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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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I>a^ Lamnwollproblcm

jährlichen berufsgenosseuschaftlichen Beiträge unterstützt -- im Jahre 1902 zu
Versuchen mit ägyptischer Baumwolle in Ostafrika über, und hier erwiesen sich
die Verhältnisse als noch weit günstiger, da sich erstklassige Baumwollbodenarten
in großer Ausdehnung darboten und außerdem die Güte des Erzeugnisses alle
Erwartungen übertraf. Auch hier errichtete das Komitee zahlreiche Versuchs¬
plantagen und verbürgt den Eingeborenen einen festen Preis von 40 Pf. frei
Küste pro Kilogramm, wenn das Erzeugnis dem ägyptischen I^uII^ Mont
fair entspricht. Auch hier ist die Produktion stetig gewachsen, und zwar von
11/2 Ballen im Jahre 1902 auf 1081 Ballen im Jahre 1908 und auf 2077
Ballen zu 250 Kilogramm im Jahre 1909, wobei die Ausdehnung der
Balmuvollplantagenrultur uoch durch sieben in der Kolonie im Betrieb befind¬
liche Dampfpflügc gefördert wird. Die zurzeit in der Entwicklung begriffenen
zwölf großen Baumwollplantagen haben im ganzen 85000 Hektar Land belegt,
und die im Jahre 1908 in der Kolonie mit Baumwolle bepflanzte Fläche von
K144 Hektar ist inzwischen weiter angewachsen.

In Kamerun (auf den Hochflächen des Inneren), in Deutsch-Südwestafrika
(Amboland) und in Um-Guinea (Herbertshöhe) befinden sich die Versuche noch
in den ersten Anfängen.

Die Bestrebungen des Kolonialwirtschaftlichen Komitees werden von der
Regierung in jeder Weise unterstützt; so nahm sie in den vorjährigen Haushalt
Togos 05000 Mark und bei Ostafrika 60000 Mark zur Förderung des
Baumwollbaues auf, nachdem die oben erwähnte Ackerbauschule in Nuatjä
bereits am 1. April 1908 durch Kauf in ihren Besitz übergegangen war.

Wenn unsere Kolonien auch vorläufig nur einen kleinen Bruchteil unseres
heimischen Bedarfes decken, fo ist eine erhebliche Steigerung der Produktion
bestimmt in den nächsten Jahren zu erwarten. Fehlte es doch bisher an der
Unterstützung durch größere Verkehrsmittel, an der Ausbreitung des Eisenbahn¬
netzes, um die Erzeugung von Baumwolle auch in den von der Küste entfernten
und für diese Kulturen geeigneten Binnenländern rentabel zu machen. Das
unserm Togo benachbarte englische Nigeria hat bewiesen, daß bei beschleunigter
Erschließung durch Verbesserung der Verkehrs- und Bewässerungverhältnisse,
insbesondere durch Eisenbahnen, die Ausfuhr in beträchtlicher Weise gesteigert
werden kann.

Die BaumwollauSfuhr aus Togo und Deutsch-Ostafrika betrug:


[Beginn Spaltensatz]
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[Spaltenumbruch]
Kilogramm
1900
1907
I9W
1909
[Ende Spaltensatz]

Wenn dieses Quantum auch im Vergleich zum Bedarf Deutschlands noch
nicht in Frage kommen kann, so hat schon Jöhlinger") mit Recht darauf hin-



"') "Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Kolonien", Berlin I9t0.
I>a^ Lamnwollproblcm

jährlichen berufsgenosseuschaftlichen Beiträge unterstützt — im Jahre 1902 zu
Versuchen mit ägyptischer Baumwolle in Ostafrika über, und hier erwiesen sich
die Verhältnisse als noch weit günstiger, da sich erstklassige Baumwollbodenarten
in großer Ausdehnung darboten und außerdem die Güte des Erzeugnisses alle
Erwartungen übertraf. Auch hier errichtete das Komitee zahlreiche Versuchs¬
plantagen und verbürgt den Eingeborenen einen festen Preis von 40 Pf. frei
Küste pro Kilogramm, wenn das Erzeugnis dem ägyptischen I^uII^ Mont
fair entspricht. Auch hier ist die Produktion stetig gewachsen, und zwar von
11/2 Ballen im Jahre 1902 auf 1081 Ballen im Jahre 1908 und auf 2077
Ballen zu 250 Kilogramm im Jahre 1909, wobei die Ausdehnung der
Balmuvollplantagenrultur uoch durch sieben in der Kolonie im Betrieb befind¬
liche Dampfpflügc gefördert wird. Die zurzeit in der Entwicklung begriffenen
zwölf großen Baumwollplantagen haben im ganzen 85000 Hektar Land belegt,
und die im Jahre 1908 in der Kolonie mit Baumwolle bepflanzte Fläche von
K144 Hektar ist inzwischen weiter angewachsen.

In Kamerun (auf den Hochflächen des Inneren), in Deutsch-Südwestafrika
(Amboland) und in Um-Guinea (Herbertshöhe) befinden sich die Versuche noch
in den ersten Anfängen.

Die Bestrebungen des Kolonialwirtschaftlichen Komitees werden von der
Regierung in jeder Weise unterstützt; so nahm sie in den vorjährigen Haushalt
Togos 05000 Mark und bei Ostafrika 60000 Mark zur Förderung des
Baumwollbaues auf, nachdem die oben erwähnte Ackerbauschule in Nuatjä
bereits am 1. April 1908 durch Kauf in ihren Besitz übergegangen war.

Wenn unsere Kolonien auch vorläufig nur einen kleinen Bruchteil unseres
heimischen Bedarfes decken, fo ist eine erhebliche Steigerung der Produktion
bestimmt in den nächsten Jahren zu erwarten. Fehlte es doch bisher an der
Unterstützung durch größere Verkehrsmittel, an der Ausbreitung des Eisenbahn¬
netzes, um die Erzeugung von Baumwolle auch in den von der Küste entfernten
und für diese Kulturen geeigneten Binnenländern rentabel zu machen. Das
unserm Togo benachbarte englische Nigeria hat bewiesen, daß bei beschleunigter
Erschließung durch Verbesserung der Verkehrs- und Bewässerungverhältnisse,
insbesondere durch Eisenbahnen, die Ausfuhr in beträchtlicher Weise gesteigert
werden kann.

Die BaumwollauSfuhr aus Togo und Deutsch-Ostafrika betrug:


[Beginn Spaltensatz]
Kilvqramm
1902371
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I 904232001
l 903322702
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Kilogramm
1900
1907
I9W
1909
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Wenn dieses Quantum auch im Vergleich zum Bedarf Deutschlands noch
nicht in Frage kommen kann, so hat schon Jöhlinger") mit Recht darauf hin-



"') „Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Kolonien", Berlin I9t0.
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[0392] I>a^ Lamnwollproblcm jährlichen berufsgenosseuschaftlichen Beiträge unterstützt — im Jahre 1902 zu Versuchen mit ägyptischer Baumwolle in Ostafrika über, und hier erwiesen sich die Verhältnisse als noch weit günstiger, da sich erstklassige Baumwollbodenarten in großer Ausdehnung darboten und außerdem die Güte des Erzeugnisses alle Erwartungen übertraf. Auch hier errichtete das Komitee zahlreiche Versuchs¬ plantagen und verbürgt den Eingeborenen einen festen Preis von 40 Pf. frei Küste pro Kilogramm, wenn das Erzeugnis dem ägyptischen I^uII^ Mont fair entspricht. Auch hier ist die Produktion stetig gewachsen, und zwar von 11/2 Ballen im Jahre 1902 auf 1081 Ballen im Jahre 1908 und auf 2077 Ballen zu 250 Kilogramm im Jahre 1909, wobei die Ausdehnung der Balmuvollplantagenrultur uoch durch sieben in der Kolonie im Betrieb befind¬ liche Dampfpflügc gefördert wird. Die zurzeit in der Entwicklung begriffenen zwölf großen Baumwollplantagen haben im ganzen 85000 Hektar Land belegt, und die im Jahre 1908 in der Kolonie mit Baumwolle bepflanzte Fläche von K144 Hektar ist inzwischen weiter angewachsen. In Kamerun (auf den Hochflächen des Inneren), in Deutsch-Südwestafrika (Amboland) und in Um-Guinea (Herbertshöhe) befinden sich die Versuche noch in den ersten Anfängen. Die Bestrebungen des Kolonialwirtschaftlichen Komitees werden von der Regierung in jeder Weise unterstützt; so nahm sie in den vorjährigen Haushalt Togos 05000 Mark und bei Ostafrika 60000 Mark zur Förderung des Baumwollbaues auf, nachdem die oben erwähnte Ackerbauschule in Nuatjä bereits am 1. April 1908 durch Kauf in ihren Besitz übergegangen war. Wenn unsere Kolonien auch vorläufig nur einen kleinen Bruchteil unseres heimischen Bedarfes decken, fo ist eine erhebliche Steigerung der Produktion bestimmt in den nächsten Jahren zu erwarten. Fehlte es doch bisher an der Unterstützung durch größere Verkehrsmittel, an der Ausbreitung des Eisenbahn¬ netzes, um die Erzeugung von Baumwolle auch in den von der Küste entfernten und für diese Kulturen geeigneten Binnenländern rentabel zu machen. Das unserm Togo benachbarte englische Nigeria hat bewiesen, daß bei beschleunigter Erschließung durch Verbesserung der Verkehrs- und Bewässerungverhältnisse, insbesondere durch Eisenbahnen, die Ausfuhr in beträchtlicher Weise gesteigert werden kann. Die BaumwollauSfuhr aus Togo und Deutsch-Ostafrika betrug: Kilvqramm 1902371 .1 90341400 I 904232001 l 903322702 Kilogramm 1900 1907 I9W 1909 Wenn dieses Quantum auch im Vergleich zum Bedarf Deutschlands noch nicht in Frage kommen kann, so hat schon Jöhlinger") mit Recht darauf hin- "') „Die wirtschaftliche Bedeutung unserer Kolonien", Berlin I9t0.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/392>, abgerufen am 04.07.2024.