Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.Ti!l LuKnspiegi!l Lamme: Sie nimmt dich, Till, -- bestimmt! Sie nimmt ein' jeden! Eulenspiegel: Sehr schmeichelhaft! Doch müßt ich mich bedanken. Bedenk doch, Till, -- bist dn erst wieder frei. Lamme: Gibst du sie mir, wenn es nicht anders geht. Eulenspiegel: Du hättest dann zwei Hemden auf der Leine. Ach Gott, mein erstes flog mir doch davon. Lamme: Herzbruder, geh nach Haus und schlaf dich aus. Eulenspiegel: Und morgen mußt allein du weiter wandern. Grüß mir -- ich bitt dich, Lamme, geh. Du wirst ja sehen! Lamme: Und hör, ich häng mein rotes Sacktuch aus Am Fenster, wenn sie dich erretten kommt. Eulenspiegel: Doch nimm ein sauberes. -- nen schönen Gruß Von ihrem Ehgemahl! -- <Lamme tritt unter Eves Fenster und singt zur Laute.) Lamme: O Jungfer in der Kammer keusch, Mein Herz ist jämmerlich zerknirscht, (Das Fenster öffnet sich, Eve erscheint im Nachtgewand,) O öffne ihm die zune Tür Eve: Wem gilt das schöne Lied, verehrter Sänger? Wem könnt es anders gelten als nur Euch! Lamme: Eve: Ach Ihr seids! Seht doch, der Herr Küchenschef Von seiner Gnaden, dein Herrn Wiener Graf! O schönes Evchen, höher noch hinauf! Lamme: Ich soll in Wien des Kaisers Küche leiten. Da habt Ihr eine gute Lage, Herr. Eve: ne beßre hätt ich noch, wär ich bei Euch! Lamme: El schämt Euch doch' ich denk, Ihr habt ne Frau? Eve: Sie ist doch fort, und ich kann wieder freien. Lamme: Da wird sie sich recht ärgern, wenn sies hört. Eve! Zumal ich ihre Stelle will besetzen. -- Lamme: Seht, ich vertrag nicht Junggesellenstand. El jeh, die Glückliche, die Ihr erwählt! Eve: O Evchen. öffnet mir, daß ichs Euch sage! Lamme: Ti!l LuKnspiegi!l Lamme: Sie nimmt dich, Till, — bestimmt! Sie nimmt ein' jeden! Eulenspiegel: Sehr schmeichelhaft! Doch müßt ich mich bedanken. Bedenk doch, Till, — bist dn erst wieder frei. Lamme: Gibst du sie mir, wenn es nicht anders geht. Eulenspiegel: Du hättest dann zwei Hemden auf der Leine. Ach Gott, mein erstes flog mir doch davon. Lamme: Herzbruder, geh nach Haus und schlaf dich aus. Eulenspiegel: Und morgen mußt allein du weiter wandern. Grüß mir — ich bitt dich, Lamme, geh. Du wirst ja sehen! Lamme: Und hör, ich häng mein rotes Sacktuch aus Am Fenster, wenn sie dich erretten kommt. Eulenspiegel: Doch nimm ein sauberes. — nen schönen Gruß Von ihrem Ehgemahl! — <Lamme tritt unter Eves Fenster und singt zur Laute.) Lamme: O Jungfer in der Kammer keusch, Mein Herz ist jämmerlich zerknirscht, (Das Fenster öffnet sich, Eve erscheint im Nachtgewand,) O öffne ihm die zune Tür Eve: Wem gilt das schöne Lied, verehrter Sänger? Wem könnt es anders gelten als nur Euch! Lamme: Eve: Ach Ihr seids! Seht doch, der Herr Küchenschef Von seiner Gnaden, dein Herrn Wiener Graf! O schönes Evchen, höher noch hinauf! Lamme: Ich soll in Wien des Kaisers Küche leiten. Da habt Ihr eine gute Lage, Herr. Eve: ne beßre hätt ich noch, wär ich bei Euch! Lamme: El schämt Euch doch' ich denk, Ihr habt ne Frau? Eve: Sie ist doch fort, und ich kann wieder freien. Lamme: Da wird sie sich recht ärgern, wenn sies hört. Eve! Zumal ich ihre Stelle will besetzen. — Lamme: Seht, ich vertrag nicht Junggesellenstand. El jeh, die Glückliche, die Ihr erwählt! Eve: O Evchen. öffnet mir, daß ichs Euch sage! Lamme: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318985"/> <fw type="header" place="top"> Ti!l LuKnspiegi!l</fw><lb/> <note type="speaker"> Lamme:</note><lb/> <p xml:id="ID_406"> Sie nimmt dich, Till, — bestimmt! Sie nimmt ein' jeden!</p><lb/> <note type="speaker"> Eulenspiegel: </note><lb/> <p xml:id="ID_407"> Sehr schmeichelhaft! 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Ti!l LuKnspiegi!l
Lamme:
Sie nimmt dich, Till, — bestimmt! Sie nimmt ein' jeden!
Eulenspiegel:
Sehr schmeichelhaft! Doch müßt ich mich bedanken.
Bedenk doch, Till, — bist dn erst wieder frei.
Lamme:
Gibst du sie mir, wenn es nicht anders geht.
Eulenspiegel:
Du hättest dann zwei Hemden auf der Leine.
Ach Gott, mein erstes flog mir doch davon.
Lamme:
Herzbruder, geh nach Haus und schlaf dich aus.
Eulenspiegel:
Und morgen mußt allein du weiter wandern.
Grüß mir — ich bitt dich, Lamme, geh.
Du wirst ja sehen!
Lamme:
Und hör, ich häng mein rotes Sacktuch aus
Am Fenster, wenn sie dich erretten kommt.
'
Eulenspiegel:
Doch nimm ein sauberes. — nen schönen Gruß
Von ihrem Ehgemahl! —
<Lamme tritt unter Eves Fenster und singt zur Laute.)
Lamme:
O Jungfer in der Kammer keusch,
Hör doch auf meiner Liebe Geräusch,
Mein Herz ist vor deiner Türen!
Hier liegt es in dem Gossenstein
Und ruft nach dir in Not und Pein,
Und tranche auf allen Vieren!
Mein Herz ist jämmerlich zerknirscht,
Weil es nach dir, du Süße, pirscht,
Es macht ein groß Geschreie!
O nimm es auf an deine Brust,
Die doppelteilig ist mit Lust,
Denn da ist Platz für dreie!
(Das Fenster öffnet sich, Eve erscheint im Nachtgewand,)
O öffne ihm die zune Tür
Und nimm es wärmend mit zu dir,
Ihm ist so kalt und mich!
O öffne, eh der Wächter naht,
Der nicht der Liebe Not verflacht,
Und sticht es mit dem Spieß!
Eve:
Wem gilt das schöne Lied, verehrter Sänger?
Wem könnt es anders gelten als nur Euch!
'
Lamme:
Eve:
Ach Ihr seids! Seht doch, der Herr Küchenschef
Von seiner Gnaden, dein Herrn Wiener Graf!
O schönes Evchen, höher noch hinauf!
Lamme:
Ich soll in Wien des Kaisers Küche leiten.
Da habt Ihr eine gute Lage, Herr.
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Eve:
ne beßre hätt ich noch, wär ich bei Euch!
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Lamme:
El schämt Euch doch' ich denk, Ihr habt ne Frau?
Eve:
Sie ist doch fort, und ich kann wieder freien.
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Lamme:
Da wird sie sich recht ärgern, wenn sies hört.
Eve!
Zumal ich ihre Stelle will besetzen. —
Lamme:
Seht, ich vertrag nicht Junggesellenstand.
El jeh, die Glückliche, die Ihr erwählt!
'
Eve:
O Evchen. öffnet mir, daß ichs Euch sage!
Lamme:
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