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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

stärker sM, Müßte, die die Zigarre des Anspruchslosen -so - hoch- Me die -des-Wohl-
habenden belastet., als unter einem Wertzölle, der -- neben der wirksamen Be¬
steuerung - der, Havannaimponen -- vou - den im-- Inlande hergestellten - Fabrikaten
die feine Zigarre.etwa viermal so hoch trifft als die billige. Überdies wird-nicht
zu vergessen sein, daß das/Gcwichtszvllsystem neben 'der unterschiedslosen Be¬
lastung der ausländischen Rohtabaksorten insbesondre den deutscheu,- der Massen¬
fabrikation billiger Zigarren dienenden Tabak.'einer, um dreißig Prozent-höhern
Gesamtsteuerbelastuug- ausgesetzt hätte, als es nach dem herrschenden Gesetze, der
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Nur die Sozialdemokratieihat jedes System der-Tnbakversteneriuig bekämpft,
ohne -indessen ein -einziges großes ckultnrvvlk nennen zu kvuurn,- das- imstande war,
die Tabaksteuer zur finanziellen Bestreitung der staatlichen Bedürfnisse in.so gering¬
fügigen Maße heranzuziehen,-ivie es auch nach Erhöhung des Wertzolles erfreu¬
licherweise bei-aus der Fall G ! ) ' ^ - -. . -




- Die-den-tscheu Befr-eiungslrieg-e.-

In -Ergänzung des Artikels auf Seite 10
dieses Heftes , sei hier, noch auf ein andres Werk, der ^Eriimerüngsliteratur^hinq"-
wieseiu .DentschlalM.Geschichte-von 180 1815'von Hermann-Miiller-BoW,
veranlaßt und herausgegeben von Paul Kittel- ' Bilderschmuck von Professor- Carl
Nöchling, Professor Richard Knötel, Professor Woldemar Friedrich und Kunstmaler
Franz Stassen-. Zwei Bände (großes Format). -Verlag-von Paul Kittels Historischer
Verlag in Berlin.- Das vorliegende-Werk, verdient wegen seiner innern Gediegeiiheit
und -seiner bewundernswerter änßerir Ausstattung die nveiteste Verbreitung.! Immer
anregend"? geistvoll,- frM hat-es der- Verfasser, mit. geschickter Benutzung des reichen
Quellenmatnials" -"ich^ der.'vekättMn. Werke >von Förster, v. Lettckv - Vordecks Droysen,
Goltz, Treitschke. -Oncken, Telbrück und vieler andrer vortrefflich verstanden, uns die
einzelnen Akte jenes großen Völkerdramas lebendig vor Augen zu führen. In sechs
Büchern wird der ganze-hist-orischeStoff behandelt--- Das erste gibt-einel
die Machtentfaltung Napoleons des Ersten, schildert dann, die Zustände Preußens vor
der Katastrophe von 1806 und führt den-Leser von Saalfeld bis^ nach Tilsit. Es
ist selbstverständlich, daß das Werk diese Vorgeschichte der Befreiungskriege nur in
knappen Umrissen und in charakteristischen Zügen geben kann. Eingehende,, behandelt
der Verfasser die Griinde des Zusammenbruchs- b^ ohne deren
Kenntnis ja der spätere Aufschwung nicht zu versteht, ist. - Es ist richtig, ein großer
Teil des preußische" Adels war als berufner Führer des Volkes -- wem dem
Adel dazu die geistigen, moralischen und physischen Eigenschaften fehlen, hat er
keine Existenzberechtigung mehr --- seiner Aufgabe durchaus nicht gewachsen- In
ihm lebte noch der mittelalterliche Feudalismus mit unverkennbaren Zügen. Nicht
das preußische Volk erlitt bei Jena eine Niederlage, sondern der -herrschende, aber
wurmstichig gewordne, überlebte Feudalismus samt Kabinettsregierung nud Be¬
amtenschlendrian. Ohne Jena keine- Stein-Hardenbergschen Reformen. Was für
Frankreichs Wiedergeburt die Erstürmung der Bastille war, -das war deshalb im
gewissen Sinne für Preußens Wiedergeburt die Niederlage bei- Jena und Aner-
stedt.- Der Verfasser sucht den König Friedrich Wilhelm den Dritten möglichst
zu entlasten, aber ein großer Teil-der Schuld ist doch auf Charaktereigenschaften
des Königs zurückzuführen, auf seinen Mangel an-Menschenkenntnis, an politischem
Scharfblick, ."an militärischer- Initiative. - König, Adel "ab- Beamtenschaft sind 'nur
ans dem herrschenden Zeitgeist zu versteh", und dieser Zeitgeist mit -seiner weich¬
lichen Hunianitätsdnselei, -seinen kosmopolitischen Träumereien und seinem Mangel
ein Staatsbewußtsein und politischem Verantwortlichkeitsgefühl war Napoleons bester
Bundesgenosse. Von dem Augenblick an, wo hier in Deutschland in der gebildeten


Grenzboten IV 180" ^--! 'M ' S/:-
Maßgebliches und Unmaßgebliches

stärker sM, Müßte, die die Zigarre des Anspruchslosen -so - hoch- Me die -des-Wohl-
habenden belastet., als unter einem Wertzölle, der — neben der wirksamen Be¬
steuerung - der, Havannaimponen — vou - den im-- Inlande hergestellten - Fabrikaten
die feine Zigarre.etwa viermal so hoch trifft als die billige. Überdies wird-nicht
zu vergessen sein, daß das/Gcwichtszvllsystem neben 'der unterschiedslosen Be¬
lastung der ausländischen Rohtabaksorten insbesondre den deutscheu,- der Massen¬
fabrikation billiger Zigarren dienenden Tabak.'einer, um dreißig Prozent-höhern
Gesamtsteuerbelastuug- ausgesetzt hätte, als es nach dem herrschenden Gesetze, der
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Nur die Sozialdemokratieihat jedes System der-Tnbakversteneriuig bekämpft,
ohne -indessen ein -einziges großes ckultnrvvlk nennen zu kvuurn,- das- imstande war,
die Tabaksteuer zur finanziellen Bestreitung der staatlichen Bedürfnisse in.so gering¬
fügigen Maße heranzuziehen,-ivie es auch nach Erhöhung des Wertzolles erfreu¬
licherweise bei-aus der Fall G ! ) ' ^ - -. . -




- Die-den-tscheu Befr-eiungslrieg-e.-

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dieses Heftes , sei hier, noch auf ein andres Werk, der ^Eriimerüngsliteratur^hinq«-
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veranlaßt und herausgegeben von Paul Kittel- ' Bilderschmuck von Professor- Carl
Nöchling, Professor Richard Knötel, Professor Woldemar Friedrich und Kunstmaler
Franz Stassen-. Zwei Bände (großes Format). -Verlag-von Paul Kittels Historischer
Verlag in Berlin.- Das vorliegende-Werk, verdient wegen seiner innern Gediegeiiheit
und -seiner bewundernswerter änßerir Ausstattung die nveiteste Verbreitung.! Immer
anregend»? geistvoll,- frM hat-es der- Verfasser, mit. geschickter Benutzung des reichen
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Goltz, Treitschke. -Oncken, Telbrück und vieler andrer vortrefflich verstanden, uns die
einzelnen Akte jenes großen Völkerdramas lebendig vor Augen zu führen. In sechs
Büchern wird der ganze-hist-orischeStoff behandelt--- Das erste gibt-einel
die Machtentfaltung Napoleons des Ersten, schildert dann, die Zustände Preußens vor
der Katastrophe von 1806 und führt den-Leser von Saalfeld bis^ nach Tilsit. Es
ist selbstverständlich, daß das Werk diese Vorgeschichte der Befreiungskriege nur in
knappen Umrissen und in charakteristischen Zügen geben kann. Eingehende,, behandelt
der Verfasser die Griinde des Zusammenbruchs- b^ ohne deren
Kenntnis ja der spätere Aufschwung nicht zu versteht, ist. - Es ist richtig, ein großer
Teil des preußische» Adels war als berufner Führer des Volkes — wem dem
Adel dazu die geistigen, moralischen und physischen Eigenschaften fehlen, hat er
keine Existenzberechtigung mehr —- seiner Aufgabe durchaus nicht gewachsen- In
ihm lebte noch der mittelalterliche Feudalismus mit unverkennbaren Zügen. Nicht
das preußische Volk erlitt bei Jena eine Niederlage, sondern der -herrschende, aber
wurmstichig gewordne, überlebte Feudalismus samt Kabinettsregierung nud Be¬
amtenschlendrian. Ohne Jena keine- Stein-Hardenbergschen Reformen. Was für
Frankreichs Wiedergeburt die Erstürmung der Bastille war, -das war deshalb im
gewissen Sinne für Preußens Wiedergeburt die Niederlage bei- Jena und Aner-
stedt.- Der Verfasser sucht den König Friedrich Wilhelm den Dritten möglichst
zu entlasten, aber ein großer Teil-der Schuld ist doch auf Charaktereigenschaften
des Königs zurückzuführen, auf seinen Mangel an-Menschenkenntnis, an politischem
Scharfblick, .„an militärischer- Initiative. - König, Adel »ab- Beamtenschaft sind 'nur
ans dem herrschenden Zeitgeist zu versteh», und dieser Zeitgeist mit -seiner weich¬
lichen Hunianitätsdnselei, -seinen kosmopolitischen Träumereien und seinem Mangel
ein Staatsbewußtsein und politischem Verantwortlichkeitsgefühl war Napoleons bester
Bundesgenosse. Von dem Augenblick an, wo hier in Deutschland in der gebildeten


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[0049] Maßgebliches und Unmaßgebliches stärker sM, Müßte, die die Zigarre des Anspruchslosen -so - hoch- Me die -des-Wohl- habenden belastet., als unter einem Wertzölle, der — neben der wirksamen Be¬ steuerung - der, Havannaimponen — vou - den im-- Inlande hergestellten - Fabrikaten die feine Zigarre.etwa viermal so hoch trifft als die billige. Überdies wird-nicht zu vergessen sein, daß das/Gcwichtszvllsystem neben 'der unterschiedslosen Be¬ lastung der ausländischen Rohtabaksorten insbesondre den deutscheu,- der Massen¬ fabrikation billiger Zigarren dienenden Tabak.'einer, um dreißig Prozent-höhern Gesamtsteuerbelastuug- ausgesetzt hätte, als es nach dem herrschenden Gesetze, der ZK ist. x.chj»Ä;:üjUi^ , ..^-.--^ Nur die Sozialdemokratieihat jedes System der-Tnbakversteneriuig bekämpft, ohne -indessen ein -einziges großes ckultnrvvlk nennen zu kvuurn,- das- imstande war, die Tabaksteuer zur finanziellen Bestreitung der staatlichen Bedürfnisse in.so gering¬ fügigen Maße heranzuziehen,-ivie es auch nach Erhöhung des Wertzolles erfreu¬ licherweise bei-aus der Fall G ! ) ' ^ - -. . - - Die-den-tscheu Befr-eiungslrieg-e.- In -Ergänzung des Artikels auf Seite 10 dieses Heftes , sei hier, noch auf ein andres Werk, der ^Eriimerüngsliteratur^hinq«- wieseiu .DentschlalM.Geschichte-von 180 1815'von Hermann-Miiller-BoW, veranlaßt und herausgegeben von Paul Kittel- ' Bilderschmuck von Professor- Carl Nöchling, Professor Richard Knötel, Professor Woldemar Friedrich und Kunstmaler Franz Stassen-. Zwei Bände (großes Format). -Verlag-von Paul Kittels Historischer Verlag in Berlin.- Das vorliegende-Werk, verdient wegen seiner innern Gediegeiiheit und -seiner bewundernswerter änßerir Ausstattung die nveiteste Verbreitung.! Immer anregend»? geistvoll,- frM hat-es der- Verfasser, mit. geschickter Benutzung des reichen Quellenmatnials« -«ich^ der.'vekättMn. Werke >von Förster, v. Lettckv - Vordecks Droysen, Goltz, Treitschke. -Oncken, Telbrück und vieler andrer vortrefflich verstanden, uns die einzelnen Akte jenes großen Völkerdramas lebendig vor Augen zu führen. In sechs Büchern wird der ganze-hist-orischeStoff behandelt--- Das erste gibt-einel die Machtentfaltung Napoleons des Ersten, schildert dann, die Zustände Preußens vor der Katastrophe von 1806 und führt den-Leser von Saalfeld bis^ nach Tilsit. Es ist selbstverständlich, daß das Werk diese Vorgeschichte der Befreiungskriege nur in knappen Umrissen und in charakteristischen Zügen geben kann. Eingehende,, behandelt der Verfasser die Griinde des Zusammenbruchs- b^ ohne deren Kenntnis ja der spätere Aufschwung nicht zu versteht, ist. - Es ist richtig, ein großer Teil des preußische» Adels war als berufner Führer des Volkes — wem dem Adel dazu die geistigen, moralischen und physischen Eigenschaften fehlen, hat er keine Existenzberechtigung mehr —- seiner Aufgabe durchaus nicht gewachsen- In ihm lebte noch der mittelalterliche Feudalismus mit unverkennbaren Zügen. Nicht das preußische Volk erlitt bei Jena eine Niederlage, sondern der -herrschende, aber wurmstichig gewordne, überlebte Feudalismus samt Kabinettsregierung nud Be¬ amtenschlendrian. Ohne Jena keine- Stein-Hardenbergschen Reformen. Was für Frankreichs Wiedergeburt die Erstürmung der Bastille war, -das war deshalb im gewissen Sinne für Preußens Wiedergeburt die Niederlage bei- Jena und Aner- stedt.- Der Verfasser sucht den König Friedrich Wilhelm den Dritten möglichst zu entlasten, aber ein großer Teil-der Schuld ist doch auf Charaktereigenschaften des Königs zurückzuführen, auf seinen Mangel an-Menschenkenntnis, an politischem Scharfblick, .„an militärischer- Initiative. - König, Adel »ab- Beamtenschaft sind 'nur ans dem herrschenden Zeitgeist zu versteh», und dieser Zeitgeist mit -seiner weich¬ lichen Hunianitätsdnselei, -seinen kosmopolitischen Träumereien und seinem Mangel ein Staatsbewußtsein und politischem Verantwortlichkeitsgefühl war Napoleons bester Bundesgenosse. Von dem Augenblick an, wo hier in Deutschland in der gebildeten Grenzboten IV 180» ^--! 'M ' S/:-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/49>, abgerufen am 24.07.2024.