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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Bremen

der Zeit verzinsen. Auch der Handel besitzt eine Tradition und sucht seine
Wege, wo altgewohnte Beziehungen ihn hinweisen. Der Handelsverkehr Enders,
dessen Lage durch Kanal und Hafenbauten heute äußerst günstig ist, kann sich
daher nur allmählich entwickeln.

Die Schiffahrt ist nicht auf Rosen gebettet, wie man im Inlande vielfach
anzunehmen pflegt. Ein Blick auf die Kurszettel der Börse belehrt, daß die
Industrie ohne Schiffbau weit bessere Geschäfte macht, als die der Schiffahrt
verwandte Schiffbauindustrie.

Wir geben hier die Dividenden der sieben größten deutschen Schiffahrts¬
gesellschaften mit einem Aktienkapitale von 10 Millionen Mark und darüber für
die letzten zehn Jahre.



Hierbei ist zu beachten, daß Hapag und Lloyd heute ein Aktienkapital von
150 125 275 Millionen Mark, die übrigen Gesellschaften zusammen nur
ein solches von 80 Millionen Mark vorstellen. Die noch verbleibenden über
sechzig kleinen und mittleren deutschen Schiffahrtsgesellschaften umfassen dann
noch ein Aktienkapital von insgesamt noch nicht 100 Millionen Mark. Sie
verteilen fast durchweg schlechtere Dividenden als die obigen großen Gesellschaften.
Ein verbleibender, statistisch nicht zu erfassender kleiner Rest von Privatreedereien
fällt nicht ins Gewicht.

Man sieht, daß die Erträge der Schiffahrt außerordentlich wechselnd und
auch ohne die vielen Gefahren und Schädigungen, welche ihr drohen, mäßig
und allenfalls normal sind. Das wissen die vielen deutschen Kapitalisten, welche
die Aktien der Schiffahrtsgesellschaften kaufen und damit das Interesse der Reeber
auch zu ihrem, die-Angelegenheiten der Hansestädte zu solchen des ganzen Reiches
machen. Und der Reichtum, der in deutsche Lande eingezogen ist, ihn danken
wir Handel und Schiffahrt, die durch vorteilhaften Warenaustausch mit den


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der Zeit verzinsen. Auch der Handel besitzt eine Tradition und sucht seine
Wege, wo altgewohnte Beziehungen ihn hinweisen. Der Handelsverkehr Enders,
dessen Lage durch Kanal und Hafenbauten heute äußerst günstig ist, kann sich
daher nur allmählich entwickeln.

Die Schiffahrt ist nicht auf Rosen gebettet, wie man im Inlande vielfach
anzunehmen pflegt. Ein Blick auf die Kurszettel der Börse belehrt, daß die
Industrie ohne Schiffbau weit bessere Geschäfte macht, als die der Schiffahrt
verwandte Schiffbauindustrie.

Wir geben hier die Dividenden der sieben größten deutschen Schiffahrts¬
gesellschaften mit einem Aktienkapitale von 10 Millionen Mark und darüber für
die letzten zehn Jahre.



Hierbei ist zu beachten, daß Hapag und Lloyd heute ein Aktienkapital von
150 125 275 Millionen Mark, die übrigen Gesellschaften zusammen nur
ein solches von 80 Millionen Mark vorstellen. Die noch verbleibenden über
sechzig kleinen und mittleren deutschen Schiffahrtsgesellschaften umfassen dann
noch ein Aktienkapital von insgesamt noch nicht 100 Millionen Mark. Sie
verteilen fast durchweg schlechtere Dividenden als die obigen großen Gesellschaften.
Ein verbleibender, statistisch nicht zu erfassender kleiner Rest von Privatreedereien
fällt nicht ins Gewicht.

Man sieht, daß die Erträge der Schiffahrt außerordentlich wechselnd und
auch ohne die vielen Gefahren und Schädigungen, welche ihr drohen, mäßig
und allenfalls normal sind. Das wissen die vielen deutschen Kapitalisten, welche
die Aktien der Schiffahrtsgesellschaften kaufen und damit das Interesse der Reeber
auch zu ihrem, die-Angelegenheiten der Hansestädte zu solchen des ganzen Reiches
machen. Und der Reichtum, der in deutsche Lande eingezogen ist, ihn danken
wir Handel und Schiffahrt, die durch vorteilhaften Warenaustausch mit den


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[0310] Bremen der Zeit verzinsen. Auch der Handel besitzt eine Tradition und sucht seine Wege, wo altgewohnte Beziehungen ihn hinweisen. Der Handelsverkehr Enders, dessen Lage durch Kanal und Hafenbauten heute äußerst günstig ist, kann sich daher nur allmählich entwickeln. Die Schiffahrt ist nicht auf Rosen gebettet, wie man im Inlande vielfach anzunehmen pflegt. Ein Blick auf die Kurszettel der Börse belehrt, daß die Industrie ohne Schiffbau weit bessere Geschäfte macht, als die der Schiffahrt verwandte Schiffbauindustrie. Wir geben hier die Dividenden der sieben größten deutschen Schiffahrts¬ gesellschaften mit einem Aktienkapitale von 10 Millionen Mark und darüber für die letzten zehn Jahre. 1902 "/->1903 °/°1904 °/°1905 °/°1906 °/°1907 °/°1908 °/°1909 "/«1910 °/°1911 °/°Durch¬ schnitt °/° 1.Hamburg - Amerika - Linie, Hamburg4V-691110606896,96 2.Norddeutscher Lloyd, Bremen0627V28'/s4V-00363,66 3.Deutsche D.-G, „Hansa", Bremen66996361010158,60 4.Deutsch-Unser. D.-G., Hamburg567888779117,60 5.Hamburg-Südamerik. D.-G., Hamburg06810109488107,30 6.Deutsche D.-G. „Kosmos", Hamburg9310141493510129,40 7.Deutsch-Ostafr. Linie, Hamburg2V-0040036883,15 Hierbei ist zu beachten, daß Hapag und Lloyd heute ein Aktienkapital von 150 125 275 Millionen Mark, die übrigen Gesellschaften zusammen nur ein solches von 80 Millionen Mark vorstellen. Die noch verbleibenden über sechzig kleinen und mittleren deutschen Schiffahrtsgesellschaften umfassen dann noch ein Aktienkapital von insgesamt noch nicht 100 Millionen Mark. Sie verteilen fast durchweg schlechtere Dividenden als die obigen großen Gesellschaften. Ein verbleibender, statistisch nicht zu erfassender kleiner Rest von Privatreedereien fällt nicht ins Gewicht. Man sieht, daß die Erträge der Schiffahrt außerordentlich wechselnd und auch ohne die vielen Gefahren und Schädigungen, welche ihr drohen, mäßig und allenfalls normal sind. Das wissen die vielen deutschen Kapitalisten, welche die Aktien der Schiffahrtsgesellschaften kaufen und damit das Interesse der Reeber auch zu ihrem, die-Angelegenheiten der Hansestädte zu solchen des ganzen Reiches machen. Und der Reichtum, der in deutsche Lande eingezogen ist, ihn danken wir Handel und Schiffahrt, die durch vorteilhaften Warenaustausch mit den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/310>, abgerufen am 22.07.2024.