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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Goldlagerstätten auf deutschem Boden

einen schönen Gewinn sicherte. Ist und bleibt nun aber der Bergbau schon an
sich eine recht gewagte Sache, so kann man zu bergbaulichen Versuchen auf
deutsches Gold nur Großkapitalisten ermutigen, die ihr Geld, wie man wohl
sagt, ü koriä peräu geben können, um sich vielleicht eine ungeahnte, ziemlich
reiche Geldquelle zu erschließen, vielleicht aber auch mit leeren Händen auszugehen
und so nur für das allgemeine Interesse des Landes und der Wissenschaft ein
Opfer gebracht zu haben.

Um nun auf die neuentdeckte Goldlagerstätte der Eifel zurückzukommen, so
ist es jedenfalls interessant, daß dieses Vorkommen von Edelmetall die Auf¬
merksamkeit der Eifelbewohner schon in einer Zeit auf sich gezogen hat, von der
uns die Geschichte keine Kunde mehr gibt. Das verraten die kürzlich auf dem
nun so viel besprochenen Goldfelde entdeckten, uralten Waschhalden. Merk¬
würdig ist es dabei gewiß, daß vor Jahren auch die Überbleibsel einer alt¬
römischen Wohnung in der dortigen Gegend zum Vorschein gekommen sind. Wissen
wir doch, daß schon die Römer Bergbau oder doch Wäschereien auf Gold im
Gebiete des Rheines betrieben haben. Nach dem, was aus den fast durch¬
gehend zik wenig sachlichen Zeitungsberichten aus der Eifel zu ersehen ist, findet
sich das neu entdeckte Gold bei Malmedn bezw. südöstlich von dieser Stadt bei
den Ortschaften Jveldingen, Moutenau, Faimonville und Niederemmels in
Trümmergesteinen, in Konglomeraten des untersten Devons, in Schichten,
welche die deutschen Geologen zu dem sogenannten Tauuusquarzite rechnen,
die französischen und belgischen aber als Gedinnien bezeichnen. Diese geologische
Etage setzt sich hauptsächlich aus sandsteinartigen oder quarzitischen Gebilden
und daneben aus dunklen rötlichen oder grünen Schiefern zusammen. Jeden¬
falls haben in der Gegend von Malmedy die QuarzitphrMte des Hohen Venn
das Material zu den Taunusquarziten geliefert.

Der Taunusquarzit tritt, wie schon sein Name sagt, nicht nur auf der
linken, sondern auch auf der rechten Seite des Rheines am Taunus auf;
es ist gewiß höchst interessant, daß er sich auch hier und zwar, soweit bis
heute bekannt, im Osten von Wiesbaden goldführend zeigt, wobei er auch im
oder am Taunus als ein Trümmergestein hervortritt, das aus deu ältesten,
den Kern des Gebirges bildenden Sericitgneißen, Sericitschiefern und Phylliden
hervorgegangen zu sein scheint. In: Taunus oder vielmehr an dessen südlichem
Gehänge schließt nun aber nicht nur der eigentliche Taunusquarzit, sondern
auch die ältere Schieferformation Gold in sich ein, und zwar in den massenhaft
in ihr vorkommenden Schnüren, Knollen und Linsen von Quarz.

Auf das Gold des Taunus hat zuerst der Fürstlich Hessen-Darmstädtische
Kammerrat P. E. Klipstein, welcher, nebenbei bemerkt, auch Mitglied der Natur¬
forschender Gesellschaft in Berlin war, aufmerksam gemacht, und zwar in seinem
im Jahre 1782 erschienenen "Mineralogischen Briefwechsel". Der eigentliche
Entdecker des gelben Edelmetalls am Taunus war hiernach ein fremder Berg¬
mann, welcher sich zu einer Kur nach Wiesbaden begeben hatte und während


Goldlagerstätten auf deutschem Boden

einen schönen Gewinn sicherte. Ist und bleibt nun aber der Bergbau schon an
sich eine recht gewagte Sache, so kann man zu bergbaulichen Versuchen auf
deutsches Gold nur Großkapitalisten ermutigen, die ihr Geld, wie man wohl
sagt, ü koriä peräu geben können, um sich vielleicht eine ungeahnte, ziemlich
reiche Geldquelle zu erschließen, vielleicht aber auch mit leeren Händen auszugehen
und so nur für das allgemeine Interesse des Landes und der Wissenschaft ein
Opfer gebracht zu haben.

Um nun auf die neuentdeckte Goldlagerstätte der Eifel zurückzukommen, so
ist es jedenfalls interessant, daß dieses Vorkommen von Edelmetall die Auf¬
merksamkeit der Eifelbewohner schon in einer Zeit auf sich gezogen hat, von der
uns die Geschichte keine Kunde mehr gibt. Das verraten die kürzlich auf dem
nun so viel besprochenen Goldfelde entdeckten, uralten Waschhalden. Merk¬
würdig ist es dabei gewiß, daß vor Jahren auch die Überbleibsel einer alt¬
römischen Wohnung in der dortigen Gegend zum Vorschein gekommen sind. Wissen
wir doch, daß schon die Römer Bergbau oder doch Wäschereien auf Gold im
Gebiete des Rheines betrieben haben. Nach dem, was aus den fast durch¬
gehend zik wenig sachlichen Zeitungsberichten aus der Eifel zu ersehen ist, findet
sich das neu entdeckte Gold bei Malmedn bezw. südöstlich von dieser Stadt bei
den Ortschaften Jveldingen, Moutenau, Faimonville und Niederemmels in
Trümmergesteinen, in Konglomeraten des untersten Devons, in Schichten,
welche die deutschen Geologen zu dem sogenannten Tauuusquarzite rechnen,
die französischen und belgischen aber als Gedinnien bezeichnen. Diese geologische
Etage setzt sich hauptsächlich aus sandsteinartigen oder quarzitischen Gebilden
und daneben aus dunklen rötlichen oder grünen Schiefern zusammen. Jeden¬
falls haben in der Gegend von Malmedy die QuarzitphrMte des Hohen Venn
das Material zu den Taunusquarziten geliefert.

Der Taunusquarzit tritt, wie schon sein Name sagt, nicht nur auf der
linken, sondern auch auf der rechten Seite des Rheines am Taunus auf;
es ist gewiß höchst interessant, daß er sich auch hier und zwar, soweit bis
heute bekannt, im Osten von Wiesbaden goldführend zeigt, wobei er auch im
oder am Taunus als ein Trümmergestein hervortritt, das aus deu ältesten,
den Kern des Gebirges bildenden Sericitgneißen, Sericitschiefern und Phylliden
hervorgegangen zu sein scheint. In: Taunus oder vielmehr an dessen südlichem
Gehänge schließt nun aber nicht nur der eigentliche Taunusquarzit, sondern
auch die ältere Schieferformation Gold in sich ein, und zwar in den massenhaft
in ihr vorkommenden Schnüren, Knollen und Linsen von Quarz.

Auf das Gold des Taunus hat zuerst der Fürstlich Hessen-Darmstädtische
Kammerrat P. E. Klipstein, welcher, nebenbei bemerkt, auch Mitglied der Natur¬
forschender Gesellschaft in Berlin war, aufmerksam gemacht, und zwar in seinem
im Jahre 1782 erschienenen „Mineralogischen Briefwechsel". Der eigentliche
Entdecker des gelben Edelmetalls am Taunus war hiernach ein fremder Berg¬
mann, welcher sich zu einer Kur nach Wiesbaden begeben hatte und während


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/187>, abgerufen am 24.07.2024.