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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Taktik der Liberalen in der letzten Phase der Steuerreform auch nur andeutet.
Die sehr warme und wohlverdiente Anerkennung der Mitwirkung der National¬
liberalen bezieht sich wohl mit besonders gewählter Redewendung auf "die Er¬
gebnisse gemeinsamer Arbeit der konservativen und liberalen Fraktionen". Man
sollte das doch nicht übersehen. Sein Wunsch, daß dieses Zusammenwirken, das
in großen nationalen Fragen für unser politisches Leben immer wieder notwendig
werden wird, wieder beginnen möge, wenn sich die Erregung unsrer Tage gelegt
haben wird, ist allen Nationalgesinnten aus der Seele gesprochen und sollte
wirklich hüben wie drüben beherzigt werden. Leider dürfte in der jetzigen stillen
Zeit anderweitiger Stoffmangel bewirken, daß der bisherige Faden in den Blättern
weitergesponnen wird. Und doch hat allein der gemeinsame Feind aller bürger¬
lichen Parteien den Vorteil davon.

Das hat die erste Neichstagsnachwahl nach dem Scheitern des Blocks in der
Pfalz unwiderleglich bewiesen, und die parteiischen Auslegungen der Blätter, in
denen jede Partei jegliche Schuld von sich abwaschen und alles den andern zu¬
schieben möchte, ändert an dem beklagenswerten Ergebnis nicht das geringste. Zunächst
ist die Wahlbeteiligung seit 1907 um 3300 Stimmen (von 29 728 auf 26376)
gesunken; der Verlust fällt selbstverständlich auf die bürgerlichen Parteien, zu denen
natürlich auch das Zentrum gehört, und er wird um so größer, als die Sozial¬
demokraten allein einen Zuwachs von rund 2000 Stimmen erfahren haben. Die
Differenz von über 4000 Stimmen ist zu zwei Dritteln den beiden streitenden
nationalen Parteien zu ungunsten ausgefallen. Dieser zwiefache Rückgang findet
seine Erklärung einmal darin, daß jene eigentlich rein nationalgesinnten Wähler,
die ihre Pflicht nur ausüben, wenn ein besondrer Ruf ergeht, weil ihnen sonst die
Mandatshascherei der Parteien widerwärtig oder gleichgiltig ist, diesmal zu Hause
geblieben sind. Zum zweiten wird von neuem die Tatsache erhärtet, daß jede
Streiterei unter den bürgerlichen Parteien, die Unzufriedne schaffen muß, diese den
Sozialdemokraten zuführt. Der Wahlkreis Neustadt-Land an ist übrigens der einzige,
den die Nationalliberalen in der Pfalz noch besitzen, und den sie über vierzig Jahre,
seit dem Zollparlament, innehaben. Jetzt kann er verloren gehn, wenn nicht der
Bund der Landwirte und auch das Zentrum ernsthaft für die Erhaltung des bürger¬
lichen Maubads einspringen, denn die Unterstützung des Bundes der Landwirte
allein dürfte kaum ausreichen. Daß seit der Finanzreform die Kampfesweise der
Liberalen aller Schattierungen gegen die beiden jetzt entscheidenden Parteigruppen
diesen das Eintreten für den liberalen Kandidaten in der Stichwahl nicht leicht
gemacht hat, braucht nicht besonders betont zu werden. Doch wir wollen das beste
hoffen. Der Verlust des Maubads würde den Liberalen zur ersten Enttäuschung
eine zweite hinzufügen, denn sie müssen bereits innegeworden sein, daß ihre An¬
nahme, die Ablehnung der Erbanfallsteuer und der Rücktritt des Fürsten Bülow
würden ihnen bei einer Reichstagsauflösung ungezählte Stimmen zuführen, ein Irr¬
tum ist. Kein Wahlkreis Wäre so günstig geartet wie der zweite pfälzische, um
für die Richtigkeit der liberalen Ansicht den Beweis zu bringen, und es hat sich
herausgestellt, daß doch kaum ein Wähler diese Auffassung der Blätter und Parlamen¬
tarier geteilt hat. Nur die Verärgerung, die man durch die Agitation gegen die
Steuerreform des sogenannten schwarzblauen Blocks hervorgerufen hat, ist den
Sozialdemokraten zugute gekommen, wie alle unbefangnen Politiker vorausgesehen
hatten. Die Liberalen haben nicht den geringsten Vorteil davon gehabt. Es war ein
schwer begreiflicher Irrtum auf ihrer Seite, daß sich die in ihren Kreisen erzeugte
Steuerstimmung auf die Wählermassen übertragen und den nationalen Auf¬
schwung vom Januar 1907 ersetzen, ja gewissermaßen übertreffen könnte. Fürst
Bülow und die Reichsregierung haben sich als die bessern Kenner der Volksseele


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Taktik der Liberalen in der letzten Phase der Steuerreform auch nur andeutet.
Die sehr warme und wohlverdiente Anerkennung der Mitwirkung der National¬
liberalen bezieht sich wohl mit besonders gewählter Redewendung auf „die Er¬
gebnisse gemeinsamer Arbeit der konservativen und liberalen Fraktionen". Man
sollte das doch nicht übersehen. Sein Wunsch, daß dieses Zusammenwirken, das
in großen nationalen Fragen für unser politisches Leben immer wieder notwendig
werden wird, wieder beginnen möge, wenn sich die Erregung unsrer Tage gelegt
haben wird, ist allen Nationalgesinnten aus der Seele gesprochen und sollte
wirklich hüben wie drüben beherzigt werden. Leider dürfte in der jetzigen stillen
Zeit anderweitiger Stoffmangel bewirken, daß der bisherige Faden in den Blättern
weitergesponnen wird. Und doch hat allein der gemeinsame Feind aller bürger¬
lichen Parteien den Vorteil davon.

Das hat die erste Neichstagsnachwahl nach dem Scheitern des Blocks in der
Pfalz unwiderleglich bewiesen, und die parteiischen Auslegungen der Blätter, in
denen jede Partei jegliche Schuld von sich abwaschen und alles den andern zu¬
schieben möchte, ändert an dem beklagenswerten Ergebnis nicht das geringste. Zunächst
ist die Wahlbeteiligung seit 1907 um 3300 Stimmen (von 29 728 auf 26376)
gesunken; der Verlust fällt selbstverständlich auf die bürgerlichen Parteien, zu denen
natürlich auch das Zentrum gehört, und er wird um so größer, als die Sozial¬
demokraten allein einen Zuwachs von rund 2000 Stimmen erfahren haben. Die
Differenz von über 4000 Stimmen ist zu zwei Dritteln den beiden streitenden
nationalen Parteien zu ungunsten ausgefallen. Dieser zwiefache Rückgang findet
seine Erklärung einmal darin, daß jene eigentlich rein nationalgesinnten Wähler,
die ihre Pflicht nur ausüben, wenn ein besondrer Ruf ergeht, weil ihnen sonst die
Mandatshascherei der Parteien widerwärtig oder gleichgiltig ist, diesmal zu Hause
geblieben sind. Zum zweiten wird von neuem die Tatsache erhärtet, daß jede
Streiterei unter den bürgerlichen Parteien, die Unzufriedne schaffen muß, diese den
Sozialdemokraten zuführt. Der Wahlkreis Neustadt-Land an ist übrigens der einzige,
den die Nationalliberalen in der Pfalz noch besitzen, und den sie über vierzig Jahre,
seit dem Zollparlament, innehaben. Jetzt kann er verloren gehn, wenn nicht der
Bund der Landwirte und auch das Zentrum ernsthaft für die Erhaltung des bürger¬
lichen Maubads einspringen, denn die Unterstützung des Bundes der Landwirte
allein dürfte kaum ausreichen. Daß seit der Finanzreform die Kampfesweise der
Liberalen aller Schattierungen gegen die beiden jetzt entscheidenden Parteigruppen
diesen das Eintreten für den liberalen Kandidaten in der Stichwahl nicht leicht
gemacht hat, braucht nicht besonders betont zu werden. Doch wir wollen das beste
hoffen. Der Verlust des Maubads würde den Liberalen zur ersten Enttäuschung
eine zweite hinzufügen, denn sie müssen bereits innegeworden sein, daß ihre An¬
nahme, die Ablehnung der Erbanfallsteuer und der Rücktritt des Fürsten Bülow
würden ihnen bei einer Reichstagsauflösung ungezählte Stimmen zuführen, ein Irr¬
tum ist. Kein Wahlkreis Wäre so günstig geartet wie der zweite pfälzische, um
für die Richtigkeit der liberalen Ansicht den Beweis zu bringen, und es hat sich
herausgestellt, daß doch kaum ein Wähler diese Auffassung der Blätter und Parlamen¬
tarier geteilt hat. Nur die Verärgerung, die man durch die Agitation gegen die
Steuerreform des sogenannten schwarzblauen Blocks hervorgerufen hat, ist den
Sozialdemokraten zugute gekommen, wie alle unbefangnen Politiker vorausgesehen
hatten. Die Liberalen haben nicht den geringsten Vorteil davon gehabt. Es war ein
schwer begreiflicher Irrtum auf ihrer Seite, daß sich die in ihren Kreisen erzeugte
Steuerstimmung auf die Wählermassen übertragen und den nationalen Auf¬
schwung vom Januar 1907 ersetzen, ja gewissermaßen übertreffen könnte. Fürst
Bülow und die Reichsregierung haben sich als die bessern Kenner der Volksseele


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[0249] Maßgebliches und Unmaßgebliches Taktik der Liberalen in der letzten Phase der Steuerreform auch nur andeutet. Die sehr warme und wohlverdiente Anerkennung der Mitwirkung der National¬ liberalen bezieht sich wohl mit besonders gewählter Redewendung auf „die Er¬ gebnisse gemeinsamer Arbeit der konservativen und liberalen Fraktionen". Man sollte das doch nicht übersehen. Sein Wunsch, daß dieses Zusammenwirken, das in großen nationalen Fragen für unser politisches Leben immer wieder notwendig werden wird, wieder beginnen möge, wenn sich die Erregung unsrer Tage gelegt haben wird, ist allen Nationalgesinnten aus der Seele gesprochen und sollte wirklich hüben wie drüben beherzigt werden. Leider dürfte in der jetzigen stillen Zeit anderweitiger Stoffmangel bewirken, daß der bisherige Faden in den Blättern weitergesponnen wird. Und doch hat allein der gemeinsame Feind aller bürger¬ lichen Parteien den Vorteil davon. Das hat die erste Neichstagsnachwahl nach dem Scheitern des Blocks in der Pfalz unwiderleglich bewiesen, und die parteiischen Auslegungen der Blätter, in denen jede Partei jegliche Schuld von sich abwaschen und alles den andern zu¬ schieben möchte, ändert an dem beklagenswerten Ergebnis nicht das geringste. Zunächst ist die Wahlbeteiligung seit 1907 um 3300 Stimmen (von 29 728 auf 26376) gesunken; der Verlust fällt selbstverständlich auf die bürgerlichen Parteien, zu denen natürlich auch das Zentrum gehört, und er wird um so größer, als die Sozial¬ demokraten allein einen Zuwachs von rund 2000 Stimmen erfahren haben. Die Differenz von über 4000 Stimmen ist zu zwei Dritteln den beiden streitenden nationalen Parteien zu ungunsten ausgefallen. Dieser zwiefache Rückgang findet seine Erklärung einmal darin, daß jene eigentlich rein nationalgesinnten Wähler, die ihre Pflicht nur ausüben, wenn ein besondrer Ruf ergeht, weil ihnen sonst die Mandatshascherei der Parteien widerwärtig oder gleichgiltig ist, diesmal zu Hause geblieben sind. Zum zweiten wird von neuem die Tatsache erhärtet, daß jede Streiterei unter den bürgerlichen Parteien, die Unzufriedne schaffen muß, diese den Sozialdemokraten zuführt. Der Wahlkreis Neustadt-Land an ist übrigens der einzige, den die Nationalliberalen in der Pfalz noch besitzen, und den sie über vierzig Jahre, seit dem Zollparlament, innehaben. Jetzt kann er verloren gehn, wenn nicht der Bund der Landwirte und auch das Zentrum ernsthaft für die Erhaltung des bürger¬ lichen Maubads einspringen, denn die Unterstützung des Bundes der Landwirte allein dürfte kaum ausreichen. Daß seit der Finanzreform die Kampfesweise der Liberalen aller Schattierungen gegen die beiden jetzt entscheidenden Parteigruppen diesen das Eintreten für den liberalen Kandidaten in der Stichwahl nicht leicht gemacht hat, braucht nicht besonders betont zu werden. Doch wir wollen das beste hoffen. Der Verlust des Maubads würde den Liberalen zur ersten Enttäuschung eine zweite hinzufügen, denn sie müssen bereits innegeworden sein, daß ihre An¬ nahme, die Ablehnung der Erbanfallsteuer und der Rücktritt des Fürsten Bülow würden ihnen bei einer Reichstagsauflösung ungezählte Stimmen zuführen, ein Irr¬ tum ist. Kein Wahlkreis Wäre so günstig geartet wie der zweite pfälzische, um für die Richtigkeit der liberalen Ansicht den Beweis zu bringen, und es hat sich herausgestellt, daß doch kaum ein Wähler diese Auffassung der Blätter und Parlamen¬ tarier geteilt hat. Nur die Verärgerung, die man durch die Agitation gegen die Steuerreform des sogenannten schwarzblauen Blocks hervorgerufen hat, ist den Sozialdemokraten zugute gekommen, wie alle unbefangnen Politiker vorausgesehen hatten. Die Liberalen haben nicht den geringsten Vorteil davon gehabt. Es war ein schwer begreiflicher Irrtum auf ihrer Seite, daß sich die in ihren Kreisen erzeugte Steuerstimmung auf die Wählermassen übertragen und den nationalen Auf¬ schwung vom Januar 1907 ersetzen, ja gewissermaßen übertreffen könnte. Fürst Bülow und die Reichsregierung haben sich als die bessern Kenner der Volksseele

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/249>, abgerufen am 22.12.2024.