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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Meine Jugend und die Religion

hinten gesehen erschien mir ein Priester im Ornat mit dem gesenkten Haupte, dem
breiten, den Nacken deckenden Amictus, dem bunt schillernden, plumpen, unten
gerundeten Meßgewand und dem Chorhemd darunter wie ein riesiger Käfer mit
breiten, noch geschloßnen Flügeldecken, unter denen die gefalteten Flügel hervor¬
schauten, bereit, sich mit gewaltigem Summen aufzuschwingen; aber ich empfand
bei dieser Vorstellung keine Heiterkeit, sondern eher ein Grauen. Ich war kein
keckes Kind, und kein unfreundliches Wort Erwachsner hatte mich gegen die Kirche
und gegen die Priester eingenommen. Niemand wußte von dem Grauen, das mir,
-- seit meine Phantasie den Weg in den fernen Westen gefunden hatte, allmählich
weniger quälend -- die Kirchen einflößten, und von der Abneigung, die ich gegen
die Priester und ihre Gehilfen empfand. Diese Gefühle verleiteten mich nie zu
einer Verletzung der Achtung vor dem Gotteshause und vor den Priestern. Sie
waren ganz von selbst in mir entstanden, und heute noch empfinde ich wie in
meiner Kinderzeit das lange Gewand "ut gar den Gürtel mit der Schärpe als eine
Entstellung und Herabwürdigung der Männer, die diese Gewänder tragen müssen.
Erst recht, seitdem ich erfahren habe, wie manches treue, mutige, gütige Männer¬
herz unter der sonderbaren Hülle schlägt.

Als mein Gemüt, durch die Lektüre der Jndianergeschichten gestählt, allmählich
von den furchtbaren Eindrücken der Altar- und Jahrmarktbilder, der Reliquien
und der Grüfte, der Legende, der Tagesereignisse genesen war, kam etwas andres
meiner Art Fremdes und Feindliches in mein Leben. Wir bekamen die Beicht¬
gebete zu lernen. Ich prägte mir die Worte ein, sie blieben mir zum Teil dunkel.
Diese Gebete waren kurz, nicht allzu überschwenglich, aber einem Kinde, das so
scheu wie ich seine Gefühle verbarg, das das Wort lieb in der Anrede auch den
Eltern gegenüber sorgfältig vermied und in dem dunkeln Gefühl, eine Unwahrheit
zu sagen, bei den Worten "lieber Gott" ein Unbehagen empfand und errötete, war
es nichts Leichtes, sich vor Gott, dem Heiland, der Mutter des Heilands, allen
lieben Heiligen und dem Priester an Gottes Statt als armen, sündigen Menschen
anzuklagen. Ich habe wohl wie die meisten Kinder aus Not gelogen, aber Gefühle
zu lügen, das trieb mir schon damals die Schamröte ins Gesicht. Ich war trotz
meiner Empfindlichkeit gegen Schreckensbilder und -geschichten kein schwaches Kind,
ich bäumte mich dagegen auf, ein Unrecht zu bekennen, und suchte Unarten, deren
ich bewußt wurde, wenn der Trotz, das erste Gefühl, das die Selbsterkenntnis
weckte, vorüber war, durch Wohlverhalten, nicht durch eine Bitte um Verzeihung
zu sühnen. Die Selbstanklage der Beichte drückte mich deshalb schwer, und nur
mit tiefem Widerwillen konnte ich die Worte der Reuegebets: diese und alle Sünden
meines Lebens sind mir leid und reuen mich vom Grunde meines Herzens, weil
ich Gott, das höchste, beste Gut, das ich nun über alles liebe, beleidigt habe, denken
oder sprechen. Mir war damals das Aussprechen meiner wahren Gefühle schmerzlich
und widerlich wie das Erbrechen. Und nun sollte ich von einer Reue und einer
Liebe sprechen, die ich weder verstand noch empfand.

So waren mir schon die Beichtgebete eine Last, und vor dem Beichten selbst
war mir sehr bang, nicht weil ich meine Sünden überschätzte, sondern weil mir die
Gefühlsphrasen, womit der Akt verziert war, widerwärtig waren. Nun setzte sich
der Lehrer eines Tags zur Einübung des Beichtzeremoniells auf dem Katheder
Zurecht und ließ uns zu seiner Rechten und zu seiner Linken einen nach dem andern
herantreten. Er selbst markierte den Priester, der Katheder den Beichtstuhl. Er
wandte sich zuerst nach rechts und machte mit der Hand das Kreuzzeichen über den
zunächststehenden Schüler. Das war ich. Nun mußte ich das Kreuzzeichen auf
Stirn und Lippen und Brust wiederholen und dann das Beichtgebet sprechen. Eine


Meine Jugend und die Religion

hinten gesehen erschien mir ein Priester im Ornat mit dem gesenkten Haupte, dem
breiten, den Nacken deckenden Amictus, dem bunt schillernden, plumpen, unten
gerundeten Meßgewand und dem Chorhemd darunter wie ein riesiger Käfer mit
breiten, noch geschloßnen Flügeldecken, unter denen die gefalteten Flügel hervor¬
schauten, bereit, sich mit gewaltigem Summen aufzuschwingen; aber ich empfand
bei dieser Vorstellung keine Heiterkeit, sondern eher ein Grauen. Ich war kein
keckes Kind, und kein unfreundliches Wort Erwachsner hatte mich gegen die Kirche
und gegen die Priester eingenommen. Niemand wußte von dem Grauen, das mir,
— seit meine Phantasie den Weg in den fernen Westen gefunden hatte, allmählich
weniger quälend — die Kirchen einflößten, und von der Abneigung, die ich gegen
die Priester und ihre Gehilfen empfand. Diese Gefühle verleiteten mich nie zu
einer Verletzung der Achtung vor dem Gotteshause und vor den Priestern. Sie
waren ganz von selbst in mir entstanden, und heute noch empfinde ich wie in
meiner Kinderzeit das lange Gewand »ut gar den Gürtel mit der Schärpe als eine
Entstellung und Herabwürdigung der Männer, die diese Gewänder tragen müssen.
Erst recht, seitdem ich erfahren habe, wie manches treue, mutige, gütige Männer¬
herz unter der sonderbaren Hülle schlägt.

Als mein Gemüt, durch die Lektüre der Jndianergeschichten gestählt, allmählich
von den furchtbaren Eindrücken der Altar- und Jahrmarktbilder, der Reliquien
und der Grüfte, der Legende, der Tagesereignisse genesen war, kam etwas andres
meiner Art Fremdes und Feindliches in mein Leben. Wir bekamen die Beicht¬
gebete zu lernen. Ich prägte mir die Worte ein, sie blieben mir zum Teil dunkel.
Diese Gebete waren kurz, nicht allzu überschwenglich, aber einem Kinde, das so
scheu wie ich seine Gefühle verbarg, das das Wort lieb in der Anrede auch den
Eltern gegenüber sorgfältig vermied und in dem dunkeln Gefühl, eine Unwahrheit
zu sagen, bei den Worten „lieber Gott" ein Unbehagen empfand und errötete, war
es nichts Leichtes, sich vor Gott, dem Heiland, der Mutter des Heilands, allen
lieben Heiligen und dem Priester an Gottes Statt als armen, sündigen Menschen
anzuklagen. Ich habe wohl wie die meisten Kinder aus Not gelogen, aber Gefühle
zu lügen, das trieb mir schon damals die Schamröte ins Gesicht. Ich war trotz
meiner Empfindlichkeit gegen Schreckensbilder und -geschichten kein schwaches Kind,
ich bäumte mich dagegen auf, ein Unrecht zu bekennen, und suchte Unarten, deren
ich bewußt wurde, wenn der Trotz, das erste Gefühl, das die Selbsterkenntnis
weckte, vorüber war, durch Wohlverhalten, nicht durch eine Bitte um Verzeihung
zu sühnen. Die Selbstanklage der Beichte drückte mich deshalb schwer, und nur
mit tiefem Widerwillen konnte ich die Worte der Reuegebets: diese und alle Sünden
meines Lebens sind mir leid und reuen mich vom Grunde meines Herzens, weil
ich Gott, das höchste, beste Gut, das ich nun über alles liebe, beleidigt habe, denken
oder sprechen. Mir war damals das Aussprechen meiner wahren Gefühle schmerzlich
und widerlich wie das Erbrechen. Und nun sollte ich von einer Reue und einer
Liebe sprechen, die ich weder verstand noch empfand.

So waren mir schon die Beichtgebete eine Last, und vor dem Beichten selbst
war mir sehr bang, nicht weil ich meine Sünden überschätzte, sondern weil mir die
Gefühlsphrasen, womit der Akt verziert war, widerwärtig waren. Nun setzte sich
der Lehrer eines Tags zur Einübung des Beichtzeremoniells auf dem Katheder
Zurecht und ließ uns zu seiner Rechten und zu seiner Linken einen nach dem andern
herantreten. Er selbst markierte den Priester, der Katheder den Beichtstuhl. Er
wandte sich zuerst nach rechts und machte mit der Hand das Kreuzzeichen über den
zunächststehenden Schüler. Das war ich. Nun mußte ich das Kreuzzeichen auf
Stirn und Lippen und Brust wiederholen und dann das Beichtgebet sprechen. Eine


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[0139] Meine Jugend und die Religion hinten gesehen erschien mir ein Priester im Ornat mit dem gesenkten Haupte, dem breiten, den Nacken deckenden Amictus, dem bunt schillernden, plumpen, unten gerundeten Meßgewand und dem Chorhemd darunter wie ein riesiger Käfer mit breiten, noch geschloßnen Flügeldecken, unter denen die gefalteten Flügel hervor¬ schauten, bereit, sich mit gewaltigem Summen aufzuschwingen; aber ich empfand bei dieser Vorstellung keine Heiterkeit, sondern eher ein Grauen. Ich war kein keckes Kind, und kein unfreundliches Wort Erwachsner hatte mich gegen die Kirche und gegen die Priester eingenommen. Niemand wußte von dem Grauen, das mir, — seit meine Phantasie den Weg in den fernen Westen gefunden hatte, allmählich weniger quälend — die Kirchen einflößten, und von der Abneigung, die ich gegen die Priester und ihre Gehilfen empfand. Diese Gefühle verleiteten mich nie zu einer Verletzung der Achtung vor dem Gotteshause und vor den Priestern. Sie waren ganz von selbst in mir entstanden, und heute noch empfinde ich wie in meiner Kinderzeit das lange Gewand »ut gar den Gürtel mit der Schärpe als eine Entstellung und Herabwürdigung der Männer, die diese Gewänder tragen müssen. Erst recht, seitdem ich erfahren habe, wie manches treue, mutige, gütige Männer¬ herz unter der sonderbaren Hülle schlägt. Als mein Gemüt, durch die Lektüre der Jndianergeschichten gestählt, allmählich von den furchtbaren Eindrücken der Altar- und Jahrmarktbilder, der Reliquien und der Grüfte, der Legende, der Tagesereignisse genesen war, kam etwas andres meiner Art Fremdes und Feindliches in mein Leben. Wir bekamen die Beicht¬ gebete zu lernen. Ich prägte mir die Worte ein, sie blieben mir zum Teil dunkel. Diese Gebete waren kurz, nicht allzu überschwenglich, aber einem Kinde, das so scheu wie ich seine Gefühle verbarg, das das Wort lieb in der Anrede auch den Eltern gegenüber sorgfältig vermied und in dem dunkeln Gefühl, eine Unwahrheit zu sagen, bei den Worten „lieber Gott" ein Unbehagen empfand und errötete, war es nichts Leichtes, sich vor Gott, dem Heiland, der Mutter des Heilands, allen lieben Heiligen und dem Priester an Gottes Statt als armen, sündigen Menschen anzuklagen. Ich habe wohl wie die meisten Kinder aus Not gelogen, aber Gefühle zu lügen, das trieb mir schon damals die Schamröte ins Gesicht. Ich war trotz meiner Empfindlichkeit gegen Schreckensbilder und -geschichten kein schwaches Kind, ich bäumte mich dagegen auf, ein Unrecht zu bekennen, und suchte Unarten, deren ich bewußt wurde, wenn der Trotz, das erste Gefühl, das die Selbsterkenntnis weckte, vorüber war, durch Wohlverhalten, nicht durch eine Bitte um Verzeihung zu sühnen. Die Selbstanklage der Beichte drückte mich deshalb schwer, und nur mit tiefem Widerwillen konnte ich die Worte der Reuegebets: diese und alle Sünden meines Lebens sind mir leid und reuen mich vom Grunde meines Herzens, weil ich Gott, das höchste, beste Gut, das ich nun über alles liebe, beleidigt habe, denken oder sprechen. Mir war damals das Aussprechen meiner wahren Gefühle schmerzlich und widerlich wie das Erbrechen. Und nun sollte ich von einer Reue und einer Liebe sprechen, die ich weder verstand noch empfand. So waren mir schon die Beichtgebete eine Last, und vor dem Beichten selbst war mir sehr bang, nicht weil ich meine Sünden überschätzte, sondern weil mir die Gefühlsphrasen, womit der Akt verziert war, widerwärtig waren. Nun setzte sich der Lehrer eines Tags zur Einübung des Beichtzeremoniells auf dem Katheder Zurecht und ließ uns zu seiner Rechten und zu seiner Linken einen nach dem andern herantreten. Er selbst markierte den Priester, der Katheder den Beichtstuhl. Er wandte sich zuerst nach rechts und machte mit der Hand das Kreuzzeichen über den zunächststehenden Schüler. Das war ich. Nun mußte ich das Kreuzzeichen auf Stirn und Lippen und Brust wiederholen und dann das Beichtgebet sprechen. Eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/139>, abgerufen am 23.07.2024.