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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Einiges über das Ulima Italiens

im Winter beschränkt. Im Norden fällt am meisten Regen im Herbst und im
Frühjahr, im Winter weniger.

Der Apennin bildet ebenfalls eine bemerkenswerte Grenze in bezug auf
die Verteilung der Niederschläge. Eine von dem ligurischen Gebirge über Pisa,
Rom, Salerno, Otranto gezogne Linie scheidet das Gebiet des Winterregens
von dem davon nördlich und östlich liegenden Gebiete mit Herbstregen.

Mailand hat ziemlich gleichmäßigen Regen mit kleiner Zunahme im Herbst.
Am größten ist die Regenmenge am Comer und Luganer See, sie beträgt hier
beinahe 1500 Millimeter Höhe. Im Mittel beträgt die Negenhöhe nördlich
vom Po 900 Millimeter, dagegen südlich nur 650 Millimeter. Genua hat
dagegen 1268 Millimeter. Der Einfluß des Tyrrhenischen Meeres macht sich
noch in Florenz bemerkbar, indem der Wind viel Feuchtigkeit mitführe. Die
Regenhöhe beträgt hier 1076 Millimeter.

In den Monaten Dezember, Januar und Februar, wo im allgemeinen
die Niederschlüge im Poland am geringsten sind, fallen in Sizilien die reichsten
Niederschläge, und umgekehrt herrscht dort im Sommer völlige Regellosigkeit,
wo das Poland den meisten Regen aufweist. Nach dem Herbst zu regnet es am
meisten: fast jeder vierte Tag ist dann ein Regentag. Dürre gibt es hier selten.

Vom Norden nach dem Süden zu macht sich im Sommer immer mehr
eine Minderung des Regens geltend, sodaß im Süden der Sommer völlig
regenlos wird. Die Riviera hat ein ähnliches Klima, indem auch der Sommer
regenarm ist. Nach dem Süden zu verkürzt sich die Zeit, wo Niederschlüge zu
erwarten sind, mehr und mehr, ebenso die Zahl der Regentage. Die Heftigkeit
der Regengüsse ist aber um so größer, was dem Boden nur zu wenig zugute
kommt. Der Regen ist auch jetzt nicht anhaltend, er ist nur von kurzer Dauer,
die Wolken verteilen sich, und lachend kommt dann die Sonne wieder zum
Durchbruch. Einen feinsprühenden, langanhaltender Regen kennt man dagegen
im südlichen Italien nicht.

In Neapel dauert die trockne Zeit vier Monate, von Mitte Mai bis Mitte
September, in Sizilien fünf Monate, in Malta sechs Monate, doch sind die
Niederschlagsmengen auch für Süditalien für den Anbau des Bodens genügend.
Ganz Sizilien hat eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 653 Millimetern,
was für den Ackerbau ausreicht.

In Rom füllt der erste Regen anfangs September, dann folgt Platzregen
auf Platzregen, der letzte Regen füllt Ende Juni. Man fut im Oktober,
November und Dezember, nachdem der Boden durch den Regen aufgeweicht ist.
Nach dem Ende der Regenzeit beginnt die Ernte, in Sizilien anfangs Juni.

Die Vegetation wird mit dem Eintritt der Regenzeit neu belebt und erstirbt
wieder mit der trocknen Jahreszeit, die dem Winterschlaf der Pflanzen des
Nordens entspricht.

Bei Beginn der Regenzeit wird der Weizen gesät, den man an deren Ende
erntet. In der Regenzeit grünen und blühen die meisten Sträucher und Pflanzen.


Grenzboten III 1909 4
Einiges über das Ulima Italiens

im Winter beschränkt. Im Norden fällt am meisten Regen im Herbst und im
Frühjahr, im Winter weniger.

Der Apennin bildet ebenfalls eine bemerkenswerte Grenze in bezug auf
die Verteilung der Niederschläge. Eine von dem ligurischen Gebirge über Pisa,
Rom, Salerno, Otranto gezogne Linie scheidet das Gebiet des Winterregens
von dem davon nördlich und östlich liegenden Gebiete mit Herbstregen.

Mailand hat ziemlich gleichmäßigen Regen mit kleiner Zunahme im Herbst.
Am größten ist die Regenmenge am Comer und Luganer See, sie beträgt hier
beinahe 1500 Millimeter Höhe. Im Mittel beträgt die Negenhöhe nördlich
vom Po 900 Millimeter, dagegen südlich nur 650 Millimeter. Genua hat
dagegen 1268 Millimeter. Der Einfluß des Tyrrhenischen Meeres macht sich
noch in Florenz bemerkbar, indem der Wind viel Feuchtigkeit mitführe. Die
Regenhöhe beträgt hier 1076 Millimeter.

In den Monaten Dezember, Januar und Februar, wo im allgemeinen
die Niederschlüge im Poland am geringsten sind, fallen in Sizilien die reichsten
Niederschläge, und umgekehrt herrscht dort im Sommer völlige Regellosigkeit,
wo das Poland den meisten Regen aufweist. Nach dem Herbst zu regnet es am
meisten: fast jeder vierte Tag ist dann ein Regentag. Dürre gibt es hier selten.

Vom Norden nach dem Süden zu macht sich im Sommer immer mehr
eine Minderung des Regens geltend, sodaß im Süden der Sommer völlig
regenlos wird. Die Riviera hat ein ähnliches Klima, indem auch der Sommer
regenarm ist. Nach dem Süden zu verkürzt sich die Zeit, wo Niederschlüge zu
erwarten sind, mehr und mehr, ebenso die Zahl der Regentage. Die Heftigkeit
der Regengüsse ist aber um so größer, was dem Boden nur zu wenig zugute
kommt. Der Regen ist auch jetzt nicht anhaltend, er ist nur von kurzer Dauer,
die Wolken verteilen sich, und lachend kommt dann die Sonne wieder zum
Durchbruch. Einen feinsprühenden, langanhaltender Regen kennt man dagegen
im südlichen Italien nicht.

In Neapel dauert die trockne Zeit vier Monate, von Mitte Mai bis Mitte
September, in Sizilien fünf Monate, in Malta sechs Monate, doch sind die
Niederschlagsmengen auch für Süditalien für den Anbau des Bodens genügend.
Ganz Sizilien hat eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 653 Millimetern,
was für den Ackerbau ausreicht.

In Rom füllt der erste Regen anfangs September, dann folgt Platzregen
auf Platzregen, der letzte Regen füllt Ende Juni. Man fut im Oktober,
November und Dezember, nachdem der Boden durch den Regen aufgeweicht ist.
Nach dem Ende der Regenzeit beginnt die Ernte, in Sizilien anfangs Juni.

Die Vegetation wird mit dem Eintritt der Regenzeit neu belebt und erstirbt
wieder mit der trocknen Jahreszeit, die dem Winterschlaf der Pflanzen des
Nordens entspricht.

Bei Beginn der Regenzeit wird der Weizen gesät, den man an deren Ende
erntet. In der Regenzeit grünen und blühen die meisten Sträucher und Pflanzen.


Grenzboten III 1909 4
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[0033] Einiges über das Ulima Italiens im Winter beschränkt. Im Norden fällt am meisten Regen im Herbst und im Frühjahr, im Winter weniger. Der Apennin bildet ebenfalls eine bemerkenswerte Grenze in bezug auf die Verteilung der Niederschläge. Eine von dem ligurischen Gebirge über Pisa, Rom, Salerno, Otranto gezogne Linie scheidet das Gebiet des Winterregens von dem davon nördlich und östlich liegenden Gebiete mit Herbstregen. Mailand hat ziemlich gleichmäßigen Regen mit kleiner Zunahme im Herbst. Am größten ist die Regenmenge am Comer und Luganer See, sie beträgt hier beinahe 1500 Millimeter Höhe. Im Mittel beträgt die Negenhöhe nördlich vom Po 900 Millimeter, dagegen südlich nur 650 Millimeter. Genua hat dagegen 1268 Millimeter. Der Einfluß des Tyrrhenischen Meeres macht sich noch in Florenz bemerkbar, indem der Wind viel Feuchtigkeit mitführe. Die Regenhöhe beträgt hier 1076 Millimeter. In den Monaten Dezember, Januar und Februar, wo im allgemeinen die Niederschlüge im Poland am geringsten sind, fallen in Sizilien die reichsten Niederschläge, und umgekehrt herrscht dort im Sommer völlige Regellosigkeit, wo das Poland den meisten Regen aufweist. Nach dem Herbst zu regnet es am meisten: fast jeder vierte Tag ist dann ein Regentag. Dürre gibt es hier selten. Vom Norden nach dem Süden zu macht sich im Sommer immer mehr eine Minderung des Regens geltend, sodaß im Süden der Sommer völlig regenlos wird. Die Riviera hat ein ähnliches Klima, indem auch der Sommer regenarm ist. Nach dem Süden zu verkürzt sich die Zeit, wo Niederschlüge zu erwarten sind, mehr und mehr, ebenso die Zahl der Regentage. Die Heftigkeit der Regengüsse ist aber um so größer, was dem Boden nur zu wenig zugute kommt. Der Regen ist auch jetzt nicht anhaltend, er ist nur von kurzer Dauer, die Wolken verteilen sich, und lachend kommt dann die Sonne wieder zum Durchbruch. Einen feinsprühenden, langanhaltender Regen kennt man dagegen im südlichen Italien nicht. In Neapel dauert die trockne Zeit vier Monate, von Mitte Mai bis Mitte September, in Sizilien fünf Monate, in Malta sechs Monate, doch sind die Niederschlagsmengen auch für Süditalien für den Anbau des Bodens genügend. Ganz Sizilien hat eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 653 Millimetern, was für den Ackerbau ausreicht. In Rom füllt der erste Regen anfangs September, dann folgt Platzregen auf Platzregen, der letzte Regen füllt Ende Juni. Man fut im Oktober, November und Dezember, nachdem der Boden durch den Regen aufgeweicht ist. Nach dem Ende der Regenzeit beginnt die Ernte, in Sizilien anfangs Juni. Die Vegetation wird mit dem Eintritt der Regenzeit neu belebt und erstirbt wieder mit der trocknen Jahreszeit, die dem Winterschlaf der Pflanzen des Nordens entspricht. Bei Beginn der Regenzeit wird der Weizen gesät, den man an deren Ende erntet. In der Regenzeit grünen und blühen die meisten Sträucher und Pflanzen. Grenzboten III 1909 4

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/33>, abgerufen am 22.07.2024.