Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Viertes Vierteljahr.Reichsspiegel und Zwecke bereit gestellt werden können. Für den Fall des Zutreffens dieser Bank, Geld und Wirtschaft Die Börsenderoute -- Die Stellung der Großbanken -- Die ausländischen Börsen -- Die Widerstandskraft der deutschen Börsen -- Der deutsche Geldmarkt --- Die Lehren der Krisis -- Industrieller Optimismus -- Die Politik des Kohlensyndikats -- Fiskus und Privatmonopol Die Börse blickt auf außerordentlich bewegte Wochen zurück. Seit der Reichsspiegel und Zwecke bereit gestellt werden können. Für den Fall des Zutreffens dieser Bank, Geld und Wirtschaft Die Börsenderoute — Die Stellung der Großbanken — Die ausländischen Börsen — Die Widerstandskraft der deutschen Börsen — Der deutsche Geldmarkt —- Die Lehren der Krisis — Industrieller Optimismus — Die Politik des Kohlensyndikats — Fiskus und Privatmonopol Die Börse blickt auf außerordentlich bewegte Wochen zurück. Seit der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0202" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/322604"/> <fw type="header" place="top"> Reichsspiegel</fw><lb/> <p xml:id="ID_932" prev="#ID_931"> und Zwecke bereit gestellt werden können. Für den Fall des Zutreffens dieser<lb/> Erwartung sind bereits Verwendungsvorschläge gemacht worden. Vielleicht ist<lb/> das etwas frühzeitig geschehen. Aber da es nun einmal geschehen ist, so möge<lb/> vor allem ein Vorschlag zur Erörterung gestellt werden. Es ist dieser: Der<lb/> Gewinn aus dem Reichs-Petroleummonopol ist in erster Linie zur<lb/> Förderung der Jnnenkolonisation zu verwenden. Die Jnnenkolonisation<lb/> gehört zwar nach der herrschenden Auffassung nicht zu den sozialpolitischen<lb/> Aufgaben im engeren Sinne, aber darüber kann doch kein Zweifel mehr sein,<lb/> daß sie eine Angelegenheit von so eminenter Wichtigkeit und von so schwer¬<lb/> wiegender Bedeutung auch für unsere Sozialpolitik ist, daß ihre weitestgehende<lb/> Fö<note type="byline"> Monzanbano</note> rderung drindend geboten erscheint. </p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Bank, Geld und Wirtschaft</head><lb/> <note type="argument"> Die Börsenderoute — Die Stellung der Großbanken — Die ausländischen Börsen —<lb/> Die Widerstandskraft der deutschen Börsen — Der deutsche Geldmarkt —- Die Lehren<lb/> der Krisis — Industrieller Optimismus — Die Politik des Kohlensyndikats — Fiskus<lb/> und Privatmonopol</note><lb/> <p xml:id="ID_933" next="#ID_934"> Die Börse blickt auf außerordentlich bewegte Wochen zurück. Seit der<lb/> Krisis von 1907 ist kein solcher Sturm über die Effektenmärkte dahingebraust,<lb/> wie in diesen Oktobertagen. War schon der Zusammenbruch gleich nach dem<lb/> Bekanntwerden der serbisch-bulgarischen Mobilmachung schlimm, so war er doch<lb/> nur der Auftakt zu den fast beispiellosen Vorgängen, welche sich am 11. und<lb/> 12. Oktober an den europäischen Börsen abspielten. Wäre der Allsbruch des<lb/> Weltkrieges Tatsache gewesen, die Kopflosigkeit und Bestürzung hätte nicht größer<lb/> sein können. Wahllos wurden die Effekten aus den Markt geworfen, zu jedem<lb/> Preise suchte man sich seines Besitzes zu entledigen, aus blinder Furcht, nur<lb/> nicht der Letzte sein zu müssen. Solchem Verkaufsandrang war der Markt nicht<lb/> gewachsen. Woher hätten auch in solchen Augenblicken Käufer kommen sollen,<lb/> die bereit waren, die weggeworfene Ware aufzunehmen? Der sicherste Halt des<lb/> Marktes in kritischen Zeiten, eine starke Kontermine, welche bei sinkenden Kursen<lb/> zur Deckung schreitet, war nicht vorhanden. Die Großbanken abir, die durch<lb/> den neuen Kurssturz ebenfalls überrascht waren, intervenierten zunächst nicht —<lb/> teils weil die Situation unübersichtlich war, teils weil eine gemeinschaftliche<lb/> Verständigung, die doch die Voraussetzung tatkräftigen und wirksamen Ein¬<lb/> greifens gewesen wäre, nicht stattgefunden hatte. Es verlautete, daß einer solchen<lb/> Verständigung zunächst Etikettenfragen und Eifersüchteleien im Wege gestanden<lb/> Hütten — eine Lesart, die nach dem später bekanntgewordenen Verhalten der<lb/> Großbanken in der Angelegenheit des Petroleummonopols nicht gerade unwahr¬<lb/> scheinlich klingt. Wie dem aber auch sei, zunächst fehlte jedenfalls ein positives<lb/> Eingreifen, wenn auch vielleicht eine gewisse Hilfe insofern geleistet wurde, als<lb/> die Kundschaft nicht durch die Banken selbst in rigoroser Weise zum Verkauf<lb/> gedrängt wurde. Die Selbstexekutionen waren ja schon schlimm genug. Jene<lb/> beiden Tage hatten eine Verwüstung des Kursniveaus zur Folge, wie sie in</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0202]
Reichsspiegel
und Zwecke bereit gestellt werden können. Für den Fall des Zutreffens dieser
Erwartung sind bereits Verwendungsvorschläge gemacht worden. Vielleicht ist
das etwas frühzeitig geschehen. Aber da es nun einmal geschehen ist, so möge
vor allem ein Vorschlag zur Erörterung gestellt werden. Es ist dieser: Der
Gewinn aus dem Reichs-Petroleummonopol ist in erster Linie zur
Förderung der Jnnenkolonisation zu verwenden. Die Jnnenkolonisation
gehört zwar nach der herrschenden Auffassung nicht zu den sozialpolitischen
Aufgaben im engeren Sinne, aber darüber kann doch kein Zweifel mehr sein,
daß sie eine Angelegenheit von so eminenter Wichtigkeit und von so schwer¬
wiegender Bedeutung auch für unsere Sozialpolitik ist, daß ihre weitestgehende
Fö Monzanbano rderung drindend geboten erscheint.
Bank, Geld und Wirtschaft
Die Börsenderoute — Die Stellung der Großbanken — Die ausländischen Börsen —
Die Widerstandskraft der deutschen Börsen — Der deutsche Geldmarkt —- Die Lehren
der Krisis — Industrieller Optimismus — Die Politik des Kohlensyndikats — Fiskus
und Privatmonopol
Die Börse blickt auf außerordentlich bewegte Wochen zurück. Seit der
Krisis von 1907 ist kein solcher Sturm über die Effektenmärkte dahingebraust,
wie in diesen Oktobertagen. War schon der Zusammenbruch gleich nach dem
Bekanntwerden der serbisch-bulgarischen Mobilmachung schlimm, so war er doch
nur der Auftakt zu den fast beispiellosen Vorgängen, welche sich am 11. und
12. Oktober an den europäischen Börsen abspielten. Wäre der Allsbruch des
Weltkrieges Tatsache gewesen, die Kopflosigkeit und Bestürzung hätte nicht größer
sein können. Wahllos wurden die Effekten aus den Markt geworfen, zu jedem
Preise suchte man sich seines Besitzes zu entledigen, aus blinder Furcht, nur
nicht der Letzte sein zu müssen. Solchem Verkaufsandrang war der Markt nicht
gewachsen. Woher hätten auch in solchen Augenblicken Käufer kommen sollen,
die bereit waren, die weggeworfene Ware aufzunehmen? Der sicherste Halt des
Marktes in kritischen Zeiten, eine starke Kontermine, welche bei sinkenden Kursen
zur Deckung schreitet, war nicht vorhanden. Die Großbanken abir, die durch
den neuen Kurssturz ebenfalls überrascht waren, intervenierten zunächst nicht —
teils weil die Situation unübersichtlich war, teils weil eine gemeinschaftliche
Verständigung, die doch die Voraussetzung tatkräftigen und wirksamen Ein¬
greifens gewesen wäre, nicht stattgefunden hatte. Es verlautete, daß einer solchen
Verständigung zunächst Etikettenfragen und Eifersüchteleien im Wege gestanden
Hütten — eine Lesart, die nach dem später bekanntgewordenen Verhalten der
Großbanken in der Angelegenheit des Petroleummonopols nicht gerade unwahr¬
scheinlich klingt. Wie dem aber auch sei, zunächst fehlte jedenfalls ein positives
Eingreifen, wenn auch vielleicht eine gewisse Hilfe insofern geleistet wurde, als
die Kundschaft nicht durch die Banken selbst in rigoroser Weise zum Verkauf
gedrängt wurde. Die Selbstexekutionen waren ja schon schlimm genug. Jene
beiden Tage hatten eine Verwüstung des Kursniveaus zur Folge, wie sie in
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