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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr.

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Goldlagerstätte" auf deutschem Boden

unseres Volkes eine so große Rolle, daß wohl kaum anzunehmen ist, unsere Ur¬
ahnen hätten, als sie Germaniens Boden in Besitz genommen, diesen nicht stellen¬
weise ziemlich reich an dem gelben Edelmetalle gefunden. Ich erinnere hier an
die Sagen vom Rheingold, vom Nibelungenhort und an das viele "rote"
Gold der alten deutschen Heldensage. Uralt ist auch die Goldschmiedekunst in
Deutschlands Gauen mit ihren Altmeistern Mimir und Wieland und den in
ihr so geübten Gnomen und Zwergen.

Verlassen wir aber das Reich der noch von deutscher Nrwaldluft durch¬
wehten heimischen Sage und halten wir uns an mehr Greifbares und Bestimmtes,
wie es uns die Wissenschaft von heute und die sicher verbürgte Geschichte an
die Hand gibt!

Vor einiger Zeit erregte die durch die Zeitungen gehende Mitteilung
allgemeines Erstaunen, daß in dem unwirtlichen Gebirge der Eifel, nicht weit
von dem "Hohen Venn" unfern der Stadt Malmedy, Blättchen und Körnchen
von gediegenen: Golde in solcher Menge im Erdboden zu finden seien, daß sehr
wohl an eine rentierende Ausbeutung derselben, selbst in größerem Maßstabe,
gedacht werden könne. Da sich in der Zeiten Lauf bei uns der Gedanke, daß der
deutschen Erde das Gold von der Mutter Natur gänzlich versagt sei, vollständig
eingebürgert hatte, schüttelten selbst tüchtige Fachleute ungläubig den Kopf.
Wenn man nun aber als Mann vom Fache nicht einseitig ist und sich in der
Fremde mehr umgesehen hat, in Gebieten, worin noch heute ein rentabler
Bergbau auf das gelbe Edelmetall und zwar in verschiedenen geologischen For¬
mationen umgeht, dann muß man sich folgendes sagen: Ein neues Dorado,
welches an Goldreichtum auch nur im entferntesten an die der anderen Erdteile
heranreichen könnte, wird in unserem Lande nicht gefunden werden, da hier
schon über tausend Jahre verständige und fleißige Bergleute überall geschürft
haben, die alten goldführenden Massen- und Schiefergesteine nur in geringer
Ausdehnung zutage treten und die als Träger und Begleiter des Goldes
bekannten Eruptivgesteine der Tertiärzeit (Propulit, Andesit usw.) in Deutschland
gänzlich fehlen.

In einzelnen Teilen unseres Landes tritt nun aber in allerdings nur ver¬
hältnismäßig kleinen Gebieten eine alte Schieferformation in Gestalt von
Tonschiefern, PhrMten, Sericitschiefern, talkigen Schiefern usw. zutage, die
früher an einzelnen Stellen selbst recht viel Gold geliefert hat, weniger wohl
eingeschlossen in quarzreiche Erzgänge, als vielmehr in ihre Trümmergesteine,
in diluviales oder auch alluviales Schwemmland. Hier und da bieten diese
Schiefer vielleicht noch heute die Basis für einen recht gut rentierenden
Bergbau, wenn auch nicht in großem Maßstabe; ja es würde mich gar nicht über¬
raschen, wenn man an dieser oder jener Stelle im Gebiete jener goldführenden
Schieferformation, namentlich aber dort, wo sie, wie in Niederschlesien, von
Eruptiven der Melaphnrgruppe durchsetzt wird, in einiger Tiefe auf Gänge von
sehr goldreichen Schwefel- und Arsenerzen stieße, deren Abbau vielleicht sogar


Goldlagerstätte» auf deutschem Boden

unseres Volkes eine so große Rolle, daß wohl kaum anzunehmen ist, unsere Ur¬
ahnen hätten, als sie Germaniens Boden in Besitz genommen, diesen nicht stellen¬
weise ziemlich reich an dem gelben Edelmetalle gefunden. Ich erinnere hier an
die Sagen vom Rheingold, vom Nibelungenhort und an das viele „rote"
Gold der alten deutschen Heldensage. Uralt ist auch die Goldschmiedekunst in
Deutschlands Gauen mit ihren Altmeistern Mimir und Wieland und den in
ihr so geübten Gnomen und Zwergen.

Verlassen wir aber das Reich der noch von deutscher Nrwaldluft durch¬
wehten heimischen Sage und halten wir uns an mehr Greifbares und Bestimmtes,
wie es uns die Wissenschaft von heute und die sicher verbürgte Geschichte an
die Hand gibt!

Vor einiger Zeit erregte die durch die Zeitungen gehende Mitteilung
allgemeines Erstaunen, daß in dem unwirtlichen Gebirge der Eifel, nicht weit
von dem „Hohen Venn" unfern der Stadt Malmedy, Blättchen und Körnchen
von gediegenen: Golde in solcher Menge im Erdboden zu finden seien, daß sehr
wohl an eine rentierende Ausbeutung derselben, selbst in größerem Maßstabe,
gedacht werden könne. Da sich in der Zeiten Lauf bei uns der Gedanke, daß der
deutschen Erde das Gold von der Mutter Natur gänzlich versagt sei, vollständig
eingebürgert hatte, schüttelten selbst tüchtige Fachleute ungläubig den Kopf.
Wenn man nun aber als Mann vom Fache nicht einseitig ist und sich in der
Fremde mehr umgesehen hat, in Gebieten, worin noch heute ein rentabler
Bergbau auf das gelbe Edelmetall und zwar in verschiedenen geologischen For¬
mationen umgeht, dann muß man sich folgendes sagen: Ein neues Dorado,
welches an Goldreichtum auch nur im entferntesten an die der anderen Erdteile
heranreichen könnte, wird in unserem Lande nicht gefunden werden, da hier
schon über tausend Jahre verständige und fleißige Bergleute überall geschürft
haben, die alten goldführenden Massen- und Schiefergesteine nur in geringer
Ausdehnung zutage treten und die als Träger und Begleiter des Goldes
bekannten Eruptivgesteine der Tertiärzeit (Propulit, Andesit usw.) in Deutschland
gänzlich fehlen.

In einzelnen Teilen unseres Landes tritt nun aber in allerdings nur ver¬
hältnismäßig kleinen Gebieten eine alte Schieferformation in Gestalt von
Tonschiefern, PhrMten, Sericitschiefern, talkigen Schiefern usw. zutage, die
früher an einzelnen Stellen selbst recht viel Gold geliefert hat, weniger wohl
eingeschlossen in quarzreiche Erzgänge, als vielmehr in ihre Trümmergesteine,
in diluviales oder auch alluviales Schwemmland. Hier und da bieten diese
Schiefer vielleicht noch heute die Basis für einen recht gut rentierenden
Bergbau, wenn auch nicht in großem Maßstabe; ja es würde mich gar nicht über¬
raschen, wenn man an dieser oder jener Stelle im Gebiete jener goldführenden
Schieferformation, namentlich aber dort, wo sie, wie in Niederschlesien, von
Eruptiven der Melaphnrgruppe durchsetzt wird, in einiger Tiefe auf Gänge von
sehr goldreichen Schwefel- und Arsenerzen stieße, deren Abbau vielleicht sogar


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[0186] Goldlagerstätte» auf deutschem Boden unseres Volkes eine so große Rolle, daß wohl kaum anzunehmen ist, unsere Ur¬ ahnen hätten, als sie Germaniens Boden in Besitz genommen, diesen nicht stellen¬ weise ziemlich reich an dem gelben Edelmetalle gefunden. Ich erinnere hier an die Sagen vom Rheingold, vom Nibelungenhort und an das viele „rote" Gold der alten deutschen Heldensage. Uralt ist auch die Goldschmiedekunst in Deutschlands Gauen mit ihren Altmeistern Mimir und Wieland und den in ihr so geübten Gnomen und Zwergen. Verlassen wir aber das Reich der noch von deutscher Nrwaldluft durch¬ wehten heimischen Sage und halten wir uns an mehr Greifbares und Bestimmtes, wie es uns die Wissenschaft von heute und die sicher verbürgte Geschichte an die Hand gibt! Vor einiger Zeit erregte die durch die Zeitungen gehende Mitteilung allgemeines Erstaunen, daß in dem unwirtlichen Gebirge der Eifel, nicht weit von dem „Hohen Venn" unfern der Stadt Malmedy, Blättchen und Körnchen von gediegenen: Golde in solcher Menge im Erdboden zu finden seien, daß sehr wohl an eine rentierende Ausbeutung derselben, selbst in größerem Maßstabe, gedacht werden könne. Da sich in der Zeiten Lauf bei uns der Gedanke, daß der deutschen Erde das Gold von der Mutter Natur gänzlich versagt sei, vollständig eingebürgert hatte, schüttelten selbst tüchtige Fachleute ungläubig den Kopf. Wenn man nun aber als Mann vom Fache nicht einseitig ist und sich in der Fremde mehr umgesehen hat, in Gebieten, worin noch heute ein rentabler Bergbau auf das gelbe Edelmetall und zwar in verschiedenen geologischen For¬ mationen umgeht, dann muß man sich folgendes sagen: Ein neues Dorado, welches an Goldreichtum auch nur im entferntesten an die der anderen Erdteile heranreichen könnte, wird in unserem Lande nicht gefunden werden, da hier schon über tausend Jahre verständige und fleißige Bergleute überall geschürft haben, die alten goldführenden Massen- und Schiefergesteine nur in geringer Ausdehnung zutage treten und die als Träger und Begleiter des Goldes bekannten Eruptivgesteine der Tertiärzeit (Propulit, Andesit usw.) in Deutschland gänzlich fehlen. In einzelnen Teilen unseres Landes tritt nun aber in allerdings nur ver¬ hältnismäßig kleinen Gebieten eine alte Schieferformation in Gestalt von Tonschiefern, PhrMten, Sericitschiefern, talkigen Schiefern usw. zutage, die früher an einzelnen Stellen selbst recht viel Gold geliefert hat, weniger wohl eingeschlossen in quarzreiche Erzgänge, als vielmehr in ihre Trümmergesteine, in diluviales oder auch alluviales Schwemmland. Hier und da bieten diese Schiefer vielleicht noch heute die Basis für einen recht gut rentierenden Bergbau, wenn auch nicht in großem Maßstabe; ja es würde mich gar nicht über¬ raschen, wenn man an dieser oder jener Stelle im Gebiete jener goldführenden Schieferformation, namentlich aber dort, wo sie, wie in Niederschlesien, von Eruptiven der Melaphnrgruppe durchsetzt wird, in einiger Tiefe auf Gänge von sehr goldreichen Schwefel- und Arsenerzen stieße, deren Abbau vielleicht sogar

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_317612/186>, abgerufen am 29.12.2024.