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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr.

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Die Dame mit dein Grden

immer dem sei. ich mußte mich dieses miwillig genug Mit^ehr^ten entledigen
will ich meine Hunde annoch zu den Weckn ^ noch
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seinem Wesen und Schaffen ganz echten Dichters, den wu nicht vergessen
wollen.




Die Dame mit dem Orden
Aus dem Englischen von G. Bergmann
(Fortsetzung)

Hieisan, den 28. August 1901

ärchenland! Das echte wahre Märchenland, von dem wir uns er¬
zählten oben auf dem alten Kirschbaum bei Großmüttern! So ists
hier, Kameradin. Nur noch viel, viel märchenhafter, als wir je
träumten! Ich bin durch kleine Dörfer gekommen, die aussahen,
als ob sie eben aus dem Bilderbuch gefallen wären. Die Straßen
voll von lustigen kleinen Leuten, die lächelnd und sich verbeugend
umherlaufen und einander hübsche Dinge erzählen. Es ist ein Land, wo jedermann
vergnügt zu sein scheint, und wo Höflichkeit das erste Gebot ist.

Gestern reisten wir in Jinrikshas auf die Berge. Der Weg war eng, aber
eben, und mehr als drei Stunden lang marschierten die Männer aufwärts ohne
anzuhalten oder ihre Gangart zu ändern, bis wir um die Mittagszeit rasteten. Ein
japanisches Haus ist nicht viel mehr als ein Dach und eine Menge Bambuspfahle,
aber alles ist wundervoll sauber. Noch ehe wir abgestiegen waren, liefen Männer
und Weiber aus ihren Häusern, verbeugten sich und riefen: Oüazm, on^o! das heißt
Guten Morgen. Sie liefen und holten Kissen herbei, und wir waren froh, uns auf
niedrigen Bänken bequem ausstrecken zu können. Dann brachten sie uns köstlichen
Tee, standen herum und guckten uns zu. Es scheint, daß blondes Haar hier eine
große Seltenheit ist; jedenfalls war ihnen das meine so interessant, daß sie mir
Zeichen machten, ich möchte meinen Hut abnehmen, und dann standen sie eifrig lachend
und schwatzend um uns herum. Miß Lessing meinte, sie wünschten, ich solle meine
Haare aufmachen, aber wagten nicht, die Bitte auszusprechen wegen der schönen
Frisur. Blonde Fluten! Ich wünschte, du hättest es scheu können! Doch du hast
es ja gesehn nach mancher tollen Tennispartie!

Nachdem wir eine Stunde lang geruht, Tee getrunken, uns verbeugt und
gelächelt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg, diesmal in einer Art
Tragstuhl aus Bambus, der von zwei Männern an einer langen Stange auf den
Schultern getragen wurde. Ich habe doch wahrhaftig schon manchen Berg erstiegen,
aber dieser Ausflug übertraf alles, was ich je erlebt. Man kam sich vor wie eine
Riege auf der Glatze eines Mannes. So stiegen wir aufwärts, höher und immer
höher, manchmal durch dichte Wälder, wo die Nacht wohnte, und wieder über
Strecken in blendendem Sonnenlicht.


Die Dame mit dein Grden

immer dem sei. ich mußte mich dieses miwillig genug Mit^ehr^ten entledigen
will ich meine Hunde annoch zu den Weckn ^ noch
ucirren avam und die nicht gar zu um anglich noch allzu cywrcng ,em
ur?. d.mE^ volle^das^
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seinem Wesen und Schaffen ganz echten Dichters, den wu nicht vergessen
wollen.




Die Dame mit dem Orden
Aus dem Englischen von G. Bergmann
(Fortsetzung)

Hieisan, den 28. August 1901

ärchenland! Das echte wahre Märchenland, von dem wir uns er¬
zählten oben auf dem alten Kirschbaum bei Großmüttern! So ists
hier, Kameradin. Nur noch viel, viel märchenhafter, als wir je
träumten! Ich bin durch kleine Dörfer gekommen, die aussahen,
als ob sie eben aus dem Bilderbuch gefallen wären. Die Straßen
voll von lustigen kleinen Leuten, die lächelnd und sich verbeugend
umherlaufen und einander hübsche Dinge erzählen. Es ist ein Land, wo jedermann
vergnügt zu sein scheint, und wo Höflichkeit das erste Gebot ist.

Gestern reisten wir in Jinrikshas auf die Berge. Der Weg war eng, aber
eben, und mehr als drei Stunden lang marschierten die Männer aufwärts ohne
anzuhalten oder ihre Gangart zu ändern, bis wir um die Mittagszeit rasteten. Ein
japanisches Haus ist nicht viel mehr als ein Dach und eine Menge Bambuspfahle,
aber alles ist wundervoll sauber. Noch ehe wir abgestiegen waren, liefen Männer
und Weiber aus ihren Häusern, verbeugten sich und riefen: Oüazm, on^o! das heißt
Guten Morgen. Sie liefen und holten Kissen herbei, und wir waren froh, uns auf
niedrigen Bänken bequem ausstrecken zu können. Dann brachten sie uns köstlichen
Tee, standen herum und guckten uns zu. Es scheint, daß blondes Haar hier eine
große Seltenheit ist; jedenfalls war ihnen das meine so interessant, daß sie mir
Zeichen machten, ich möchte meinen Hut abnehmen, und dann standen sie eifrig lachend
und schwatzend um uns herum. Miß Lessing meinte, sie wünschten, ich solle meine
Haare aufmachen, aber wagten nicht, die Bitte auszusprechen wegen der schönen
Frisur. Blonde Fluten! Ich wünschte, du hättest es scheu können! Doch du hast
es ja gesehn nach mancher tollen Tennispartie!

Nachdem wir eine Stunde lang geruht, Tee getrunken, uns verbeugt und
gelächelt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg, diesmal in einer Art
Tragstuhl aus Bambus, der von zwei Männern an einer langen Stange auf den
Schultern getragen wurde. Ich habe doch wahrhaftig schon manchen Berg erstiegen,
aber dieser Ausflug übertraf alles, was ich je erlebt. Man kam sich vor wie eine
Riege auf der Glatze eines Mannes. So stiegen wir aufwärts, höher und immer
höher, manchmal durch dichte Wälder, wo die Nacht wohnte, und wieder über
Strecken in blendendem Sonnenlicht.


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[0663] Die Dame mit dein Grden immer dem sei. ich mußte mich dieses miwillig genug Mit^ehr^ten entledigen will ich meine Hunde annoch zu den Weckn ^ noch ucirren avam und die nicht gar zu um anglich noch allzu cywrcng ,em ur?. d.mE^ volle^das^ ^in^e^ ^u^ ? !chi^ ^ » ^ i„ seinem Wesen und Schaffen ganz echten Dichters, den wu nicht vergessen wollen. Die Dame mit dem Orden Aus dem Englischen von G. Bergmann (Fortsetzung) Hieisan, den 28. August 1901 ärchenland! Das echte wahre Märchenland, von dem wir uns er¬ zählten oben auf dem alten Kirschbaum bei Großmüttern! So ists hier, Kameradin. Nur noch viel, viel märchenhafter, als wir je träumten! Ich bin durch kleine Dörfer gekommen, die aussahen, als ob sie eben aus dem Bilderbuch gefallen wären. Die Straßen voll von lustigen kleinen Leuten, die lächelnd und sich verbeugend umherlaufen und einander hübsche Dinge erzählen. Es ist ein Land, wo jedermann vergnügt zu sein scheint, und wo Höflichkeit das erste Gebot ist. Gestern reisten wir in Jinrikshas auf die Berge. Der Weg war eng, aber eben, und mehr als drei Stunden lang marschierten die Männer aufwärts ohne anzuhalten oder ihre Gangart zu ändern, bis wir um die Mittagszeit rasteten. Ein japanisches Haus ist nicht viel mehr als ein Dach und eine Menge Bambuspfahle, aber alles ist wundervoll sauber. Noch ehe wir abgestiegen waren, liefen Männer und Weiber aus ihren Häusern, verbeugten sich und riefen: Oüazm, on^o! das heißt Guten Morgen. Sie liefen und holten Kissen herbei, und wir waren froh, uns auf niedrigen Bänken bequem ausstrecken zu können. Dann brachten sie uns köstlichen Tee, standen herum und guckten uns zu. Es scheint, daß blondes Haar hier eine große Seltenheit ist; jedenfalls war ihnen das meine so interessant, daß sie mir Zeichen machten, ich möchte meinen Hut abnehmen, und dann standen sie eifrig lachend und schwatzend um uns herum. Miß Lessing meinte, sie wünschten, ich solle meine Haare aufmachen, aber wagten nicht, die Bitte auszusprechen wegen der schönen Frisur. Blonde Fluten! Ich wünschte, du hättest es scheu können! Doch du hast es ja gesehn nach mancher tollen Tennispartie! Nachdem wir eine Stunde lang geruht, Tee getrunken, uns verbeugt und gelächelt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg, diesmal in einer Art Tragstuhl aus Bambus, der von zwei Männern an einer langen Stange auf den Schultern getragen wurde. Ich habe doch wahrhaftig schon manchen Berg erstiegen, aber dieser Ausflug übertraf alles, was ich je erlebt. Man kam sich vor wie eine Riege auf der Glatze eines Mannes. So stiegen wir aufwärts, höher und immer höher, manchmal durch dichte Wälder, wo die Nacht wohnte, und wieder über Strecken in blendendem Sonnenlicht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_312350/663>, abgerufen am 12.12.2024.