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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Einiges über das Klima Italiens

der Einfluß des Meeres zur Geltung, doch fällt solcher im Innern Siziliens
fast völlig weg, und es sind hier die Winter kälter und die Sommer wärmer
als an der Küste.

Man kann das Klima, was die Wärmeverteilung anlangt, in vier Ab¬
schnitte einteilen: 1. Oberitalien bis 45 Grad 30' n. Br. mit einem Kältemaximum
von 10 Grad, 2. Mittelitalien bis 41 Grad 30', hier ist die Region des Öl-
baumes, Winter ist hier selten, doch kommt ein Kältemaximum von 6 Grad noch
vor. 3. Unteritalien bis 30 Grad n. Br., wo selten Kälte vorkommt, aber
die Temperatur noch auf 3 Grad fällt. 4. Sizilien, hier sinkt die Temperatur
nicht unter 0 Grad. Eine Eigentümlichkeit des südlichen Klimas besteht nun
darin, daß die Abende meist recht kühl sind. Zu dieser Zeit erfolgt nach
der intensiven Bestrahlung die Ausstrahlung ziemlich rasch, und kurze Zeit nach
Sonnenuntergang empfindet man trotz hoher Lufttemperatur ein Kältegefühl,
dem man sich wegen der leichten Fieberinfektion entziehen soll.

Großen Einfluß übt auf das Klima Italiens die Alpenkette aus, die die
kalten Nord- und Nordostwinde von den westlich liegenden Landteilen abhält,
sodaß die adriatischen Küsten heißere Sommer und kältere Winter haben. Auf¬
fallende Unterschiede zeigt auch die ligurische Küste gegenüber der Poebene, indem
jene infolge der Milde ihres Klimas um einige Breitengrade nach Süden gerückt
erscheint. Die Durchschnittstemperatur des Winters ist hier 9 bis 10 Grad,
nährend sie in Mailand nur 4 bis 5 Grad betrügt. Ju Norditalien und
sogar an der Riviera sind, so mild das Klima im allgemeinen auch ist, die
Gegensätze zwischen Sonne und Schatten, zwischen windigen und windstillen
Punkten, zwischen Tag und Nacht noch sehr groß. Und ähnlich ist es in
Mittelitalien. Erst in Kompanien beginnt wirklich der Süden, und in Sizilien
ist die niedrigste Wärme, die unserm Mai entspricht. Erst in Süditalien be¬
ginnt die Mittelmeerflora. Und wie wir uns Italien im Geiste vorstellen, so
finden wir es hier.

Als ein weiterer Punkt für die Beurteilung des Klimas kommt die jähr¬
liche Regenmenge in Betracht. Sie beträgt durchschnittlich am Südfuße der
italienischen Alpen 1210 Millimeter, im Pogebiet 840, in Mailand 966, in
Venedig 894, in Genua 1268, in Bologna 536, in Florenz 1076, in Nizza 838,
in Süditalien 800, in Sizilien 600, in Malta 550, in Palermo 591, in
Syrakus 464. in Cosenza 1095, in Neapel 826, in Rom 800, in Ancona
725 Millimeter. Auf die einzelnen Jahreszeiten verteilt sich der Regen wie folgt:

PalermoRomGenuaFlorenzSienaMailandVerona
Winter .. 39,131,127,235,719,721,118,3
Frühjahr. 24,324,928,620,926,224,125,4
Sommer. 6,59,79,212,918,223,926,1
Herbst .. 31,134,335,230,536,930,930,2

In der Nordhälfte sind die Niederschläge mehr gleichmäßig über das Jahr
verteilt, während sich nach dem Süden zu der Regen nur auf wenige Monate


Einiges über das Klima Italiens

der Einfluß des Meeres zur Geltung, doch fällt solcher im Innern Siziliens
fast völlig weg, und es sind hier die Winter kälter und die Sommer wärmer
als an der Küste.

Man kann das Klima, was die Wärmeverteilung anlangt, in vier Ab¬
schnitte einteilen: 1. Oberitalien bis 45 Grad 30' n. Br. mit einem Kältemaximum
von 10 Grad, 2. Mittelitalien bis 41 Grad 30', hier ist die Region des Öl-
baumes, Winter ist hier selten, doch kommt ein Kältemaximum von 6 Grad noch
vor. 3. Unteritalien bis 30 Grad n. Br., wo selten Kälte vorkommt, aber
die Temperatur noch auf 3 Grad fällt. 4. Sizilien, hier sinkt die Temperatur
nicht unter 0 Grad. Eine Eigentümlichkeit des südlichen Klimas besteht nun
darin, daß die Abende meist recht kühl sind. Zu dieser Zeit erfolgt nach
der intensiven Bestrahlung die Ausstrahlung ziemlich rasch, und kurze Zeit nach
Sonnenuntergang empfindet man trotz hoher Lufttemperatur ein Kältegefühl,
dem man sich wegen der leichten Fieberinfektion entziehen soll.

Großen Einfluß übt auf das Klima Italiens die Alpenkette aus, die die
kalten Nord- und Nordostwinde von den westlich liegenden Landteilen abhält,
sodaß die adriatischen Küsten heißere Sommer und kältere Winter haben. Auf¬
fallende Unterschiede zeigt auch die ligurische Küste gegenüber der Poebene, indem
jene infolge der Milde ihres Klimas um einige Breitengrade nach Süden gerückt
erscheint. Die Durchschnittstemperatur des Winters ist hier 9 bis 10 Grad,
nährend sie in Mailand nur 4 bis 5 Grad betrügt. Ju Norditalien und
sogar an der Riviera sind, so mild das Klima im allgemeinen auch ist, die
Gegensätze zwischen Sonne und Schatten, zwischen windigen und windstillen
Punkten, zwischen Tag und Nacht noch sehr groß. Und ähnlich ist es in
Mittelitalien. Erst in Kompanien beginnt wirklich der Süden, und in Sizilien
ist die niedrigste Wärme, die unserm Mai entspricht. Erst in Süditalien be¬
ginnt die Mittelmeerflora. Und wie wir uns Italien im Geiste vorstellen, so
finden wir es hier.

Als ein weiterer Punkt für die Beurteilung des Klimas kommt die jähr¬
liche Regenmenge in Betracht. Sie beträgt durchschnittlich am Südfuße der
italienischen Alpen 1210 Millimeter, im Pogebiet 840, in Mailand 966, in
Venedig 894, in Genua 1268, in Bologna 536, in Florenz 1076, in Nizza 838,
in Süditalien 800, in Sizilien 600, in Malta 550, in Palermo 591, in
Syrakus 464. in Cosenza 1095, in Neapel 826, in Rom 800, in Ancona
725 Millimeter. Auf die einzelnen Jahreszeiten verteilt sich der Regen wie folgt:

PalermoRomGenuaFlorenzSienaMailandVerona
Winter .. 39,131,127,235,719,721,118,3
Frühjahr. 24,324,928,620,926,224,125,4
Sommer. 6,59,79,212,918,223,926,1
Herbst .. 31,134,335,230,536,930,930,2

In der Nordhälfte sind die Niederschläge mehr gleichmäßig über das Jahr
verteilt, während sich nach dem Süden zu der Regen nur auf wenige Monate


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[0032] Einiges über das Klima Italiens der Einfluß des Meeres zur Geltung, doch fällt solcher im Innern Siziliens fast völlig weg, und es sind hier die Winter kälter und die Sommer wärmer als an der Küste. Man kann das Klima, was die Wärmeverteilung anlangt, in vier Ab¬ schnitte einteilen: 1. Oberitalien bis 45 Grad 30' n. Br. mit einem Kältemaximum von 10 Grad, 2. Mittelitalien bis 41 Grad 30', hier ist die Region des Öl- baumes, Winter ist hier selten, doch kommt ein Kältemaximum von 6 Grad noch vor. 3. Unteritalien bis 30 Grad n. Br., wo selten Kälte vorkommt, aber die Temperatur noch auf 3 Grad fällt. 4. Sizilien, hier sinkt die Temperatur nicht unter 0 Grad. Eine Eigentümlichkeit des südlichen Klimas besteht nun darin, daß die Abende meist recht kühl sind. Zu dieser Zeit erfolgt nach der intensiven Bestrahlung die Ausstrahlung ziemlich rasch, und kurze Zeit nach Sonnenuntergang empfindet man trotz hoher Lufttemperatur ein Kältegefühl, dem man sich wegen der leichten Fieberinfektion entziehen soll. Großen Einfluß übt auf das Klima Italiens die Alpenkette aus, die die kalten Nord- und Nordostwinde von den westlich liegenden Landteilen abhält, sodaß die adriatischen Küsten heißere Sommer und kältere Winter haben. Auf¬ fallende Unterschiede zeigt auch die ligurische Küste gegenüber der Poebene, indem jene infolge der Milde ihres Klimas um einige Breitengrade nach Süden gerückt erscheint. Die Durchschnittstemperatur des Winters ist hier 9 bis 10 Grad, nährend sie in Mailand nur 4 bis 5 Grad betrügt. Ju Norditalien und sogar an der Riviera sind, so mild das Klima im allgemeinen auch ist, die Gegensätze zwischen Sonne und Schatten, zwischen windigen und windstillen Punkten, zwischen Tag und Nacht noch sehr groß. Und ähnlich ist es in Mittelitalien. Erst in Kompanien beginnt wirklich der Süden, und in Sizilien ist die niedrigste Wärme, die unserm Mai entspricht. Erst in Süditalien be¬ ginnt die Mittelmeerflora. Und wie wir uns Italien im Geiste vorstellen, so finden wir es hier. Als ein weiterer Punkt für die Beurteilung des Klimas kommt die jähr¬ liche Regenmenge in Betracht. Sie beträgt durchschnittlich am Südfuße der italienischen Alpen 1210 Millimeter, im Pogebiet 840, in Mailand 966, in Venedig 894, in Genua 1268, in Bologna 536, in Florenz 1076, in Nizza 838, in Süditalien 800, in Sizilien 600, in Malta 550, in Palermo 591, in Syrakus 464. in Cosenza 1095, in Neapel 826, in Rom 800, in Ancona 725 Millimeter. Auf die einzelnen Jahreszeiten verteilt sich der Regen wie folgt: PalermoRomGenuaFlorenzSienaMailandVerona Winter .. 39,131,127,235,719,721,118,3 Frühjahr. 24,324,928,620,926,224,125,4 Sommer. 6,59,79,212,918,223,926,1 Herbst .. 31,134,335,230,536,930,930,2 In der Nordhälfte sind die Niederschläge mehr gleichmäßig über das Jahr verteilt, während sich nach dem Süden zu der Regen nur auf wenige Monate

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/32>, abgerufen am 22.07.2024.