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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.

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Sammlung der deutschen Zeitungen

Bayerns dazu zu bewegen, diejenigen bayerischen Zeitungen, die in der "Reichs¬
zentrale" unentbehrlich erscheinen, dorthin aus freien Stücken einzuliefern. Die
baren Unkosten für den verbleibenden, auf diesem Wege nicht beschaffbaren Rest
unentbehrlicher bayerischer Zeitungen wären gewiß nicht unerschwinglich. Dabei
denke ich mir das zentrale Zeitungsinstitut, dessen Wirksamkeit sich über das
ganze Reich zu erstrecken hätte, das anderseits aber eine preußische, aus
preußischen Mitteln zu erhaltende Einrichtung wäre, als dem preußischen Ministerium
der geistlichen usw. Angelegenheiten unmittelbar oder mittelbar unterstehend.

Die vorbezeichnete "Registratur der Zeitungsausschnitte" ist aus zwei
Gründen eine Einrichtung, die ich nicht missen kann. Der eine Grund ist der,
daß eine systematische Sammlung von Zeitungsausschnitten offenbar ganz andre
Benutzungsmöglichkeiten bietet als die bloßen Reihen von Vierteljahrsbänden.
Der zweite und noch erheblich wichtigere Grund ist der, daß alle darüber einig
sind, den Zeitungsnummern und Jahrgängen sei ohne besondere Vorsorge nur
eine beschränkte Lebensdauer beschieden. Damit ist die wichtige Frage der Art
der Aufbewahrung wieder berührt. Daß man die Lebensdauer durch zweck¬
mäßige Einbände verlängern kann, daß diese daher in Zukunft unter allen
Umständen zur Anwendung gelangen müssen, daß das bloße Zusammenpacken
und Verschnüren also verwerflich ist, darüber besteht kein Zweifel. Die technischen
Einzelheiten und die Erörterung der Kostenfrage (4 bis 6 Mark für den Viertel¬
jahrsband) muß man in der neuesten Veröffentlichung von Spahn nachlesen.

Der zweite Gedanke zur Sicherung einer längeren Lebensdauer der Zeitungen
ist der des Druckes besonderer Bibliothekausgaben auf gutem (holzfreiem) Papier
und unter Anwendung eines einerseits dauerhaften, anderseits das Papier nicht
zerfressenden Farbstoffes. Obwohl spähn nachweist, daß bereits einige Zeitungen
solche "Bibliothekausgaben" herstellen, hege ich doch starke Zweifel, ob mit diesem
Auskunftsmittel ein wesentlicher Nutzen erzielt werden kann. Nicht, weil es die
Dauer nicht gewährleistet, sondern deshalb, weil ich es wegen der Kosten für
absehbare Zeit für einen frommen Wunsch halte, zu erhoffen, daß freiwillig
auch nur die überwiegende Mehrzahl der "ganz wichtigen" achtzig bis hundert
oder der "wichtigeren" dreihundert bis vierhundert deutschen Zeitungen diese
Forderung erfüllen würde. Das wäre nur durch den Zwang gesetzlicher
Vorschriften zu erzielen.

In meinem ersten Aufsatze zur Frage hatte ich auf die Verwendung
des Zapons, als eines geeigneten Erhaltungsmittels, hingewiesen. Gewichtige
Stimmen haben sich in Straßburg gegen seine Verwendung ausgesprochen.
Daß sie große Unkosten verursachen würde, steht ohnehin fest. Sie
scheint aber auch großen Raum zu beanspruchen. Auch bietet sie anscheinend
Gefahren für die Erhaltung des Papiers durch die unter dem Zapon fort¬
wirkenden, im Zeitungspapier vielfach enthaltenen Säuren. Hier haben
die Straßburger Erörterungen also ein lediglich verneinendes Ergebnis
gehabt. Mein Gedanke, auch hinsichtlich des Inhaltes der Zeitungen für die


Sammlung der deutschen Zeitungen

Bayerns dazu zu bewegen, diejenigen bayerischen Zeitungen, die in der „Reichs¬
zentrale" unentbehrlich erscheinen, dorthin aus freien Stücken einzuliefern. Die
baren Unkosten für den verbleibenden, auf diesem Wege nicht beschaffbaren Rest
unentbehrlicher bayerischer Zeitungen wären gewiß nicht unerschwinglich. Dabei
denke ich mir das zentrale Zeitungsinstitut, dessen Wirksamkeit sich über das
ganze Reich zu erstrecken hätte, das anderseits aber eine preußische, aus
preußischen Mitteln zu erhaltende Einrichtung wäre, als dem preußischen Ministerium
der geistlichen usw. Angelegenheiten unmittelbar oder mittelbar unterstehend.

Die vorbezeichnete „Registratur der Zeitungsausschnitte" ist aus zwei
Gründen eine Einrichtung, die ich nicht missen kann. Der eine Grund ist der,
daß eine systematische Sammlung von Zeitungsausschnitten offenbar ganz andre
Benutzungsmöglichkeiten bietet als die bloßen Reihen von Vierteljahrsbänden.
Der zweite und noch erheblich wichtigere Grund ist der, daß alle darüber einig
sind, den Zeitungsnummern und Jahrgängen sei ohne besondere Vorsorge nur
eine beschränkte Lebensdauer beschieden. Damit ist die wichtige Frage der Art
der Aufbewahrung wieder berührt. Daß man die Lebensdauer durch zweck¬
mäßige Einbände verlängern kann, daß diese daher in Zukunft unter allen
Umständen zur Anwendung gelangen müssen, daß das bloße Zusammenpacken
und Verschnüren also verwerflich ist, darüber besteht kein Zweifel. Die technischen
Einzelheiten und die Erörterung der Kostenfrage (4 bis 6 Mark für den Viertel¬
jahrsband) muß man in der neuesten Veröffentlichung von Spahn nachlesen.

Der zweite Gedanke zur Sicherung einer längeren Lebensdauer der Zeitungen
ist der des Druckes besonderer Bibliothekausgaben auf gutem (holzfreiem) Papier
und unter Anwendung eines einerseits dauerhaften, anderseits das Papier nicht
zerfressenden Farbstoffes. Obwohl spähn nachweist, daß bereits einige Zeitungen
solche „Bibliothekausgaben" herstellen, hege ich doch starke Zweifel, ob mit diesem
Auskunftsmittel ein wesentlicher Nutzen erzielt werden kann. Nicht, weil es die
Dauer nicht gewährleistet, sondern deshalb, weil ich es wegen der Kosten für
absehbare Zeit für einen frommen Wunsch halte, zu erhoffen, daß freiwillig
auch nur die überwiegende Mehrzahl der „ganz wichtigen" achtzig bis hundert
oder der „wichtigeren" dreihundert bis vierhundert deutschen Zeitungen diese
Forderung erfüllen würde. Das wäre nur durch den Zwang gesetzlicher
Vorschriften zu erzielen.

In meinem ersten Aufsatze zur Frage hatte ich auf die Verwendung
des Zapons, als eines geeigneten Erhaltungsmittels, hingewiesen. Gewichtige
Stimmen haben sich in Straßburg gegen seine Verwendung ausgesprochen.
Daß sie große Unkosten verursachen würde, steht ohnehin fest. Sie
scheint aber auch großen Raum zu beanspruchen. Auch bietet sie anscheinend
Gefahren für die Erhaltung des Papiers durch die unter dem Zapon fort¬
wirkenden, im Zeitungspapier vielfach enthaltenen Säuren. Hier haben
die Straßburger Erörterungen also ein lediglich verneinendes Ergebnis
gehabt. Mein Gedanke, auch hinsichtlich des Inhaltes der Zeitungen für die


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[0472] Sammlung der deutschen Zeitungen Bayerns dazu zu bewegen, diejenigen bayerischen Zeitungen, die in der „Reichs¬ zentrale" unentbehrlich erscheinen, dorthin aus freien Stücken einzuliefern. Die baren Unkosten für den verbleibenden, auf diesem Wege nicht beschaffbaren Rest unentbehrlicher bayerischer Zeitungen wären gewiß nicht unerschwinglich. Dabei denke ich mir das zentrale Zeitungsinstitut, dessen Wirksamkeit sich über das ganze Reich zu erstrecken hätte, das anderseits aber eine preußische, aus preußischen Mitteln zu erhaltende Einrichtung wäre, als dem preußischen Ministerium der geistlichen usw. Angelegenheiten unmittelbar oder mittelbar unterstehend. Die vorbezeichnete „Registratur der Zeitungsausschnitte" ist aus zwei Gründen eine Einrichtung, die ich nicht missen kann. Der eine Grund ist der, daß eine systematische Sammlung von Zeitungsausschnitten offenbar ganz andre Benutzungsmöglichkeiten bietet als die bloßen Reihen von Vierteljahrsbänden. Der zweite und noch erheblich wichtigere Grund ist der, daß alle darüber einig sind, den Zeitungsnummern und Jahrgängen sei ohne besondere Vorsorge nur eine beschränkte Lebensdauer beschieden. Damit ist die wichtige Frage der Art der Aufbewahrung wieder berührt. Daß man die Lebensdauer durch zweck¬ mäßige Einbände verlängern kann, daß diese daher in Zukunft unter allen Umständen zur Anwendung gelangen müssen, daß das bloße Zusammenpacken und Verschnüren also verwerflich ist, darüber besteht kein Zweifel. Die technischen Einzelheiten und die Erörterung der Kostenfrage (4 bis 6 Mark für den Viertel¬ jahrsband) muß man in der neuesten Veröffentlichung von Spahn nachlesen. Der zweite Gedanke zur Sicherung einer längeren Lebensdauer der Zeitungen ist der des Druckes besonderer Bibliothekausgaben auf gutem (holzfreiem) Papier und unter Anwendung eines einerseits dauerhaften, anderseits das Papier nicht zerfressenden Farbstoffes. Obwohl spähn nachweist, daß bereits einige Zeitungen solche „Bibliothekausgaben" herstellen, hege ich doch starke Zweifel, ob mit diesem Auskunftsmittel ein wesentlicher Nutzen erzielt werden kann. Nicht, weil es die Dauer nicht gewährleistet, sondern deshalb, weil ich es wegen der Kosten für absehbare Zeit für einen frommen Wunsch halte, zu erhoffen, daß freiwillig auch nur die überwiegende Mehrzahl der „ganz wichtigen" achtzig bis hundert oder der „wichtigeren" dreihundert bis vierhundert deutschen Zeitungen diese Forderung erfüllen würde. Das wäre nur durch den Zwang gesetzlicher Vorschriften zu erzielen. In meinem ersten Aufsatze zur Frage hatte ich auf die Verwendung des Zapons, als eines geeigneten Erhaltungsmittels, hingewiesen. Gewichtige Stimmen haben sich in Straßburg gegen seine Verwendung ausgesprochen. Daß sie große Unkosten verursachen würde, steht ohnehin fest. Sie scheint aber auch großen Raum zu beanspruchen. Auch bietet sie anscheinend Gefahren für die Erhaltung des Papiers durch die unter dem Zapon fort¬ wirkenden, im Zeitungspapier vielfach enthaltenen Säuren. Hier haben die Straßburger Erörterungen also ein lediglich verneinendes Ergebnis gehabt. Mein Gedanke, auch hinsichtlich des Inhaltes der Zeitungen für die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_315638/472>, abgerufen am 29.06.2024.