Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.England zösischen Panzer gegenseitig vernichteten. Nachdem dieser Versuch fehlgeschlagen England zösischen Panzer gegenseitig vernichteten. Nachdem dieser Versuch fehlgeschlagen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0305" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/319252"/> <fw type="header" place="top"> England</fw><lb/> <p xml:id="ID_1683" prev="#ID_1682" next="#ID_1684"> zösischen Panzer gegenseitig vernichteten. Nachdem dieser Versuch fehlgeschlagen<lb/> war, begann der englische Herrscher seine Einkreisungspolitik Deutschlands, zu<lb/> welchem Zweck er zunächst in dem von ihm noch vor seinem Tode angebahnten<lb/> russisch-japanischen Ar kommen Rußland im fernen Osten frei machte, damit es<lb/> eventuell im nahen Osten eingreifen könnte. Über die Ziele dieser Einkreisung ist<lb/> direkt nichts Zuverlässiges in die Öffentlichkeit gedrungen, doch dürfte es sich<lb/> in^der Hauptsache um eine von England angestrebte Verständigung über die<lb/> zu gelegener Zeit vorzunehmende Teilung der Türkei unter die europäischen<lb/> Großmächte unter Ausschluß des Deutschen Reichs gehandelt haben. Der Plan<lb/> scheiterte an der Bündnistreue Österreich-Ungarns. Ohne Sprengung des deutsch¬<lb/> österreichischen Bündnisses war er unausführbar. Im übrigen zeigte<lb/> auch die Türkei nach der Entthronung Abdul-Hamids eine größere Lebenskraft,<lb/> als wohl ursprünglich angenommen war. Neben dem hierbei noch heute ver-<lb/> folgten Ziele englischer Orientpolitik, die weiter unten behandelt werden wird,<lb/> war das nicht aus dem Auge verlorene Nebenziel, in dem dann unvermeidlich<lb/> gewesenen europäischen Kriege die deutsche Flotte, welche ihrer Nachbarschaft<lb/> wegen" besonders unerwünscht ist, wenn tunlich mit geringster Einsetzung der<lb/> eigenen Flotte zu zerstören. Die Stellungnahme Englands zu den gegenwärtig<lb/> zwischen den: Deutschen Reich und Frankreich geführten Verhandlungen anläßlich<lb/> der Entsendung des Kanonenbootes „Panther" nach Agadir wird durch das<lb/> gleiche Motiv bestimmt. Bei einem zwischen beiden Mächten dieserhalb aus¬<lb/> brechenden Kriege erhofft England, selbst wenn es nicht sofort aktiv eingreift,<lb/> die erhebliche Schwächung beider Flotten. Jedenfalls würde Frankreich mehr<lb/> für England, als für seine eigenen Interessen kämpfen und, wie auch der Aus¬<lb/> gang des Krieges sich gestalten würde, an England die größten Kompensationen<lb/> bewilligen müssen. Noch ungünstiger als in europäischen, afrikanischen oder<lb/> Gewässern des Indischen Ozeans liegt die Frage der Seegeltung für England<lb/> gegenüber der nordamerikanischen Union trotz des mit ihr abgeschlossenen<lb/> Schiedsgerichtsvertrages, dessen Wert in Fragen, welche vitale Interessen —<lb/> Monroedoktrin usw. — der abschließenden Parteien berühren, sich erst im<lb/> Ernstfalle beweisen muß. Dem Zwange, in einem kommenden Konflikt der<lb/> Union mit Japan letzterem eventuell beispringen zu müssen, ist England ja glücklich<lb/> enthoben, da das englisch-japanische Bündnis entsprechend modifiziert ist. Was<lb/> aber kein Schiedsvertrag aus der Welt schaffen kann, ist die natürliche und<lb/> immer mehr wachsende Rivalität der Union in Ostasien und ihr Dominieren<lb/> auf den Pazifischen Inseln, unbekümmert dqrum, daß Australien eine solche<lb/> Monopolisierung für sich beansprucht. Günstigstenfalls kann England für sich<lb/> und Australien auf dem Stillen Ozean nur gleiches Recht unter völliger Aufgabe<lb/> der Ansprüche einer besonderen Seegeltung durchsetzen. Die wachsende Stärke<lb/> der amerikanischen Flotte würde angesichts der Lage Englands in Europa jede<lb/> englische Forderung nach Suprematie zur See Amerika gegenüber zu einer sehr<lb/> zu überlegender machen. Welche Konsequenzen für England die bevorstehende</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0305]
England
zösischen Panzer gegenseitig vernichteten. Nachdem dieser Versuch fehlgeschlagen
war, begann der englische Herrscher seine Einkreisungspolitik Deutschlands, zu
welchem Zweck er zunächst in dem von ihm noch vor seinem Tode angebahnten
russisch-japanischen Ar kommen Rußland im fernen Osten frei machte, damit es
eventuell im nahen Osten eingreifen könnte. Über die Ziele dieser Einkreisung ist
direkt nichts Zuverlässiges in die Öffentlichkeit gedrungen, doch dürfte es sich
in^der Hauptsache um eine von England angestrebte Verständigung über die
zu gelegener Zeit vorzunehmende Teilung der Türkei unter die europäischen
Großmächte unter Ausschluß des Deutschen Reichs gehandelt haben. Der Plan
scheiterte an der Bündnistreue Österreich-Ungarns. Ohne Sprengung des deutsch¬
österreichischen Bündnisses war er unausführbar. Im übrigen zeigte
auch die Türkei nach der Entthronung Abdul-Hamids eine größere Lebenskraft,
als wohl ursprünglich angenommen war. Neben dem hierbei noch heute ver-
folgten Ziele englischer Orientpolitik, die weiter unten behandelt werden wird,
war das nicht aus dem Auge verlorene Nebenziel, in dem dann unvermeidlich
gewesenen europäischen Kriege die deutsche Flotte, welche ihrer Nachbarschaft
wegen" besonders unerwünscht ist, wenn tunlich mit geringster Einsetzung der
eigenen Flotte zu zerstören. Die Stellungnahme Englands zu den gegenwärtig
zwischen den: Deutschen Reich und Frankreich geführten Verhandlungen anläßlich
der Entsendung des Kanonenbootes „Panther" nach Agadir wird durch das
gleiche Motiv bestimmt. Bei einem zwischen beiden Mächten dieserhalb aus¬
brechenden Kriege erhofft England, selbst wenn es nicht sofort aktiv eingreift,
die erhebliche Schwächung beider Flotten. Jedenfalls würde Frankreich mehr
für England, als für seine eigenen Interessen kämpfen und, wie auch der Aus¬
gang des Krieges sich gestalten würde, an England die größten Kompensationen
bewilligen müssen. Noch ungünstiger als in europäischen, afrikanischen oder
Gewässern des Indischen Ozeans liegt die Frage der Seegeltung für England
gegenüber der nordamerikanischen Union trotz des mit ihr abgeschlossenen
Schiedsgerichtsvertrages, dessen Wert in Fragen, welche vitale Interessen —
Monroedoktrin usw. — der abschließenden Parteien berühren, sich erst im
Ernstfalle beweisen muß. Dem Zwange, in einem kommenden Konflikt der
Union mit Japan letzterem eventuell beispringen zu müssen, ist England ja glücklich
enthoben, da das englisch-japanische Bündnis entsprechend modifiziert ist. Was
aber kein Schiedsvertrag aus der Welt schaffen kann, ist die natürliche und
immer mehr wachsende Rivalität der Union in Ostasien und ihr Dominieren
auf den Pazifischen Inseln, unbekümmert dqrum, daß Australien eine solche
Monopolisierung für sich beansprucht. Günstigstenfalls kann England für sich
und Australien auf dem Stillen Ozean nur gleiches Recht unter völliger Aufgabe
der Ansprüche einer besonderen Seegeltung durchsetzen. Die wachsende Stärke
der amerikanischen Flotte würde angesichts der Lage Englands in Europa jede
englische Forderung nach Suprematie zur See Amerika gegenüber zu einer sehr
zu überlegender machen. Welche Konsequenzen für England die bevorstehende
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