag feierte, begrüßte ihn sein Freund Falke als „Hauptmann, General, der deutschen Lyrik Feldmarschall." Bleiben wir in diesem Bilde, so nimmt Gustav Falke in dem Generalstab eine der ersten Stellen ein. Ihm als einem unserer Besten gilt eine Ehrung zu seinem sechzigsten Geburtstag am 13. Januar 1913. In aparten Seitenhaut von Prof. Czeschka, der auch die übrige Ausstattung besorgte, liegen seine „Gesammelten Dichtungen" in fünf Bänden im Verlage von Alfred Janssen in Hamburg vor (16 M., einzeln 3,60 M.). Die Bände, in denen der Ertrag eines roichen Lebens aufgegangen ist, wie er bislang in acht Gedichtbänden aufgespeichert lag, tragen die Titel „Herddämmerglück", „Tanz und Andacht", „Der Frühlingsreiter", „Der Schnitter" und „Erzählende Dich¬ tungen". Mit seinen ersten, in Zeitschriften veröffentlichten Gedichten gewann er die Freundschaft Liliencrons, Norddeutscher und ein Stück Grandseigneur wie er, wenn ihm auch im Tiefsten das „Herddämmerglück", der Friede einer glücklichen, beseligenden Ehe, ein Sichbescheiden und Zurruhekommen die schönsten seiner Lieder schenkte. Mit seinen ersten Gedichtbänden „Mynher der Tod" und „Tanz und Andacht" hat er sich als reifer Mann seine Stellung in der deutschen Lyrik geschaffen, die die folgenden Bände nur be¬ festigen, aber nicht mehr merklich verändern konnten; eine langsam, aber stetig wachsende Gemeinde Scharte sich um ihn; seine zweite Vaterstadt Hamburg ehrte sich und ihn Hei Gelegenheit seines funfzigsten Geburtstages durch einen jährlichen Ehrensold, und Aus¬ wahlen aus seinen Werken, die eine Perle an die andere reihen konnten, machten ihn weiter bekannt. Er ist keiner von denen, die als „Neutöner" um jeden Preis von sich reden machen; eine stille Innigkeit und Inner¬ lichkeit wie auf Thomaschen Bildern geht von ihm aus; wo man heute seinen Namen nennt, ist man gewiß, daß ein herzwarmes Ver¬ stehen, eine Liebe ohne viele Worte sich ihm entgegenbringt. Seine Jubelausgabe ist ein guter Freund in der Familie, und beschenkt und beglückt; möchte man sich ihrer zum Dr. S. Weihnachtsfeste gern erinnern. Berthold Litzmann hat die Gesamtausgabe der Werke Ernst von Wildenbruchs über¬ nommen und die G. Grotcsche Verlagsbuch¬ handlung in Berlin hat nunmehr die zwei ersten Bände in die Welt geschickt. Der Plan der Ausgabe ist die Dramen für sich und die Romane und Novellen für sich in zwei Reihen von je neun und sechs Bänden zu ordnen. Grenzbnten IV 191262

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_322400/492>, abgerufen am 15.01.2025.