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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr.

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Till Luleilspiegel

El sieh, du treibest Aufwand viel.
Ein Lichtlein könnt' da helfen! --
O Herr, es brauchen mich im Buhl
Zum Tanze auch die Elfen!

Die Elfen sind ein heidnisch Wahn.
Den brauchst du nicht zu leuchten! --
O Herr, vielleicht der Herr Kaplan
Mich auf 'nem Betgang brauchten! --

Zur Nachtzeit schläft er doch, du Tepp,
Friedvoll in seinem Bette! --
O Herr, es ist die Bodentrepp
So finster zur Babette! --

Babette trägt das Jungferntuch,
Sie hat schon graue Haare! --
O Herr, er hat im Kirchenbuch
Geschenke ihr zwanzig Jahre! --

Was sagt denn der Herr Richter fein
Zu diesem bösen Hahne? --
O Herr, er trinkt doch seinen Wein
Zusamm'n mit dem Kaplane! --

Und diesen Schelmen willst du Schwein
Noch leuchten zu den Sünden!? --
O Herr, ich kann für meinen Schein
Kein luft'ger Plätzlein finden! --

Da griff der Herr ergrimmt den Mond
Und tat ihn feste balgen,
Zur Strafe hat er ihn belohnt
Zu leuchten stets am Galgen.

Dort gruselt ihn die ganze Nacht.
Er bebt an Händ und Zehen --
Erst wenn die Sonne aufgewacht.
Darf er nach Hause gehen." --

El, das ist lustig!


Leopold:

Über solche Sachen


Niklas:

Soll man nicht spotten.

So, wer spottet denn?


Adam:
Niklas:

Und dann könnt auch der Schelm dein Singen hören:
'

Man soll doch Mitleid haben, mein ich.

Mitleid, he?


Adam:

,
Wer hat in dieser Zeit denn Mitgefühl?

Wer hat mit uns denn Mitleid, sag doch, he?

Hat es der Bürger oder Edelmann?

Und dieser Mitgefühl, he? für den Bürger?

Der Landsknecht Mitleid mit des Bauern Gans

Und Haus und Hof und Weib? -- Ein jeder Stand

Recke kräftig, wie er kann, die Ellenbogen

Und braucht die Faust! -- 'ne schöne Duselei!


Till Luleilspiegel

El sieh, du treibest Aufwand viel.
Ein Lichtlein könnt' da helfen! —
O Herr, es brauchen mich im Buhl
Zum Tanze auch die Elfen!

Die Elfen sind ein heidnisch Wahn.
Den brauchst du nicht zu leuchten! —
O Herr, vielleicht der Herr Kaplan
Mich auf 'nem Betgang brauchten! —

Zur Nachtzeit schläft er doch, du Tepp,
Friedvoll in seinem Bette! —
O Herr, es ist die Bodentrepp
So finster zur Babette! —

Babette trägt das Jungferntuch,
Sie hat schon graue Haare! —
O Herr, er hat im Kirchenbuch
Geschenke ihr zwanzig Jahre! —

Was sagt denn der Herr Richter fein
Zu diesem bösen Hahne? —
O Herr, er trinkt doch seinen Wein
Zusamm'n mit dem Kaplane! —

Und diesen Schelmen willst du Schwein
Noch leuchten zu den Sünden!? —
O Herr, ich kann für meinen Schein
Kein luft'ger Plätzlein finden! —

Da griff der Herr ergrimmt den Mond
Und tat ihn feste balgen,
Zur Strafe hat er ihn belohnt
Zu leuchten stets am Galgen.

Dort gruselt ihn die ganze Nacht.
Er bebt an Händ und Zehen —
Erst wenn die Sonne aufgewacht.
Darf er nach Hause gehen." —

El, das ist lustig!


Leopold:

Über solche Sachen


Niklas:

Soll man nicht spotten.

So, wer spottet denn?


Adam:
Niklas:

Und dann könnt auch der Schelm dein Singen hören:
'

Man soll doch Mitleid haben, mein ich.

Mitleid, he?


Adam:

,
Wer hat in dieser Zeit denn Mitgefühl?

Wer hat mit uns denn Mitleid, sag doch, he?

Hat es der Bürger oder Edelmann?

Und dieser Mitgefühl, he? für den Bürger?

Der Landsknecht Mitleid mit des Bauern Gans

Und Haus und Hof und Weib? — Ein jeder Stand

Recke kräftig, wie er kann, die Ellenbogen

Und braucht die Faust! — 'ne schöne Duselei!


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[0030] Till Luleilspiegel El sieh, du treibest Aufwand viel. Ein Lichtlein könnt' da helfen! — O Herr, es brauchen mich im Buhl Zum Tanze auch die Elfen! Die Elfen sind ein heidnisch Wahn. Den brauchst du nicht zu leuchten! — O Herr, vielleicht der Herr Kaplan Mich auf 'nem Betgang brauchten! — Zur Nachtzeit schläft er doch, du Tepp, Friedvoll in seinem Bette! — O Herr, es ist die Bodentrepp So finster zur Babette! — Babette trägt das Jungferntuch, Sie hat schon graue Haare! — O Herr, er hat im Kirchenbuch Geschenke ihr zwanzig Jahre! — Was sagt denn der Herr Richter fein Zu diesem bösen Hahne? — O Herr, er trinkt doch seinen Wein Zusamm'n mit dem Kaplane! — Und diesen Schelmen willst du Schwein Noch leuchten zu den Sünden!? — O Herr, ich kann für meinen Schein Kein luft'ger Plätzlein finden! — Da griff der Herr ergrimmt den Mond Und tat ihn feste balgen, Zur Strafe hat er ihn belohnt Zu leuchten stets am Galgen. Dort gruselt ihn die ganze Nacht. Er bebt an Händ und Zehen — Erst wenn die Sonne aufgewacht. Darf er nach Hause gehen." — El, das ist lustig! Leopold: Über solche Sachen Niklas: Soll man nicht spotten. So, wer spottet denn? Adam: Niklas: Und dann könnt auch der Schelm dein Singen hören: ' Man soll doch Mitleid haben, mein ich. Mitleid, he? Adam: , Wer hat in dieser Zeit denn Mitgefühl? Wer hat mit uns denn Mitleid, sag doch, he? Hat es der Bürger oder Edelmann? Und dieser Mitgefühl, he? für den Bürger? Der Landsknecht Mitleid mit des Bauern Gans Und Haus und Hof und Weib? — Ein jeder Stand Recke kräftig, wie er kann, die Ellenbogen Und braucht die Faust! — 'ne schöne Duselei!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318948/30>, abgerufen am 29.12.2024.