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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Die deutsche Rheinmündung

An Schleusen wären erforderlich für den Seeverkehr zwei, die eine bei dem
Endpunkt des Kanals, die andere als Abstiegschleuse etwa bei dem Gelände¬
abfall auf der Breite von Meppen (etwa bei Kilometer 130 der hier vor¬
geschlagenen Strecke). In den Abmaßen hätten die Schleusen wiederum denen
der Schleusen des Kaiser-Wilhelm-Kanals zu entsprechen, wären also mit
330 Meter Länge, 45 lichter Breite und 13,7 Meter Tiefe anzulegen. Anschluß
zur Aufnahme der Rheinschiffahrt wäre bei Dinslaken und Wesel vorzusehen
durch hier eine, dort zwei Großschiffahrtsschleusen.

Im übrigen wäre aus den schon oben dargelegten Gründen eine schleusen¬
lose Anlage anzustreben. Allerdings wären infolgedessen außerordentlich erheb¬
liche Durchstiche zu bewältigen, so besonders auf der rund 50 Kilometer langen Strecke
vor Gronau in durchschnittlicher Tiefe von 25 Meter und mehr bis zum Kanal¬
spiegel, 36 Meter und mehr bis zur Kanalsohle. Diese großen Durchschnitts¬
tiefen, die nur bei Einschiebung von zwei weiteren Schleusen und Anlage eines
riesigen Rheinpumpwerkes vermieden werden könnten, dürften nicht so übermäßig
erscheinen bei der Erwägung, daß auch bei dem Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals
derartige Höhen zu überwinden waren, so die die Wasserscheide zwischen Eider
und Elbe bildenden, am Durchstiche bis 25 Meter über ^1.^, sich erhebenden
Höhenzüge bei Grünenthal und die bedeutenden, zum Teil erst jetzt bei dem
Umbau durchstochenen Erhebungen zwischen Rendsburg und Kiel. Allerdings
kommt hier die lange Ausdehnung des Durchstiches hinzu, die namentlich die
Baukosten erheblich verteuert.

Unter Erwägung dieser Umstände und vergleichender Betrachtung der Bau¬
kosten des Kaiser-Wilhelm-Kanals (erste und zweite Bauperiode) und der Berech¬
nungen von Herzberg und Taaks dürften sich die Kosten des vorgeschlagenen
Seekanals nach überschläglicher Schätzung belaufen auf

1. für Grunderwerb...........rund 25 Mill. Mark,
2. für Bodenbewegungen mit rund 460 Mill. Kubikmeter
(die reinen Aushubskosten pro Kubikmeter mit 72Pfg.
angenommen)............ " 500 " "
3. für Schleusen, Brücken usw........ " 150 " "
4. für allgemeine Baukosten und sonstiges .... " 25 " "
5. für Bauzinsen.........- - - " 25 " "
insgesamt rund 725 Mill. Mark.

Zur Verzinsung dieser Summe stände nun nach obiger Berechnung ein Ab¬
gabenaufkommen von rund 25 bis 30 Millionen Mark jährlich, abzüglich der auf
31/2 Millionen Mark jährlich anzusetzenden Betriebskosten zur Verfügung, was eine
Verzinsung von etwa 3 bis 3^ Prozent ergäbe. Der Zinsfuß würde sich
natürlich beträchtlich erhöhen, wenn die zu vorsichtige Schätzung der Aufnahme des
Rheinverkehrs in Höhe von drei Fünftel bis zwei Drittel geändert und die


Die deutsche Rheinmündung

An Schleusen wären erforderlich für den Seeverkehr zwei, die eine bei dem
Endpunkt des Kanals, die andere als Abstiegschleuse etwa bei dem Gelände¬
abfall auf der Breite von Meppen (etwa bei Kilometer 130 der hier vor¬
geschlagenen Strecke). In den Abmaßen hätten die Schleusen wiederum denen
der Schleusen des Kaiser-Wilhelm-Kanals zu entsprechen, wären also mit
330 Meter Länge, 45 lichter Breite und 13,7 Meter Tiefe anzulegen. Anschluß
zur Aufnahme der Rheinschiffahrt wäre bei Dinslaken und Wesel vorzusehen
durch hier eine, dort zwei Großschiffahrtsschleusen.

Im übrigen wäre aus den schon oben dargelegten Gründen eine schleusen¬
lose Anlage anzustreben. Allerdings wären infolgedessen außerordentlich erheb¬
liche Durchstiche zu bewältigen, so besonders auf der rund 50 Kilometer langen Strecke
vor Gronau in durchschnittlicher Tiefe von 25 Meter und mehr bis zum Kanal¬
spiegel, 36 Meter und mehr bis zur Kanalsohle. Diese großen Durchschnitts¬
tiefen, die nur bei Einschiebung von zwei weiteren Schleusen und Anlage eines
riesigen Rheinpumpwerkes vermieden werden könnten, dürften nicht so übermäßig
erscheinen bei der Erwägung, daß auch bei dem Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals
derartige Höhen zu überwinden waren, so die die Wasserscheide zwischen Eider
und Elbe bildenden, am Durchstiche bis 25 Meter über ^1.^, sich erhebenden
Höhenzüge bei Grünenthal und die bedeutenden, zum Teil erst jetzt bei dem
Umbau durchstochenen Erhebungen zwischen Rendsburg und Kiel. Allerdings
kommt hier die lange Ausdehnung des Durchstiches hinzu, die namentlich die
Baukosten erheblich verteuert.

Unter Erwägung dieser Umstände und vergleichender Betrachtung der Bau¬
kosten des Kaiser-Wilhelm-Kanals (erste und zweite Bauperiode) und der Berech¬
nungen von Herzberg und Taaks dürften sich die Kosten des vorgeschlagenen
Seekanals nach überschläglicher Schätzung belaufen auf

1. für Grunderwerb...........rund 25 Mill. Mark,
2. für Bodenbewegungen mit rund 460 Mill. Kubikmeter
(die reinen Aushubskosten pro Kubikmeter mit 72Pfg.
angenommen)............ „ 500 „ „
3. für Schleusen, Brücken usw........ „ 150 „ „
4. für allgemeine Baukosten und sonstiges .... „ 25 „ „
5. für Bauzinsen.........- - - „ 25 „ „
insgesamt rund 725 Mill. Mark.

Zur Verzinsung dieser Summe stände nun nach obiger Berechnung ein Ab¬
gabenaufkommen von rund 25 bis 30 Millionen Mark jährlich, abzüglich der auf
31/2 Millionen Mark jährlich anzusetzenden Betriebskosten zur Verfügung, was eine
Verzinsung von etwa 3 bis 3^ Prozent ergäbe. Der Zinsfuß würde sich
natürlich beträchtlich erhöhen, wenn die zu vorsichtige Schätzung der Aufnahme des
Rheinverkehrs in Höhe von drei Fünftel bis zwei Drittel geändert und die


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[0071] Die deutsche Rheinmündung An Schleusen wären erforderlich für den Seeverkehr zwei, die eine bei dem Endpunkt des Kanals, die andere als Abstiegschleuse etwa bei dem Gelände¬ abfall auf der Breite von Meppen (etwa bei Kilometer 130 der hier vor¬ geschlagenen Strecke). In den Abmaßen hätten die Schleusen wiederum denen der Schleusen des Kaiser-Wilhelm-Kanals zu entsprechen, wären also mit 330 Meter Länge, 45 lichter Breite und 13,7 Meter Tiefe anzulegen. Anschluß zur Aufnahme der Rheinschiffahrt wäre bei Dinslaken und Wesel vorzusehen durch hier eine, dort zwei Großschiffahrtsschleusen. Im übrigen wäre aus den schon oben dargelegten Gründen eine schleusen¬ lose Anlage anzustreben. Allerdings wären infolgedessen außerordentlich erheb¬ liche Durchstiche zu bewältigen, so besonders auf der rund 50 Kilometer langen Strecke vor Gronau in durchschnittlicher Tiefe von 25 Meter und mehr bis zum Kanal¬ spiegel, 36 Meter und mehr bis zur Kanalsohle. Diese großen Durchschnitts¬ tiefen, die nur bei Einschiebung von zwei weiteren Schleusen und Anlage eines riesigen Rheinpumpwerkes vermieden werden könnten, dürften nicht so übermäßig erscheinen bei der Erwägung, daß auch bei dem Bau des Kaiser-Wilhelm-Kanals derartige Höhen zu überwinden waren, so die die Wasserscheide zwischen Eider und Elbe bildenden, am Durchstiche bis 25 Meter über ^1.^, sich erhebenden Höhenzüge bei Grünenthal und die bedeutenden, zum Teil erst jetzt bei dem Umbau durchstochenen Erhebungen zwischen Rendsburg und Kiel. Allerdings kommt hier die lange Ausdehnung des Durchstiches hinzu, die namentlich die Baukosten erheblich verteuert. Unter Erwägung dieser Umstände und vergleichender Betrachtung der Bau¬ kosten des Kaiser-Wilhelm-Kanals (erste und zweite Bauperiode) und der Berech¬ nungen von Herzberg und Taaks dürften sich die Kosten des vorgeschlagenen Seekanals nach überschläglicher Schätzung belaufen auf 1. für Grunderwerb...........rund 25 Mill. Mark, 2. für Bodenbewegungen mit rund 460 Mill. Kubikmeter (die reinen Aushubskosten pro Kubikmeter mit 72Pfg. angenommen)............ „ 500 „ „ 3. für Schleusen, Brücken usw........ „ 150 „ „ 4. für allgemeine Baukosten und sonstiges .... „ 25 „ „ 5. für Bauzinsen.........- - - „ 25 „ „ insgesamt rund 725 Mill. Mark. Zur Verzinsung dieser Summe stände nun nach obiger Berechnung ein Ab¬ gabenaufkommen von rund 25 bis 30 Millionen Mark jährlich, abzüglich der auf 31/2 Millionen Mark jährlich anzusetzenden Betriebskosten zur Verfügung, was eine Verzinsung von etwa 3 bis 3^ Prozent ergäbe. Der Zinsfuß würde sich natürlich beträchtlich erhöhen, wenn die zu vorsichtige Schätzung der Aufnahme des Rheinverkehrs in Höhe von drei Fünftel bis zwei Drittel geändert und die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/71>, abgerufen am 03.07.2024.