Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Die Bedeutung großer Armecmcmöver Bei den kleineren Manövern entspricht die Zusammensetzung der Parteien Dieser Gesichtspunkt läßt sich aber auch noch nach einer anderen Richtung Die Bedeutung großer Armecmcmöver Bei den kleineren Manövern entspricht die Zusammensetzung der Parteien Dieser Gesichtspunkt läßt sich aber auch noch nach einer anderen Richtung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0362" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319309"/> <fw type="header" place="top"> Die Bedeutung großer Armecmcmöver</fw><lb/> <p xml:id="ID_1833"> Bei den kleineren Manövern entspricht die Zusammensetzung der Parteien<lb/> häufig nicht den wirklichen Verhältnissen, so z. B. ist in der Regel ein Überfluß<lb/> an Kavallerie vorhanden. Die fünften Schwadronen, die bei der Mobilmachung<lb/> als Ersatzeskadrons zurückbleiben, nehmen an den Übungen teil; Kavallerie¬<lb/> divisionen werden nur in geringer Zahl aufgestellt. Die im Kriege zu diesen<lb/> Formationen tretenden Regimenter werden bei den Manövern wie die Divisions¬<lb/> kavallerie verwendet. Während nach der Kriegsgliederung die Infanteriedivision<lb/> nur über ein Regiment zu vier Eskadrons verfügt, stehen demselben Truppen¬<lb/> verband in? Manöver in der Regel eine Brigade zu zehn Eskadrons zur Ver¬<lb/> fügung, also mehr als das Doppelte. Dieser Überfluß an Kavallerie hat für<lb/> den Führer zwar den großen Vorteil, daß er über eine reiche Anzahl von<lb/> Offizieren verfügt und in der Lage ist, sehr viele Patrouillen zu entsenden,<lb/> durch die er naturgemäß auch entsprechend viele und gute Meldungen erhält.<lb/> Dies bedeutet eine Verwöhnung für den Führer, weil er im Ernstfalle niemals<lb/> in der Lage sein würde, dies in annähernd gleicher Weise zu tun. Er lernt<lb/> es nicht, mit seinen Kräften hauszuhalten: eine schwere Gefahr für die Wirk¬<lb/> lichkeit. Aber auch die Truppe selbst wird verwöhnt. Es ist klar, daß bei<lb/> zahlreichen Patrouillen die Tätigkeit jeder einzelnen nur entsprechend geringer<lb/> zu sein braucht, als wenn in demselben Geländeäbschnitt nur wenige entsendet<lb/> werden. Bei zahlreicher Kavallerie kann auch die Patrouille selbst stärker gemacht<lb/> werden. Es stehen deshalb immer genügende Ordoncmzen und Meldereiter zum<lb/> Zurückbringen der Meldungen zur Verfügung, was in Wirklichkeit nicht der<lb/> Fall sein wird. Der einzelne Patrouillenführer braucht sich deshalb auch nicht<lb/> so ängstlich zu überlegen, ob wirklich die Entsendung eines Meldereiters durch<lb/> die Lage gerechtfertigt und wirklich notwendig ist. Im Kaisermanöver werden<lb/> regelmäßig Kavalleriedivisionen aufgestellt und die Infanteriedivisionen nur mit<lb/> derjenigen Kavallerie ausgerüstet, die ihr auch in: Ernstfalle zustehen würde.<lb/> Also nur hier herrschen kriegsgemüße Verhältnisse, welche auch für die Ver¬<lb/> wendung und Ausbildung des einzelnen Mannes und Unteroffiziers, sowie des<lb/> Subalternoffiziers von Bedeutung sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1834" next="#ID_1835"> Dieser Gesichtspunkt läßt sich aber auch noch nach einer anderen Richtung<lb/> hin konstatieren. Die Kavalleriepatrouillen, die auf die Spitzen der feindlichen<lb/> Truppen gestoßen sind, werden in der Regel ihren Weg nicht fortsetzen können.<lb/> Sie haben ihre Aufgabe mit der Feststellung des Gegners erfüllt. Wir müssen<lb/> uns darüber klar sein, daß es den Patrouillen nur in Ausnahmefällen gelingen<lb/> wird, sich zwischen die feindlichen Marschkolonnen zu klemmen und von der<lb/> Seite aus Einblick in die Verhältnisse hinter der Spitze zu gewinnen. Und<lb/> selbst wenn ihnen dies geglückt sein sollte, würde es ihnen gewöhnlich unmöglich<lb/> sein, das Beobachtete zurückzumelden. Wie sieht es nun mit der Aufklärung<lb/> bei den Manövern der kleinen Truppenverbände aus? Da diese ihrer geringen<lb/> Stärke wegen fast ausnahmslos in einer Kolonne marschieren, sie rechts und<lb/> links neben sich keine andere Truppen haben, kann jede Patrouille, welche auf</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0362]
Die Bedeutung großer Armecmcmöver
Bei den kleineren Manövern entspricht die Zusammensetzung der Parteien
häufig nicht den wirklichen Verhältnissen, so z. B. ist in der Regel ein Überfluß
an Kavallerie vorhanden. Die fünften Schwadronen, die bei der Mobilmachung
als Ersatzeskadrons zurückbleiben, nehmen an den Übungen teil; Kavallerie¬
divisionen werden nur in geringer Zahl aufgestellt. Die im Kriege zu diesen
Formationen tretenden Regimenter werden bei den Manövern wie die Divisions¬
kavallerie verwendet. Während nach der Kriegsgliederung die Infanteriedivision
nur über ein Regiment zu vier Eskadrons verfügt, stehen demselben Truppen¬
verband in? Manöver in der Regel eine Brigade zu zehn Eskadrons zur Ver¬
fügung, also mehr als das Doppelte. Dieser Überfluß an Kavallerie hat für
den Führer zwar den großen Vorteil, daß er über eine reiche Anzahl von
Offizieren verfügt und in der Lage ist, sehr viele Patrouillen zu entsenden,
durch die er naturgemäß auch entsprechend viele und gute Meldungen erhält.
Dies bedeutet eine Verwöhnung für den Führer, weil er im Ernstfalle niemals
in der Lage sein würde, dies in annähernd gleicher Weise zu tun. Er lernt
es nicht, mit seinen Kräften hauszuhalten: eine schwere Gefahr für die Wirk¬
lichkeit. Aber auch die Truppe selbst wird verwöhnt. Es ist klar, daß bei
zahlreichen Patrouillen die Tätigkeit jeder einzelnen nur entsprechend geringer
zu sein braucht, als wenn in demselben Geländeäbschnitt nur wenige entsendet
werden. Bei zahlreicher Kavallerie kann auch die Patrouille selbst stärker gemacht
werden. Es stehen deshalb immer genügende Ordoncmzen und Meldereiter zum
Zurückbringen der Meldungen zur Verfügung, was in Wirklichkeit nicht der
Fall sein wird. Der einzelne Patrouillenführer braucht sich deshalb auch nicht
so ängstlich zu überlegen, ob wirklich die Entsendung eines Meldereiters durch
die Lage gerechtfertigt und wirklich notwendig ist. Im Kaisermanöver werden
regelmäßig Kavalleriedivisionen aufgestellt und die Infanteriedivisionen nur mit
derjenigen Kavallerie ausgerüstet, die ihr auch in: Ernstfalle zustehen würde.
Also nur hier herrschen kriegsgemüße Verhältnisse, welche auch für die Ver¬
wendung und Ausbildung des einzelnen Mannes und Unteroffiziers, sowie des
Subalternoffiziers von Bedeutung sind.
Dieser Gesichtspunkt läßt sich aber auch noch nach einer anderen Richtung
hin konstatieren. Die Kavalleriepatrouillen, die auf die Spitzen der feindlichen
Truppen gestoßen sind, werden in der Regel ihren Weg nicht fortsetzen können.
Sie haben ihre Aufgabe mit der Feststellung des Gegners erfüllt. Wir müssen
uns darüber klar sein, daß es den Patrouillen nur in Ausnahmefällen gelingen
wird, sich zwischen die feindlichen Marschkolonnen zu klemmen und von der
Seite aus Einblick in die Verhältnisse hinter der Spitze zu gewinnen. Und
selbst wenn ihnen dies geglückt sein sollte, würde es ihnen gewöhnlich unmöglich
sein, das Beobachtete zurückzumelden. Wie sieht es nun mit der Aufklärung
bei den Manövern der kleinen Truppenverbände aus? Da diese ihrer geringen
Stärke wegen fast ausnahmslos in einer Kolonne marschieren, sie rechts und
links neben sich keine andere Truppen haben, kann jede Patrouille, welche auf
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