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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.

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Die polnischen Volksbanken in Gberschlesien

erhält, daß sein Mitarbeiter auf der Bank Ludowy 4 Prozent bekommt, so
leuchtet ihm die größere Neellität und Volkssreundlichkeit dieser Bank ohne weiteres
ein und er wird nicht zögern, seine Gelder aus der Kreissparkasse heraus¬
zunehmen, um sie dorthin zu übertragen.

Alle diese Faktoren haben zusammengewirkt, um den oberschlesischen Banken
Ludowy, die mit ihren: bescheidenen Kapital doch eine recht müßige Sicherheit
bieten, Spargelder in unverhältnismäßiger Höhe zuzuführen.

Es besaßen an Depositen am Ende des Geschäftsjahres

19071908
die Banken Ludowy in Beuthen . . .6400000 M.7200000W.
" " ,," Kattowitz...32000004700000"
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" "" Pleß.....80000262000
"" Kösel ....80000151000
" V" Groß-Strehlitz18000

Dies sind zusammen fast 20 Millionen Mark, heute dürfte sich der Depositenbestand
sämtlicher Volksbanken auf 22 bis 24 Millionen Mark belaufen.

Diese Zahlen bedeuten durchaus nicht etwa einen erreichten Höhepunkt,
sondern, wenn nicht deutscherseits energisch den polnischen Volksbanken entgegen¬
gearbeitet wird, haben wir rin einer schnellen Steigerung von Jahr zu Jahr
zu rechnen.

Prüfen wir um, aus welchen Kreisen sich die Deponenden zusammen¬
setzen, welche den polnischen Banken trotz ihrer manchmal recht gewagten
Geschäftsführung ihre Spargelder so leichtherzig anvertrauen, so finden wir vor
allem die breite Masse der Arbeiter in Gruben und Hütten, in den ländlichen
Gegenden die Stellenbesitzer und Häusler, daneben alles, was aus der polnischen
Arbeiter- und Bauernschaft zum kleineren Mittelstande aufsteigt, die Gastwirte,
Kolonialwarenhändler, Vekturanten, kleinen Kaufleute u. tgi. Auch die Arbeiter,
die vielfach von Stellenvermittlern nach den: westfälischen Jndustriebezirke
vermietet werden, schicken von dort ihre Sparpfennige in die Banken Ludowy
ihrer oberschlesischen Heimat. . . . Einzelne Geistliche geben ihr Geld der Bank
Ludowy, wie sie ja auch ab und zu, wenn auch nicht in dem Maße wie in
Posen und Westpreußen, im Aufsichtsrate vertreten sind. Daß Kirchenvermögen,
wie im Posenschen unter Umgehung der gesetzlichen Bestimmung, daß die Substanz
des Kirchenvermögens nur mündelsicher angelegt werden dürfe, auch in Oberschlesien
den Banken Ludowy anvertraut sei, ließ sich bis jetzt nicht feststellen. Wohl


Die polnischen Volksbanken in Gberschlesien

erhält, daß sein Mitarbeiter auf der Bank Ludowy 4 Prozent bekommt, so
leuchtet ihm die größere Neellität und Volkssreundlichkeit dieser Bank ohne weiteres
ein und er wird nicht zögern, seine Gelder aus der Kreissparkasse heraus¬
zunehmen, um sie dorthin zu übertragen.

Alle diese Faktoren haben zusammengewirkt, um den oberschlesischen Banken
Ludowy, die mit ihren: bescheidenen Kapital doch eine recht müßige Sicherheit
bieten, Spargelder in unverhältnismäßiger Höhe zuzuführen.

Es besaßen an Depositen am Ende des Geschäftsjahres

19071908
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Dies sind zusammen fast 20 Millionen Mark, heute dürfte sich der Depositenbestand
sämtlicher Volksbanken auf 22 bis 24 Millionen Mark belaufen.

Diese Zahlen bedeuten durchaus nicht etwa einen erreichten Höhepunkt,
sondern, wenn nicht deutscherseits energisch den polnischen Volksbanken entgegen¬
gearbeitet wird, haben wir rin einer schnellen Steigerung von Jahr zu Jahr
zu rechnen.

Prüfen wir um, aus welchen Kreisen sich die Deponenden zusammen¬
setzen, welche den polnischen Banken trotz ihrer manchmal recht gewagten
Geschäftsführung ihre Spargelder so leichtherzig anvertrauen, so finden wir vor
allem die breite Masse der Arbeiter in Gruben und Hütten, in den ländlichen
Gegenden die Stellenbesitzer und Häusler, daneben alles, was aus der polnischen
Arbeiter- und Bauernschaft zum kleineren Mittelstande aufsteigt, die Gastwirte,
Kolonialwarenhändler, Vekturanten, kleinen Kaufleute u. tgi. Auch die Arbeiter,
die vielfach von Stellenvermittlern nach den: westfälischen Jndustriebezirke
vermietet werden, schicken von dort ihre Sparpfennige in die Banken Ludowy
ihrer oberschlesischen Heimat. . . . Einzelne Geistliche geben ihr Geld der Bank
Ludowy, wie sie ja auch ab und zu, wenn auch nicht in dem Maße wie in
Posen und Westpreußen, im Aufsichtsrate vertreten sind. Daß Kirchenvermögen,
wie im Posenschen unter Umgehung der gesetzlichen Bestimmung, daß die Substanz
des Kirchenvermögens nur mündelsicher angelegt werden dürfe, auch in Oberschlesien
den Banken Ludowy anvertraut sei, ließ sich bis jetzt nicht feststellen. Wohl


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[0257] Die polnischen Volksbanken in Gberschlesien erhält, daß sein Mitarbeiter auf der Bank Ludowy 4 Prozent bekommt, so leuchtet ihm die größere Neellität und Volkssreundlichkeit dieser Bank ohne weiteres ein und er wird nicht zögern, seine Gelder aus der Kreissparkasse heraus¬ zunehmen, um sie dorthin zu übertragen. Alle diese Faktoren haben zusammengewirkt, um den oberschlesischen Banken Ludowy, die mit ihren: bescheidenen Kapital doch eine recht müßige Sicherheit bieten, Spargelder in unverhältnismäßiger Höhe zuzuführen. Es besaßen an Depositen am Ende des Geschäftsjahres 19071908 die Banken Ludowy in Beuthen . . .6400000 M.7200000W. " " ,,„ Kattowitz...32000004700000» V „V„ Oppeln . . .2 5000003100000» "„ Ratibor . . .19000002400000 » „„ Gleiwitz . . .10000001200000 " "„ Rybnik ...8900001000000» » ?,„ Siemanowitz.793000813000 »„ Königshütte .566000628000 '/„ Zaborze . . .320000461000V? " "„ Pleß.....80000262000 "„ Kösel ....80000151000 » V„ Groß-Strehlitz18000 Dies sind zusammen fast 20 Millionen Mark, heute dürfte sich der Depositenbestand sämtlicher Volksbanken auf 22 bis 24 Millionen Mark belaufen. Diese Zahlen bedeuten durchaus nicht etwa einen erreichten Höhepunkt, sondern, wenn nicht deutscherseits energisch den polnischen Volksbanken entgegen¬ gearbeitet wird, haben wir rin einer schnellen Steigerung von Jahr zu Jahr zu rechnen. Prüfen wir um, aus welchen Kreisen sich die Deponenden zusammen¬ setzen, welche den polnischen Banken trotz ihrer manchmal recht gewagten Geschäftsführung ihre Spargelder so leichtherzig anvertrauen, so finden wir vor allem die breite Masse der Arbeiter in Gruben und Hütten, in den ländlichen Gegenden die Stellenbesitzer und Häusler, daneben alles, was aus der polnischen Arbeiter- und Bauernschaft zum kleineren Mittelstande aufsteigt, die Gastwirte, Kolonialwarenhändler, Vekturanten, kleinen Kaufleute u. tgi. Auch die Arbeiter, die vielfach von Stellenvermittlern nach den: westfälischen Jndustriebezirke vermietet werden, schicken von dort ihre Sparpfennige in die Banken Ludowy ihrer oberschlesischen Heimat. . . . Einzelne Geistliche geben ihr Geld der Bank Ludowy, wie sie ja auch ab und zu, wenn auch nicht in dem Maße wie in Posen und Westpreußen, im Aufsichtsrate vertreten sind. Daß Kirchenvermögen, wie im Posenschen unter Umgehung der gesetzlichen Bestimmung, daß die Substanz des Kirchenvermögens nur mündelsicher angelegt werden dürfe, auch in Oberschlesien den Banken Ludowy anvertraut sei, ließ sich bis jetzt nicht feststellen. Wohl

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_315638/257>, abgerufen am 26.06.2024.