Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Die Bedeutung großer Armeeinanövcr die feindliche Spitze trifft, ohne weiteres ausbiegen und erhält von der Flanke Für die Feldartillerie besteht große Schwierigkeit, eine geeignete Stellung Die bisherigen Darlegungen werden die Notwendigkeit und den Nutzen Nach deu bei uns geltenden Bestimmungen schließen die Herbstübungen im Die Bedeutung großer Armeeinanövcr die feindliche Spitze trifft, ohne weiteres ausbiegen und erhält von der Flanke Für die Feldartillerie besteht große Schwierigkeit, eine geeignete Stellung Die bisherigen Darlegungen werden die Notwendigkeit und den Nutzen Nach deu bei uns geltenden Bestimmungen schließen die Herbstübungen im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319310"/> <fw type="header" place="top"> Die Bedeutung großer Armeeinanövcr</fw><lb/> <p xml:id="ID_1835" prev="#ID_1834"> die feindliche Spitze trifft, ohne weiteres ausbiegen und erhält von der Flanke<lb/> aus den vollen gewünschten Einblick. Die Feststellung des Feindes, und zwar<lb/> nicht nur seiner vorderen Abteilungen, sondern auch der Hinteren Staffeln,<lb/> deren Verhalten, Abbiegen, Entwicklung usw. kann unschwer festgestellt werden.<lb/> Die eigentlichen Schwierigkeiten der Erkundung kommen hierbei gar nicht zum<lb/> Ausdruck. Die schlimmen Folgen davon zeigen sich nach zwei Richtungen hin:<lb/> der Führer erhält zahlreiche und sehr genaue Meldungen, wie sie ihm im<lb/> Ernstfalle niemals zugehen würden, der Patrouillenführer und der einzelne<lb/> Reiter machen sich ein falsches Bild von ihrer Tätigkeit im Kriege und kommen<lb/> nicht in die Lage, die Überwindung der ihnen dann entgegentretenden Schwierig¬<lb/> keiten im Frieden zu üben. In diesem Sinne kann eine wirkliche kriegsgemäße<lb/> Erkundung nur stattfinden, wenn die eine Partei so stark ist, daß sie in mehreren<lb/> Kolonnen nebeneinander vormarschiert.</p><lb/> <p xml:id="ID_1836"> Für die Feldartillerie besteht große Schwierigkeit, eine geeignete Stellung<lb/> zu finden, von der aus sie gute Wirkung nach allen Seiten hin hat, ihr Feuer<lb/> gut beobachten kann, die den nötigen Entwicklungsraum besitzt und das Vor¬<lb/> gehen der eigenen Infanterie nicht stört. Derartige Stellungen, welche allen<lb/> diesen Anforderungen in gleicher Weise entsprechen, sind selten. Man wird<lb/> in der Regel solche wühlen müssen, die nach der einen oder nach der anderen<lb/> Seite Mängel aufweisen. Die Kunst der Führung und der Feuerlcitung besteht<lb/> dann eben darin, sich rin diesen Schwierigkeiten in der besten Weise abzufinden<lb/> und sie unter Verwendung aller zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel<lb/> zu überwinden. Dies wird aber in keiner Weise dadurch erreicht, daß man sich<lb/> über Gebühr nach der Breite ausdehnt oder gar mit der Wahl der Stellung<lb/> seitlich herausgeht. Bei kleinerem Truppenverbande ist dies aber ohne weiteres<lb/> möglich. Wir sehen auch, daß von diesem Hilfsmittel häufig Gebrauch gemacht<lb/> wird, fo nnkriegsgemüß es auch ist. In großem Verbände, wo rechts und links<lb/> Anlehnung an die anderen Truppen vorhanden ist, verbietet sich dies von selbst.<lb/> Der Artillerieführer jeden Grades ist dann gezwungen, mit dem seiner Truppe<lb/> im großen Rahmen zufallenden Raume auszukommen. Auf die Schwierigkeiten,<lb/> welche die Feuerleitung großer Verbände verursacht, bezüglich Zielverteilung,<lb/> Beobachtung der Wirkung, Munitionsersatz, Wechsel der Feuerstellung sei hier<lb/> nur andeutungsweise hingewiesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1837"> Die bisherigen Darlegungen werden die Notwendigkeit und den Nutzen<lb/> großer Truppenübungen wohl einwandsfrei erwiesen haben. Daß diese Gesichts-<lb/> unkte nicht bloß von uns, sondern auch 'von den anderen Militärstaaten als-<lb/> nchtig anerkannt sind, geht aus der Tatsache hervor, daß sie alle derartige große<lb/> Übungen in stets steigenden: Umfange abhalten, und daß ganz besondere Um<lb/> stände, vorliegen müssen, wenn sie in einem Jahr ausfallen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1838" next="#ID_1839"> Nach deu bei uns geltenden Bestimmungen schließen die Herbstübungen im<lb/> allgemeinen mit dem Korpsmanöver, bei dem zwei Divisionen zwei bis drei Tage<lb/> gegeneinander üben. Nur bei dem Kaisermanöver werden größere Truppen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
Die Bedeutung großer Armeeinanövcr
die feindliche Spitze trifft, ohne weiteres ausbiegen und erhält von der Flanke
aus den vollen gewünschten Einblick. Die Feststellung des Feindes, und zwar
nicht nur seiner vorderen Abteilungen, sondern auch der Hinteren Staffeln,
deren Verhalten, Abbiegen, Entwicklung usw. kann unschwer festgestellt werden.
Die eigentlichen Schwierigkeiten der Erkundung kommen hierbei gar nicht zum
Ausdruck. Die schlimmen Folgen davon zeigen sich nach zwei Richtungen hin:
der Führer erhält zahlreiche und sehr genaue Meldungen, wie sie ihm im
Ernstfalle niemals zugehen würden, der Patrouillenführer und der einzelne
Reiter machen sich ein falsches Bild von ihrer Tätigkeit im Kriege und kommen
nicht in die Lage, die Überwindung der ihnen dann entgegentretenden Schwierig¬
keiten im Frieden zu üben. In diesem Sinne kann eine wirkliche kriegsgemäße
Erkundung nur stattfinden, wenn die eine Partei so stark ist, daß sie in mehreren
Kolonnen nebeneinander vormarschiert.
Für die Feldartillerie besteht große Schwierigkeit, eine geeignete Stellung
zu finden, von der aus sie gute Wirkung nach allen Seiten hin hat, ihr Feuer
gut beobachten kann, die den nötigen Entwicklungsraum besitzt und das Vor¬
gehen der eigenen Infanterie nicht stört. Derartige Stellungen, welche allen
diesen Anforderungen in gleicher Weise entsprechen, sind selten. Man wird
in der Regel solche wühlen müssen, die nach der einen oder nach der anderen
Seite Mängel aufweisen. Die Kunst der Führung und der Feuerlcitung besteht
dann eben darin, sich rin diesen Schwierigkeiten in der besten Weise abzufinden
und sie unter Verwendung aller zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel
zu überwinden. Dies wird aber in keiner Weise dadurch erreicht, daß man sich
über Gebühr nach der Breite ausdehnt oder gar mit der Wahl der Stellung
seitlich herausgeht. Bei kleinerem Truppenverbande ist dies aber ohne weiteres
möglich. Wir sehen auch, daß von diesem Hilfsmittel häufig Gebrauch gemacht
wird, fo nnkriegsgemüß es auch ist. In großem Verbände, wo rechts und links
Anlehnung an die anderen Truppen vorhanden ist, verbietet sich dies von selbst.
Der Artillerieführer jeden Grades ist dann gezwungen, mit dem seiner Truppe
im großen Rahmen zufallenden Raume auszukommen. Auf die Schwierigkeiten,
welche die Feuerleitung großer Verbände verursacht, bezüglich Zielverteilung,
Beobachtung der Wirkung, Munitionsersatz, Wechsel der Feuerstellung sei hier
nur andeutungsweise hingewiesen.
Die bisherigen Darlegungen werden die Notwendigkeit und den Nutzen
großer Truppenübungen wohl einwandsfrei erwiesen haben. Daß diese Gesichts-
unkte nicht bloß von uns, sondern auch 'von den anderen Militärstaaten als-
nchtig anerkannt sind, geht aus der Tatsache hervor, daß sie alle derartige große
Übungen in stets steigenden: Umfange abhalten, und daß ganz besondere Um
stände, vorliegen müssen, wenn sie in einem Jahr ausfallen.
Nach deu bei uns geltenden Bestimmungen schließen die Herbstübungen im
allgemeinen mit dem Korpsmanöver, bei dem zwei Divisionen zwei bis drei Tage
gegeneinander üben. Nur bei dem Kaisermanöver werden größere Truppen-
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