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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wirklich sein Abschiedsgesuch einreichte, bemühte sich der Reichskanzler, ihn zur
Zurücknahme des Gesuchs zu bewegen; auch der Kaiser hielt die Entscheidung so
lange wie möglich zurück, weil er den bewährten Mann in seiner Stellung und
im Reichsdienst zu erhalten wünschte. Aber Herr Dernburg blieb fest bei seinem
Entschluß, und so konnte die Entscheidung nicht anders fallen. Was hat ihn
bewogen, diesen Entschluß zu fassen? Es ist mißlich, in die innersten Gedanken
eines Mannes eindringen zu wollen, der aus eigner Überlegung seinem Leben
eine andre Wendung gegeben hat. Man muß sich an die Tatsachen halten, die
bekannt und genau zu übersehen sind. Herr Dernburg hat sein Gesuch damit
begründet, daß er die Aufgabe, mit der er im Jahre 190K betraut wurde, im
wesentlichen als gelöst ansieht. Ist das richtig und vollkommen ernsthaft gemeint
oder ist es nur die vielleicht zu optimistisch gefaßte Form, hinter der sich andre
Motive verbargen? Wie es sich auch damit verhalten mag, es war, wenn es
etwa nur Form und Vorwand war, jedenfalls eine geschickte Form und ein gut¬
gewählter Vorwand, denn Herr Dernburg hat, wie wir meinen, ein Recht, von
seiner Wirksamkeit an der Spitze des Reichskolonialamts zu behaupten, daß die
ihm übertragne Aufgabe gelöst sei. Man muß freilich genau unterscheiden, was
selbstverständlich jeder Staatssekretär des Reichskolonialamts für alle Zeiten als
seine Aufgabe bezeichnen muß, und auf der andern Seite, was dieser soeben aus
dem Amte geschiedne Staatssekretär als seine besondre Aufgabe betrachten mußte.
Das schwindsüchtige Gebilde, daS Dernburg bei Übernahme seines Amts als
sogenannte "Kolonialverwaltung" vorfand, war ein höchst sonderbarer Tummel¬
platz wirtschaftlicher Interessen, bureaukratischer Überflüssigkeiten, wissenschaftlicher
und halbwissenschaftlicher Spielereien und persönlicher Ambitionen. Es schien vor
allein den Zweck zu haben, alle wirklich geeigneten, unabhängigen Kräfte im
Deutschen Reich von der ernsthaften Betätigung in den deutschen Kolonien zurück¬
zuhalten und die fähigen, tätigen und tüchtigen Kolonialpraktiker, von denen doch
eine recht achtbare Zahl vorhanden war, in Situationen zu bringen, in denen sie
sich möglichst entgegen arbeiteten und sich gegenseitig lahm legten, soweit sie es
nicht vorzogen, sich in Verbitterung und Pessimismus gänzlich zurückzuziehen. Es war
dieser Kolonialverwaltung -- bei allem redlichen Willen, das Gegenteil zu erreichen --
im Lause der Jahre gelungen, das Interesse des deutschen Volks an seinen Kolonien
mit annähernder Vollständigkeit zu ersticken; über die Mitglieder derDeutschenKolonial-
gesellschaft, die -- oft uuter sehr schwierigen Verhältnissen -- wenigstens ihr Möglichstes
zu tun versuchten, um die Erinnerung daran zu erhalten, daß wir noch Kolonien
hatten,reichte es wohl kaum noch hinaus. JmZusammenhcmg damit stand dieSchwäche
dieser Verwaltung gegenüber dem kolonialpolitischen Dilettantismus des Reichstags.
Ein solcher Rückblick mag scharf und bitter erscheinen-, will man aber die tatsächliche
Lage schildern, die Dernburg bei seinem Amtsantritt vorfand, so kann man nichts
andres sagen. Und nun wird es auch klar sein, welche Aufgabe der neue Leiter
der Kolonialverwaltung auf sich zu nehmen hatte. Er mußte diese Verwaltung
zweckmäßig organisieren, ihr eine Gestalt geben, die sie befähigte, die ihr eigen¬
tümlichen Aufgaben zu lösen; er mußte weiter die Beziehungen dieser heimischen
Zentralstelle zu den Schutzgebieten in einer Weise regeln, die geeignet war, Ver¬
bindungen zwischen den Kolonien und den wirtschaftlichen Faktoren des Mutter¬
landes zu vermitteln; er mußte endlich das heimische Kapital heranziehen, es für
die Kolonien interessieren und dazu die Bedingungen schaffen. Wenn es Dernburg
gelang, in dieser dreifachen Weise einen festen Grund zu einer wirklichen Reichs-
t'olomalverwaltung zu legen, die ein geeignetes Organ für die weitere Entwicklung
der Kolonialpolitik werden konnte, so war das in der Tat eine für sich bestehende


Maßgebliches und Unmaßgebliches

wirklich sein Abschiedsgesuch einreichte, bemühte sich der Reichskanzler, ihn zur
Zurücknahme des Gesuchs zu bewegen; auch der Kaiser hielt die Entscheidung so
lange wie möglich zurück, weil er den bewährten Mann in seiner Stellung und
im Reichsdienst zu erhalten wünschte. Aber Herr Dernburg blieb fest bei seinem
Entschluß, und so konnte die Entscheidung nicht anders fallen. Was hat ihn
bewogen, diesen Entschluß zu fassen? Es ist mißlich, in die innersten Gedanken
eines Mannes eindringen zu wollen, der aus eigner Überlegung seinem Leben
eine andre Wendung gegeben hat. Man muß sich an die Tatsachen halten, die
bekannt und genau zu übersehen sind. Herr Dernburg hat sein Gesuch damit
begründet, daß er die Aufgabe, mit der er im Jahre 190K betraut wurde, im
wesentlichen als gelöst ansieht. Ist das richtig und vollkommen ernsthaft gemeint
oder ist es nur die vielleicht zu optimistisch gefaßte Form, hinter der sich andre
Motive verbargen? Wie es sich auch damit verhalten mag, es war, wenn es
etwa nur Form und Vorwand war, jedenfalls eine geschickte Form und ein gut¬
gewählter Vorwand, denn Herr Dernburg hat, wie wir meinen, ein Recht, von
seiner Wirksamkeit an der Spitze des Reichskolonialamts zu behaupten, daß die
ihm übertragne Aufgabe gelöst sei. Man muß freilich genau unterscheiden, was
selbstverständlich jeder Staatssekretär des Reichskolonialamts für alle Zeiten als
seine Aufgabe bezeichnen muß, und auf der andern Seite, was dieser soeben aus
dem Amte geschiedne Staatssekretär als seine besondre Aufgabe betrachten mußte.
Das schwindsüchtige Gebilde, daS Dernburg bei Übernahme seines Amts als
sogenannte „Kolonialverwaltung" vorfand, war ein höchst sonderbarer Tummel¬
platz wirtschaftlicher Interessen, bureaukratischer Überflüssigkeiten, wissenschaftlicher
und halbwissenschaftlicher Spielereien und persönlicher Ambitionen. Es schien vor
allein den Zweck zu haben, alle wirklich geeigneten, unabhängigen Kräfte im
Deutschen Reich von der ernsthaften Betätigung in den deutschen Kolonien zurück¬
zuhalten und die fähigen, tätigen und tüchtigen Kolonialpraktiker, von denen doch
eine recht achtbare Zahl vorhanden war, in Situationen zu bringen, in denen sie
sich möglichst entgegen arbeiteten und sich gegenseitig lahm legten, soweit sie es
nicht vorzogen, sich in Verbitterung und Pessimismus gänzlich zurückzuziehen. Es war
dieser Kolonialverwaltung — bei allem redlichen Willen, das Gegenteil zu erreichen —
im Lause der Jahre gelungen, das Interesse des deutschen Volks an seinen Kolonien
mit annähernder Vollständigkeit zu ersticken; über die Mitglieder derDeutschenKolonial-
gesellschaft, die — oft uuter sehr schwierigen Verhältnissen — wenigstens ihr Möglichstes
zu tun versuchten, um die Erinnerung daran zu erhalten, daß wir noch Kolonien
hatten,reichte es wohl kaum noch hinaus. JmZusammenhcmg damit stand dieSchwäche
dieser Verwaltung gegenüber dem kolonialpolitischen Dilettantismus des Reichstags.
Ein solcher Rückblick mag scharf und bitter erscheinen-, will man aber die tatsächliche
Lage schildern, die Dernburg bei seinem Amtsantritt vorfand, so kann man nichts
andres sagen. Und nun wird es auch klar sein, welche Aufgabe der neue Leiter
der Kolonialverwaltung auf sich zu nehmen hatte. Er mußte diese Verwaltung
zweckmäßig organisieren, ihr eine Gestalt geben, die sie befähigte, die ihr eigen¬
tümlichen Aufgaben zu lösen; er mußte weiter die Beziehungen dieser heimischen
Zentralstelle zu den Schutzgebieten in einer Weise regeln, die geeignet war, Ver¬
bindungen zwischen den Kolonien und den wirtschaftlichen Faktoren des Mutter¬
landes zu vermitteln; er mußte endlich das heimische Kapital heranziehen, es für
die Kolonien interessieren und dazu die Bedingungen schaffen. Wenn es Dernburg
gelang, in dieser dreifachen Weise einen festen Grund zu einer wirklichen Reichs-
t'olomalverwaltung zu legen, die ein geeignetes Organ für die weitere Entwicklung
der Kolonialpolitik werden konnte, so war das in der Tat eine für sich bestehende


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_315638/534>, abgerufen am 01.07.2024.