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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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wird. Ganz besonders risikovoll ist. wie das Beispiel Jessenitz zeigt, der Kali¬
bergbau, der unter der ständigen Gefahr des Waffereinbruchs steht, einer Gefahr,
der gegenüber auch die fortgeschrittenste Technik meist hilflos ist.

Diese Art der Kapitalbeschaffung ist daher scharf zu verurteilen, ja man darf
sie fast als gewissenlos bezeichnen. Sie ist für die Obligationäre deshalb so
gefährlich, weil das verantwortliche Kapital völlig fehlt. Steht vor den Anleihe¬
schulden ein erhebliches Aktienkapital, so ist wenigstens die Möglichkeit vorhanden,
daß die Aktionäre, um ihr Geld zu retten, sich zu neuen Opfern entschließen. Bei
der Gewerkschaft fehlt dieser Ansporn in der Regel, oder er ist doch nur insoweit
vorhanden, als die augenblicklichen Kuxbesitzer für den Erwerb ihrer Anteile einen
erheblichen Gegenwert gezahlt haben. Ob aber die Zahl derselben ausreicht, die
notwendige Dreiviertel - Majorität zu beschaffen, welche zur Beschließung einer
Zubuße ausreicht, ist meist sehr zweifelhaft. Die Beteiligung des Privatpublikums
am Kalibergbau durch den Erwerb von Obligationen, die von feiten des Käufers
als eine sichere Kapitalsaulage aufgefaßt werden, in Wirklichkeit aber die unsicherste
Form der festverzinslichen Wertpapiere darstellen, kann daher nur auf das Ent¬
spectator schiedenste widerraten werden.




Verantwortlich: der Herausgeber George TIeinow in Schöneberg. -- Manuslriptscndungen und Briese werden
erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Frieden"" bei Berlin, Hedwigstr. 1".
Fernsprecher der Schristl-itung: Amt Pfalzburg 6719, des Verlags: Amt Lützow KK10.
Verlag: Verlag der Brenzboten G. in. b. H. er Berlin SV. 11.
Druck: "Der ReichSSote" B. in. b. H. in Berlin SV. 11, Dessau-r Strafe "S/S7.


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wird. Ganz besonders risikovoll ist. wie das Beispiel Jessenitz zeigt, der Kali¬
bergbau, der unter der ständigen Gefahr des Waffereinbruchs steht, einer Gefahr,
der gegenüber auch die fortgeschrittenste Technik meist hilflos ist.

Diese Art der Kapitalbeschaffung ist daher scharf zu verurteilen, ja man darf
sie fast als gewissenlos bezeichnen. Sie ist für die Obligationäre deshalb so
gefährlich, weil das verantwortliche Kapital völlig fehlt. Steht vor den Anleihe¬
schulden ein erhebliches Aktienkapital, so ist wenigstens die Möglichkeit vorhanden,
daß die Aktionäre, um ihr Geld zu retten, sich zu neuen Opfern entschließen. Bei
der Gewerkschaft fehlt dieser Ansporn in der Regel, oder er ist doch nur insoweit
vorhanden, als die augenblicklichen Kuxbesitzer für den Erwerb ihrer Anteile einen
erheblichen Gegenwert gezahlt haben. Ob aber die Zahl derselben ausreicht, die
notwendige Dreiviertel - Majorität zu beschaffen, welche zur Beschließung einer
Zubuße ausreicht, ist meist sehr zweifelhaft. Die Beteiligung des Privatpublikums
am Kalibergbau durch den Erwerb von Obligationen, die von feiten des Käufers
als eine sichere Kapitalsaulage aufgefaßt werden, in Wirklichkeit aber die unsicherste
Form der festverzinslichen Wertpapiere darstellen, kann daher nur auf das Ent¬
spectator schiedenste widerraten werden.




Verantwortlich: der Herausgeber George TIeinow in Schöneberg. — Manuslriptscndungen und Briese werden
erbeten unter der Adresse:
An den Herausgeber der Grenzboten in Frieden«« bei Berlin, Hedwigstr. 1».
Fernsprecher der Schristl-itung: Amt Pfalzburg 6719, des Verlags: Amt Lützow KK10.
Verlag: Verlag der Brenzboten G. in. b. H. er Berlin SV. 11.
Druck: »Der ReichSSote" B. in. b. H. in Berlin SV. 11, Dessau-r Strafe »S/S7.


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[0108] Reichsspiegel wird. Ganz besonders risikovoll ist. wie das Beispiel Jessenitz zeigt, der Kali¬ bergbau, der unter der ständigen Gefahr des Waffereinbruchs steht, einer Gefahr, der gegenüber auch die fortgeschrittenste Technik meist hilflos ist. Diese Art der Kapitalbeschaffung ist daher scharf zu verurteilen, ja man darf sie fast als gewissenlos bezeichnen. Sie ist für die Obligationäre deshalb so gefährlich, weil das verantwortliche Kapital völlig fehlt. Steht vor den Anleihe¬ schulden ein erhebliches Aktienkapital, so ist wenigstens die Möglichkeit vorhanden, daß die Aktionäre, um ihr Geld zu retten, sich zu neuen Opfern entschließen. Bei der Gewerkschaft fehlt dieser Ansporn in der Regel, oder er ist doch nur insoweit vorhanden, als die augenblicklichen Kuxbesitzer für den Erwerb ihrer Anteile einen erheblichen Gegenwert gezahlt haben. Ob aber die Zahl derselben ausreicht, die notwendige Dreiviertel - Majorität zu beschaffen, welche zur Beschließung einer Zubuße ausreicht, ist meist sehr zweifelhaft. Die Beteiligung des Privatpublikums am Kalibergbau durch den Erwerb von Obligationen, die von feiten des Käufers als eine sichere Kapitalsaulage aufgefaßt werden, in Wirklichkeit aber die unsicherste Form der festverzinslichen Wertpapiere darstellen, kann daher nur auf das Ent¬ spectator schiedenste widerraten werden. Verantwortlich: der Herausgeber George TIeinow in Schöneberg. — Manuslriptscndungen und Briese werden erbeten unter der Adresse: An den Herausgeber der Grenzboten in Frieden«« bei Berlin, Hedwigstr. 1». Fernsprecher der Schristl-itung: Amt Pfalzburg 6719, des Verlags: Amt Lützow KK10. Verlag: Verlag der Brenzboten G. in. b. H. er Berlin SV. 11. Druck: »Der ReichSSote" B. in. b. H. in Berlin SV. 11, Dessau-r Strafe »S/S7.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/108>, abgerufen am 03.07.2024.