Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.Franz Meilers Martyrium Weiler öffnet die Fenster, schließt die Tür ab, bringt den Schlüssel zum Hundert Schritte vor ihm gehen die beiden Buben, zwischen sich den "Gell, Franz. dein Babba kann dich net leide?" "Heiner, des darf mer net sage!" "Gell, Franz, er rise der awwer ganet mit deim Name?" Franz gibt als Antwort ein Seufzen. Sein Kamerad fragt weiter: "Franz, kummschte heit Mittag e Bißje uff die Gaß spiele mit mer?" "Heiner, ich muß grase gehe. Mein Babba siehts auch net gern, wann "Gell, Franz, weil mer net so sei sin wie Schullehrerskinner? Awwer ich Und in seinen stumpfen, dummen Augen geht ein Licht auf. Sie haben "Gell, Franz. du kannscht mich aach gut leide, wann ich aach en dumme "Heiner, 's hat nix ze sage, wann mer auch net so arg gescheidt is. Mei Der Heiner ist überglücklich. Er meint: "Franz, die Klinker, wu ich our deer hab, gilt aaner so viel als wie our Seine Liebe verdoppelt den Wert des Geschenkes vom Freund, um es zu "Franz, ich hab aach werklich net gelacht, wie dein Babba dich vorhin Franz antwortet nichts darauf, nur ein Weh zuckt um seinen Mund. Ach, Im Hofe stellen die beiden Buben den Korb unterm Schuppen ab. Franz Franz Meilers Martyrium Weiler öffnet die Fenster, schließt die Tür ab, bringt den Schlüssel zum Hundert Schritte vor ihm gehen die beiden Buben, zwischen sich den „Gell, Franz. dein Babba kann dich net leide?" „Heiner, des darf mer net sage!" „Gell, Franz, er rise der awwer ganet mit deim Name?" Franz gibt als Antwort ein Seufzen. Sein Kamerad fragt weiter: „Franz, kummschte heit Mittag e Bißje uff die Gaß spiele mit mer?" „Heiner, ich muß grase gehe. Mein Babba siehts auch net gern, wann „Gell, Franz, weil mer net so sei sin wie Schullehrerskinner? Awwer ich Und in seinen stumpfen, dummen Augen geht ein Licht auf. Sie haben „Gell, Franz. du kannscht mich aach gut leide, wann ich aach en dumme „Heiner, 's hat nix ze sage, wann mer auch net so arg gescheidt is. Mei Der Heiner ist überglücklich. Er meint: „Franz, die Klinker, wu ich our deer hab, gilt aaner so viel als wie our Seine Liebe verdoppelt den Wert des Geschenkes vom Freund, um es zu „Franz, ich hab aach werklich net gelacht, wie dein Babba dich vorhin Franz antwortet nichts darauf, nur ein Weh zuckt um seinen Mund. Ach, Im Hofe stellen die beiden Buben den Korb unterm Schuppen ab. Franz <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0487" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/320904"/> <fw type="header" place="top"> Franz Meilers Martyrium</fw><lb/> <p xml:id="ID_2122"> Weiler öffnet die Fenster, schließt die Tür ab, bringt den Schlüssel zum<lb/> Polizeidiener, der dem Schulhause gegenüber wohnt, und geht die Straße hinauf<lb/> seinem Hause zu. Seinem Hause. 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Franz Meilers Martyrium
Weiler öffnet die Fenster, schließt die Tür ab, bringt den Schlüssel zum
Polizeidiener, der dem Schulhause gegenüber wohnt, und geht die Straße hinauf
seinem Hause zu. Seinem Hause. Jawohl: seinem Hause.
Hundert Schritte vor ihm gehen die beiden Buben, zwischen sich den
Korb, den sie leise nach vorn und hinten schaukeln. Der dumme Heinrich
Erdelmeier hängt mit fanatischer Liebe an Franz. Was sein Verstand nicht
erfassen kann, das begreift die Liebe seines Herzens. Das nämlich, daß Franz
leidet. Er fragt:
„Gell, Franz. dein Babba kann dich net leide?"
„Heiner, des darf mer net sage!"
„Gell, Franz, er rise der awwer ganet mit deim Name?"
Franz gibt als Antwort ein Seufzen.
Sein Kamerad fragt weiter:
„Franz, kummschte heit Mittag e Bißje uff die Gaß spiele mit mer?"
„Heiner, ich muß grase gehe. Mein Babba siehts auch net gern, wann
ich mit euch spiel."
„Gell, Franz, weil mer net so sei sin wie Schullehrerskinner? Awwer ich
tact als gäärn e bißje spiele mit der. Franz, 's allerliebscht bin ich bei deer!"
Und in seinen stumpfen, dummen Augen geht ein Licht auf. Sie haben
den Ausdruck wie die eines treuen Hundes, der den Herrn nicht verlassen will.
„Gell, Franz. du kannscht mich aach gut leide, wann ich aach en dumme
Ochs bin?"
„Heiner, 's hat nix ze sage, wann mer auch net so arg gescheidt is. Mei
Tante sagt als: Wann mer nur en gut Herz hat. Und nachher schenk ich dir
en Griffel mit Goldpapier und en par Klinker."
Der Heiner ist überglücklich. Er meint:
„Franz, die Klinker, wu ich our deer hab, gilt aaner so viel als wie our
de ärmere Buwe ehre zwaa!"
Seine Liebe verdoppelt den Wert des Geschenkes vom Freund, um es zu
ehren. Und Heinrich ist der Dümmste in der Klasse.
„Franz, ich hab aach werklich net gelacht, wie dein Babba dich vorhin
geuzt Hot. Eigentlich mischt du aach in de owwerscht Bank z' owwerscht sitze.
Du bischt viel gescheidter wies Sattigs Philp!"
Franz antwortet nichts darauf, nur ein Weh zuckt um seinen Mund. Ach,
auf dem obersten Platz in der Klasse sitzen zu dürfen! Und vom Vater geliebt
ZU werden! Und Fleiß und Tüchtigkeit von ihm anerkannt zu sehen! Und
deshalb geehrt von den Mitschülern. Geehrt wie von dem einzigen Heinrich
Erdelmeier! Und so in liebender Kameradschaft mit ihnen spielen dürfen!
Im Hofe stellen die beiden Buben den Korb unterm Schuppen ab. Franz
schnallt den Schulranzen vom Rücken und holt den Griffelkasten daraus hervor,
dem er den versprochenen „Griffel mit Goldpapier" entnimmt.
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