Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Karl Anton Fürst von Hohenzollern Gefühl, daß Sie sich sagen können, daß Sie Ihrer Charakterfestigkeit und Ihren: Die Beziehungen zwischen dem bisherigen Kommandeur, einem Prinzen von Die fürstliche Familie blieb achtzehn Jahre in Düsseldorf. Karl Anton Am 5. November 1858 forderte der Prinzregent Wilhelm von Preußen den Karl Anton war sich bewußt, daß er in dieser Stellung großen Schwierig¬ Karl Anton war schon einmal in einer politischen Mission von König Karl Anton Fürst von Hohenzollern Gefühl, daß Sie sich sagen können, daß Sie Ihrer Charakterfestigkeit und Ihren: Die Beziehungen zwischen dem bisherigen Kommandeur, einem Prinzen von Die fürstliche Familie blieb achtzehn Jahre in Düsseldorf. Karl Anton Am 5. November 1858 forderte der Prinzregent Wilhelm von Preußen den Karl Anton war sich bewußt, daß er in dieser Stellung großen Schwierig¬ Karl Anton war schon einmal in einer politischen Mission von König <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0470" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319417"/> <fw type="header" place="top"> Karl Anton Fürst von Hohenzollern</fw><lb/> <p xml:id="ID_2236" prev="#ID_2235"> Gefühl, daß Sie sich sagen können, daß Sie Ihrer Charakterfestigkeit und Ihren:<lb/> festen Willen es verdanken, in so kurzer Zeit einen Ihnen ganz neuen Wirkungs¬<lb/> kreis so erfaßt zu haben, daß der König (Friedrich Wilhelm der Vierte) Ihnen<lb/> mit allem Vertrauen ein selbständiges Kommando anvertrauen kann." Das ist<lb/> das letzte Mal, daß der Prinz von Preußen Karl Anton „Sie" nennt; von da<lb/> ab herrscht das familiäre „Du". Nun ging es rasch aufwärts mit dem Sol¬<lb/> daten Karl Anton. Am 15. April 1852 wurde der Fürst zum Kommandeur<lb/> der 14. Diviston in Düsseldorf ernannt. Der Prinz von Preußen schrieb:<lb/> „Hoffentlich wirst Du und Deine Familie wieder ein neues Leben dort kreieren."</p><lb/> <p xml:id="ID_2237"> Die Beziehungen zwischen dem bisherigen Kommandeur, einem Prinzen von<lb/> Preußen, und der Stadt waren in Düsseldorf nicht die besten gewesen. Und<lb/> doch haben die Hohenzollern es verstanden, die Düsseldorfer für sich zu gewinnen.<lb/> Der Fürst erzählt von jener Zeit: „Ich nahm die Division fest in die Hand<lb/> und es gelang mir, die Vermittlung zwischen strammen preußischen Wesen und<lb/> schwäbischer Gemütlichkeit zu finden."</p><lb/> <p xml:id="ID_2238"> Die fürstliche Familie blieb achtzehn Jahre in Düsseldorf. Karl Anton<lb/> hatte während dieser Zeit die höchsten militärischen Würden inne. Zwischen dein<lb/> fürstlichen Hause und den Düsseldorfern wie den Rheinländern überhaupt ent¬<lb/> wickelte sich ein solch harmonisches Verhältnis, daß selbst Männer sich der Tränen<lb/> nicht enthalten konnten, als die Hohenzollern im Jahre 1871 von Düsseldorf<lb/> Abschied nahmen. Später, im Jahre 1875, schrieb Karl Anton an Kaiserin<lb/> Augusta: „Als früherer Angehöriger des Rheins, an welchen die schönsten<lb/> Erinnerungen meines Lebens sich knüpfen —"</p><lb/> <p xml:id="ID_2239"> Am 5. November 1858 forderte der Prinzregent Wilhelm von Preußen den<lb/> Fürsten Karl Anton, der unterdessen Militärgouverneur und kommandierender<lb/> General geworden, auf, sich an die Spitze eines neuen Ministeriums zu stellen<lb/> und die Personen, die in dasselbe treten sollten, zu benennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2240"> Karl Anton war sich bewußt, daß er in dieser Stellung großen Schwierig¬<lb/> keiten entgegengehe. Seine politische Anschauung war durchaus nicht die, wie sie<lb/> bis dahin von der Regierung beliebt worden. Seine politische Richtung war<lb/> mehr, bei ganz natürlichen konservativen Anschauungen, wie sie sein Stand<lb/> und seine Hohenzollernnatur selbstverständlich machte, eine gesunde liberal¬<lb/> konservative.</p><lb/> <p xml:id="ID_2241"> Karl Anton war schon einmal in einer politischen Mission von König<lb/> Friedrich Wilhelm den Vierten verwendet worden. Das war 1854, als der<lb/> König ihm die undankbare Aufgabe anvertraute, nach Paris zu gehen, um dort<lb/> die Gründe auseinander zu setzen, die Friedrich Wilhelm bewogen hatten, mit<lb/> den Westmächten Frankreich und England, sowie Österreich, nicht weiter gegen<lb/> Rußland vorzugehen. Karl Anton war über diese Mission, die er von vorn¬<lb/> herein für ein totgeborenes Kind erachtete, nicht sehr erbaut, zumal er zeitlebens<lb/> nie ein Schwärmer für russische Politik war und es später noch weniger<lb/> wurde.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0470]
Karl Anton Fürst von Hohenzollern
Gefühl, daß Sie sich sagen können, daß Sie Ihrer Charakterfestigkeit und Ihren:
festen Willen es verdanken, in so kurzer Zeit einen Ihnen ganz neuen Wirkungs¬
kreis so erfaßt zu haben, daß der König (Friedrich Wilhelm der Vierte) Ihnen
mit allem Vertrauen ein selbständiges Kommando anvertrauen kann." Das ist
das letzte Mal, daß der Prinz von Preußen Karl Anton „Sie" nennt; von da
ab herrscht das familiäre „Du". Nun ging es rasch aufwärts mit dem Sol¬
daten Karl Anton. Am 15. April 1852 wurde der Fürst zum Kommandeur
der 14. Diviston in Düsseldorf ernannt. Der Prinz von Preußen schrieb:
„Hoffentlich wirst Du und Deine Familie wieder ein neues Leben dort kreieren."
Die Beziehungen zwischen dem bisherigen Kommandeur, einem Prinzen von
Preußen, und der Stadt waren in Düsseldorf nicht die besten gewesen. Und
doch haben die Hohenzollern es verstanden, die Düsseldorfer für sich zu gewinnen.
Der Fürst erzählt von jener Zeit: „Ich nahm die Division fest in die Hand
und es gelang mir, die Vermittlung zwischen strammen preußischen Wesen und
schwäbischer Gemütlichkeit zu finden."
Die fürstliche Familie blieb achtzehn Jahre in Düsseldorf. Karl Anton
hatte während dieser Zeit die höchsten militärischen Würden inne. Zwischen dein
fürstlichen Hause und den Düsseldorfern wie den Rheinländern überhaupt ent¬
wickelte sich ein solch harmonisches Verhältnis, daß selbst Männer sich der Tränen
nicht enthalten konnten, als die Hohenzollern im Jahre 1871 von Düsseldorf
Abschied nahmen. Später, im Jahre 1875, schrieb Karl Anton an Kaiserin
Augusta: „Als früherer Angehöriger des Rheins, an welchen die schönsten
Erinnerungen meines Lebens sich knüpfen —"
Am 5. November 1858 forderte der Prinzregent Wilhelm von Preußen den
Fürsten Karl Anton, der unterdessen Militärgouverneur und kommandierender
General geworden, auf, sich an die Spitze eines neuen Ministeriums zu stellen
und die Personen, die in dasselbe treten sollten, zu benennen.
Karl Anton war sich bewußt, daß er in dieser Stellung großen Schwierig¬
keiten entgegengehe. Seine politische Anschauung war durchaus nicht die, wie sie
bis dahin von der Regierung beliebt worden. Seine politische Richtung war
mehr, bei ganz natürlichen konservativen Anschauungen, wie sie sein Stand
und seine Hohenzollernnatur selbstverständlich machte, eine gesunde liberal¬
konservative.
Karl Anton war schon einmal in einer politischen Mission von König
Friedrich Wilhelm den Vierten verwendet worden. Das war 1854, als der
König ihm die undankbare Aufgabe anvertraute, nach Paris zu gehen, um dort
die Gründe auseinander zu setzen, die Friedrich Wilhelm bewogen hatten, mit
den Westmächten Frankreich und England, sowie Österreich, nicht weiter gegen
Rußland vorzugehen. Karl Anton war über diese Mission, die er von vorn¬
herein für ein totgeborenes Kind erachtete, nicht sehr erbaut, zumal er zeitlebens
nie ein Schwärmer für russische Politik war und es später noch weniger
wurde.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |