Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Mensch und Technik und größer als der andere. Wir besinnen uns wieder darauf, was des Es ist an dieser Stelle, daß wir uns mit der Naturanschauung der Goethescher Dichter bemächtigen sich der Massenprobleme unserer Zeit, wie sie aus Was unzusammenhängend erscheinen könnte: Goethes Zeit und die Technik Treues Vertiefen in des Dichters Wege hat mühsam ein kleines Bändchen In dem anderen Buch, der Technik im zwanzigsten Jahrhundert, zieht in Der erste Band schildert die Gewinnung der Rohmaterialien, nachdem ein Mensch und Technik und größer als der andere. Wir besinnen uns wieder darauf, was des Es ist an dieser Stelle, daß wir uns mit der Naturanschauung der Goethescher Dichter bemächtigen sich der Massenprobleme unserer Zeit, wie sie aus Was unzusammenhängend erscheinen könnte: Goethes Zeit und die Technik Treues Vertiefen in des Dichters Wege hat mühsam ein kleines Bändchen In dem anderen Buch, der Technik im zwanzigsten Jahrhundert, zieht in Der erste Band schildert die Gewinnung der Rohmaterialien, nachdem ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0283" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322685"/> <fw type="header" place="top"> Mensch und Technik</fw><lb/> <p xml:id="ID_1340" prev="#ID_1339"> und größer als der andere. Wir besinnen uns wieder darauf, was des<lb/> Menschen wesentlichste Merkmale sind, wir finden sie nicht mehr darin, daß sich<lb/> auch in unserem Denken die Naturgesetze spiegeln, daß wir daher diesem Denken<lb/> folgend dem Geschehen in der Natur notwendigerweise nachgehen und es nützen<lb/> können; wir fangen an, unsere Größe wieder in den Dingen zu suchen, die den<lb/> Menschen von der äußeren Natur unterscheiden. Sittliche Ziele erzwingen<lb/> wieder ihren Weg neben den mechanisch-geistigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1341"> Es ist an dieser Stelle, daß wir uns mit der Naturanschauung der Goethescher<lb/> Zeit die Hand reichen. Von dieser Stellung aus können wir uns der äußeren<lb/> Errungenschaften freuen, die uns das Eindringen in die Wege der Natur<lb/> gebracht hat, können wir aber auch die körperlichen und seelischen Wirkungen<lb/> werten, die unsere enge Verbindung mit den Naturkräften herbeigeführt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1342"> Dichter bemächtigen sich der Massenprobleme unserer Zeit, wie sie aus<lb/> diesen Abhängigkeiten entstehen, Philosophen versuchen einzudringen in die<lb/> geistigen Geheimnisse der Naturkräfte, die unser eigenes geistiges Leben rück¬<lb/> wirkend zu beeinflussen vermochten. Eine Psychologie der Maschinenarbeit, des<lb/> Maschinenmenschen wächst heran.</p><lb/> <p xml:id="ID_1343"> Was unzusammenhängend erscheinen könnte: Goethes Zeit und die Technik<lb/> des zwanzigsten Jahrhunderts, so gesehen findet es seinen Zusammenhang. In<lb/> diesem Licht liegen die beiden Bücher vor mir, wie Saat und Ernte, wie<lb/> Ausblick und Erfüllung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1344"> Treues Vertiefen in des Dichters Wege hat mühsam ein kleines Bändchen<lb/> füllen können mit dem, was in Goethes Tun Anfänge darstellt, die aus der<lb/> theoretischen Beschäftigung mit den Naturwissenschaften zur praktischen Meisterung<lb/> derselben führten. In das Jlmenauer Bergwerk ruft uns das Buch, in das<lb/> stille Weimar, zu bautechnischen und industriellen Versuchen aller Art, zu frohen<lb/> Erwartungen und manchen Enttäuschungen, zum ersten Aufhorchen auf den<lb/> beginnenden Siegeslauf der Maschine, zu erwartungsvollen Beschäftigungen<lb/> mit den großen Problemen der Gasverwertung, der Elektrizität und zum ersten<lb/> Ahnen, daß die Eroberung der Luft keine unerfüllbare Sehnsucht des Menschen¬<lb/> geschlechtes bleiben werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1345"> In dem anderen Buch, der Technik im zwanzigsten Jahrhundert, zieht in<lb/> erstaunenerregender Fülle, den ganzen Erdball umspannend, die Summe des<lb/> Erreichten an uns vorüber, trotz knappester Darstellung den Umfang dreier Bände<lb/> fast sprengend.</p><lb/> <p xml:id="ID_1346" next="#ID_1347"> Der erste Band schildert die Gewinnung der Rohmaterialien, nachdem ein<lb/> kurzer Grundriß der technisch-geschichtlichen Entwicklung die großen Richtlinien<lb/> angedeutet hat, auf denen der Fortschritt in der Nutzung der Naturkräfte vor<lb/> sich gegangen ist. Wir sehen, wie die Menschheit sich der in Jahrmillionen in<lb/> Gestalt von Torf und Kohlen aufgespeicherten Sonnenwärme plötzlich bemächtigt<lb/> hat, um sich von der schwersten körperlichen Arbeit zu befreien. In wenigen<lb/> Menschenaltern rauchen unsere Schornsteine die Schätze von unabsehbaren Zeit-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0283]
Mensch und Technik
und größer als der andere. Wir besinnen uns wieder darauf, was des
Menschen wesentlichste Merkmale sind, wir finden sie nicht mehr darin, daß sich
auch in unserem Denken die Naturgesetze spiegeln, daß wir daher diesem Denken
folgend dem Geschehen in der Natur notwendigerweise nachgehen und es nützen
können; wir fangen an, unsere Größe wieder in den Dingen zu suchen, die den
Menschen von der äußeren Natur unterscheiden. Sittliche Ziele erzwingen
wieder ihren Weg neben den mechanisch-geistigen.
Es ist an dieser Stelle, daß wir uns mit der Naturanschauung der Goethescher
Zeit die Hand reichen. Von dieser Stellung aus können wir uns der äußeren
Errungenschaften freuen, die uns das Eindringen in die Wege der Natur
gebracht hat, können wir aber auch die körperlichen und seelischen Wirkungen
werten, die unsere enge Verbindung mit den Naturkräften herbeigeführt hat.
Dichter bemächtigen sich der Massenprobleme unserer Zeit, wie sie aus
diesen Abhängigkeiten entstehen, Philosophen versuchen einzudringen in die
geistigen Geheimnisse der Naturkräfte, die unser eigenes geistiges Leben rück¬
wirkend zu beeinflussen vermochten. Eine Psychologie der Maschinenarbeit, des
Maschinenmenschen wächst heran.
Was unzusammenhängend erscheinen könnte: Goethes Zeit und die Technik
des zwanzigsten Jahrhunderts, so gesehen findet es seinen Zusammenhang. In
diesem Licht liegen die beiden Bücher vor mir, wie Saat und Ernte, wie
Ausblick und Erfüllung.
Treues Vertiefen in des Dichters Wege hat mühsam ein kleines Bändchen
füllen können mit dem, was in Goethes Tun Anfänge darstellt, die aus der
theoretischen Beschäftigung mit den Naturwissenschaften zur praktischen Meisterung
derselben führten. In das Jlmenauer Bergwerk ruft uns das Buch, in das
stille Weimar, zu bautechnischen und industriellen Versuchen aller Art, zu frohen
Erwartungen und manchen Enttäuschungen, zum ersten Aufhorchen auf den
beginnenden Siegeslauf der Maschine, zu erwartungsvollen Beschäftigungen
mit den großen Problemen der Gasverwertung, der Elektrizität und zum ersten
Ahnen, daß die Eroberung der Luft keine unerfüllbare Sehnsucht des Menschen¬
geschlechtes bleiben werde.
In dem anderen Buch, der Technik im zwanzigsten Jahrhundert, zieht in
erstaunenerregender Fülle, den ganzen Erdball umspannend, die Summe des
Erreichten an uns vorüber, trotz knappester Darstellung den Umfang dreier Bände
fast sprengend.
Der erste Band schildert die Gewinnung der Rohmaterialien, nachdem ein
kurzer Grundriß der technisch-geschichtlichen Entwicklung die großen Richtlinien
angedeutet hat, auf denen der Fortschritt in der Nutzung der Naturkräfte vor
sich gegangen ist. Wir sehen, wie die Menschheit sich der in Jahrmillionen in
Gestalt von Torf und Kohlen aufgespeicherten Sonnenwärme plötzlich bemächtigt
hat, um sich von der schwersten körperlichen Arbeit zu befreien. In wenigen
Menschenaltern rauchen unsere Schornsteine die Schätze von unabsehbaren Zeit-
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