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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Rund um den Lollmberg

Osterhausen, Wangenheim, Carlowitz u. a., dann, geleitet von den Forstmeistern,
Förstern und Hegereitern der verschiednen Reviere, ein langer Zug von vergitterten
Wagen mit der lebendigen Beute: Bären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche, Luchse,
Hasen, aber auch zehn Biber, zehn Fischotter, zehn Dachse, zehn Wildkatzen, achtzehn
Baum- und Steinmarder, zwölf Elthir (Iltisse), endlich auch Hamster und Eichhörnchen.
Den Zug beschließen die von Jägern geführten Koppeln der Hunde; die bei der Jagd
verwundeten Hunde werden von Zeugknechtcn auf Karren gefahren.

Die ganze Beute ist nach altdeutscher Art unter Beihilfe von Locktieren und
Hunden in Netzen, eingefriedeten Räumen und Gruben gefangen worden. Sie werden
nach Dresden gefahren und dort zu einem großen blutigen Schauspiel verwandt,
wie es uns zum Betspiel aus dem Jahre 1609 berichtet wird: "Vom 6. bis zum
8. Wärzs fanden auf dem Altmarkt verschiedene Hirsch-, Bären-, Schweine-, Fuchs-,
Dachs- und andere Jagden statt. Der Hof und seine Gäste zogen hierzu von ein¬
heimischen und fremdem Adel begleitet in allerlei Verkleidungen durch die Straßen,
während eine in der Mitte des Zuges sich befindliche lange Reihe von Wagen die
zur Heitz bestimmten Bestien enthielt. Der Markt war mit Bäumen besetzt, und in
den Fenstern der Häuser sowohl als auch auf den Tribünen über den Brettverschlägen,
womit die Marktzugänge gesperrt waren, drängte sich während des Kampfspiels
Kopf an Kopf der schaugierigen Menge." (Lindau, Geschichte der Haupt- und
Residenzstadt Dresden II, 27.)

Auch in den Höfen des Dresdner Schlosses fanden, wie ein auf dem Vorsaal
in Wernsdorf hängendes Bild zeigt, solche Jagdschauspiele statt, bei denen die
verschiednen Tierarten zunächst gegeneinander kämpften und dann von den auf den
Balkonen und an den Fenstern stehenden Herrschaften tot geschossen wurden. Rot¬
gekleidete Pikenträger mußten dabei die Tiere von den Mauern weg in den Schu߬
bereich treiben, eine gefährliche Aufgabe, zu der wohl auch verurteilte Verbrecher
verwandt wurden. Dieser grausame, an die römischen Tier- und Gladiatorenkämpfe
erinnernde Betrieb der Jagd setzt einen ungeheuern Wildreichtum voraus; ein im
Tafelsaale des frühern Dresdner Jägerhofs verwahrtes Verzeichnis berichtet, daß
zwischen 1611 und 1653 in Gegenwart des Kurfürsten Johann Georg des Ersten
im ganzen 113629 Stück Wild, darunter 15228 Hirsche, 203 Bären, 3543 Wölfe
gefangen, gehetzt und geschossen worden sind. Aber der gegen Ende des siebzehnten
Jahrhunderts abnehmende Wildbestand und noch mehr die aus Frankreich eingeführte
Parforcejagd brachten allmählich die altväterische Jagdweise aus der Mode.

Als 1694 in Sachsen August der Starke zur Regierung gekommen war und
überall die altgewohnten Verhältnisse des Staats ins Große zu recken und zu strecken
begann, da erfuhr auch Wernsdorf, daß ein neues Zeitalter angebrochen sei. Dem
Nachahmer Alexanders des Großen, dem mit einem Gefolge von Göttern, Nymphen
und Satyrn dahinschwärmenden Bacchussohn konnten die kleinen, nur für einen
Hofhält bescheidnen Stils berechneten Räume des Wermsdorfer Schlosses nicht
genügen. Er überließ es, als er sich die unheilvolle Krone Polens aufs Haupt
gesetzt hatte, seinem Statthalter, dem Fürsten Anton Egon von Fürstenberg-Heiltgen-
berg. einem ihm von Wien aus empfohlnen Abkömmling der bekannten alten
schwäbischen Familie. Fürstenberg hat als Statthalter den Erwartungen des Kur¬
fürsten nicht entsprochen. Ein Zeitgenosse charakterisiert ihn folgendermaßen:'1.6
KtgMralWr Stoll un AiMÄ Konnns als taiUs, KiAircl Alse-ouisur ot, Aissur as risu,
trof we,riAv.ant, drü^ut ot tantÄrcm. Aber er war ein Meister der Parforcejagd
"ut hat das Wermsdorfer Jagdrevier dazu eingerichtet. Der ganze Wald wurde
durch ein System vo" Durchhauen und Alleen in gleich große Quadrate zerlegt,
die Wege wurden gebessert, die Gräben überbrückt, Sümpfe durch Dämme passierbar


Rund um den Lollmberg

Osterhausen, Wangenheim, Carlowitz u. a., dann, geleitet von den Forstmeistern,
Förstern und Hegereitern der verschiednen Reviere, ein langer Zug von vergitterten
Wagen mit der lebendigen Beute: Bären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche, Luchse,
Hasen, aber auch zehn Biber, zehn Fischotter, zehn Dachse, zehn Wildkatzen, achtzehn
Baum- und Steinmarder, zwölf Elthir (Iltisse), endlich auch Hamster und Eichhörnchen.
Den Zug beschließen die von Jägern geführten Koppeln der Hunde; die bei der Jagd
verwundeten Hunde werden von Zeugknechtcn auf Karren gefahren.

Die ganze Beute ist nach altdeutscher Art unter Beihilfe von Locktieren und
Hunden in Netzen, eingefriedeten Räumen und Gruben gefangen worden. Sie werden
nach Dresden gefahren und dort zu einem großen blutigen Schauspiel verwandt,
wie es uns zum Betspiel aus dem Jahre 1609 berichtet wird: „Vom 6. bis zum
8. Wärzs fanden auf dem Altmarkt verschiedene Hirsch-, Bären-, Schweine-, Fuchs-,
Dachs- und andere Jagden statt. Der Hof und seine Gäste zogen hierzu von ein¬
heimischen und fremdem Adel begleitet in allerlei Verkleidungen durch die Straßen,
während eine in der Mitte des Zuges sich befindliche lange Reihe von Wagen die
zur Heitz bestimmten Bestien enthielt. Der Markt war mit Bäumen besetzt, und in
den Fenstern der Häuser sowohl als auch auf den Tribünen über den Brettverschlägen,
womit die Marktzugänge gesperrt waren, drängte sich während des Kampfspiels
Kopf an Kopf der schaugierigen Menge." (Lindau, Geschichte der Haupt- und
Residenzstadt Dresden II, 27.)

Auch in den Höfen des Dresdner Schlosses fanden, wie ein auf dem Vorsaal
in Wernsdorf hängendes Bild zeigt, solche Jagdschauspiele statt, bei denen die
verschiednen Tierarten zunächst gegeneinander kämpften und dann von den auf den
Balkonen und an den Fenstern stehenden Herrschaften tot geschossen wurden. Rot¬
gekleidete Pikenträger mußten dabei die Tiere von den Mauern weg in den Schu߬
bereich treiben, eine gefährliche Aufgabe, zu der wohl auch verurteilte Verbrecher
verwandt wurden. Dieser grausame, an die römischen Tier- und Gladiatorenkämpfe
erinnernde Betrieb der Jagd setzt einen ungeheuern Wildreichtum voraus; ein im
Tafelsaale des frühern Dresdner Jägerhofs verwahrtes Verzeichnis berichtet, daß
zwischen 1611 und 1653 in Gegenwart des Kurfürsten Johann Georg des Ersten
im ganzen 113629 Stück Wild, darunter 15228 Hirsche, 203 Bären, 3543 Wölfe
gefangen, gehetzt und geschossen worden sind. Aber der gegen Ende des siebzehnten
Jahrhunderts abnehmende Wildbestand und noch mehr die aus Frankreich eingeführte
Parforcejagd brachten allmählich die altväterische Jagdweise aus der Mode.

Als 1694 in Sachsen August der Starke zur Regierung gekommen war und
überall die altgewohnten Verhältnisse des Staats ins Große zu recken und zu strecken
begann, da erfuhr auch Wernsdorf, daß ein neues Zeitalter angebrochen sei. Dem
Nachahmer Alexanders des Großen, dem mit einem Gefolge von Göttern, Nymphen
und Satyrn dahinschwärmenden Bacchussohn konnten die kleinen, nur für einen
Hofhält bescheidnen Stils berechneten Räume des Wermsdorfer Schlosses nicht
genügen. Er überließ es, als er sich die unheilvolle Krone Polens aufs Haupt
gesetzt hatte, seinem Statthalter, dem Fürsten Anton Egon von Fürstenberg-Heiltgen-
berg. einem ihm von Wien aus empfohlnen Abkömmling der bekannten alten
schwäbischen Familie. Fürstenberg hat als Statthalter den Erwartungen des Kur¬
fürsten nicht entsprochen. Ein Zeitgenosse charakterisiert ihn folgendermaßen:'1.6
KtgMralWr Stoll un AiMÄ Konnns als taiUs, KiAircl Alse-ouisur ot, Aissur as risu,
trof we,riAv.ant, drü^ut ot tantÄrcm. Aber er war ein Meister der Parforcejagd
"ut hat das Wermsdorfer Jagdrevier dazu eingerichtet. Der ganze Wald wurde
durch ein System vo» Durchhauen und Alleen in gleich große Quadrate zerlegt,
die Wege wurden gebessert, die Gräben überbrückt, Sümpfe durch Dämme passierbar


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[0527] Rund um den Lollmberg Osterhausen, Wangenheim, Carlowitz u. a., dann, geleitet von den Forstmeistern, Förstern und Hegereitern der verschiednen Reviere, ein langer Zug von vergitterten Wagen mit der lebendigen Beute: Bären, Wölfe, Wildschweine, Hirsche, Luchse, Hasen, aber auch zehn Biber, zehn Fischotter, zehn Dachse, zehn Wildkatzen, achtzehn Baum- und Steinmarder, zwölf Elthir (Iltisse), endlich auch Hamster und Eichhörnchen. Den Zug beschließen die von Jägern geführten Koppeln der Hunde; die bei der Jagd verwundeten Hunde werden von Zeugknechtcn auf Karren gefahren. Die ganze Beute ist nach altdeutscher Art unter Beihilfe von Locktieren und Hunden in Netzen, eingefriedeten Räumen und Gruben gefangen worden. Sie werden nach Dresden gefahren und dort zu einem großen blutigen Schauspiel verwandt, wie es uns zum Betspiel aus dem Jahre 1609 berichtet wird: „Vom 6. bis zum 8. Wärzs fanden auf dem Altmarkt verschiedene Hirsch-, Bären-, Schweine-, Fuchs-, Dachs- und andere Jagden statt. Der Hof und seine Gäste zogen hierzu von ein¬ heimischen und fremdem Adel begleitet in allerlei Verkleidungen durch die Straßen, während eine in der Mitte des Zuges sich befindliche lange Reihe von Wagen die zur Heitz bestimmten Bestien enthielt. Der Markt war mit Bäumen besetzt, und in den Fenstern der Häuser sowohl als auch auf den Tribünen über den Brettverschlägen, womit die Marktzugänge gesperrt waren, drängte sich während des Kampfspiels Kopf an Kopf der schaugierigen Menge." (Lindau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden II, 27.) Auch in den Höfen des Dresdner Schlosses fanden, wie ein auf dem Vorsaal in Wernsdorf hängendes Bild zeigt, solche Jagdschauspiele statt, bei denen die verschiednen Tierarten zunächst gegeneinander kämpften und dann von den auf den Balkonen und an den Fenstern stehenden Herrschaften tot geschossen wurden. Rot¬ gekleidete Pikenträger mußten dabei die Tiere von den Mauern weg in den Schu߬ bereich treiben, eine gefährliche Aufgabe, zu der wohl auch verurteilte Verbrecher verwandt wurden. Dieser grausame, an die römischen Tier- und Gladiatorenkämpfe erinnernde Betrieb der Jagd setzt einen ungeheuern Wildreichtum voraus; ein im Tafelsaale des frühern Dresdner Jägerhofs verwahrtes Verzeichnis berichtet, daß zwischen 1611 und 1653 in Gegenwart des Kurfürsten Johann Georg des Ersten im ganzen 113629 Stück Wild, darunter 15228 Hirsche, 203 Bären, 3543 Wölfe gefangen, gehetzt und geschossen worden sind. Aber der gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts abnehmende Wildbestand und noch mehr die aus Frankreich eingeführte Parforcejagd brachten allmählich die altväterische Jagdweise aus der Mode. Als 1694 in Sachsen August der Starke zur Regierung gekommen war und überall die altgewohnten Verhältnisse des Staats ins Große zu recken und zu strecken begann, da erfuhr auch Wernsdorf, daß ein neues Zeitalter angebrochen sei. Dem Nachahmer Alexanders des Großen, dem mit einem Gefolge von Göttern, Nymphen und Satyrn dahinschwärmenden Bacchussohn konnten die kleinen, nur für einen Hofhält bescheidnen Stils berechneten Räume des Wermsdorfer Schlosses nicht genügen. Er überließ es, als er sich die unheilvolle Krone Polens aufs Haupt gesetzt hatte, seinem Statthalter, dem Fürsten Anton Egon von Fürstenberg-Heiltgen- berg. einem ihm von Wien aus empfohlnen Abkömmling der bekannten alten schwäbischen Familie. Fürstenberg hat als Statthalter den Erwartungen des Kur¬ fürsten nicht entsprochen. Ein Zeitgenosse charakterisiert ihn folgendermaßen:'1.6 KtgMralWr Stoll un AiMÄ Konnns als taiUs, KiAircl Alse-ouisur ot, Aissur as risu, trof we,riAv.ant, drü^ut ot tantÄrcm. Aber er war ein Meister der Parforcejagd "ut hat das Wermsdorfer Jagdrevier dazu eingerichtet. Der ganze Wald wurde durch ein System vo» Durchhauen und Alleen in gleich große Quadrate zerlegt, die Wege wurden gebessert, die Gräben überbrückt, Sümpfe durch Dämme passierbar

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/527>, abgerufen am 24.07.2024.