Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Italienische Ausstellungsreise Plastik dar: mit Tuaillon, Hildebrand, Brütt; deutsche Malerei tut sich nament¬ Hier ist auch des österreichischen Pavillons zu gedenken, der, Dank der Enttäuscht haben die "interessanten" Pavillons, vor allem Amerika, dessen Italienische Ausstellungsreise Plastik dar: mit Tuaillon, Hildebrand, Brütt; deutsche Malerei tut sich nament¬ Hier ist auch des österreichischen Pavillons zu gedenken, der, Dank der Enttäuscht haben die „interessanten" Pavillons, vor allem Amerika, dessen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0432" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319379"/> <fw type="header" place="top"> Italienische Ausstellungsreise</fw><lb/> <p xml:id="ID_2083" prev="#ID_2082"> Plastik dar: mit Tuaillon, Hildebrand, Brütt; deutsche Malerei tut sich nament¬<lb/> lich im Landschaftlichen hervor, wobei wieder Trübner den Vorrang hält, über¬<lb/> haupt die Süddeutschen, ferner in einem von Farben nur so lodernden Glas¬<lb/> gemälde, einer Anbetung der Magier von Robert Engels, endlich in einem<lb/> Bildnis der Frau Rilke von Oskar Zwintscher, einem Bildnis nicht der Gestalt,<lb/> sondern der Seele, mit Augen und Händen unbeschreiblich rührend und bestrickend.</p><lb/> <p xml:id="ID_2084"> Hier ist auch des österreichischen Pavillons zu gedenken, der, Dank der<lb/> vorzüglichen Leitung des Kunsthistorikers Dr. Dörnhöffer, zu den bestgelungenen<lb/> der gesamten Ausstellung gerechnet werden darf. Leise wurde ein historischer<lb/> Gedanke angeschlagen: indem man ein Zimmer mit Bildern Waldmüllers und<lb/> Miniaturen von Daffinger und Füger erfüllt hat, und als Einzigen von den<lb/> Neueren Gustav Klient einen eigenen Raum zuwies, schien sich — so begrenzt —<lb/> ein kleines Stück Kunstentwicklung selbst darzustellen. Die vorzüglichsten unter<lb/> den jungen Künstlern sind mit bedeutenden Arbeiten aufs anschaulichste vertreten.<lb/> Den tiefsten Eindruck erzielt — trotz Klient — Egger Lienz, der Einzige, der<lb/> Beherrschung seiner Welt und aller Mittel, sie bildhaft umzuschaffen, mit reichen<lb/> Zeichen von Größe erweist. In besonderer Stärke bietet sich die Plastik dar,<lb/> Größe in Metzner und Hauat erreichend, Adel und schöne Freiheit in Canciani.<lb/> Unter den Polen gebührt Mehoffer für ein prachtvolles Damenporträt der erste<lb/> Preis; aus der Reihe der Tschechen, unter denen der Vorläufer Manes und<lb/> besonders Nawratil als Lichtkundige zu beachten sind, hebt sich, neben der<lb/> grandiosen Phantastik Blicks, edel die Gestalt Max Svabinskys ab.</p><lb/> <p xml:id="ID_2085" next="#ID_2086"> Enttäuscht haben die „interessanten" Pavillons, vor allem Amerika, dessen<lb/> weitläufige Ausstellung außer dem großen Sarasate-Porträt Whistlers nichts<lb/> gibt, was über den Durchschnitt neuerer französischer und englischer Kunst<lb/> hinausreichte, es sei denn in der Radierung, wo Joseph Pennell mit New-<lb/> Dorker Ansichten Größe und John Sloan im Anschluß an europäische Vorbilder<lb/> manchmal wirklichen Humor beweist. Stärker noch enttäuscht Japan, mit ein¬<lb/> ander fast gleichen, farbenmatten Bildern, darin immer dieselben Dinge: weite<lb/> Berglandschaft, Gestein und Mauern, Blumen, Vögel und Tiere, Mond und<lb/> Schnee wiederkehren, oft mit schöner elegischer, oft, wie in dem großen Krieger¬<lb/> bild, mit tief belebender Wirkung — sterbende Kunst, die immerhin vorzuziehen<lb/> ist den Schöpfungen jener Gruppe junger Menschen, welche ihre Tradition ver¬<lb/> lassen und mit dem ganzen Geschick ihrer Rasse französische Licht- und Luft¬<lb/> malerei mit einer tragischen Aussichtslosigkeit versuchen. Frankreich selbst hat<lb/> soviel des Dilettantischen und Epigonenhaften zugelassen, daß man sogar die<lb/> beiden Bilder Monnets, das Meer bei Brehat von Matisse, das in schwarz¬<lb/> grünen Wogen drohend heranrollt, und was von Besnard und Lucien Simon<lb/> und Carolus-Duran zu sehen war, vergißt. Die Spanier, ohne Zuloaga und<lb/> Anglada betrachtet, retten sich durch die tiefe Leuchtkraft ihrer Farben und die<lb/> Kühnheit ihrer Zeichnung, und besitzen in Zubiaurre eine seltsame, aber unfreie<lb/> Begabung. Der Tiefstand Englands ist bekannt. Schmerzlicher wird der des</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0432]
Italienische Ausstellungsreise
Plastik dar: mit Tuaillon, Hildebrand, Brütt; deutsche Malerei tut sich nament¬
lich im Landschaftlichen hervor, wobei wieder Trübner den Vorrang hält, über¬
haupt die Süddeutschen, ferner in einem von Farben nur so lodernden Glas¬
gemälde, einer Anbetung der Magier von Robert Engels, endlich in einem
Bildnis der Frau Rilke von Oskar Zwintscher, einem Bildnis nicht der Gestalt,
sondern der Seele, mit Augen und Händen unbeschreiblich rührend und bestrickend.
Hier ist auch des österreichischen Pavillons zu gedenken, der, Dank der
vorzüglichen Leitung des Kunsthistorikers Dr. Dörnhöffer, zu den bestgelungenen
der gesamten Ausstellung gerechnet werden darf. Leise wurde ein historischer
Gedanke angeschlagen: indem man ein Zimmer mit Bildern Waldmüllers und
Miniaturen von Daffinger und Füger erfüllt hat, und als Einzigen von den
Neueren Gustav Klient einen eigenen Raum zuwies, schien sich — so begrenzt —
ein kleines Stück Kunstentwicklung selbst darzustellen. Die vorzüglichsten unter
den jungen Künstlern sind mit bedeutenden Arbeiten aufs anschaulichste vertreten.
Den tiefsten Eindruck erzielt — trotz Klient — Egger Lienz, der Einzige, der
Beherrschung seiner Welt und aller Mittel, sie bildhaft umzuschaffen, mit reichen
Zeichen von Größe erweist. In besonderer Stärke bietet sich die Plastik dar,
Größe in Metzner und Hauat erreichend, Adel und schöne Freiheit in Canciani.
Unter den Polen gebührt Mehoffer für ein prachtvolles Damenporträt der erste
Preis; aus der Reihe der Tschechen, unter denen der Vorläufer Manes und
besonders Nawratil als Lichtkundige zu beachten sind, hebt sich, neben der
grandiosen Phantastik Blicks, edel die Gestalt Max Svabinskys ab.
Enttäuscht haben die „interessanten" Pavillons, vor allem Amerika, dessen
weitläufige Ausstellung außer dem großen Sarasate-Porträt Whistlers nichts
gibt, was über den Durchschnitt neuerer französischer und englischer Kunst
hinausreichte, es sei denn in der Radierung, wo Joseph Pennell mit New-
Dorker Ansichten Größe und John Sloan im Anschluß an europäische Vorbilder
manchmal wirklichen Humor beweist. Stärker noch enttäuscht Japan, mit ein¬
ander fast gleichen, farbenmatten Bildern, darin immer dieselben Dinge: weite
Berglandschaft, Gestein und Mauern, Blumen, Vögel und Tiere, Mond und
Schnee wiederkehren, oft mit schöner elegischer, oft, wie in dem großen Krieger¬
bild, mit tief belebender Wirkung — sterbende Kunst, die immerhin vorzuziehen
ist den Schöpfungen jener Gruppe junger Menschen, welche ihre Tradition ver¬
lassen und mit dem ganzen Geschick ihrer Rasse französische Licht- und Luft¬
malerei mit einer tragischen Aussichtslosigkeit versuchen. Frankreich selbst hat
soviel des Dilettantischen und Epigonenhaften zugelassen, daß man sogar die
beiden Bilder Monnets, das Meer bei Brehat von Matisse, das in schwarz¬
grünen Wogen drohend heranrollt, und was von Besnard und Lucien Simon
und Carolus-Duran zu sehen war, vergißt. Die Spanier, ohne Zuloaga und
Anglada betrachtet, retten sich durch die tiefe Leuchtkraft ihrer Farben und die
Kühnheit ihrer Zeichnung, und besitzen in Zubiaurre eine seltsame, aber unfreie
Begabung. Der Tiefstand Englands ist bekannt. Schmerzlicher wird der des
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