Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Die Bedeutung großer Armecmanöver wirklich kriegsgemäßes Bild mit allen den vielen, nicht zu berechnenden Reibungen So hat in ähnlicher Weise der letzte russisch-japanische Krieg auf die große Truppe und Führer müssen die verschiedenen Formen und Hilfsmittel Wir haben im vorhergehenden nur einige Beispiele herausgegriffen, um zu Wenn bisher diese Notwendigkeit vom Standpunkte der Ausbildung der Die Bedeutung großer Armecmanöver wirklich kriegsgemäßes Bild mit allen den vielen, nicht zu berechnenden Reibungen So hat in ähnlicher Weise der letzte russisch-japanische Krieg auf die große Truppe und Führer müssen die verschiedenen Formen und Hilfsmittel Wir haben im vorhergehenden nur einige Beispiele herausgegriffen, um zu Wenn bisher diese Notwendigkeit vom Standpunkte der Ausbildung der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0361" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319308"/> <fw type="header" place="top"> Die Bedeutung großer Armecmanöver</fw><lb/> <p xml:id="ID_1828" prev="#ID_1827"> wirklich kriegsgemäßes Bild mit allen den vielen, nicht zu berechnenden Reibungen<lb/> und Hemmnissen schaffen können. Bei vorliegendem Beispiele mußten noch<lb/> besondere Vorkehrungen getroffen werden, um auch über die voraussichtliche<lb/> Wirkung der neuen Waffe ein zutreffendes Bild zu erhalten. Zwar waren Schie߬<lb/> übungen verschiedenster Art mit scharfer Munition auf den Schießplätzen ab¬<lb/> gehalten worden, sie gaben aber kein ganz einwandfreies Ergebnis. Sie mußten<lb/> in unbekanntes Gelände verlegt und in Verbindung mit Truppenübungen gebracht<lb/> werden. Welche Schwierigkeiten dabei zu überwinden waren, welche Vorkehrungen<lb/> zur Vermeidung von Unglücksfällen, kann hier im einzelnen nicht geschildert<lb/> werden, da es den Rahmen dieser Arbeit weit übersteigen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1829"> So hat in ähnlicher Weise der letzte russisch-japanische Krieg auf die große<lb/> Bedeutung nächtlicher Unternehmungen hingewiesen. In einer gut ausgesuchten<lb/> und vorbereiteten Stellung ist die Waffenwirkung, namentlich unter Verwendung<lb/> großer Munitionsmengen, so bedeutend, daß das Vorgehen dagegen über die<lb/> deckungslose Ebene sehr bald zum Halten kommen wird. Die Verluste häufen<lb/> sich so, daß den vorgehenden Linien die Kraft zur weiteren Durchführung des<lb/> Angriffes fehlt. Wenn es der eigenen Artillerie nicht gelingt, den Verteidiger<lb/> zu erschüttern, kann das weitere Vorgehen nur unter dem Schutze der Dunkelheit<lb/> erfolgen. Man sucht dann so nahe wie möglich an die feindliche Stellung<lb/> heranzugehen, gräbt sich ein und eröffnet aus dieser Stellung mit Morgengrauen<lb/> das Jnfanteriefeuer auf nächste und wirksamste Entfernung. Dieses Vorgehen<lb/> bei Nacht ist, namentlich in unbekanntem Gelände, außerordentlich schwierig.<lb/> Es muß im Frieden geübt sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1830"> Truppe und Führer müssen die verschiedenen Formen und Hilfsmittel<lb/> kennen und beherrschen, die seine Ausführung ermöglichen. Die Schwierigkeiten<lb/> stellen sich aber erst bei großen Verbänden heraus. Da muß vermieden werden,<lb/> daß die Richtung verloren geht und daß nicht die einzelnen Truppenverbände<lb/> durcheinander kommen; die in der Nacht ausgehobene Stellung muß die richtige<lb/> Lage im Gelände und zum Feinde haben, damit morgens ein wirkungsvolles<lb/> Feuer daraus abgegeben werden kann. Der Verteidiger seinerseits wird durch<lb/> Beleuchtung des Vorfeldes, durch Scheinwerfer, Leuchtpistolen und dergleichen<lb/> das Vorgehen rechtzeitig zu erkennen versuchen, um sein Feuer dagegen<lb/> zu richten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1831"> Wir haben im vorhergehenden nur einige Beispiele herausgegriffen, um zu<lb/> Zeigen, daß die Einführung neuer Kriegsmittel und die Anwendung neuer<lb/> Kampfformen der praktischen Erprobung durch größere Truppenübungen bedarf.<lb/> Diese Beispiele ließen sich mit Leichtigkeit vermehren, würden aber alle dasselbe<lb/> Resultat ergeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1832"> Wenn bisher diese Notwendigkeit vom Standpunkte der Ausbildung der<lb/> höheren Führer und von dem der Militärverwaltung bezüglich Prüfung neuer<lb/> Einrichtungen und technischer Erfindungen dargelegt ist, so gilt dies doch auch<lb/> nicht weniger vom Standpunkt der Truppe selbst.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0361]
Die Bedeutung großer Armecmanöver
wirklich kriegsgemäßes Bild mit allen den vielen, nicht zu berechnenden Reibungen
und Hemmnissen schaffen können. Bei vorliegendem Beispiele mußten noch
besondere Vorkehrungen getroffen werden, um auch über die voraussichtliche
Wirkung der neuen Waffe ein zutreffendes Bild zu erhalten. Zwar waren Schie߬
übungen verschiedenster Art mit scharfer Munition auf den Schießplätzen ab¬
gehalten worden, sie gaben aber kein ganz einwandfreies Ergebnis. Sie mußten
in unbekanntes Gelände verlegt und in Verbindung mit Truppenübungen gebracht
werden. Welche Schwierigkeiten dabei zu überwinden waren, welche Vorkehrungen
zur Vermeidung von Unglücksfällen, kann hier im einzelnen nicht geschildert
werden, da es den Rahmen dieser Arbeit weit übersteigen würde.
So hat in ähnlicher Weise der letzte russisch-japanische Krieg auf die große
Bedeutung nächtlicher Unternehmungen hingewiesen. In einer gut ausgesuchten
und vorbereiteten Stellung ist die Waffenwirkung, namentlich unter Verwendung
großer Munitionsmengen, so bedeutend, daß das Vorgehen dagegen über die
deckungslose Ebene sehr bald zum Halten kommen wird. Die Verluste häufen
sich so, daß den vorgehenden Linien die Kraft zur weiteren Durchführung des
Angriffes fehlt. Wenn es der eigenen Artillerie nicht gelingt, den Verteidiger
zu erschüttern, kann das weitere Vorgehen nur unter dem Schutze der Dunkelheit
erfolgen. Man sucht dann so nahe wie möglich an die feindliche Stellung
heranzugehen, gräbt sich ein und eröffnet aus dieser Stellung mit Morgengrauen
das Jnfanteriefeuer auf nächste und wirksamste Entfernung. Dieses Vorgehen
bei Nacht ist, namentlich in unbekanntem Gelände, außerordentlich schwierig.
Es muß im Frieden geübt sein.
Truppe und Führer müssen die verschiedenen Formen und Hilfsmittel
kennen und beherrschen, die seine Ausführung ermöglichen. Die Schwierigkeiten
stellen sich aber erst bei großen Verbänden heraus. Da muß vermieden werden,
daß die Richtung verloren geht und daß nicht die einzelnen Truppenverbände
durcheinander kommen; die in der Nacht ausgehobene Stellung muß die richtige
Lage im Gelände und zum Feinde haben, damit morgens ein wirkungsvolles
Feuer daraus abgegeben werden kann. Der Verteidiger seinerseits wird durch
Beleuchtung des Vorfeldes, durch Scheinwerfer, Leuchtpistolen und dergleichen
das Vorgehen rechtzeitig zu erkennen versuchen, um sein Feuer dagegen
zu richten.
Wir haben im vorhergehenden nur einige Beispiele herausgegriffen, um zu
Zeigen, daß die Einführung neuer Kriegsmittel und die Anwendung neuer
Kampfformen der praktischen Erprobung durch größere Truppenübungen bedarf.
Diese Beispiele ließen sich mit Leichtigkeit vermehren, würden aber alle dasselbe
Resultat ergeben.
Wenn bisher diese Notwendigkeit vom Standpunkte der Ausbildung der
höheren Führer und von dem der Militärverwaltung bezüglich Prüfung neuer
Einrichtungen und technischer Erfindungen dargelegt ist, so gilt dies doch auch
nicht weniger vom Standpunkt der Truppe selbst.
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