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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

erwiesen und darum die von den liberalen Parteiführern stürmisch begehrte Reichs¬
tagsauflösung unterlassen.

Der Ministerwechsel in Frankreich hat sich ohne jede Beunruhigung im Lande
selbst wie im Auslande vollzogen. Soweit er eine innere französische Angelegen¬
heit ist, kümmert er uns nicht; für Deutschland können nur die künftigen Beziehungen
zu unserm westlichen Nachbarn von Interesse sein. Als Clemenceau im Oktober
1906 die Regierung übernahm, ging ihm der begründete Ruf voraus, daß er ein
unbedingter Freund Englands sei und schon darum die allen Franzosen eigne Ab¬
neigung gegen Deutschland teile. Er hat auch seinerzeit Jules Ferry gestürzt, dem
er nicht verzeihen konnte, daß er eine Versöhnungspolittk mit Deutschland einzu¬
leiten begann. Freilich war das Ministerstürzen sein Handwerk, und es war ziem¬
lich gleichgiltig, welches Ministerium und aus welchem Grunde er es zu Fall
brachte. Er hat sich später auch am Sturze Delcassts hervorragend beteiligt, was
ihm dieser nie verzeihen konnte und jetzt durch den Sturz Clsmencecms dafür Rache
genommen hat. Im übrigen zweifelt niemand daran, daß beide im Grunde des
Herzens in ihren wahren Gesinnungen für Deutschland vollkommen übereinstimmen.
Darüber macht man sich diesseits des Rheins keine Illusionen. Clemenceau, der
selbst als Ministerpräsident niemals zum Staatsmann wurde und eigentlich immer
Journalist blieb, konnte auch da der lockenden Phrase nicht gut widerstehn. Das
zeigte sich deutlich bei der Enthüllung des Denkmals für den Senator Scheurer-
Kestner im Februar vorigen Jahres, wo er in seiner Rede ganz offen aussprach:
"Was wären wir für Menschen, wenn wir fähig wären, das Elsaß der Geschichte
zu vergessen!" Das war für jeden Franzosen verständlich, aber er vergaß auch
nicht, daß er Ministerpräsident war, und sagte an andrer Stelle: "Wie wir Achtung
vor den Verträgen uns gegenüber fordern, so gedenken wir auch selbst das Beispiel
zu geben, ehrlich die Abmachungen zu beobachten, die uns binden." Das war ver¬
nünftig gedacht und gesprochen; kaum jemals ist von einem Franzosen in Verant¬
wortlicher Stellung eine Äußerung gefallen, die auch eine Anwendung auf den
Frankfurter Frieden zuläßt. Wenn die Franzosen im übrigen den Verlust unsrer
Reichslande tief und dauernd beklagen, wird ihnen das kein vernünftiger Mensch
übelnehmen, am wenigsten in Deutschland, wo aber trotzdem niemand im Zweifel
darüber ist, daß die französischen Gewehre von selbst losgehn würden, sobald eine
dritte Macht uns angreifen sollte. An dieser Grundstimmung ist vorläufig nichts
zu ändern und Clemenceau nicht darum zu tadeln, daß er sie mit seinen Lands¬
leuten teilt. Dagegen darf man ruhig anerkennen, daß trotzdem unter seinem
Ministerium die französischen Beziehungen zu Deutschland sich nicht verschlechtert
haben, sondern eher gebessert worden sind, obgleich es an Zwischenfällen und
Reibungen nicht gefehlt hat. Daß das Verdienst dafür in der Hauptsache dem
Minister Pichon, dem Freunde und Schüler CKmenceaus, gebührt, ändert ebenso¬
wenig an diesem Urteil wie die Tatsache, daß die Einsicht in Deutschlands Macht-
und Bündnisverhältnisse jede Wiederaufnahme der Politik Delcassts unmöglich macht.
Dieser ist auch diesmal bei der Kabinettsbildung gegen allen Parlamentsbrauch
nicht berücksichtigt worden.

Belehrend für zahlreiche Leute in Deutschland ist ferner der eigentliche Anlaß
zum Sturze Clemenceaus. Um seinem Gegner einen wuchtigen Schlag zu versetzen,
war er wieder einmal mehr Journalist als Staatsmann gewesen und hatte die
Wirkung seiner Worte nicht vorher bedacht. Mit dem Vorwurfe, Delcasst habe
über Frankreich die Demütigung von Algeciras gebracht, sagte er die Wahrheit, ent¬
fesselte aber den Unwillen der Kammermehrheit gegen sich. Denn Frankreich empfindet
die Tatsache, daß es von Deutschland zur Konferenz genötigt worden ist, als De¬
mütigung, die nicht dadurch gemindert worden ist, daß es dank der Unterstützung


Maßgebliches und Unmaßgebliches

erwiesen und darum die von den liberalen Parteiführern stürmisch begehrte Reichs¬
tagsauflösung unterlassen.

Der Ministerwechsel in Frankreich hat sich ohne jede Beunruhigung im Lande
selbst wie im Auslande vollzogen. Soweit er eine innere französische Angelegen¬
heit ist, kümmert er uns nicht; für Deutschland können nur die künftigen Beziehungen
zu unserm westlichen Nachbarn von Interesse sein. Als Clemenceau im Oktober
1906 die Regierung übernahm, ging ihm der begründete Ruf voraus, daß er ein
unbedingter Freund Englands sei und schon darum die allen Franzosen eigne Ab¬
neigung gegen Deutschland teile. Er hat auch seinerzeit Jules Ferry gestürzt, dem
er nicht verzeihen konnte, daß er eine Versöhnungspolittk mit Deutschland einzu¬
leiten begann. Freilich war das Ministerstürzen sein Handwerk, und es war ziem¬
lich gleichgiltig, welches Ministerium und aus welchem Grunde er es zu Fall
brachte. Er hat sich später auch am Sturze Delcassts hervorragend beteiligt, was
ihm dieser nie verzeihen konnte und jetzt durch den Sturz Clsmencecms dafür Rache
genommen hat. Im übrigen zweifelt niemand daran, daß beide im Grunde des
Herzens in ihren wahren Gesinnungen für Deutschland vollkommen übereinstimmen.
Darüber macht man sich diesseits des Rheins keine Illusionen. Clemenceau, der
selbst als Ministerpräsident niemals zum Staatsmann wurde und eigentlich immer
Journalist blieb, konnte auch da der lockenden Phrase nicht gut widerstehn. Das
zeigte sich deutlich bei der Enthüllung des Denkmals für den Senator Scheurer-
Kestner im Februar vorigen Jahres, wo er in seiner Rede ganz offen aussprach:
„Was wären wir für Menschen, wenn wir fähig wären, das Elsaß der Geschichte
zu vergessen!" Das war für jeden Franzosen verständlich, aber er vergaß auch
nicht, daß er Ministerpräsident war, und sagte an andrer Stelle: „Wie wir Achtung
vor den Verträgen uns gegenüber fordern, so gedenken wir auch selbst das Beispiel
zu geben, ehrlich die Abmachungen zu beobachten, die uns binden." Das war ver¬
nünftig gedacht und gesprochen; kaum jemals ist von einem Franzosen in Verant¬
wortlicher Stellung eine Äußerung gefallen, die auch eine Anwendung auf den
Frankfurter Frieden zuläßt. Wenn die Franzosen im übrigen den Verlust unsrer
Reichslande tief und dauernd beklagen, wird ihnen das kein vernünftiger Mensch
übelnehmen, am wenigsten in Deutschland, wo aber trotzdem niemand im Zweifel
darüber ist, daß die französischen Gewehre von selbst losgehn würden, sobald eine
dritte Macht uns angreifen sollte. An dieser Grundstimmung ist vorläufig nichts
zu ändern und Clemenceau nicht darum zu tadeln, daß er sie mit seinen Lands¬
leuten teilt. Dagegen darf man ruhig anerkennen, daß trotzdem unter seinem
Ministerium die französischen Beziehungen zu Deutschland sich nicht verschlechtert
haben, sondern eher gebessert worden sind, obgleich es an Zwischenfällen und
Reibungen nicht gefehlt hat. Daß das Verdienst dafür in der Hauptsache dem
Minister Pichon, dem Freunde und Schüler CKmenceaus, gebührt, ändert ebenso¬
wenig an diesem Urteil wie die Tatsache, daß die Einsicht in Deutschlands Macht-
und Bündnisverhältnisse jede Wiederaufnahme der Politik Delcassts unmöglich macht.
Dieser ist auch diesmal bei der Kabinettsbildung gegen allen Parlamentsbrauch
nicht berücksichtigt worden.

Belehrend für zahlreiche Leute in Deutschland ist ferner der eigentliche Anlaß
zum Sturze Clemenceaus. Um seinem Gegner einen wuchtigen Schlag zu versetzen,
war er wieder einmal mehr Journalist als Staatsmann gewesen und hatte die
Wirkung seiner Worte nicht vorher bedacht. Mit dem Vorwurfe, Delcasst habe
über Frankreich die Demütigung von Algeciras gebracht, sagte er die Wahrheit, ent¬
fesselte aber den Unwillen der Kammermehrheit gegen sich. Denn Frankreich empfindet
die Tatsache, daß es von Deutschland zur Konferenz genötigt worden ist, als De¬
mütigung, die nicht dadurch gemindert worden ist, daß es dank der Unterstützung


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/250>, abgerufen am 22.07.2024.