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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Uhlands Einfluß auf die Poesie Hebbels

Vers zwei und fünf männlich und drei und vier weiblich gereimt sind, während
die erste weibliche Zeile allein steht. Bei Hebbel kommt diese Strophe
häufiger vor (Die treuen Brüder, Zwei Wanderer, Das Haus am Meer).

Eine andre fünfzeilige Strophe, die Uhland in des Goldschmieds Töchter¬
lein verwendet:

findet sich bei Hebbel im Vettelmädchen und in Schön Hedwig wieder.

Die Verwandtschaft der Rhythmen weist um wieder sehr häufig auf
einen verwandten Inhalt hin. Zwei derartige Fälle habe ich soeben schon
gestreift. In den Treuen Brüdern, einem Gedichte aus Hebbels früherer Zeit
(1838), haben wir eine vollständige auch innere Parallele zum Guten Kameraden.
Man vergleiche folgende Zeilen:


Uhland:
Hebbel:

Während aber bei Uhland das Unerbittliche des fortwogenden Kampfes den
Schlußgedanken bringt, der Freund dem Freunde nicht mehr die Hand geben
kann, druckt bei Hebbel der Gefallene noch die Büchse ans einen drohenden
Gegner ab und rettet so den Bruder, noch im Tode seine Treue betätigend.

In Hebbels Schön Hedwig ist wieder manches mit des Goldschmieds
Töchterlein von Uhland in Beziehung zu setzen. Schon in der Einkleidung
der Situation sind Anklänge:


Uhland:
Hebbel:

Beide Gedichte endigen dann mit der Erklärung des Ritters, das einfache
Mädchen als Braut heimführen zu wollen.


Uhlands Einfluß auf die Poesie Hebbels

Vers zwei und fünf männlich und drei und vier weiblich gereimt sind, während
die erste weibliche Zeile allein steht. Bei Hebbel kommt diese Strophe
häufiger vor (Die treuen Brüder, Zwei Wanderer, Das Haus am Meer).

Eine andre fünfzeilige Strophe, die Uhland in des Goldschmieds Töchter¬
lein verwendet:

findet sich bei Hebbel im Vettelmädchen und in Schön Hedwig wieder.

Die Verwandtschaft der Rhythmen weist um wieder sehr häufig auf
einen verwandten Inhalt hin. Zwei derartige Fälle habe ich soeben schon
gestreift. In den Treuen Brüdern, einem Gedichte aus Hebbels früherer Zeit
(1838), haben wir eine vollständige auch innere Parallele zum Guten Kameraden.
Man vergleiche folgende Zeilen:


Uhland:
Hebbel:

Während aber bei Uhland das Unerbittliche des fortwogenden Kampfes den
Schlußgedanken bringt, der Freund dem Freunde nicht mehr die Hand geben
kann, druckt bei Hebbel der Gefallene noch die Büchse ans einen drohenden
Gegner ab und rettet so den Bruder, noch im Tode seine Treue betätigend.

In Hebbels Schön Hedwig ist wieder manches mit des Goldschmieds
Töchterlein von Uhland in Beziehung zu setzen. Schon in der Einkleidung
der Situation sind Anklänge:


Uhland:
Hebbel:

Beide Gedichte endigen dann mit der Erklärung des Ritters, das einfache
Mädchen als Braut heimführen zu wollen.


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[0370] Uhlands Einfluß auf die Poesie Hebbels Vers zwei und fünf männlich und drei und vier weiblich gereimt sind, während die erste weibliche Zeile allein steht. Bei Hebbel kommt diese Strophe häufiger vor (Die treuen Brüder, Zwei Wanderer, Das Haus am Meer). Eine andre fünfzeilige Strophe, die Uhland in des Goldschmieds Töchter¬ lein verwendet: findet sich bei Hebbel im Vettelmädchen und in Schön Hedwig wieder. Die Verwandtschaft der Rhythmen weist um wieder sehr häufig auf einen verwandten Inhalt hin. Zwei derartige Fälle habe ich soeben schon gestreift. In den Treuen Brüdern, einem Gedichte aus Hebbels früherer Zeit (1838), haben wir eine vollständige auch innere Parallele zum Guten Kameraden. Man vergleiche folgende Zeilen: Uhland: Hebbel: Während aber bei Uhland das Unerbittliche des fortwogenden Kampfes den Schlußgedanken bringt, der Freund dem Freunde nicht mehr die Hand geben kann, druckt bei Hebbel der Gefallene noch die Büchse ans einen drohenden Gegner ab und rettet so den Bruder, noch im Tode seine Treue betätigend. In Hebbels Schön Hedwig ist wieder manches mit des Goldschmieds Töchterlein von Uhland in Beziehung zu setzen. Schon in der Einkleidung der Situation sind Anklänge: Uhland: Hebbel: Beide Gedichte endigen dann mit der Erklärung des Ritters, das einfache Mädchen als Braut heimführen zu wollen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/370>, abgerufen am 23.07.2024.