Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.Zusammenhänge zwischen Österreich und Deutschland behaupten, daß die Deutschen in den drei oft genannten Staaten ebenbürtig Wenn bei der Besprechung der bildenden Künste in Deutschland die Machen schon die vorangehenden Andeutungen den Eindruck größter Un- -) Der Vortrag von Professor Richard Riemerschmid über die Ziele der Bayerischen
G D, Schriftltg, ewerbeschau ist in den Grenzboten 1912 Heft 23 abgedruckt. Zusammenhänge zwischen Österreich und Deutschland behaupten, daß die Deutschen in den drei oft genannten Staaten ebenbürtig Wenn bei der Besprechung der bildenden Künste in Deutschland die Machen schon die vorangehenden Andeutungen den Eindruck größter Un- -) Der Vortrag von Professor Richard Riemerschmid über die Ziele der Bayerischen
G D, Schriftltg, ewerbeschau ist in den Grenzboten 1912 Heft 23 abgedruckt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0629" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/321714"/> <fw type="header" place="top"> Zusammenhänge zwischen Österreich und Deutschland</fw><lb/> <p xml:id="ID_2629" prev="#ID_2628"> behaupten, daß die Deutschen in den drei oft genannten Staaten ebenbürtig<lb/> einen von keinem anderen Volke überragten Hochstand der Leistungen erreicht<lb/> haben. Der große Aufschwung der Buchgewerbe ist ein charakteristisches Merkmal<lb/> der deutschen Leistungsfähigkeit in der Verbindung von Technik und Kunst.<lb/> Diese Verbindung von Kunst und Technik, für die alle leitenden Geister im<lb/> deutschen Volke seit mehr als einem halben Jahrhundert in Wort, Schrift und<lb/> Tat eintreten, für die sie als oberste Grundsätze Materialechtheit, Konstruktions¬<lb/> richtigkeit und Zweckdienlichkeit aufgestellt haben, ist in jüngster Zeit wieder in<lb/> den Vordergrund der öffentlichen Erörterung getreten und führende Männer, die<lb/> sich von der Fessel dogmatischer Überlieferungstreue befreiten, suchen neuerdings<lb/> das produzierende und konsumierende Bürgertum durch entzückende Taten für den<lb/> Gedanken der Qualitätsarbeit zu begeistern. Doch darüber wird Ihnen ein<lb/> Berufenerer, Professor Riemerschmid, Ausführliches sagen.*) Wir Österreicher<lb/> haben unser Interesse an diesen Bestrebungen ja dadurch offenkundig bezeugt,<lb/> daß wir hierher gekommen sind, Ihre bayerische Gewerbeschau zu studieren, uns<lb/> an ihr zu erfreuen und weiters dadurch, daß der Deutsche Werkbund demnächst<lb/> in Wien tagen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_2630"> Wenn bei der Besprechung der bildenden Künste in Deutschland die<lb/> romanischen Völker sich zum Worte melden könnten, um darauf hinzuweisen,<lb/> daß die klassischen Vorperioden ihr Verdienst seien, so ist die Hegemonie<lb/> Deutschlands auf dem Gebiete der darstellenden Kunst und der Musik unbestreitbar<lb/> und ich hebe das mit um so größerer Genugtuung hervor, als die Deutschen<lb/> in Österreich auf diesen Gebieten einen ganz besonders großen Anteil an der<lb/> heutigen Großmachtstellung haben. Haudn. Beethoven, Mozart und Schubert<lb/> einerseits, Richard Wagner andererseits sind die Beherrscher der Musikwelt und<lb/> an den Genius der heiteren Musik der Neuzeit knüpfen sich die unvergänglichen<lb/> Namen Strauß und Lanner. Im Reiche der Töne sind wir Deutschen ein<lb/> Volk, ein einiges, in seiner Größe einzig dastehendes. Unsere Sprache hat<lb/> eine besonders wertvolle Ausdrucksform im „deutschen Lied" gefunden, dessen<lb/> Wirkung auf die deutsche Volksseele nicht unterschätzt werden darf. So wie<lb/> das Nibelungenlied die Ufergelände des Rheins mit jenen der Donau als<lb/> zusammengehörigen Schauplatz der Heldensage verbindet, so ertönte das deutsche<lb/> Lied vor der Bildung der heutigen Staatenformen von den Rheinlanden bis<lb/> tief ins Donaureich hinab, das deutsche Volkstum umschlingend.</p><lb/> <p xml:id="ID_2631"> Machen schon die vorangehenden Andeutungen den Eindruck größter Un-<lb/> vollständigkeit, nur den eines Mosailbildes, das aus einer Reihe aphoristischer<lb/> Bemerkungen besteht, so würde der Vorwurf der Unzulänglichkeit meiner Dar¬<lb/> stellung noch weit mehr Berechtigung erlangen, wenn ich nicht noch eines<lb/> Arbeitsfeldes deutscher Gelehrsamkeit mindestens schlagwortweise gedächte.</p><lb/> <note xml:id="FID_123" place="foot"> -) Der Vortrag von Professor Richard Riemerschmid über die Ziele der Bayerischen<lb/> G<note type="byline"> D, Schriftltg,</note> ewerbeschau ist in den Grenzboten 1912 Heft 23 abgedruckt. </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0629]
Zusammenhänge zwischen Österreich und Deutschland
behaupten, daß die Deutschen in den drei oft genannten Staaten ebenbürtig
einen von keinem anderen Volke überragten Hochstand der Leistungen erreicht
haben. Der große Aufschwung der Buchgewerbe ist ein charakteristisches Merkmal
der deutschen Leistungsfähigkeit in der Verbindung von Technik und Kunst.
Diese Verbindung von Kunst und Technik, für die alle leitenden Geister im
deutschen Volke seit mehr als einem halben Jahrhundert in Wort, Schrift und
Tat eintreten, für die sie als oberste Grundsätze Materialechtheit, Konstruktions¬
richtigkeit und Zweckdienlichkeit aufgestellt haben, ist in jüngster Zeit wieder in
den Vordergrund der öffentlichen Erörterung getreten und führende Männer, die
sich von der Fessel dogmatischer Überlieferungstreue befreiten, suchen neuerdings
das produzierende und konsumierende Bürgertum durch entzückende Taten für den
Gedanken der Qualitätsarbeit zu begeistern. Doch darüber wird Ihnen ein
Berufenerer, Professor Riemerschmid, Ausführliches sagen.*) Wir Österreicher
haben unser Interesse an diesen Bestrebungen ja dadurch offenkundig bezeugt,
daß wir hierher gekommen sind, Ihre bayerische Gewerbeschau zu studieren, uns
an ihr zu erfreuen und weiters dadurch, daß der Deutsche Werkbund demnächst
in Wien tagen wird.
Wenn bei der Besprechung der bildenden Künste in Deutschland die
romanischen Völker sich zum Worte melden könnten, um darauf hinzuweisen,
daß die klassischen Vorperioden ihr Verdienst seien, so ist die Hegemonie
Deutschlands auf dem Gebiete der darstellenden Kunst und der Musik unbestreitbar
und ich hebe das mit um so größerer Genugtuung hervor, als die Deutschen
in Österreich auf diesen Gebieten einen ganz besonders großen Anteil an der
heutigen Großmachtstellung haben. Haudn. Beethoven, Mozart und Schubert
einerseits, Richard Wagner andererseits sind die Beherrscher der Musikwelt und
an den Genius der heiteren Musik der Neuzeit knüpfen sich die unvergänglichen
Namen Strauß und Lanner. Im Reiche der Töne sind wir Deutschen ein
Volk, ein einiges, in seiner Größe einzig dastehendes. Unsere Sprache hat
eine besonders wertvolle Ausdrucksform im „deutschen Lied" gefunden, dessen
Wirkung auf die deutsche Volksseele nicht unterschätzt werden darf. So wie
das Nibelungenlied die Ufergelände des Rheins mit jenen der Donau als
zusammengehörigen Schauplatz der Heldensage verbindet, so ertönte das deutsche
Lied vor der Bildung der heutigen Staatenformen von den Rheinlanden bis
tief ins Donaureich hinab, das deutsche Volkstum umschlingend.
Machen schon die vorangehenden Andeutungen den Eindruck größter Un-
vollständigkeit, nur den eines Mosailbildes, das aus einer Reihe aphoristischer
Bemerkungen besteht, so würde der Vorwurf der Unzulänglichkeit meiner Dar¬
stellung noch weit mehr Berechtigung erlangen, wenn ich nicht noch eines
Arbeitsfeldes deutscher Gelehrsamkeit mindestens schlagwortweise gedächte.
-) Der Vortrag von Professor Richard Riemerschmid über die Ziele der Bayerischen
G D, Schriftltg, ewerbeschau ist in den Grenzboten 1912 Heft 23 abgedruckt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |