Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] dem Gebiet der freien Bildungsbestrebungen Volkswirtschaft Vom Handwörterbuch der Staatswissen¬ bei weitem längeren Abschnitt: Die Konsumtion Maßgebliches und Unmaßgebliches [Beginn Spaltensatz] dem Gebiet der freien Bildungsbestrebungen Volkswirtschaft Vom Handwörterbuch der Staatswissen¬ bei weitem längeren Abschnitt: Die Konsumtion <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0508" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/318121"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <cb type="start"/> <p xml:id="ID_2306" prev="#ID_2305"> dem Gebiet der freien Bildungsbestrebungen<lb/><note type="byline"> A,</note> der breiten Masse seine Umwendung finden,</p> </div> <div n="2"> <head> Volkswirtschaft</head> <p xml:id="ID_2307" next="#ID_2308"> Vom Handwörterbuch der Staatswissen¬<lb/> schaften. Die bei Gustav Fischer in Jena<lb/> erscheinende dritte, gänzlich umgearbeitete<lb/> Auflage des großen Werkes ist nun bis zur<lb/> Vollendung des sechsten Bandes (Kommandit¬<lb/> gesellschaften bis Quotitätssteuern) gediehen;<lb/> die Ausgabe des fünften wird leider noch durch<lb/> einen widrigen Zufall verzögert. Einige Titel<lb/> mögen andeuten, in welchem Umfange auch<lb/> dieser sechste Band dem allernktuellsten Be¬<lb/> dürfnisse entgegenkommt: Konkurs und Kon-<lb/> kurSrecht; Kotierung und Kotierungssteuer;<lb/> Kraftfahrzeuge; Krankenbcrsicherung; Kredit,<lb/> Kreditgenossenschaften, Kreditgeschäfte; Kri¬<lb/> minalstatistik; Kurpfuscherei; Lagerhäuser;<lb/> Landwirtschaft (in zehn Kapiteln; den land¬<lb/> wirtschaftlichen Arbeitern, dem landwirtschaft¬<lb/> lichen Genossenschafts-, Unterrichts- und<lb/> Vereinswesen und denLandwirtschaftskammern<lb/> sind besondere Artikel gewidmet); Lebens¬<lb/> versicherung; Lehrlingswesen; Lohn- und<lb/> Löhnungsmethoden; Maschinenwesen; Miete<lb/> und Pacht (die Pacht wird außerdem in einem<lb/> besonderen Artikel behandelt); Milchwirtschaft<lb/> und Molkerei; Mittelstnndsbcwegung; Mo¬<lb/> nopol; Moorkultur; Mornlstatistik; Münz¬<lb/> wesen; Mutterschutz; Nahrungsmittelpolizei;<lb/> Regerfrage; Pmmmakanal; Papiergeld;<lb/> Patentrecht; Post (zweiundfünfzig Doppcl¬<lb/> spalten, außerdem Postsparkassen und Postscheck<lb/> in besonderen Artikeln); Preßgewerbe und<lb/> Preßrecht; Privatbcamte; Prostitution. Viele<lb/> Abhandlungen des Handwörterbuchs haben<lb/> den Umfang bon Büchern, so daß das Werk<lb/> wirklich eine ganze Bibliothek ersetzt, natürlich<lb/> nicht bloß quantitativ, sondern vor allem<lb/> qualitativ, da die ausnahmslos bewährten<lb/> Mitarbeiter Gründlicheres und Zuverlässigeres<lb/> bieten, als man in durchschnittlichen Mono¬<lb/> graphien zu finden Pflegt. So z. B. bekommt<lb/> man in dein Artikel „Kommunalfinanzen" so<lb/> nebenbei eine Darstellung der neuen englischen<lb/> Lokalverwaltung. Der Artikel Konsumtion ist<lb/> in zwei Hauptabschnitte geteilt. Der erste:<lb/> Die allgemeinen Verhältnisse der Konsumtion,<lb/> behandelt u. a. das Marnnum des Genusses<lb/> (eine kurze Kritik der Grenznutzentheorie) und<lb/> die Kopfquoten der Konsumtion. Im zweiten,</p> <cb/><lb/> <p xml:id="ID_2308" prev="#ID_2307"> bei weitem längeren Abschnitt: Die Konsumtion<lb/> nach Svzialklassen, finden wir eine ausführ¬<lb/> liche Geschichte der Methode, nach welcher<lb/> solche Untersuchungen jetzt angestellt werden,<lb/> eine Darlegung der Bedeutung von Privat¬<lb/> wirtschaftsrechnungen, PhysiologischeNahrungs-<lb/> bilanzen, die Wirkung der Steuern auf den<lb/> Konsum und reichliches statistisches Material<lb/> für alle mit dein Konsum zusammenhängenden<lb/> Fragen. In der Abhandlung über die Krisen<lb/> entscheidet sich der Verfasser (Herkner) für<lb/> Unterkonsum als die Hauptursache. Der<lb/> Normalzustand sei, weil diese Ursache beständig<lb/> wirke, eigentlich die Depression, und die<lb/> wichtigste, freilich auch schwierigste Aufgabe<lb/> der Krisentheorie bestehe darin, die von Zeit<lb/> zu Zeit wiederkehrenden Aufschwungsperioden<lb/> begreiflich zu machen. Die materialistische<lb/> Geschichtsauffassung behandelt Rudolf Stamm¬<lb/> ler, der ihr vor fünfzehn Jahren ein ganzes,<lb/> durch Scharfsinn ausgezeichnetes Buch (Wirt¬<lb/> schaft und Recht nach der materialistischen<lb/> Geschichtsauffassung) gewidmet hat. Er schließt<lb/> diesmal und dem Satze: „Mag immer diese<lb/> Auffassung der Ausgangspunkt gewesen sein:<lb/> wer mit kritischer Besinnung nach dem Prinzip<lb/> der sozialen Gesetzmäßigkeit sucht, den wird<lb/> der Weg von jener Lehre hinleiten zu dem<lb/> Systeme des sozialen Idealismus." DaS<lb/> schwierige Thema „Preis" wird in drei<lb/> Hauptabschnitten und vielen Kapiteln ab¬<lb/> gehandelt. Die Überschriften der Haupt¬<lb/> abschnitte lauten: 1. Allgemeine Theorie des<lb/> Preises; 2. Die statistische Bestimmung des<lb/> Preisniveaus; 3. Zur Geschichte der Preise.<lb/> Diese beginnt mit den: „einzigen Dokument<lb/> des Altertums, das wenigstens äußerlich als<lb/> eine allgemeine, nicht bloß die Waren, sondern<lb/> auch die Arbeitlöhne umfassende Preisstatistik<lb/> erscheint": Diokletians Edikt ete protiig rerum<lb/> vsnalium. In der Erörterung der um<lb/> 1500 beginnenden großen Preisrevolution<lb/> kommt der Verfasser, Sommerlad, zu dem¬<lb/> selben Schluß wie Wiebe in seiner Mono¬<lb/> graphie: „Die Geldentwertung des sechzehnten<lb/> und siebzehnten Jahrhunderts ist höchstwahr¬<lb/> scheinlich allein durch die gewaltige Zunahme<lb/> der Edelmetallproduktion verursacht worden."<lb/> Die Richtigkeit dieser natürlichsten aller<lb/> Erklärungsweisen war in den letzten Jahr¬<lb/> zehnten von einigen Theoretikern angezweifelt<lb/><note type="byline"> L, I,</note> worden. </p> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0508]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
dem Gebiet der freien Bildungsbestrebungen
A, der breiten Masse seine Umwendung finden,
Volkswirtschaft Vom Handwörterbuch der Staatswissen¬
schaften. Die bei Gustav Fischer in Jena
erscheinende dritte, gänzlich umgearbeitete
Auflage des großen Werkes ist nun bis zur
Vollendung des sechsten Bandes (Kommandit¬
gesellschaften bis Quotitätssteuern) gediehen;
die Ausgabe des fünften wird leider noch durch
einen widrigen Zufall verzögert. Einige Titel
mögen andeuten, in welchem Umfange auch
dieser sechste Band dem allernktuellsten Be¬
dürfnisse entgegenkommt: Konkurs und Kon-
kurSrecht; Kotierung und Kotierungssteuer;
Kraftfahrzeuge; Krankenbcrsicherung; Kredit,
Kreditgenossenschaften, Kreditgeschäfte; Kri¬
minalstatistik; Kurpfuscherei; Lagerhäuser;
Landwirtschaft (in zehn Kapiteln; den land¬
wirtschaftlichen Arbeitern, dem landwirtschaft¬
lichen Genossenschafts-, Unterrichts- und
Vereinswesen und denLandwirtschaftskammern
sind besondere Artikel gewidmet); Lebens¬
versicherung; Lehrlingswesen; Lohn- und
Löhnungsmethoden; Maschinenwesen; Miete
und Pacht (die Pacht wird außerdem in einem
besonderen Artikel behandelt); Milchwirtschaft
und Molkerei; Mittelstnndsbcwegung; Mo¬
nopol; Moorkultur; Mornlstatistik; Münz¬
wesen; Mutterschutz; Nahrungsmittelpolizei;
Regerfrage; Pmmmakanal; Papiergeld;
Patentrecht; Post (zweiundfünfzig Doppcl¬
spalten, außerdem Postsparkassen und Postscheck
in besonderen Artikeln); Preßgewerbe und
Preßrecht; Privatbcamte; Prostitution. Viele
Abhandlungen des Handwörterbuchs haben
den Umfang bon Büchern, so daß das Werk
wirklich eine ganze Bibliothek ersetzt, natürlich
nicht bloß quantitativ, sondern vor allem
qualitativ, da die ausnahmslos bewährten
Mitarbeiter Gründlicheres und Zuverlässigeres
bieten, als man in durchschnittlichen Mono¬
graphien zu finden Pflegt. So z. B. bekommt
man in dein Artikel „Kommunalfinanzen" so
nebenbei eine Darstellung der neuen englischen
Lokalverwaltung. Der Artikel Konsumtion ist
in zwei Hauptabschnitte geteilt. Der erste:
Die allgemeinen Verhältnisse der Konsumtion,
behandelt u. a. das Marnnum des Genusses
(eine kurze Kritik der Grenznutzentheorie) und
die Kopfquoten der Konsumtion. Im zweiten,
bei weitem längeren Abschnitt: Die Konsumtion
nach Svzialklassen, finden wir eine ausführ¬
liche Geschichte der Methode, nach welcher
solche Untersuchungen jetzt angestellt werden,
eine Darlegung der Bedeutung von Privat¬
wirtschaftsrechnungen, PhysiologischeNahrungs-
bilanzen, die Wirkung der Steuern auf den
Konsum und reichliches statistisches Material
für alle mit dein Konsum zusammenhängenden
Fragen. In der Abhandlung über die Krisen
entscheidet sich der Verfasser (Herkner) für
Unterkonsum als die Hauptursache. Der
Normalzustand sei, weil diese Ursache beständig
wirke, eigentlich die Depression, und die
wichtigste, freilich auch schwierigste Aufgabe
der Krisentheorie bestehe darin, die von Zeit
zu Zeit wiederkehrenden Aufschwungsperioden
begreiflich zu machen. Die materialistische
Geschichtsauffassung behandelt Rudolf Stamm¬
ler, der ihr vor fünfzehn Jahren ein ganzes,
durch Scharfsinn ausgezeichnetes Buch (Wirt¬
schaft und Recht nach der materialistischen
Geschichtsauffassung) gewidmet hat. Er schließt
diesmal und dem Satze: „Mag immer diese
Auffassung der Ausgangspunkt gewesen sein:
wer mit kritischer Besinnung nach dem Prinzip
der sozialen Gesetzmäßigkeit sucht, den wird
der Weg von jener Lehre hinleiten zu dem
Systeme des sozialen Idealismus." DaS
schwierige Thema „Preis" wird in drei
Hauptabschnitten und vielen Kapiteln ab¬
gehandelt. Die Überschriften der Haupt¬
abschnitte lauten: 1. Allgemeine Theorie des
Preises; 2. Die statistische Bestimmung des
Preisniveaus; 3. Zur Geschichte der Preise.
Diese beginnt mit den: „einzigen Dokument
des Altertums, das wenigstens äußerlich als
eine allgemeine, nicht bloß die Waren, sondern
auch die Arbeitlöhne umfassende Preisstatistik
erscheint": Diokletians Edikt ete protiig rerum
vsnalium. In der Erörterung der um
1500 beginnenden großen Preisrevolution
kommt der Verfasser, Sommerlad, zu dem¬
selben Schluß wie Wiebe in seiner Mono¬
graphie: „Die Geldentwertung des sechzehnten
und siebzehnten Jahrhunderts ist höchstwahr¬
scheinlich allein durch die gewaltige Zunahme
der Edelmetallproduktion verursacht worden."
Die Richtigkeit dieser natürlichsten aller
Erklärungsweisen war in den letzten Jahr¬
zehnten von einigen Theoretikern angezweifelt
L, I, worden.
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