Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Das Glück des Hauses Rottland "Ich Will versuchen, was in meinen schwachen Kräften steht," sagte er. "Haben "Ach, daran fehlt's nicht," meinte Frau v. Ödinghoven sehr zuversichtlich, "Wie alt wird sie ohngefähr sein?" fragte der Pater vorsichtig. "So in den Vierzigern." "Schade," meinte er, "wenn sie ein weniges jünger wäre, hätte sie bessere "Oder die v. Reiffenberg zu Bütgenbach," fuhr Frau v. Ödinghoven fort. "Die Wilhelmine oder die Theresa?" fragte die Priorin. "Natürlich die Wilhelmine. Die Theresa hat ein blödes Gesicht und eine "Das läßt sich hören," bemerkte der Pater, "obgleich ein paar Jahre weniger "Noch drei verheiratete Schwestern und sieben Brüder", berichtete die "Hin -- viele Kinder sind ja ein Segen," meinte er, "aber wo zwölf sind, "Wahrhaftig, da haben Sie recht, euer ami, und die v. Reiffenberg sind "Aber die Wilhelmine ist eine fromme Person --", erklärte Schwester Felizitas. ,Mater reverencla," erwiderte der Pater mit Würde, "die Frömmigkeit ist "Überhaupt darf unser lieber Bruder bei seiner Heirat die Ökonomie nicht "Wie wäre es denn mit den Robillards?" fragte die Priorin. "Richtig, die Robillards v. DumaineI" stimmte die Schwester bei. "Die "Die Barbara ist ein Engel," meinte Schwester Felizitas, "sie ist unschuldig Das Glück des Hauses Rottland „Ich Will versuchen, was in meinen schwachen Kräften steht," sagte er. „Haben „Ach, daran fehlt's nicht," meinte Frau v. Ödinghoven sehr zuversichtlich, „Wie alt wird sie ohngefähr sein?" fragte der Pater vorsichtig. „So in den Vierzigern." „Schade," meinte er, „wenn sie ein weniges jünger wäre, hätte sie bessere „Oder die v. Reiffenberg zu Bütgenbach," fuhr Frau v. Ödinghoven fort. „Die Wilhelmine oder die Theresa?" fragte die Priorin. „Natürlich die Wilhelmine. Die Theresa hat ein blödes Gesicht und eine „Das läßt sich hören," bemerkte der Pater, „obgleich ein paar Jahre weniger „Noch drei verheiratete Schwestern und sieben Brüder", berichtete die „Hin — viele Kinder sind ja ein Segen," meinte er, „aber wo zwölf sind, „Wahrhaftig, da haben Sie recht, euer ami, und die v. Reiffenberg sind „Aber die Wilhelmine ist eine fromme Person —", erklärte Schwester Felizitas. ,Mater reverencla," erwiderte der Pater mit Würde, „die Frömmigkeit ist „Überhaupt darf unser lieber Bruder bei seiner Heirat die Ökonomie nicht „Wie wäre es denn mit den Robillards?" fragte die Priorin. „Richtig, die Robillards v. DumaineI" stimmte die Schwester bei. „Die „Die Barbara ist ein Engel," meinte Schwester Felizitas, „sie ist unschuldig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0570" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319517"/> <fw type="header" place="top"> Das Glück des Hauses Rottland</fw><lb/> <p xml:id="ID_2710"> „Ich Will versuchen, was in meinen schwachen Kräften steht," sagte er. „Haben<lb/> mesäames schon erwogen, welche äemoiselle man ihm als eine schickliche Partie<lb/> präsentieren könnte?"</p><lb/> <p xml:id="ID_2711"> „Ach, daran fehlt's nicht," meinte Frau v. Ödinghoven sehr zuversichtlich,<lb/> „bei meinen Relationen könnte ich ihm ein ganzes boucmet präsentieren. ?ar<lb/> exempls die Sibilla v. Hersel, Kanonissin im freiweltlichen Stift Schwarz-Nheindorf.<lb/> Schöne Familie — der eine Bruder ist Johanniterkomtur zu Atman, der andere<lb/> kurkölnischer Amtmann zu Brühl. Sie hat eine belle Wille und steht in den<lb/> besten Jahren."</p><lb/> <p xml:id="ID_2712"> „Wie alt wird sie ohngefähr sein?" fragte der Pater vorsichtig.</p><lb/> <p xml:id="ID_2713"> „So in den Vierzigern."</p><lb/> <p xml:id="ID_2714"> „Schade," meinte er, „wenn sie ein weniges jünger wäre, hätte sie bessere<lb/> Chancen. Man muß doch an die Aussicht auf äeseenäenes denken."</p><lb/> <p xml:id="ID_2715"> „Oder die v. Reiffenberg zu Bütgenbach," fuhr Frau v. Ödinghoven fort.</p><lb/> <p xml:id="ID_2716"> „Die Wilhelmine oder die Theresa?" fragte die Priorin.</p><lb/> <p xml:id="ID_2717"> „Natürlich die Wilhelmine. Die Theresa hat ein blödes Gesicht und eine<lb/> ungeschickte kigure. Aber die andere ist recht passadle und wird sicher nicht über<lb/> die Mitte der Dreißiger sein."</p><lb/> <p xml:id="ID_2718"> „Das läßt sich hören," bemerkte der Pater, „obgleich ein paar Jahre weniger<lb/> kein Unglück wären. 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Das Glück des Hauses Rottland
„Ich Will versuchen, was in meinen schwachen Kräften steht," sagte er. „Haben
mesäames schon erwogen, welche äemoiselle man ihm als eine schickliche Partie
präsentieren könnte?"
„Ach, daran fehlt's nicht," meinte Frau v. Ödinghoven sehr zuversichtlich,
„bei meinen Relationen könnte ich ihm ein ganzes boucmet präsentieren. ?ar
exempls die Sibilla v. Hersel, Kanonissin im freiweltlichen Stift Schwarz-Nheindorf.
Schöne Familie — der eine Bruder ist Johanniterkomtur zu Atman, der andere
kurkölnischer Amtmann zu Brühl. Sie hat eine belle Wille und steht in den
besten Jahren."
„Wie alt wird sie ohngefähr sein?" fragte der Pater vorsichtig.
„So in den Vierzigern."
„Schade," meinte er, „wenn sie ein weniges jünger wäre, hätte sie bessere
Chancen. Man muß doch an die Aussicht auf äeseenäenes denken."
„Oder die v. Reiffenberg zu Bütgenbach," fuhr Frau v. Ödinghoven fort.
„Die Wilhelmine oder die Theresa?" fragte die Priorin.
„Natürlich die Wilhelmine. Die Theresa hat ein blödes Gesicht und eine
ungeschickte kigure. Aber die andere ist recht passadle und wird sicher nicht über
die Mitte der Dreißiger sein."
„Das läßt sich hören," bemerkte der Pater, „obgleich ein paar Jahre weniger
kein Unglück wären. Sind noch mehr Geschwister in der Familie?"
„Noch drei verheiratete Schwestern und sieben Brüder", berichtete die
Gubernatorin.
„Hin — viele Kinder sind ja ein Segen," meinte er, „aber wo zwölf sind,
da gilt der Speziestaler nur zwei Groschen."
„Wahrhaftig, da haben Sie recht, euer ami, und die v. Reiffenberg sind
ohnehin nicht gerade in glänzender kortune," stimmte Frau v. Ödinghoven bei.
„Aber die Wilhelmine ist eine fromme Person —", erklärte Schwester Felizitas.
,Mater reverencla," erwiderte der Pater mit Würde, „die Frömmigkeit ist
allerdings die Lvnäitio principalis einer gesegneten christlichen Ehe, aber zur rechten
Frömmigkeit gehören auch gute Werke, und zu den guten Werken gehören Revenüen."
„Überhaupt darf unser lieber Bruder bei seiner Heirat die Ökonomie nicht
ganz neglegieren," meinte die Gubernatorin. „Sie wissen ja selbst am besten,
non pere, was ihn der Kriegs-trouble gekostet hat, und — wie soll ich mich nur
ausdrücken? — un psu ä'arZent würde uns sehr gelegen kommen. Wenn ich
nur an unsere Kutsche denke! Le visux carrosse! Ich schäme mich jedesmal, wenn
ich eine Ausfahrt mache."
„Wie wäre es denn mit den Robillards?" fragte die Priorin.
„Richtig, die Robillards v. DumaineI" stimmte die Schwester bei. „Die
Familie ist zwar nicht von altem Adel, aber der Vater ist als Obrister eines kur¬
kölnischer Regiments zu Fuß zu Prosperität gekommen, und die Mutter ist im
Ravensbergischen begütert. Die beiden einzigen Töchter sind Zwillinge und haben
eine vortreffliche eclucaticm genossen. Aber welche von ihnen könnte man unserem
Bruder proponieren?"
„Die Barbara ist ein Engel," meinte Schwester Felizitas, „sie ist unschuldig
wie ein Lamm und sanft wie eine Taube."
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Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
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