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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr.

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^Die Freunde deroder
werden höflichst gebeten, während der bald beginnenden Reisezeit
das Blatt in allen Lesezimmern der Äotels, Kaffees, Bäder,
Überseedampfer, sowie auf den Bahnhöfen usw. zu fordern. :: ::

Einzelheiten aus den Personalverhältnissen
der preußischen Verwaltung

SMMes wende mich jetzt zu den Personalverhältnissen unsrer Verwaltung*).
Auch die früher genannten Kritiker beschäftigen sich mit ihnen,
aber, wie mir scheint, recht ungenügend. Zwei streifen sie über-
^ Haupt nur leicht. So meint Graf Huc de Grals ganz gelegentlich,
daß die hervorragenden und segensreichen Leistungen mancher
Oberprästdenten in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts nicht auf
die Stellung ihres Amts im Aufbau der Verwaltung, sondern auf ihre Persön¬
lichkeiten zurückzuführen sei, unterläßt es aber vollständig, aus dieser richtigen
Beobachtung den naheliegenden Schluß zu ziehen. Geheimrat von Massow
bemerkt sogar ausdrücklich, daß es sich bei der ganzen Frage nicht um Personen
handle, sondern nur um die Verwaltungsmethode, deren Mängel überdies dem
jetzigen Menschenalter nicht zur Last fielen. Wie man aber die Methode von
den Menschen, die sie geschaffen haben und üben, oder vielmehr nicht üben,
trennen kann, verrät er nicht. --

Klönen findet einen Übelstand auf diesem Gebiet darin, daß bei den
Regierungen viel mehr Beamte beschäftigt seien, als dem Bedürfnis entspreche.
Dies schädige nicht nur die Beamten selbst, sondern auch die Verwaltung und
den Staat. Die Beamten würden wegen dieser Überzahl in jüngeren Jahren
schlecht besoldet, rückten immer später in etatsmäßige Stellen auf oder würden
immer seltener und später Landräte. Endlich würden sie in den besten Jahren
ihres Lebens nicht ausreichend beschäftigt. Darunter leide wieder die Ver¬
waltung, da die Gründlichkeit der Arbeit nicht dadurch zunehme, daß das
Arbeitspensum klein sei, während anderseits durch die ungenügende Beschäftigung



Vgl. Die Not der Preußischen Verwaltung. "Grenzboten" 1910, Heft 3 und die Fort¬
setzungen Heft 4, 5, 7, 16 u. 16.
Grenzooten it 1910 26


^Die Freunde deroder
werden höflichst gebeten, während der bald beginnenden Reisezeit
das Blatt in allen Lesezimmern der Äotels, Kaffees, Bäder,
Überseedampfer, sowie auf den Bahnhöfen usw. zu fordern. :: ::

Einzelheiten aus den Personalverhältnissen
der preußischen Verwaltung

SMMes wende mich jetzt zu den Personalverhältnissen unsrer Verwaltung*).
Auch die früher genannten Kritiker beschäftigen sich mit ihnen,
aber, wie mir scheint, recht ungenügend. Zwei streifen sie über-
^ Haupt nur leicht. So meint Graf Huc de Grals ganz gelegentlich,
daß die hervorragenden und segensreichen Leistungen mancher
Oberprästdenten in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts nicht auf
die Stellung ihres Amts im Aufbau der Verwaltung, sondern auf ihre Persön¬
lichkeiten zurückzuführen sei, unterläßt es aber vollständig, aus dieser richtigen
Beobachtung den naheliegenden Schluß zu ziehen. Geheimrat von Massow
bemerkt sogar ausdrücklich, daß es sich bei der ganzen Frage nicht um Personen
handle, sondern nur um die Verwaltungsmethode, deren Mängel überdies dem
jetzigen Menschenalter nicht zur Last fielen. Wie man aber die Methode von
den Menschen, die sie geschaffen haben und üben, oder vielmehr nicht üben,
trennen kann, verrät er nicht. —

Klönen findet einen Übelstand auf diesem Gebiet darin, daß bei den
Regierungen viel mehr Beamte beschäftigt seien, als dem Bedürfnis entspreche.
Dies schädige nicht nur die Beamten selbst, sondern auch die Verwaltung und
den Staat. Die Beamten würden wegen dieser Überzahl in jüngeren Jahren
schlecht besoldet, rückten immer später in etatsmäßige Stellen auf oder würden
immer seltener und später Landräte. Endlich würden sie in den besten Jahren
ihres Lebens nicht ausreichend beschäftigt. Darunter leide wieder die Ver¬
waltung, da die Gründlichkeit der Arbeit nicht dadurch zunehme, daß das
Arbeitspensum klein sei, während anderseits durch die ungenügende Beschäftigung



Vgl. Die Not der Preußischen Verwaltung. „Grenzboten" 1910, Heft 3 und die Fort¬
setzungen Heft 4, 5, 7, 16 u. 16.
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[0205] [Abbildung] ^Die Freunde deroder werden höflichst gebeten, während der bald beginnenden Reisezeit das Blatt in allen Lesezimmern der Äotels, Kaffees, Bäder, Überseedampfer, sowie auf den Bahnhöfen usw. zu fordern. :: :: Einzelheiten aus den Personalverhältnissen der preußischen Verwaltung SMMes wende mich jetzt zu den Personalverhältnissen unsrer Verwaltung*). Auch die früher genannten Kritiker beschäftigen sich mit ihnen, aber, wie mir scheint, recht ungenügend. Zwei streifen sie über- ^ Haupt nur leicht. So meint Graf Huc de Grals ganz gelegentlich, daß die hervorragenden und segensreichen Leistungen mancher Oberprästdenten in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts nicht auf die Stellung ihres Amts im Aufbau der Verwaltung, sondern auf ihre Persön¬ lichkeiten zurückzuführen sei, unterläßt es aber vollständig, aus dieser richtigen Beobachtung den naheliegenden Schluß zu ziehen. Geheimrat von Massow bemerkt sogar ausdrücklich, daß es sich bei der ganzen Frage nicht um Personen handle, sondern nur um die Verwaltungsmethode, deren Mängel überdies dem jetzigen Menschenalter nicht zur Last fielen. Wie man aber die Methode von den Menschen, die sie geschaffen haben und üben, oder vielmehr nicht üben, trennen kann, verrät er nicht. — Klönen findet einen Übelstand auf diesem Gebiet darin, daß bei den Regierungen viel mehr Beamte beschäftigt seien, als dem Bedürfnis entspreche. Dies schädige nicht nur die Beamten selbst, sondern auch die Verwaltung und den Staat. Die Beamten würden wegen dieser Überzahl in jüngeren Jahren schlecht besoldet, rückten immer später in etatsmäßige Stellen auf oder würden immer seltener und später Landräte. Endlich würden sie in den besten Jahren ihres Lebens nicht ausreichend beschäftigt. Darunter leide wieder die Ver¬ waltung, da die Gründlichkeit der Arbeit nicht dadurch zunehme, daß das Arbeitspensum klein sei, während anderseits durch die ungenügende Beschäftigung Vgl. Die Not der Preußischen Verwaltung. „Grenzboten" 1910, Heft 3 und die Fort¬ setzungen Heft 4, 5, 7, 16 u. 16. Grenzooten it 1910 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_315638/205>, abgerufen am 29.06.2024.