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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Vorgeschichte der französischen Revolution von l.739

Weiter arbeiten wie jetzt und immer nur Chinesen der untern Volkskreise be¬
kehren, dann erreichen wir in vielen Jahrhunderten nicht das ersehnte Ziel.
Deshalb will ich für meine Person versuchen, die Sache am andern Ende an¬
zufangen, indem ich mich an die leitenden Kreise in Peking wende, um diese
allmählich für das Missionswerk zu interessieren. Das war vor zehn bis elf
Jahren. Dr. Neid, dem es damals in der Tat schon gelungen war, mit manchen
Großwürdenträgern Bekanntschaften anzuknüpfen, wollte in der Hauptstadt ein
sogenanntes Internationales Institut einrichten, worin Vorträge aller Art für
die gebildeten Klassen gehalten werden sollten. Der Gedanke war nicht übel,
und es gelang seinem Urheber auch, die Mittel dafür durch Sammlungen in
Amerika und in Europa zusammenzubringen. Aber unglücklicherweise folgte
bald darauf die Boxerzeit, die alles in Frage stellte. Nach der Beilegung der
Wirren schien es Dr. Neid nicht mehr aussichtsreich genug zu sein, sein Institut
in Peking zu errichten. Er wählte nun statt dessen Schanghai. Dort vermag
er jedoch für den Zweck, den der Urheber anfänglich im Auge hatte, bei weitem
nicht so gut zu wirken wie in der Hauptstadt. Es würde fast genau dasselbe
sein, wie wenn jemand, der die leitenden Persönlichkeiten des Deutschen Reichs
beeinflussen wollte, sich gezwungen sähe, in Hamburg zu wohnen anstatt
in Berlin.

Zu erwähnen bleibt noch, daß man es nicht unversucht gelassen hat, sich
mit dem Evangelium unmittelbar an die verstorbne Kaiserin-Witwe zu wenden.
Europäische und amerikanische, in China lebende Damen verehrten ihr nämlich
vor einigen Jahren eine schön ausgestattete Bibel in chinesischer Sprache. Die
Herrscherin hat das Geschenk freundlich entgegengenommen, ohne daß jedoch
weitere Folgen damit verbunden gewesen wären.




Vorgeschichte der französischen Revolution von ^78H
von Hermann Jac nicke 1

n den Grenzboten von 1906 III S. 240 ff. und S. 289 ff.
haben wir die Vorgeschichte der französischen Revolution von
1789 bis zu dem Angenblicke verfolgt, wo Calonne seine große
Staatsreform in Angriff nahm und der ersten Notabelnver-
smnmlung zur Begutachtung unterbreitete. Mit diesem Ereignis
schloß Adalbert Wahl den ersten Band seines bedeutsamen Werkes, dem er
nunmehr den zweiten und zugleich letzten Band hat folgen lassen.*) Bemerkens-



Vorgeschichte der französischen Revolution. Ein Versuch. Zweiter Band. Tübingen,
I. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1907. -- Im Leipziger Literarischen Zentralblatt vom
Vorgeschichte der französischen Revolution von l.739

Weiter arbeiten wie jetzt und immer nur Chinesen der untern Volkskreise be¬
kehren, dann erreichen wir in vielen Jahrhunderten nicht das ersehnte Ziel.
Deshalb will ich für meine Person versuchen, die Sache am andern Ende an¬
zufangen, indem ich mich an die leitenden Kreise in Peking wende, um diese
allmählich für das Missionswerk zu interessieren. Das war vor zehn bis elf
Jahren. Dr. Neid, dem es damals in der Tat schon gelungen war, mit manchen
Großwürdenträgern Bekanntschaften anzuknüpfen, wollte in der Hauptstadt ein
sogenanntes Internationales Institut einrichten, worin Vorträge aller Art für
die gebildeten Klassen gehalten werden sollten. Der Gedanke war nicht übel,
und es gelang seinem Urheber auch, die Mittel dafür durch Sammlungen in
Amerika und in Europa zusammenzubringen. Aber unglücklicherweise folgte
bald darauf die Boxerzeit, die alles in Frage stellte. Nach der Beilegung der
Wirren schien es Dr. Neid nicht mehr aussichtsreich genug zu sein, sein Institut
in Peking zu errichten. Er wählte nun statt dessen Schanghai. Dort vermag
er jedoch für den Zweck, den der Urheber anfänglich im Auge hatte, bei weitem
nicht so gut zu wirken wie in der Hauptstadt. Es würde fast genau dasselbe
sein, wie wenn jemand, der die leitenden Persönlichkeiten des Deutschen Reichs
beeinflussen wollte, sich gezwungen sähe, in Hamburg zu wohnen anstatt
in Berlin.

Zu erwähnen bleibt noch, daß man es nicht unversucht gelassen hat, sich
mit dem Evangelium unmittelbar an die verstorbne Kaiserin-Witwe zu wenden.
Europäische und amerikanische, in China lebende Damen verehrten ihr nämlich
vor einigen Jahren eine schön ausgestattete Bibel in chinesischer Sprache. Die
Herrscherin hat das Geschenk freundlich entgegengenommen, ohne daß jedoch
weitere Folgen damit verbunden gewesen wären.




Vorgeschichte der französischen Revolution von ^78H
von Hermann Jac nicke 1

n den Grenzboten von 1906 III S. 240 ff. und S. 289 ff.
haben wir die Vorgeschichte der französischen Revolution von
1789 bis zu dem Angenblicke verfolgt, wo Calonne seine große
Staatsreform in Angriff nahm und der ersten Notabelnver-
smnmlung zur Begutachtung unterbreitete. Mit diesem Ereignis
schloß Adalbert Wahl den ersten Band seines bedeutsamen Werkes, dem er
nunmehr den zweiten und zugleich letzten Band hat folgen lassen.*) Bemerkens-



Vorgeschichte der französischen Revolution. Ein Versuch. Zweiter Band. Tübingen,
I. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1907. — Im Leipziger Literarischen Zentralblatt vom
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[0209] Vorgeschichte der französischen Revolution von l.739 Weiter arbeiten wie jetzt und immer nur Chinesen der untern Volkskreise be¬ kehren, dann erreichen wir in vielen Jahrhunderten nicht das ersehnte Ziel. Deshalb will ich für meine Person versuchen, die Sache am andern Ende an¬ zufangen, indem ich mich an die leitenden Kreise in Peking wende, um diese allmählich für das Missionswerk zu interessieren. Das war vor zehn bis elf Jahren. Dr. Neid, dem es damals in der Tat schon gelungen war, mit manchen Großwürdenträgern Bekanntschaften anzuknüpfen, wollte in der Hauptstadt ein sogenanntes Internationales Institut einrichten, worin Vorträge aller Art für die gebildeten Klassen gehalten werden sollten. Der Gedanke war nicht übel, und es gelang seinem Urheber auch, die Mittel dafür durch Sammlungen in Amerika und in Europa zusammenzubringen. Aber unglücklicherweise folgte bald darauf die Boxerzeit, die alles in Frage stellte. Nach der Beilegung der Wirren schien es Dr. Neid nicht mehr aussichtsreich genug zu sein, sein Institut in Peking zu errichten. Er wählte nun statt dessen Schanghai. Dort vermag er jedoch für den Zweck, den der Urheber anfänglich im Auge hatte, bei weitem nicht so gut zu wirken wie in der Hauptstadt. Es würde fast genau dasselbe sein, wie wenn jemand, der die leitenden Persönlichkeiten des Deutschen Reichs beeinflussen wollte, sich gezwungen sähe, in Hamburg zu wohnen anstatt in Berlin. Zu erwähnen bleibt noch, daß man es nicht unversucht gelassen hat, sich mit dem Evangelium unmittelbar an die verstorbne Kaiserin-Witwe zu wenden. Europäische und amerikanische, in China lebende Damen verehrten ihr nämlich vor einigen Jahren eine schön ausgestattete Bibel in chinesischer Sprache. Die Herrscherin hat das Geschenk freundlich entgegengenommen, ohne daß jedoch weitere Folgen damit verbunden gewesen wären. Vorgeschichte der französischen Revolution von ^78H von Hermann Jac nicke 1 n den Grenzboten von 1906 III S. 240 ff. und S. 289 ff. haben wir die Vorgeschichte der französischen Revolution von 1789 bis zu dem Angenblicke verfolgt, wo Calonne seine große Staatsreform in Angriff nahm und der ersten Notabelnver- smnmlung zur Begutachtung unterbreitete. Mit diesem Ereignis schloß Adalbert Wahl den ersten Band seines bedeutsamen Werkes, dem er nunmehr den zweiten und zugleich letzten Band hat folgen lassen.*) Bemerkens- Vorgeschichte der französischen Revolution. Ein Versuch. Zweiter Band. Tübingen, I. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1907. — Im Leipziger Literarischen Zentralblatt vom

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/209>, abgerufen am 22.07.2024.