Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Viertes Vierteljahr.Polen und Rom vor ^870 von Chr, D, Pflaum n den anderthalb Jahrzehnten voll großer politischer Ereignisse Der päpstliche Stuhl hatte, nachdem das Königreich Sardinien aus Grund Grenzboten IV 1911 26
Polen und Rom vor ^870 von Chr, D, Pflaum n den anderthalb Jahrzehnten voll großer politischer Ereignisse Der päpstliche Stuhl hatte, nachdem das Königreich Sardinien aus Grund Grenzboten IV 1911 26
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0213" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319814"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341893_319600/figures/grenzboten_341893_319600_319814_000.jpg"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Polen und Rom vor ^870<lb/><note type="byline"> von Chr, D, Pflaum</note></head><lb/> <p xml:id="ID_869"> n den anderthalb Jahrzehnten voll großer politischer Ereignisse<lb/> und Pläne, die zwischen dem Krimkriege und dem deutsch-fran¬<lb/> zösischen Kriege liegen, haben die Polen, wenn man den Geschichts¬<lb/> werken glauben will, nur einmal, und zwar durch den Aufstand<lb/> von 1863 in Russisch-Polen, einen tiefgehenden Versuch zur Ver¬<lb/> wirklichung ihrer nationalen Ideale gemacht. Wenn man weiß, wie trotz der<lb/> mannigfaltigen und mitunter sehr grausamen Enttäuschungen, die mehr als ein<lb/> Jahrhundert hindurch den polnischen Hoffnungen und Bemühungen beschieden<lb/> gewesen sind, der Schatten des bald aristokratischen, bald demokratischen polnischen<lb/> „Nationalkomitees" noch heute durch die diplomatischen Kanzleien Europas huscht<lb/> und namentlich im Vatikan unablässig sein Wesen treibt, muß man indes daran<lb/> zweifeln, daß die Polen in besagtem Zeitraum so enthaltsam gewesen sind, wie<lb/> die vorhandenen Berichte es lehren. Ich danke Herrn George Cleinow die<lb/> Anregung, in Verfolg dieses Zweifels nachgeforscht zu haben, ob und gegebenen¬<lb/> falls wie die Polen vornehmlich in Gemeinschaft mit Rom sich bemüht haben,<lb/> die polnische nationale Sache sei es direkt, sei es durch Förderung der einen<lb/> oder Hemmung der anderen internationalen Konstellation mit friedlichen und<lb/> kriegerischen Mitteln in die Höhe zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_870" next="#ID_871"> Der päpstliche Stuhl hatte, nachdem das Königreich Sardinien aus Grund<lb/> seiner erfolggekrönten Beteiligung am Krimkriege in die Lage gekommen war,<lb/> auf dem Pariser Kongreß von 1856 „die italienische Frage" zu stellen, allen<lb/> Grund, der internationalen Politik nicht mehr bloß sorgsam zuzuschauen, sondern<lb/> auch an ihr tätigen, möglichst fundamental bestimmenden Anteil zu nehmen.<lb/> Denn die italienische Frage bedeutete eine Gefährdung des Kirchenstaates und<lb/> Roms selbst und barg in Anbetracht der ausgesprochenen Pläne Cavours auch</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV 1911 26</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0213]
[Abbildung]
Polen und Rom vor ^870
von Chr, D, Pflaum
n den anderthalb Jahrzehnten voll großer politischer Ereignisse
und Pläne, die zwischen dem Krimkriege und dem deutsch-fran¬
zösischen Kriege liegen, haben die Polen, wenn man den Geschichts¬
werken glauben will, nur einmal, und zwar durch den Aufstand
von 1863 in Russisch-Polen, einen tiefgehenden Versuch zur Ver¬
wirklichung ihrer nationalen Ideale gemacht. Wenn man weiß, wie trotz der
mannigfaltigen und mitunter sehr grausamen Enttäuschungen, die mehr als ein
Jahrhundert hindurch den polnischen Hoffnungen und Bemühungen beschieden
gewesen sind, der Schatten des bald aristokratischen, bald demokratischen polnischen
„Nationalkomitees" noch heute durch die diplomatischen Kanzleien Europas huscht
und namentlich im Vatikan unablässig sein Wesen treibt, muß man indes daran
zweifeln, daß die Polen in besagtem Zeitraum so enthaltsam gewesen sind, wie
die vorhandenen Berichte es lehren. Ich danke Herrn George Cleinow die
Anregung, in Verfolg dieses Zweifels nachgeforscht zu haben, ob und gegebenen¬
falls wie die Polen vornehmlich in Gemeinschaft mit Rom sich bemüht haben,
die polnische nationale Sache sei es direkt, sei es durch Förderung der einen
oder Hemmung der anderen internationalen Konstellation mit friedlichen und
kriegerischen Mitteln in die Höhe zu bringen.
Der päpstliche Stuhl hatte, nachdem das Königreich Sardinien aus Grund
seiner erfolggekrönten Beteiligung am Krimkriege in die Lage gekommen war,
auf dem Pariser Kongreß von 1856 „die italienische Frage" zu stellen, allen
Grund, der internationalen Politik nicht mehr bloß sorgsam zuzuschauen, sondern
auch an ihr tätigen, möglichst fundamental bestimmenden Anteil zu nehmen.
Denn die italienische Frage bedeutete eine Gefährdung des Kirchenstaates und
Roms selbst und barg in Anbetracht der ausgesprochenen Pläne Cavours auch
Grenzboten IV 1911 26
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |