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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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T>cis Baimuvollproblem

gehen, sich von der Suprematie der Verewigten Staaten freizumachen, durch Anbau
von Rohbaumwolle in Kolonien sich für spätere Zeiten den Bezug zu sichern und so
das Monopol der Amerikaner zu beseitigen. Dazu kommt, das; viele Fachleute für
svätereZeiten schon deshalb einen Mangel an amerikanischer Baumwolleprophezeien,
weil sie infolge von Degeneration in Zukunft nicht mehr so ertragreich sein könne.

In erster Linie ist besonders Großbritannien zu nennen, welches die
Baumwollpflanzungen in: britischen Reich nach Möglichkeit zu vermehren sucht
und besonders in Ägypten und Indien in größerem Maße Baumwolle produziert.
Gerade jetzt sind die Aussichten des Baumwollbaues sehr günstig, und in den
englischen kolonialen Besitzungen gibt es noch große Areale, die sich sehr gut
für den Anbau: eignen, z, B. Rhodesia und Nigeria.

In Deutschland trat man dem Gedanken einer eigenen Baumwollproduktion
verhältnismäßig erst sehr spät nahe; den ersten Anstoß hierzu, wie in den
europäischen Kontinentalstaaten überhaupt, gab das Kolonialwirtschaftliche
Komitee in Berlin, das durch seine im Jahre 1900 nach Togo entsandte
"Baumwollexpedition" feststellte, daß sich dieses Gebiet seiner ganzen Ausdehnung
nach für den Baumwollbau vortrefflich eigne, und das so den Grund zu der heutigen
Banmwollerzeugung in den deutschen Schutzgebieten legte. Bald bildeten sich
dann auch in anderen Ländern mit Kolonialbesitz in Afrika nach dem Vorbilde
des Kolonialwirtschaftlichen Komitees ähnliche Vereinigungen zur Verwirklichung
der gleichen Ziele: die British Growing Association in Manchester, die Association
Cotonniöre Colouiale in Paris und andere in Italien, Portugal, Belgien und
Holland. Diese von ihren Regierungen tatkräftig unterstützten Gesellschaften
betreibe,: die Einführung des Baumwollbaues als Volkskultur und Plantagen¬
kultur in den Kolonien in gemeinnütziger Weise und stehen auch durch Austausch
der gesammelten Erfahrungen, Lieferung von Saatgut usw. in einer nutz¬
bringenden Verbindung. Außerdem hat sich der bereits oben erwähnte Inter¬
nationale Verband der Baumwollspinner- und Webervereinigungen gebildet,
welcher die Baumwolliuteressenteu aller Länder umfaßt und jährlich einen
Kongreß zur Besprechung der gen:einsamen Interessen abhält.

Was nun die Baumwollproduktion in den deutschen Kolonien betrifft, so
hat das Kolonialmirtschaftliche Konntee in Togo neben Entkörnungsanlageu
auch eine Ackerbauschüle in Nuatjä eingerichtet, in der die Eingeborenen in:
Urpflanzen und Ernten der Baumwolle unterrichtet werden; auch hat das
Konntee neuerdings den: Gouverneur Prämien zur Verteilung an die Ein¬
geborenen für gute Leistungen in: Baumwollbau zur Verfügung gestellt, um
auf diese Weise die Qualität der Togobaumwolle zu heben. Der Baumwollbau
macht in Togo als Volkskultur befriedigende Fortschritte, und zwar betrug die
Ernte in: Jahre 1905/0" 857 Ballen. 1906/07 1205, 1907/08 1691 und
1908/09 2337 Ballen zu 250 Kilogramm.

Nach dem Versuche in Togo, wo die nordamerikanische Baumwolle angebaut
wird, ging das Komitee -- von den deutschen Spinnereien mit 10 Prozent der


Grenzboten I 1911 4"
T>cis Baimuvollproblem

gehen, sich von der Suprematie der Verewigten Staaten freizumachen, durch Anbau
von Rohbaumwolle in Kolonien sich für spätere Zeiten den Bezug zu sichern und so
das Monopol der Amerikaner zu beseitigen. Dazu kommt, das; viele Fachleute für
svätereZeiten schon deshalb einen Mangel an amerikanischer Baumwolleprophezeien,
weil sie infolge von Degeneration in Zukunft nicht mehr so ertragreich sein könne.

In erster Linie ist besonders Großbritannien zu nennen, welches die
Baumwollpflanzungen in: britischen Reich nach Möglichkeit zu vermehren sucht
und besonders in Ägypten und Indien in größerem Maße Baumwolle produziert.
Gerade jetzt sind die Aussichten des Baumwollbaues sehr günstig, und in den
englischen kolonialen Besitzungen gibt es noch große Areale, die sich sehr gut
für den Anbau: eignen, z, B. Rhodesia und Nigeria.

In Deutschland trat man dem Gedanken einer eigenen Baumwollproduktion
verhältnismäßig erst sehr spät nahe; den ersten Anstoß hierzu, wie in den
europäischen Kontinentalstaaten überhaupt, gab das Kolonialwirtschaftliche
Komitee in Berlin, das durch seine im Jahre 1900 nach Togo entsandte
„Baumwollexpedition" feststellte, daß sich dieses Gebiet seiner ganzen Ausdehnung
nach für den Baumwollbau vortrefflich eigne, und das so den Grund zu der heutigen
Banmwollerzeugung in den deutschen Schutzgebieten legte. Bald bildeten sich
dann auch in anderen Ländern mit Kolonialbesitz in Afrika nach dem Vorbilde
des Kolonialwirtschaftlichen Komitees ähnliche Vereinigungen zur Verwirklichung
der gleichen Ziele: die British Growing Association in Manchester, die Association
Cotonniöre Colouiale in Paris und andere in Italien, Portugal, Belgien und
Holland. Diese von ihren Regierungen tatkräftig unterstützten Gesellschaften
betreibe,: die Einführung des Baumwollbaues als Volkskultur und Plantagen¬
kultur in den Kolonien in gemeinnütziger Weise und stehen auch durch Austausch
der gesammelten Erfahrungen, Lieferung von Saatgut usw. in einer nutz¬
bringenden Verbindung. Außerdem hat sich der bereits oben erwähnte Inter¬
nationale Verband der Baumwollspinner- und Webervereinigungen gebildet,
welcher die Baumwolliuteressenteu aller Länder umfaßt und jährlich einen
Kongreß zur Besprechung der gen:einsamen Interessen abhält.

Was nun die Baumwollproduktion in den deutschen Kolonien betrifft, so
hat das Kolonialmirtschaftliche Konntee in Togo neben Entkörnungsanlageu
auch eine Ackerbauschüle in Nuatjä eingerichtet, in der die Eingeborenen in:
Urpflanzen und Ernten der Baumwolle unterrichtet werden; auch hat das
Konntee neuerdings den: Gouverneur Prämien zur Verteilung an die Ein¬
geborenen für gute Leistungen in: Baumwollbau zur Verfügung gestellt, um
auf diese Weise die Qualität der Togobaumwolle zu heben. Der Baumwollbau
macht in Togo als Volkskultur befriedigende Fortschritte, und zwar betrug die
Ernte in: Jahre 1905/0« 857 Ballen. 1906/07 1205, 1907/08 1691 und
1908/09 2337 Ballen zu 250 Kilogramm.

Nach dem Versuche in Togo, wo die nordamerikanische Baumwolle angebaut
wird, ging das Komitee — von den deutschen Spinnereien mit 10 Prozent der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/391>, abgerufen am 04.07.2024.