Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Biologie und Politik

der geologischen Dauerhaftigkeit seiner Rassenbestandtcile auch weiterhin die
eigentliche Triebkraft des historischen Geschehens bleiben.

Wenn nun auch die Bedürfnisse des Augenblicks zahllose und oft wider¬
streitende Rücksichten anderer Art zur Geltung bringen, so muß die Rücksicht
auf das Rassetum, das heißt die Erhaltung der günstigen Rassenmischung, die
oberste Richtschnur aller Entschließungen eines leitenden Staatsmannes sein,
wie sie es bei Bismarck tatsächlich gewesen ist. Denn nur die Erhaltung der
Rassenkraft und die daraus sich ergebende Einheitlichkeit und damit entscheidende
Willensrichtung der "Volksseele" gibt einem Volke die Möglichkeit, sich zu
behaupten und durchzusetzen.

Rasse, Volkstum und Staat sind aber Gruppenbildungen, die sich nicht
decken, sondern vielfach durchschneiden. Dazu kommen noch andere Kreise, wie
Religionen, wirtschaftliche Gruppen, die trotz dieses Durchschneidens, das den
einzelnen oft in Zwiespalt mit sich selber bringt, im Wettbewerb, im "Kampf
ums Dasein" stehen. Jeder dieser Kreise wird um so bessere Aussicht haben,
in diesem Wettbewerb sich zu behaupten, je mehr er sich mit den anderen deckt,
also deren Grundkräfte für sich mit zur Geltung bringt. Das bessere Zusammen¬
fallen dieser Kreise ist es vor allem, was es dem Japanerinn ermöglicht hat,
plötzlich so machtvoll hervorzutreten, und dem Chinesentum, sich durch so außer¬
ordentlich lange Zeiträume zu erhalten. Wenn wir nun den Arterhaltungstrieb
als den erweiterten Trieb zur Selbsterhaltung und Selbstbehauptung überall
in der Natur betätigt sehen, müssen wir ihn auch als das natürliche Recht und
die natürliche Pflicht des einzelnen betrachten. Erhaltung der Art kann nun
für den Menschen nur heißen: Erhaltung des Volkstums; die "reine Nasse"
anzustreben würde bedeuten, mit der Zerstörung des Volkstums ihr die Grund¬
lage der Daseinsmöglichkeit nehmen, also das Gegenteil der Absicht erzielen.
Gerade wenn wir den nordischen Nassenbestcmdteil unseres Volkes für den höher-
wertigen halten, werden wir uns hüten müssen, ihn durch Reinzucht zu isolieren
und von der Übermacht der anderen Nassenbestcmdteile erdrücken zu lassen.
Biologisch gesunde Politik kann also nur sein, den mit den wertvolleren Rassen¬
eigenschaften ausgestatteten Individuen die Möglichkeit der Erhaltung und vor
allem der Fortpflanzung zu sichern, im übrigen aber die historisch und sogar
prähistorisch begründete Rassenmischung unseres Volkes als gegebene Größe
hinzunehmen. Je mehr die einzelnen der vorhin erwähnten und andere engere
Interessenkreise bestimmte Rassenbestandtcile oder Rassencmlagen vorzugsweise
an sich ziehen und mit den entsprechenden anderer Völker vereinigen, desto mehr
werden sie zum Zerfall des Volkstums beitragen, ein Punkt, der gerade für
unsere gegenwärtige Politik besondere Beachtung verdient.

Ebenso wichtig ist die Frage der weiteren Zumischung. Es ist gesagt
worden, daß Rassenmischung an sich geeignet ist, durch die gerade aus der
Verschiedenheit sich ergebende Anregung die Kultur zu heben. In der Tat sind
alle alten Kulturen auf diese Weise entstanden, aber auch -- an dem Übermaß


Biologie und Politik

der geologischen Dauerhaftigkeit seiner Rassenbestandtcile auch weiterhin die
eigentliche Triebkraft des historischen Geschehens bleiben.

Wenn nun auch die Bedürfnisse des Augenblicks zahllose und oft wider¬
streitende Rücksichten anderer Art zur Geltung bringen, so muß die Rücksicht
auf das Rassetum, das heißt die Erhaltung der günstigen Rassenmischung, die
oberste Richtschnur aller Entschließungen eines leitenden Staatsmannes sein,
wie sie es bei Bismarck tatsächlich gewesen ist. Denn nur die Erhaltung der
Rassenkraft und die daraus sich ergebende Einheitlichkeit und damit entscheidende
Willensrichtung der „Volksseele" gibt einem Volke die Möglichkeit, sich zu
behaupten und durchzusetzen.

Rasse, Volkstum und Staat sind aber Gruppenbildungen, die sich nicht
decken, sondern vielfach durchschneiden. Dazu kommen noch andere Kreise, wie
Religionen, wirtschaftliche Gruppen, die trotz dieses Durchschneidens, das den
einzelnen oft in Zwiespalt mit sich selber bringt, im Wettbewerb, im „Kampf
ums Dasein" stehen. Jeder dieser Kreise wird um so bessere Aussicht haben,
in diesem Wettbewerb sich zu behaupten, je mehr er sich mit den anderen deckt,
also deren Grundkräfte für sich mit zur Geltung bringt. Das bessere Zusammen¬
fallen dieser Kreise ist es vor allem, was es dem Japanerinn ermöglicht hat,
plötzlich so machtvoll hervorzutreten, und dem Chinesentum, sich durch so außer¬
ordentlich lange Zeiträume zu erhalten. Wenn wir nun den Arterhaltungstrieb
als den erweiterten Trieb zur Selbsterhaltung und Selbstbehauptung überall
in der Natur betätigt sehen, müssen wir ihn auch als das natürliche Recht und
die natürliche Pflicht des einzelnen betrachten. Erhaltung der Art kann nun
für den Menschen nur heißen: Erhaltung des Volkstums; die „reine Nasse"
anzustreben würde bedeuten, mit der Zerstörung des Volkstums ihr die Grund¬
lage der Daseinsmöglichkeit nehmen, also das Gegenteil der Absicht erzielen.
Gerade wenn wir den nordischen Nassenbestcmdteil unseres Volkes für den höher-
wertigen halten, werden wir uns hüten müssen, ihn durch Reinzucht zu isolieren
und von der Übermacht der anderen Nassenbestcmdteile erdrücken zu lassen.
Biologisch gesunde Politik kann also nur sein, den mit den wertvolleren Rassen¬
eigenschaften ausgestatteten Individuen die Möglichkeit der Erhaltung und vor
allem der Fortpflanzung zu sichern, im übrigen aber die historisch und sogar
prähistorisch begründete Rassenmischung unseres Volkes als gegebene Größe
hinzunehmen. Je mehr die einzelnen der vorhin erwähnten und andere engere
Interessenkreise bestimmte Rassenbestandtcile oder Rassencmlagen vorzugsweise
an sich ziehen und mit den entsprechenden anderer Völker vereinigen, desto mehr
werden sie zum Zerfall des Volkstums beitragen, ein Punkt, der gerade für
unsere gegenwärtige Politik besondere Beachtung verdient.

Ebenso wichtig ist die Frage der weiteren Zumischung. Es ist gesagt
worden, daß Rassenmischung an sich geeignet ist, durch die gerade aus der
Verschiedenheit sich ergebende Anregung die Kultur zu heben. In der Tat sind
alle alten Kulturen auf diese Weise entstanden, aber auch — an dem Übermaß


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0160" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318443"/>
          <fw type="header" place="top"> Biologie und Politik</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_696" prev="#ID_695"> der geologischen Dauerhaftigkeit seiner Rassenbestandtcile auch weiterhin die<lb/>
eigentliche Triebkraft des historischen Geschehens bleiben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_697"> Wenn nun auch die Bedürfnisse des Augenblicks zahllose und oft wider¬<lb/>
streitende Rücksichten anderer Art zur Geltung bringen, so muß die Rücksicht<lb/>
auf das Rassetum, das heißt die Erhaltung der günstigen Rassenmischung, die<lb/>
oberste Richtschnur aller Entschließungen eines leitenden Staatsmannes sein,<lb/>
wie sie es bei Bismarck tatsächlich gewesen ist. Denn nur die Erhaltung der<lb/>
Rassenkraft und die daraus sich ergebende Einheitlichkeit und damit entscheidende<lb/>
Willensrichtung der &#x201E;Volksseele" gibt einem Volke die Möglichkeit, sich zu<lb/>
behaupten und durchzusetzen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_698"> Rasse, Volkstum und Staat sind aber Gruppenbildungen, die sich nicht<lb/>
decken, sondern vielfach durchschneiden. Dazu kommen noch andere Kreise, wie<lb/>
Religionen, wirtschaftliche Gruppen, die trotz dieses Durchschneidens, das den<lb/>
einzelnen oft in Zwiespalt mit sich selber bringt, im Wettbewerb, im &#x201E;Kampf<lb/>
ums Dasein" stehen. Jeder dieser Kreise wird um so bessere Aussicht haben,<lb/>
in diesem Wettbewerb sich zu behaupten, je mehr er sich mit den anderen deckt,<lb/>
also deren Grundkräfte für sich mit zur Geltung bringt. Das bessere Zusammen¬<lb/>
fallen dieser Kreise ist es vor allem, was es dem Japanerinn ermöglicht hat,<lb/>
plötzlich so machtvoll hervorzutreten, und dem Chinesentum, sich durch so außer¬<lb/>
ordentlich lange Zeiträume zu erhalten. Wenn wir nun den Arterhaltungstrieb<lb/>
als den erweiterten Trieb zur Selbsterhaltung und Selbstbehauptung überall<lb/>
in der Natur betätigt sehen, müssen wir ihn auch als das natürliche Recht und<lb/>
die natürliche Pflicht des einzelnen betrachten. Erhaltung der Art kann nun<lb/>
für den Menschen nur heißen: Erhaltung des Volkstums; die &#x201E;reine Nasse"<lb/>
anzustreben würde bedeuten, mit der Zerstörung des Volkstums ihr die Grund¬<lb/>
lage der Daseinsmöglichkeit nehmen, also das Gegenteil der Absicht erzielen.<lb/>
Gerade wenn wir den nordischen Nassenbestcmdteil unseres Volkes für den höher-<lb/>
wertigen halten, werden wir uns hüten müssen, ihn durch Reinzucht zu isolieren<lb/>
und von der Übermacht der anderen Nassenbestcmdteile erdrücken zu lassen.<lb/>
Biologisch gesunde Politik kann also nur sein, den mit den wertvolleren Rassen¬<lb/>
eigenschaften ausgestatteten Individuen die Möglichkeit der Erhaltung und vor<lb/>
allem der Fortpflanzung zu sichern, im übrigen aber die historisch und sogar<lb/>
prähistorisch begründete Rassenmischung unseres Volkes als gegebene Größe<lb/>
hinzunehmen. Je mehr die einzelnen der vorhin erwähnten und andere engere<lb/>
Interessenkreise bestimmte Rassenbestandtcile oder Rassencmlagen vorzugsweise<lb/>
an sich ziehen und mit den entsprechenden anderer Völker vereinigen, desto mehr<lb/>
werden sie zum Zerfall des Volkstums beitragen, ein Punkt, der gerade für<lb/>
unsere gegenwärtige Politik besondere Beachtung verdient.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_699" next="#ID_700"> Ebenso wichtig ist die Frage der weiteren Zumischung. Es ist gesagt<lb/>
worden, daß Rassenmischung an sich geeignet ist, durch die gerade aus der<lb/>
Verschiedenheit sich ergebende Anregung die Kultur zu heben. In der Tat sind<lb/>
alle alten Kulturen auf diese Weise entstanden, aber auch &#x2014; an dem Übermaß</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0160] Biologie und Politik der geologischen Dauerhaftigkeit seiner Rassenbestandtcile auch weiterhin die eigentliche Triebkraft des historischen Geschehens bleiben. Wenn nun auch die Bedürfnisse des Augenblicks zahllose und oft wider¬ streitende Rücksichten anderer Art zur Geltung bringen, so muß die Rücksicht auf das Rassetum, das heißt die Erhaltung der günstigen Rassenmischung, die oberste Richtschnur aller Entschließungen eines leitenden Staatsmannes sein, wie sie es bei Bismarck tatsächlich gewesen ist. Denn nur die Erhaltung der Rassenkraft und die daraus sich ergebende Einheitlichkeit und damit entscheidende Willensrichtung der „Volksseele" gibt einem Volke die Möglichkeit, sich zu behaupten und durchzusetzen. Rasse, Volkstum und Staat sind aber Gruppenbildungen, die sich nicht decken, sondern vielfach durchschneiden. Dazu kommen noch andere Kreise, wie Religionen, wirtschaftliche Gruppen, die trotz dieses Durchschneidens, das den einzelnen oft in Zwiespalt mit sich selber bringt, im Wettbewerb, im „Kampf ums Dasein" stehen. Jeder dieser Kreise wird um so bessere Aussicht haben, in diesem Wettbewerb sich zu behaupten, je mehr er sich mit den anderen deckt, also deren Grundkräfte für sich mit zur Geltung bringt. Das bessere Zusammen¬ fallen dieser Kreise ist es vor allem, was es dem Japanerinn ermöglicht hat, plötzlich so machtvoll hervorzutreten, und dem Chinesentum, sich durch so außer¬ ordentlich lange Zeiträume zu erhalten. Wenn wir nun den Arterhaltungstrieb als den erweiterten Trieb zur Selbsterhaltung und Selbstbehauptung überall in der Natur betätigt sehen, müssen wir ihn auch als das natürliche Recht und die natürliche Pflicht des einzelnen betrachten. Erhaltung der Art kann nun für den Menschen nur heißen: Erhaltung des Volkstums; die „reine Nasse" anzustreben würde bedeuten, mit der Zerstörung des Volkstums ihr die Grund¬ lage der Daseinsmöglichkeit nehmen, also das Gegenteil der Absicht erzielen. Gerade wenn wir den nordischen Nassenbestcmdteil unseres Volkes für den höher- wertigen halten, werden wir uns hüten müssen, ihn durch Reinzucht zu isolieren und von der Übermacht der anderen Nassenbestcmdteile erdrücken zu lassen. Biologisch gesunde Politik kann also nur sein, den mit den wertvolleren Rassen¬ eigenschaften ausgestatteten Individuen die Möglichkeit der Erhaltung und vor allem der Fortpflanzung zu sichern, im übrigen aber die historisch und sogar prähistorisch begründete Rassenmischung unseres Volkes als gegebene Größe hinzunehmen. Je mehr die einzelnen der vorhin erwähnten und andere engere Interessenkreise bestimmte Rassenbestandtcile oder Rassencmlagen vorzugsweise an sich ziehen und mit den entsprechenden anderer Völker vereinigen, desto mehr werden sie zum Zerfall des Volkstums beitragen, ein Punkt, der gerade für unsere gegenwärtige Politik besondere Beachtung verdient. Ebenso wichtig ist die Frage der weiteren Zumischung. Es ist gesagt worden, daß Rassenmischung an sich geeignet ist, durch die gerade aus der Verschiedenheit sich ergebende Anregung die Kultur zu heben. In der Tat sind alle alten Kulturen auf diese Weise entstanden, aber auch — an dem Übermaß

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/160
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/160>, abgerufen am 29.06.2024.