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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.

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Sammlung der deutschen Zeitungen

Aufbewahrung eine dreifache Gliederung vorzunehmen, d. h. zwischen (durch
Zapon) für immer zu erhaltenden, mit Hilfe guter Einbände (vielleicht auch
durch Druck auf gutem Papier usw) möglichst lange vor dem Verfall zu
rettenden und gar nicht aufzubewahrenden Bestandteilen der Zeitungen zu
unterscheiden, hat damit einen argen Stoß erhalten. Gibt es keine chemisch-
physikalischen Mittel zur Gewährleistung einer "ewigen", sondern nur mechanische
Mittel zur Gewährleistung einer "möglichst langen" Dauer, so entfällt natur¬
gemäß eine derartige Dreiteilung und es fragt sich nur noch, ob es überhaupt
zweckmäßig sein würde, gewisse Bestandteile der Zeitungen gleich von vornherein
von der Aufbewahrung auszuschließen. Mein dahingehender Vorschlag hat
bis jetzt wenig Beifall gefunden. Insbesondere ist meiner Meinung, die
Annoncen brauchten nicht aufbewahrt zu werden, entgegengehalten worden, diese
seien für den Kulturhistoriker unentbehrlich. Ich glaube das auch und hatte
mich wohl nur unklar ausgedrückt. Niemand wird nämlich in: Ernste vor¬
schlagen wollen, die einzelnen Nummern solcher Zeitungen, die nicht sehr viel
Geschäftsanzeigen haben, vor dem Einbinden durch Ausschneiden von denjenigen
Teilen zu befreien, die beiderseitig mit Geschüftsanzeigen bedruckt sind. Das
wäre unverhältnismäßig viel Mühe um geringe Ersparnis in der Dicke des
Bandes. Dagegen scheint es mir doch erwägenswert, ob nicht die ganzen
"Anzeigenbeilagen" solcher Blätter, die regelmäßig oder wenigstens in den
Sonntagsnummern Tausende von Annoncen enthalten, vor dem Einbinden aus¬
geschieden werden könnten. Dann ist mir, dem Genealogen, vorgehalten worden,
zu den "Annoncen" gehörten auch die "Familienanzeigen" und diese seien für
die Familiengeschichtsforschung unentbehrlich. Dieser Tadler hat einfach übersehen,
daß ich die "Familienanzeigen" der zweiten Gattung, also dem, was "möglichst
lange" aufzubewahren ist, eingereiht hatte und unter "Annoncen" offenbar
ausschließlich: "Geschäftsanzeigen" verstehe. Im übrigen kommt auf diesen
Einzelpunkt wenig an und ich gebe den Gedanken, die ganzen "Annoncen-
beilagen vor dem Einbinden auszuscheiden, bereitwillig preis, den mir überhaupt
nur die Rücksicht auf die Raumabmessungen der Aufstellungsräume eingegeben
hatte, sobald mir Bibliotheksfachleute erklären, es werde sehr viel einfacher sein,
die vollständigen Nummern vierteljahrsweise binden zu lassen, als vorher noch
Ausscheidungsarbeiten vorzunehmen.

Keine Fortschritte haben die Fragen der zweckmäßigen Gestaltung der Auf¬
bewahrungsräume und der Art und Weise der Aufstellung bei den Straßburger
Beratungen gemacht. Sie sind also noch offen.

Dagegen ist es von äußerster Wichtigkeit, daß vollkommene Klarheit darüber
herrsche, wie notwendig es ist, eine möglichst lückenlose Aufstellung der vor¬
handenen alten Zeitungsbestände vorzunehmen, und daß einleitende Maßnahmen
zu einer solchen Aufnahme getroffen sind. Wenn erst, und das ist in einigen
Jahren möglich, ein wenn auch nur handschriftliches Verzeichnis aller in
Deutschland noch vorhandenen "alten Zeitungen" mit Angabe des Auf-


Sammlung der deutschen Zeitungen

Aufbewahrung eine dreifache Gliederung vorzunehmen, d. h. zwischen (durch
Zapon) für immer zu erhaltenden, mit Hilfe guter Einbände (vielleicht auch
durch Druck auf gutem Papier usw) möglichst lange vor dem Verfall zu
rettenden und gar nicht aufzubewahrenden Bestandteilen der Zeitungen zu
unterscheiden, hat damit einen argen Stoß erhalten. Gibt es keine chemisch-
physikalischen Mittel zur Gewährleistung einer „ewigen", sondern nur mechanische
Mittel zur Gewährleistung einer „möglichst langen" Dauer, so entfällt natur¬
gemäß eine derartige Dreiteilung und es fragt sich nur noch, ob es überhaupt
zweckmäßig sein würde, gewisse Bestandteile der Zeitungen gleich von vornherein
von der Aufbewahrung auszuschließen. Mein dahingehender Vorschlag hat
bis jetzt wenig Beifall gefunden. Insbesondere ist meiner Meinung, die
Annoncen brauchten nicht aufbewahrt zu werden, entgegengehalten worden, diese
seien für den Kulturhistoriker unentbehrlich. Ich glaube das auch und hatte
mich wohl nur unklar ausgedrückt. Niemand wird nämlich in: Ernste vor¬
schlagen wollen, die einzelnen Nummern solcher Zeitungen, die nicht sehr viel
Geschäftsanzeigen haben, vor dem Einbinden durch Ausschneiden von denjenigen
Teilen zu befreien, die beiderseitig mit Geschüftsanzeigen bedruckt sind. Das
wäre unverhältnismäßig viel Mühe um geringe Ersparnis in der Dicke des
Bandes. Dagegen scheint es mir doch erwägenswert, ob nicht die ganzen
„Anzeigenbeilagen" solcher Blätter, die regelmäßig oder wenigstens in den
Sonntagsnummern Tausende von Annoncen enthalten, vor dem Einbinden aus¬
geschieden werden könnten. Dann ist mir, dem Genealogen, vorgehalten worden,
zu den „Annoncen" gehörten auch die „Familienanzeigen" und diese seien für
die Familiengeschichtsforschung unentbehrlich. Dieser Tadler hat einfach übersehen,
daß ich die „Familienanzeigen" der zweiten Gattung, also dem, was „möglichst
lange" aufzubewahren ist, eingereiht hatte und unter „Annoncen" offenbar
ausschließlich: „Geschäftsanzeigen" verstehe. Im übrigen kommt auf diesen
Einzelpunkt wenig an und ich gebe den Gedanken, die ganzen „Annoncen-
beilagen vor dem Einbinden auszuscheiden, bereitwillig preis, den mir überhaupt
nur die Rücksicht auf die Raumabmessungen der Aufstellungsräume eingegeben
hatte, sobald mir Bibliotheksfachleute erklären, es werde sehr viel einfacher sein,
die vollständigen Nummern vierteljahrsweise binden zu lassen, als vorher noch
Ausscheidungsarbeiten vorzunehmen.

Keine Fortschritte haben die Fragen der zweckmäßigen Gestaltung der Auf¬
bewahrungsräume und der Art und Weise der Aufstellung bei den Straßburger
Beratungen gemacht. Sie sind also noch offen.

Dagegen ist es von äußerster Wichtigkeit, daß vollkommene Klarheit darüber
herrsche, wie notwendig es ist, eine möglichst lückenlose Aufstellung der vor¬
handenen alten Zeitungsbestände vorzunehmen, und daß einleitende Maßnahmen
zu einer solchen Aufnahme getroffen sind. Wenn erst, und das ist in einigen
Jahren möglich, ein wenn auch nur handschriftliches Verzeichnis aller in
Deutschland noch vorhandenen „alten Zeitungen" mit Angabe des Auf-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_315638/473>, abgerufen am 29.06.2024.