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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.

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Die Ahnen des Reichskanzlers v. Lcthmann-Hollweg

Wenn NUN auch Psychologie und Psychiatrie ernstlichen Anteil Mi diesen
Problemen nimmt, so würde ich mit einem weiteren Eingehen darauf Raum
und Kompetenz gewiß überschreiten. Sind es doch Fragen, die mit allgemeineren
öffentlichen religiösen Bewegungen in engster Beziehung stehen und die erst vor
kurzem hervorragende Theologen und Pädagogen uuter Prof. Rein zur Gründung
eines "Bundes für Reform des Religionsunterrichts" veranlaßt haben. Sie
aber zu lösen sind nicht nur die verschiedenen Zweige der Wissenschaft unberufen,
sondern es ist auch die Mitarbeit der Kirche selbst, der Schule, des Elternhauses
unentbehrlich und, wie der den Lesern dieser Zeitschrift nicht unbekannte Adolf
Matthias*) hinzufügte, in gleicher Weise die Mitwirkung "der fünften Gro߬
macht, der Presse".




Die Ahnen des Reichskanzlers v. Vethmann - Hollweg
von Stephan Kekulc v, Stradonitz

aß der Reichskanzler Dr. Theovcild v. Bethmann-Hollweg dem Stamme
^ nach ein Hollweg ist und kein Bethmann, daß er mit anderen Worten
von Vaters Seite her dem Geschlechte Hollweg entstammt, dürfte
allgemein bekannt sein. Der nähere Zusammenhang ist folgender:
! Der älteste, bisher bekannt gewordene Stammvater der Hollweg ist
Johannes Helwig Holweg oder Hollweg, der in der zweiten Hälfte des sechzehnten
Jahrhunderts Bürger zu Gießen war. Aus diesem Geschlechte stammte Johann
Jakob Hollweg. geboren 1748, gestorben 1808, beides zu Frankfurt a. M.. Kauf¬
mann von Beruf, der sich am 15. August 1780 mit Susanne Elisabeth Bethmann,
aus dem bekannten Frankfurter Bankherrengeschlechte der heutigen Freiherren
v. Bethmann, der Schwester von Simon Moritz (von) Vethmann, vermählte,
welcher Simon Moritz im Jahre 1808 den österreichischen Ritterstand erhielt.
Johann Jakob Hollweg, Gesellschafter der Firma "Gebrüder Bethmann" zu
Frankfurt a. M, nahm infolge dieser Ehe das Bethmcmnsche, altüberlieferte
Familienwappen und den Namen "Bethmann--Hollweg" an. Aus dieser Ehe
stammte Moritz August Beihmann-Hollweg, geboren 1795, der 1819 Privatdozent
an der Berliner Hochschule, 1820 daselbst außerordentlicher, 1823 ordentlicher
Professor für bürgerliches und Prozeßrecht wurde und 1829 als Ordinarius an
die Rheinische Hochschule nach Bonn kam. Am 15. Oktober 1840 erhielt er bei
Gelegenheit der Erbhuldigung zu Berlin von König Friedrich Wilhelm dem Vierten
den erblichen Adel unter dem Namen: "v. Bethmann-Hollweg". Es ist hier ein¬
zuschalten, daß der Bindestrich zwischen den beiden Namensbestandteilen "Bethmann"
und "Hollweg" diplomsmäßig, folglich die Schreibweise des Namens mit dem



") In einem Artikel des Verl. Tageblatts von 22, August toll.
Die Ahnen des Reichskanzlers v. Lcthmann-Hollweg

Wenn NUN auch Psychologie und Psychiatrie ernstlichen Anteil Mi diesen
Problemen nimmt, so würde ich mit einem weiteren Eingehen darauf Raum
und Kompetenz gewiß überschreiten. Sind es doch Fragen, die mit allgemeineren
öffentlichen religiösen Bewegungen in engster Beziehung stehen und die erst vor
kurzem hervorragende Theologen und Pädagogen uuter Prof. Rein zur Gründung
eines „Bundes für Reform des Religionsunterrichts" veranlaßt haben. Sie
aber zu lösen sind nicht nur die verschiedenen Zweige der Wissenschaft unberufen,
sondern es ist auch die Mitarbeit der Kirche selbst, der Schule, des Elternhauses
unentbehrlich und, wie der den Lesern dieser Zeitschrift nicht unbekannte Adolf
Matthias*) hinzufügte, in gleicher Weise die Mitwirkung „der fünften Gro߬
macht, der Presse".




Die Ahnen des Reichskanzlers v. Vethmann - Hollweg
von Stephan Kekulc v, Stradonitz

aß der Reichskanzler Dr. Theovcild v. Bethmann-Hollweg dem Stamme
^ nach ein Hollweg ist und kein Bethmann, daß er mit anderen Worten
von Vaters Seite her dem Geschlechte Hollweg entstammt, dürfte
allgemein bekannt sein. Der nähere Zusammenhang ist folgender:
! Der älteste, bisher bekannt gewordene Stammvater der Hollweg ist
Johannes Helwig Holweg oder Hollweg, der in der zweiten Hälfte des sechzehnten
Jahrhunderts Bürger zu Gießen war. Aus diesem Geschlechte stammte Johann
Jakob Hollweg. geboren 1748, gestorben 1808, beides zu Frankfurt a. M.. Kauf¬
mann von Beruf, der sich am 15. August 1780 mit Susanne Elisabeth Bethmann,
aus dem bekannten Frankfurter Bankherrengeschlechte der heutigen Freiherren
v. Bethmann, der Schwester von Simon Moritz (von) Vethmann, vermählte,
welcher Simon Moritz im Jahre 1808 den österreichischen Ritterstand erhielt.
Johann Jakob Hollweg, Gesellschafter der Firma „Gebrüder Bethmann" zu
Frankfurt a. M, nahm infolge dieser Ehe das Bethmcmnsche, altüberlieferte
Familienwappen und den Namen „Bethmann--Hollweg" an. Aus dieser Ehe
stammte Moritz August Beihmann-Hollweg, geboren 1795, der 1819 Privatdozent
an der Berliner Hochschule, 1820 daselbst außerordentlicher, 1823 ordentlicher
Professor für bürgerliches und Prozeßrecht wurde und 1829 als Ordinarius an
die Rheinische Hochschule nach Bonn kam. Am 15. Oktober 1840 erhielt er bei
Gelegenheit der Erbhuldigung zu Berlin von König Friedrich Wilhelm dem Vierten
den erblichen Adel unter dem Namen: „v. Bethmann-Hollweg". Es ist hier ein¬
zuschalten, daß der Bindestrich zwischen den beiden Namensbestandteilen „Bethmann"
und „Hollweg" diplomsmäßig, folglich die Schreibweise des Namens mit dem



") In einem Artikel des Verl. Tageblatts von 22, August toll.
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[0504] Die Ahnen des Reichskanzlers v. Lcthmann-Hollweg Wenn NUN auch Psychologie und Psychiatrie ernstlichen Anteil Mi diesen Problemen nimmt, so würde ich mit einem weiteren Eingehen darauf Raum und Kompetenz gewiß überschreiten. Sind es doch Fragen, die mit allgemeineren öffentlichen religiösen Bewegungen in engster Beziehung stehen und die erst vor kurzem hervorragende Theologen und Pädagogen uuter Prof. Rein zur Gründung eines „Bundes für Reform des Religionsunterrichts" veranlaßt haben. Sie aber zu lösen sind nicht nur die verschiedenen Zweige der Wissenschaft unberufen, sondern es ist auch die Mitarbeit der Kirche selbst, der Schule, des Elternhauses unentbehrlich und, wie der den Lesern dieser Zeitschrift nicht unbekannte Adolf Matthias*) hinzufügte, in gleicher Weise die Mitwirkung „der fünften Gro߬ macht, der Presse". Die Ahnen des Reichskanzlers v. Vethmann - Hollweg von Stephan Kekulc v, Stradonitz aß der Reichskanzler Dr. Theovcild v. Bethmann-Hollweg dem Stamme ^ nach ein Hollweg ist und kein Bethmann, daß er mit anderen Worten von Vaters Seite her dem Geschlechte Hollweg entstammt, dürfte allgemein bekannt sein. Der nähere Zusammenhang ist folgender: ! Der älteste, bisher bekannt gewordene Stammvater der Hollweg ist Johannes Helwig Holweg oder Hollweg, der in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts Bürger zu Gießen war. Aus diesem Geschlechte stammte Johann Jakob Hollweg. geboren 1748, gestorben 1808, beides zu Frankfurt a. M.. Kauf¬ mann von Beruf, der sich am 15. August 1780 mit Susanne Elisabeth Bethmann, aus dem bekannten Frankfurter Bankherrengeschlechte der heutigen Freiherren v. Bethmann, der Schwester von Simon Moritz (von) Vethmann, vermählte, welcher Simon Moritz im Jahre 1808 den österreichischen Ritterstand erhielt. Johann Jakob Hollweg, Gesellschafter der Firma „Gebrüder Bethmann" zu Frankfurt a. M, nahm infolge dieser Ehe das Bethmcmnsche, altüberlieferte Familienwappen und den Namen „Bethmann--Hollweg" an. Aus dieser Ehe stammte Moritz August Beihmann-Hollweg, geboren 1795, der 1819 Privatdozent an der Berliner Hochschule, 1820 daselbst außerordentlicher, 1823 ordentlicher Professor für bürgerliches und Prozeßrecht wurde und 1829 als Ordinarius an die Rheinische Hochschule nach Bonn kam. Am 15. Oktober 1840 erhielt er bei Gelegenheit der Erbhuldigung zu Berlin von König Friedrich Wilhelm dem Vierten den erblichen Adel unter dem Namen: „v. Bethmann-Hollweg". Es ist hier ein¬ zuschalten, daß der Bindestrich zwischen den beiden Namensbestandteilen „Bethmann" und „Hollweg" diplomsmäßig, folglich die Schreibweise des Namens mit dem ") In einem Artikel des Verl. Tageblatts von 22, August toll.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_319600/504>, abgerufen am 23.07.2024.