Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches aller deutschgegnerischen Mächte glimpflich genug weggekommen ist. Das feine Eine Geschichte des Deutschen Ritterordens*) aus der Feder eines Wir sehen die ersten Keime des Deutschordens in Palästina, das "Hospital Hier liegt wohl auch für den Laien oder den Politiker im weitern Sinne *) Geschichte des Deutschen Ritterordens, von M, Ocker, Oberleutnant im Deutschordens-
Jnfanterieregiment. Erster Band mit 36 Abbildungen, 4 Karten und 2 Tabellen. Verlag von E. Wernichs Buchdruckerei in Elbing. Maßgebliches und Unmaßgebliches aller deutschgegnerischen Mächte glimpflich genug weggekommen ist. Das feine Eine Geschichte des Deutschen Ritterordens*) aus der Feder eines Wir sehen die ersten Keime des Deutschordens in Palästina, das „Hospital Hier liegt wohl auch für den Laien oder den Politiker im weitern Sinne *) Geschichte des Deutschen Ritterordens, von M, Ocker, Oberleutnant im Deutschordens-
Jnfanterieregiment. Erster Band mit 36 Abbildungen, 4 Karten und 2 Tabellen. Verlag von E. Wernichs Buchdruckerei in Elbing. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0251" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/313954"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1060" prev="#ID_1059"> aller deutschgegnerischen Mächte glimpflich genug weggekommen ist. Das feine<lb/> Nationalgefühl der Franzosen leidet aber nicht, daß man dergleichen öffentlich an¬<lb/> erkennt. Mmenceau hatte das getan, und sofort wandte sich die Mehrheit gegen<lb/> ihn. Für Deutsche ist dieses feine nationale Ehrgefühl der Franzosen sehr lehrreich.<lb/> Zugleich ersieht man daraus, daß die Ansicht des Auslandes über die Konferenz<lb/> von Algeciras ganz anders aussieht als die landläufige Meinung in Deutschland.<lb/> Noch kürzlich beim Rücktritt Bülows wurde sie in der Presse fast allgemein als<lb/> Mißerfolg hingestellt. Konferenzen und Schiedsgerichte bringen doch aber nie einen<lb/> vollen Erfolg, der kann nur durch so entscheidende Kriege erzielt werden, wie sie<lb/> Preußen-Deutschland vor vier Jahrzehnten zu führen vermochte, sonst auch nicht,<lb/> wie das letzthin noch Japan erfahren hat. Das sollten sich namentlich alle zu<lb/> Gemüte führen, die für Schiedsgerichte u. tgi. schwärmen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Eine Geschichte des Deutschen Ritterordens*)</head> <p xml:id="ID_1061"> aus der Feder eines<lb/> Offiziers wird manchem als eine willkommne Ergänzung zu den bisherigen Ergeb¬<lb/> nissen der Forschung erscheinen, die meist nur einen Teil oder Zweig des viel¬<lb/> gestaltigen Ordensgebildes einzeln behandeln. Hier liegt eine Arbeit vor, die aus<lb/> den Ergebnissen der neuesten Untersuchungen das für die Gesamtentwicklung des<lb/> Deutschen Ordens entscheidende herausheben und zu einem auch dem Laien ver¬<lb/> ständlichen Bilde aufbauen möchte. Der fertige erste Band behandelt die Geschichte<lb/> des Ordens bis zum Eintritt in den großen Preußenkampf, also bis zum Beginn<lb/> der Kolonisation im Wendengebiet, die ihren krönenden Abschluß als Sinnbild<lb/> germanischer Gedankenkühnheit in dem stolzen Bau am Nogatufer fand, in der<lb/> Marienburg.</p><lb/> <p xml:id="ID_1062"> Wir sehen die ersten Keime des Deutschordens in Palästina, das „Hospital<lb/> zu Won" und das „Haus der Deutschen in Jerusalem" (1198), dann die Be¬<lb/> fruchtung der abendländischen Kultur durch die Kreuzzüge; die Romanisierungs-<lb/> bestrebungen der Kirche und die Gegenbestrebungen. Aus diesem ewigen Wider¬<lb/> streit zwischen den Päpsten und den deutschen Kaisern mit ihren Wirrungen tritt<lb/> damals schon als überragende Gestalt der Hochmeister Hermann v. Salza hervor,<lb/> der als vertrauter Vermittler beider Parteien oft die Vorteile der Lage für den<lb/> Deutschen Orden auszunutzen verstand. Ein hervorragender Kopf, der früh schon<lb/> erkannte, daß eine kluge Boden- und Wirtschaftspolitik neben der militärischen<lb/> Organisation notwendig sei, um dem Orden der Deutschherren einen Rückhalt im<lb/> eignen Lande zu geben, wie ihn die Templer auf französischem Boden, die Johanniter<lb/> auf den Inseln des Mittelmeeres Planmäßig entfaltet hatten. Der erste Versuch<lb/> einer Kolonisation in Ungarn mißlang (1211 bis 1225) infolge der Widerrufung<lb/> der Schenkung des Burzenlandes an die Ritter durch den König Andreas von<lb/> Ungarn. Die Versuche der Wiedereinsetzung des Ordens in seine Rechte in Sieben¬<lb/> bürgen sind jahrelang noch vom Hochmeister fortgesetzt worden; aber blieb auch das<lb/> Land endgiltig verloren, der Orden hat doch auch hier nicht vergeblich gearbeitet.<lb/> Deutsche Ansiedler, die er ins Land gebracht, blieben zurück, und noch heute gehört<lb/> das alte „Burzenland" mit seinen wohlhabenden, geordneten Gemeinwesen zu den<lb/> blühenden deutschen Sprachinseln in Ungarn.</p><lb/> <p xml:id="ID_1063" next="#ID_1064"> Hier liegt wohl auch für den Laien oder den Politiker im weitern Sinne<lb/> der bedeutsame Inhalt des Werkes: die vorbildlichen Kolonisatoren des Deutschtums<lb/> in der Ostmark waren Männer von Stahl, mit Helm und Schwert und hartem Willen.<lb/> Nicht von blassen Humanitätsideen sind sie ausgegangen, obwohl der Grund-</p><lb/> <note xml:id="FID_14" place="foot"> *) Geschichte des Deutschen Ritterordens, von M, Ocker, Oberleutnant im Deutschordens-<lb/> Jnfanterieregiment. Erster Band mit 36 Abbildungen, 4 Karten und 2 Tabellen. Verlag von<lb/> E. Wernichs Buchdruckerei in Elbing.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0251]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
aller deutschgegnerischen Mächte glimpflich genug weggekommen ist. Das feine
Nationalgefühl der Franzosen leidet aber nicht, daß man dergleichen öffentlich an¬
erkennt. Mmenceau hatte das getan, und sofort wandte sich die Mehrheit gegen
ihn. Für Deutsche ist dieses feine nationale Ehrgefühl der Franzosen sehr lehrreich.
Zugleich ersieht man daraus, daß die Ansicht des Auslandes über die Konferenz
von Algeciras ganz anders aussieht als die landläufige Meinung in Deutschland.
Noch kürzlich beim Rücktritt Bülows wurde sie in der Presse fast allgemein als
Mißerfolg hingestellt. Konferenzen und Schiedsgerichte bringen doch aber nie einen
vollen Erfolg, der kann nur durch so entscheidende Kriege erzielt werden, wie sie
Preußen-Deutschland vor vier Jahrzehnten zu führen vermochte, sonst auch nicht,
wie das letzthin noch Japan erfahren hat. Das sollten sich namentlich alle zu
Gemüte führen, die für Schiedsgerichte u. tgi. schwärmen.
Eine Geschichte des Deutschen Ritterordens*) aus der Feder eines
Offiziers wird manchem als eine willkommne Ergänzung zu den bisherigen Ergeb¬
nissen der Forschung erscheinen, die meist nur einen Teil oder Zweig des viel¬
gestaltigen Ordensgebildes einzeln behandeln. Hier liegt eine Arbeit vor, die aus
den Ergebnissen der neuesten Untersuchungen das für die Gesamtentwicklung des
Deutschen Ordens entscheidende herausheben und zu einem auch dem Laien ver¬
ständlichen Bilde aufbauen möchte. Der fertige erste Band behandelt die Geschichte
des Ordens bis zum Eintritt in den großen Preußenkampf, also bis zum Beginn
der Kolonisation im Wendengebiet, die ihren krönenden Abschluß als Sinnbild
germanischer Gedankenkühnheit in dem stolzen Bau am Nogatufer fand, in der
Marienburg.
Wir sehen die ersten Keime des Deutschordens in Palästina, das „Hospital
zu Won" und das „Haus der Deutschen in Jerusalem" (1198), dann die Be¬
fruchtung der abendländischen Kultur durch die Kreuzzüge; die Romanisierungs-
bestrebungen der Kirche und die Gegenbestrebungen. Aus diesem ewigen Wider¬
streit zwischen den Päpsten und den deutschen Kaisern mit ihren Wirrungen tritt
damals schon als überragende Gestalt der Hochmeister Hermann v. Salza hervor,
der als vertrauter Vermittler beider Parteien oft die Vorteile der Lage für den
Deutschen Orden auszunutzen verstand. Ein hervorragender Kopf, der früh schon
erkannte, daß eine kluge Boden- und Wirtschaftspolitik neben der militärischen
Organisation notwendig sei, um dem Orden der Deutschherren einen Rückhalt im
eignen Lande zu geben, wie ihn die Templer auf französischem Boden, die Johanniter
auf den Inseln des Mittelmeeres Planmäßig entfaltet hatten. Der erste Versuch
einer Kolonisation in Ungarn mißlang (1211 bis 1225) infolge der Widerrufung
der Schenkung des Burzenlandes an die Ritter durch den König Andreas von
Ungarn. Die Versuche der Wiedereinsetzung des Ordens in seine Rechte in Sieben¬
bürgen sind jahrelang noch vom Hochmeister fortgesetzt worden; aber blieb auch das
Land endgiltig verloren, der Orden hat doch auch hier nicht vergeblich gearbeitet.
Deutsche Ansiedler, die er ins Land gebracht, blieben zurück, und noch heute gehört
das alte „Burzenland" mit seinen wohlhabenden, geordneten Gemeinwesen zu den
blühenden deutschen Sprachinseln in Ungarn.
Hier liegt wohl auch für den Laien oder den Politiker im weitern Sinne
der bedeutsame Inhalt des Werkes: die vorbildlichen Kolonisatoren des Deutschtums
in der Ostmark waren Männer von Stahl, mit Helm und Schwert und hartem Willen.
Nicht von blassen Humanitätsideen sind sie ausgegangen, obwohl der Grund-
*) Geschichte des Deutschen Ritterordens, von M, Ocker, Oberleutnant im Deutschordens-
Jnfanterieregiment. Erster Band mit 36 Abbildungen, 4 Karten und 2 Tabellen. Verlag von
E. Wernichs Buchdruckerei in Elbing.
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